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So macht unsere Erde in ihrem Dauerlauf um die Sonne einen regel­mäßigen Fortschritt von 30450 Meter, die Sonne dagegen einen dito im Weltenraum von 55 000 Meter per Sekunde. Demnach ist die Erd­bewegung 61 mal, die Sonnenbewegung 110 mal schneller als die An­fangsgeschwindigkeit einer Granate und leztere würde um die 128 mil­lionen Meilen lange Bahn, welche die Erde in einem Jare durchmißt, zurückzulegen, bei fortwärender Anfangsgeschwindigkeit 61 Jare ge­brauchen. Ein Kurirzug würde bei einer dauernden Schnelligkeit von 90 Kilom. in der Stunde oder 2160 Kilom. den Tag mehr als 1200 Jare nötig haben, um dieselbe Aufgabe zu lösen. Aber wie verschwin­den die Bewegungsgeschwindigkeiten der Himmelskörper gegen die des Lichts und gar der Elektrizität! So würde die Erde 5 millionen Se­funden oder 58 Tage brauchen, um die 20 millionen Meilen zurückzu­legen, welche sie selbst von der Sonne entfernt ist. Die Sonne brauchte dazu 2 728 000 Sekunden oder 3112 Tage, eine Granate aus schwerem Geschüz 92 Jare, ein Schnellzug, der ununterbrochen mit oben ange gebener Geschwindigkeit fährt, 190 Jare, das Licht hingegen 8 und die Elektrizität nur 513 Minuten. Wollte man die Entfernung der Erde vom Monde vermittels der Eisenbahn zurücklegen, so würde man bei unausgesezter Fahrt 173 Tage, eine Kanonenkugel dagegen nur zehn Tage brauchen. Ein Fußgänger, der jeden Tag 50 Kilom. zurücklegt, legte diese Reise in 7500 Tagen oder ca. 2034 Jaren zurück. Ein Backetdampfer hat eine Fahrgeschwindigkeit von 30, im günstigsten Falle 37 Kilometer per Stunde. Der elektrische Strom legt in einem 4 mm. starken Eisendrat 13000 Meilen, in einem 22 mm. dicken Kupferdrat 24 000 Meilen in der Sekunde zurück, wärend man für die Geschwin­digkeit eines elektrischen Funkens 62 000 Meilen per Sekunde annimt. Abhängig ist die Geschwindigkeit von der Leitungsgüte des betreffenden Drates. Der Schall dringt in der Luft pro Sefunde 332 Meter vor, im Wasser 1494, im Zint 3220, im Kupfer 3685, im Stal 4080 Meter in einer Sekunde. Unterseeische Kabel arbeiten langsamer wie über­seeische; so soll der elektrische Strom 21/ 2-3 Minuten brochen, um das transatlantische Kabel zu passiren. Die Geschwindigkeit eines Orkans steigt bis auf 40 Meter, die eines Sturmes auf 20 und die eines mäßigen Windes auf 3-4 Meter in der Sekunde. Die Brief­taube fliegt 39, der Adler 32 Meter per Sekunde, wärend der Windhund und das englische Rennpferd in derselben Zeit 25 Meter zurücklegen.

ff.

Berthold Auerbach  , der hauptsächlich durch seine Schwarz­ wälder Dorfgeschichten  " zu einer großen, vielleicht nicht ganz verdienten Berühmtheit gelangte Schriftsteller ist am 8. Februar kurz nach der Feier seines sechzigsten Geburtstages in dem Kurort Cannes   im süd­lichen Frankreich   gestorben. Auerbach   wurde zu Nordstetten   im Schwarz­ wald   von jüdischen Eltern geboren, besuchte in Hechingen   die Talmud­schule, wante sich dann in Karlsruhe   auch den klassischen Studien zu, absolvirte in Stuttgart   das Gymnasium und studirte in Tübingen  , München   und Heidelberg   anfänglich die Rechte, später Geschichte und Philosophie. Gleichzeitig gehörte er der Burschenschaft   an, was ihm schließlich eine mehrmonatliche Festungshaft auf dem Hohenasperg   ein­trug. 1836 trat er mit seinem ersten schriftstellerischen Versuch ,,, Das Judentum und die neueste Literatur" vor die Oeffentlichkeit. Bald nachher gab er unter dem Titel Das Ghetto  " eine Reihe von Ro­manen aus dem jüdischen Leben heraus. Die Fortsezung seiner philo­sophischen Studien trug eine Uebersezung der Werke Spinozas und die fritische Lebensgeschichte dieses großen Denkers ein. In Roman und Novelle versuchte er sich mit wechselndem Erfolg, wärend er nacheinan­der in Weimar  , Leipzig  , Breslau  , Wien  , Dresden  , Berlin   und Stutt­ gart   wohnte, zumeist bestrebt, als Volksschriftsteller im besseren Sinne des Wortes zu wirken. Den tagespolitischen Ereignissen und Bestre­bungen der lezten vier Jarzehnte hat er niemals nahegestanden. xz.

