Zeigt sich diese Anordnung an vielen dicht beisammenstehenden einander ähnlichen Federwolken, so erhalten wir die Feder Schichtwolke ( cirrostratus), welche zu den seltneren Erscheinungen gehört.
Eine ziemlich oft vorkommende Wolfenform, welche der die Dinge mit dem Gemüt anschauende und benennende Naturfreund besonders liebt, ist die Feder- Haufenwolfe( cirrocumulus), welche das Volk so bezeichnend Schäfchenwolfen genant hat. Ein Cirrocumulus besteht aus einer Menge meist sehr kleiner, bald sehr dichter, bald durchsichtiger und lockerer Haufenwolfen, welche fast immer regelmäßig reihenweise, seltner unregelmäßig heerdenweise zusammengruppirt sind.
Bulezt haben wir noch eine siebente Wolfenform zn unterscheiden, gewissermaßen die praktische Nuzanwendung der Himmelsdekoration, welche die vorhergehenden sechs Formen bilden, für das organische Leben: die Regenwolte( nimbus). Wenn die dichte Haufenwolfe ihr woltätiges Naß nicht mehr festzuhalten vermag, indem die mikroskopisch kleinen Wasserbläschen zusammenfließen zu immer größeren Tröpfchen und Tropfen, so senkt sich die immer dunkler werdende Wolfe nach unten nieder, schickt gewissermaßen ein breites Fußgestell erdwärts, und aus der Ferne sehen wir dann genau durch eine meist etwas schräg gerichtete geradlinige Schärfung, daß der Regen aus ihr sich entladet. Stand die Wolfe unserem Scheitelpunkte nahe, so sehen wir sie namentlich bei einem Gewitter, oft mit überraschender Schnellig keit an Größe zunemeu, bis sie, schnell vollends in unsern Scheitel punft getrieben, den ganzen Himmel zu bedecken scheint und unsere nächste Umgebung mit Regen überschüttet. Wir sagten scheint, denn aus der Ferne gesehen würde unsere Wolke vielleicht nur einen kleinen Teil des Gesichtskreises einnemen. Sie ist uns das, was der aufgespante Regenschirm für uns ist, der auch wegen seiner Tiefe unmittelbar über unserem Haupte uns den ganzen Himmel verdeckt.
Das schnelle Größerwerden der Regenwolken, namentlich der Gewitterwolfen, ist in vielen Fällen vielleicht blos ein hastiges Näherkommen, meist aber wol ein wirkliches Zunemen der Dampfmenge in der Wolke durch Zufürung von neuem Dampf oder durch stärkere Verdichtung des bereits vorhandenen in Folge von Einströmen kälterer Luft.
So haben wir denn am Wolkenhimmel, unbeschadet unserer Freude an seinen ewig neuen Dekorationen, dennoch eine gewisse immer wiederkehrende Gesezmäßigkeit und Festigkeit seiner Gestaltungen fennen gelernt. Wir ahnen nun, und auch die Ahnung eines gefezlichen Naturwaltens ist ein Gewinn, daß dort oben im einfachen Himmelsblau formbedingende Einflüsse herschen, welche der Wissenschaft zum Teil noch Rätsel sind. Denten wir daran, daß die Wolfe nichts weiter als Wasserdampf, verdichtetes Wassergas ist, und daß der Grad der Verdichtung auf Wärme verschiedenheiten, welche Luftströmungen bedingen und auf elektrischen Zuständen berut so müssen wir staunen über die aufso müssen wir staunen über die auf fallende örtliche Umgrenzung( Lokalisirung) dieser Vorgänge auf verhältnismäßig kleine Räume der Atmosphäre. Jede abgeschlossene Wolke ist der Siz, ist die Werkstatt für jenes von uns erst zum Teil erkante Walten, dessen Erzeugnis die Wolke ist.
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Nöllner macht darauf aufmerksam, daß bei der zunemenden Wolfe die Kugelform, bei der sich auflösenden die Hadenform vorherscht, wie man das an den Dampfwolken der Lokomotiven deutlich sehen kann. Der kundige Beobachter vermag oft einer unentschiedenen Wolkenform anzusehen, ob es eine mit der Ausbildung noch nicht fertige oder eine in der Auflösung begriffene sei, obgleich für beide Fälle das Aussehen der Wolken oft ganz das nämliche ist. Der Spaziergänger übersieht oft die drohende Bedeutung kleiner Haufenwölkchen, welche sich harmlos über dem
Frucht und Saat.
Das höchste Weisen ist ein Gesamtwesen, die Menschheit, die nie stirbt, sondern in ihrer Einheit sich unaufhörlich entwickelt, indem einem jeden ihrer Glieder die Kraft seiner eigenen Tätigkeit nach dem Maße seiner Empfäng
lie von
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in sich aufnimmt und ihm dafür
lichkeit
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die Früchte der Tätigkeit aller mitteilt: ein Körper, dessen der nach den unabänder
Wachstum keine bestimbare Grenze hat,-
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lichen Gesezen einer Erhaltung und Entfaltung
Leben zuteilt den
verschiedenen Organen, welche ihn beständig erneuern, indem sie selbst
sich beständig erneuern.