Luftschiff nicht nur wie bis jezt bei Windstille oder schwachem Luftzuge, sondern auch bei stärkerem Winde nach menschlichem Wollen fortbewegt und regirt werden kann.

Algemeinwissenschaftliche Auskunft.

XZ.

Brüffel. Treuer Abonnent. Die Negerrepublik Liberia   liegt allerdings im Biefferland, d. h. an der sogenanten Pfefferküste von Oberguinea in Westafrika  ; fie umfaßt ziemlich 25 000 Quadratkilometer und zält 718 000 Einwohner, unter denen sich 18 000 zivilifirte Neger befinden. Hauptstadt ist Monrovia   mit ungefär 3000 Einw. Die Republik   ging aus einer Regerkolonie hervor, welche 1866 von einem in Washington  entstandenen ,, Kolonisationsverein zur Ansiedlung freier Farbigen der Vereinigten Staaten" gegründet wurde. Am 26. Juli 1847 erklärte sich die Kolonie von dem Kolonisations berein unabhängig. Die Verfassung ist der der Vereinigten Staaten   von Nordamerika  nachgebildet und legt wie hier die Executivgewalt in die Hände eines Präsidenten. Acht auf vier Jare gewälte Männer bilden den gefezgebenden Senat, dem der Bizepräsident präsidirt, daneben besteht ein Repräsentantenhaus, bessen 13 Mitglieder auf zwei Jare gewält werden. Sklaverei und Seeräuberei sind in diesem Negerfreistaate streng ver­boten, ein stehendes Heer gibt es nicht, dafür ist jeder Bürger wärend des Alters vom 16. bis 50. Lebensjare zum Kriegsdienst verpflichtet. Weiße können in dieser Republik  das Bürgerrecht nicht erlangen. Den Gedanken, dorthin auszuwandern schlagen Sie Sich lieber aus dem Kopfe.

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Wien  . U. Die meisten Rübenzuderfabriken im deutschen   Zollgebiet befinden sich in der preußischen Provinz Sachsen  , nämlich( im Kampagnejare 1878/79) 137, dann in Schlesien   47, in Anhalt 33, in Braunschweig   29 und in Hannover   27. Bayern  , Würtemberg, Baden haben zusammen nur acht derartige Fabriken. Von den Fabriken der Provinz Sachsen   wurden im genanten Jare 2 140 653 Tonnen grüne Rüben ver arbeitet, in Schlesien   556 333 Tonnen, in Anhalt 443 307, in Braunschweig   384 639, in Hannover   416 296 Tonnen. Der weitaus größte Teil davon wurde von den Fabriken auf eignem Grund und Boden gewonnen.

Ratgeber für Gesundheitspflege.

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Breslau  . Frau Bauline 8. Bei der Wal eines Bruchbandes ist aller bings vielerlei zu berücksichtigen: erstens der Umfang des Beckens rund um den Körper herum gemessen einen Zoll unterhalb der vorderen Ede des Haftknochens; zweitens zur Bestimmung der Länge des Halses der Bruchbandfeder die Entferntung der Bruchpforte von der Stelle, wo sich die Feber um das Becken greifend zu främmen hat; brittens die spezielle Beschaffenheit des Beckens und des Rüdens ob sie nicht vielleicht schief find, ob die hintere Rückwand beleibt oder mager ist, ob seitlich am Becken Fetthügel vor handen sind und deswegen das Bruchband, welches auf solchem Hügel nicht haften würde, zweckmäßig oberhalb oder unterhalb der Hügel angebracht werden muß; viertens die Größe der Bruchpforte und ob er mehr oder minder leicht heraustritt; fünftens die Lebensweise, die Beschäftigung, ob Patient Neigung zu Husten, Hartleibigkeit oder Durchfall hat oder schwanger ist; sechstens ob schon längere Zeit ein Bruchband getragen wurde, siebentens ob insbesondere bei linksseitigem Bruche nicht am besten statt des einfachen ein doppeltes Bruchband zu wälen ist. Sie sehen also, daß der Arzt, von dem Sie uns schreiben, vollkommen recht hatte, als er Ihnen von der selbständigen Wal des Bruchbandes abriet. Wenden Sie sich also ja an einen als sachverständig und gewissenhaft bekanten Arzt, auch auf die Gefar hin, daß derselbe das einmal anges schaffte Bruchband für unbrauchbar oder verbesserungsbedürftig erklären sollte.

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Gotha  . M. B. Die von Ihnen sehr oberflächlich erwähnten Krankheitssymptome Tönnen von Lungenentzündung, Brustwassersucht, Brustmuskelrheumatismus und noch verschiedenen anderen Krankheiten herrüren, Wir sind daher gänzlich außer Stande, Ihnen einen Rat zu geben.

Redaktionskorrespondenz.

Leipzig  . H. C. Die Bestimmung, auf welche der Rechtsanwalt in Ihrer Rechtss streitigkeit Bezug genommen hat, findet sich allerdings nicht da, wo Sie sie überall gesucht haben, sondern in der sächsischen Ausfürungsverordnung zu dem Genossenschaftsgeiez vom 4. Juli 1868 für das Reich und dem sächsischen Gesez bie juristischen Personen betreffend vom 15. Juni 1868, und zwar im§ 25 dieser Ausfürungsverordnung, der da lautet: Wird eine Prokura, die Bestellung eines Liquidators, welcher nicht zu den bisherigen Gesellschaftern gehört( Art. 133 des Handelsgejezbuch), oder die Bestellung von Mits gliedern des Vorstandes einer Aktiengesellschaft von Bersonen, welche hierzu berechtigt find, widerrufen, oder ein Liquidator, welcher nicht zu den bisherigen Gesellschaftern gehört, durch den Richter abberufen( Art. 134 des Handelsgesezbuches), so ist ein gegen Eintragung dieses Widerrufs oder dieser Abberufung in das Handelsregister erhobener Widerspruch auch dann nicht zu beachten, wenn derselbe mit einem Rechtsmittel vers bunden wird. Es ist jedoch auf das etwa eingewendete Rechtsmittel längstens binnen acht Tagen Bericht zu erstatten. Durch die Bestimmungen dieses Paragraphen werden etwaige Entschädigungsansprüche aus bestehenden Verträgen nicht berürt."

Frankfurt   a. M. Fräulein A. T. Ihr Verdacht, daß der Herr, welcher Ihnen die schönen und zu diesem Zwecke sehr passenden Verse auf die erste Seite Ihres ,, Erinnerungsbuches" geschrieben hat, soviel Boesie nicht aus sich selbst geschöpft hat, ift nur zu berechtigt. Dieselben sind ein in verschiednen Buntten nur etwas verschlechterter Abklatsch folgender zwei ,, In ein Album" überschriebener Strophen von Adolf Böttger  : In zarten Seelen liegt ein Sehnen, Bergangne Zeiten frisch und jung In ferne Zukunft auszudehnen Durch Zeichen der Erinnerung,

Ein dürres Blatt, ein Stein der Duelle, Moos von Ruinen, Lock' und Band Ruft neu empor die Zeit und Stelle, Wo man entzückt es brach und fand. So mag auch für die künftigen Zeiten Dies Buch voll Züge deter Hand Zurüderinnernd dich geleiten Zur Stunde, die sich dir entwant: Daß du dich bei den eignen Sprüchen Ja Tage, wo du jene schriebst, Wie in ein Beet von Wolgerüchen Erinnernd zu versenken liebst.

Das Problem, lenkbare Luftschiffe herzustellen, ist einer Nach­richt aus Berlin   zufolge im Stadium der Lösung angelangt. Am 9. Februar fürten der Oberförster Baumgarten und der Buchhändler Dr. Wölfert aus Leipzig   in der charlottenburger Flora ihren lenkbaren Ballon vor im Beisein des Dezernenten für das Ballonwesen im preußischen Kriegsministerium General Schulz und anderer General­stabsoffiziere, neben denen Ingenieure, Techniker, Mitglieder des deutschen  Vereins zur Förderung der Luftschiffart und andre Eingeladne an wesend waren. Das überraschend günstige Resultat faßte General Schulz in die Aeußerung zusammen, das baumgarten- wölfertsche Luft­schiff scheine das Problem der Lenkbarkeit von Fortbewegungsapparaten in der Luft im Prinzip gelöst zu haben. Sache weiterer Studien und Experimente, insbesondere der Herstellung arbeitskräftiger und leichttrans­portabler maschineller Vorrichtungen wird nun sein, die bislang viel­fach für unmöglich gehaltene Erfindung so zu vervollkommnen, daß das Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts.)- Die Fliederzweige. Eine einfache Geschichte von C. Dreßler. ( Forts.) Die Urkunden des Menschengeschlechtes. Von Paul Schäfer.- Allerhand russisches. Das Reichsgesundheitsamt und die Wissen schaft der Zukunft. Von Bruno Geiser.( Forts.) Frucht und Saat. Ave Caesar, morituri te salutant!( Mit Jllustration.) liner Landpartie aus dem vorigen Jarhundert.( Mit Jllustration.)- Leguan, einen Fluß überschreitend.( Mit Jllustration.) Winkeln der Zeitliteratur: Verschiedene Geschwindigkeiten. Berthold Auerbach  . Das Problem, lenkbare Luftschiffe herzustellen. wissenschaftliche Auskunft. Ratgeber für Gesundheitspflege. Redaktionskorrespondenz.

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Nemen Sie dem Herrn Abschreiber übrigens nicht weiter übel, liebes Fräulein, daß er sich gegen den Schein ein bedeutender Dichter zu sein, in diesem Falle nicht zur Behr gesezt hat, bedenken Sie, daß Sie die Bekantschaft mit Böttgers tiefsinniger Boefie ja doch jenem Herrn verdanken.

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Eine ber

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Aus allen

Allgemein

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Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart.  ( Neue Weinsteige 23.) Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  . Druck und Verlag von J. H. W. Diez in Stuttgart  .