Joh. Jakoby.
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fernen Gesichtskreise zu bilden beginnen, aber schnell zu Gewitterwolken angeschwollen sind und den Sorglosen ereilen, noch ehe er die nicht ferne Wohnung erlangen fonte.
Oft aber auch ist es umgekehrt. Der Juli dörrt den berstenden Boden aus und trinkt mit lechzender Zunge alle Gräben und Sümpfe bis auf den lezten Tropfen leer. Der Landmann sieht um die Mittagsstunde täglich mit flehendem Blicke zu den sich bildenden Wolken empor, daß sie doch das entfürte Naß zurückgeben möchten der schmachtenden Erde. Seine Hoffnung wächst, denn die sich ballenden Haufenwolfen rücken näher aneinander und verheißen ein Gewitter. Aber es war nur neckender Hohn. In ihrer blendenden Schöne brüsten sich die Eitlen bis in die späten Nachmittagsstunden. Da aber geht eine nach der anderen wieder heim in das Nichts der Unsichtbarkeit, und Abends ist der Himmel blau und leer, und die glühende Abendsonne kann sich in keiner Wolfe spiegeln. sich in keiner Wolfe spiegeln. So kehrt es oft lange Zeit täglich wieder, und der Mensch beugt sich bangenden Herzens vor dem Gesez der Natur, auf welches seine Bitte, seine Not keinen Einfluß hat. Der Rohe kann sich bis zu fragenhaften Wutausbrüchen vergessen. Nur wenigen sind solche Tage eine Mahnung, daß denn doch selbst die Witterung nicht so ganz frei von dem Einfluß des menschlichen Tuns ist, wie die große Menge glaubt und damit eine große Tat der Selbsterkertuis ihrer Ohnmacht zu tun meint. Diese Wenigen, wenn sie sich von notreifen Getreidefluren und versengten Kleefeldern umgeben sehen, denken, sie zagen nicht blos sie denken an den Wald; sie erinnern sich, daß über ihm auf seinem Gebirgssize die Wolke sich so gern niederläßt und in schneller Wiedergeburt seinem Schoße wieder entsteigt, wenn sie eben erst über seinen Wipfeln in Regen sich aufgelöst hatte.
Der Gedanke an den Wald fürt uns zur Landschaft zurück, als deren oft nur zu wichtige Hälfte wir vorhin die Wolken begreifen lernten. Selten sieht man in eines jungen Malers Studienmappe Wolkenstudien, und wenn es dann zum Himmelmalen komt, so ist oft der große oder der geringe Umfang des Himmelteils der Landschaft der alleinige Grund, ob Wolken darauf kommen sollen oder nicht. Und doch ist gerade der Wolkenhimmel, den man ja nie one eine Landschaft darunter sieht, eine so wichtige Bildungsschule für den Geschmack und für das feine Kunsturteil. Es scheint etwas für die Landschaftsmalerei eine gefärliche Klippe zu sein, was als eine Erleichterung gelten könte: die schrankenlos scheinende Ungebundenheit der Wolkengestaltung. Abgesehen davon, daß wir( was freilich keinem Malerlehrling etwas unbetantes ist) gesehen haben, daß dem doch nicht so ist, so liegt ge= rade in dieser Freiheit der Gestaltung eine um so größere Aufforderung, darin das ästetisch Schöne, das zu dem gegebenen Bilde im Einklang Stehende herauszufinden. Das scheint von manchen übersehen zu werden oder ihnen leicht zu sein. Ich hebe zum Schlusse noch hervor, daß man nicht selten Bilder sieht, welche unten eine formenreiche, von Felsen und Baumgruppen erfüllte Landschaft und darüber einen ebenso formenreichen Wolkenhimmel haben, wo dann das Auge nirgends Ruhe findet. Nicht minder groß wie dieser ist der Fehler derjenigen Bilder, wo die ebene, an Abwechslung arme Landschaft von einem bunt= gestaltig bewölkten Himmel vollends ganz totgeschlagen wird, wärend ein ganz wolkenloser Himmel eine solche Landschaft doch ebenso wenig zu heben vermögen würde.
Vom Himmel herab, vom schönen Wolkenhimmel, holt Euch die Palme des Ruhmes, Ihr Landschaftsmaler! Und wir andern, die wir Maler one Pinsel und Farbe, die wir blos fülende Menschenkinder sind, kehren wir oft zu diesem Himmel zurück, er wird uns und will uns stets eine Anelle und Aufforderung zur Bildung unseres Geschmackes sein.
Jeglichen Schwärmer schlagt mir an's Kreuz im 30. Jare Kennt er nur einmal die Welt wird der Betrogne zum Schelm. Goethe.
Wer Großes will muß sich zusammenraffen; In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Und das Gesz nur kann uns Freiheit geben. Goethe.
Ultimatum.
Und so sag ich zum leztenmale
Natur hat weder Kern
Noch Schale;
Du prüfe dich nur allermeist
Ob du Kern oder Schale seist!
Goethe.