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Spanier mit einem: mögest Du lange Jare leben, dem Freunde die Hand drückt. Bekant ist das arabisch- hebräische: salem( Friede), welches im slavischen: mir, was gleich alls Frieden bedeutet, sein Seitenstück findet. Das deutsche : gehab dich wol! finden wir in entlegenen Teilen Rußlands in dem: Zdrawstwo( seid wol) wieder, wärend das deutsche: guten Morgen! bei den Türken in dem Gruße: möge Dein Morgen gut sein, wiederkehrt. Der Gruß der Aegypter: schwizet Ihr viel? zeigt auf das Klima des Landes hin, und der Perser, der den Freund durch ein: möge Dein Schatten sich nie verringern! begrüßt, deutet dadurch an, daß es ihm als großes Unglück erscheinen würde, wenn sein Körper sich verringere. Karakteristisch ist auch der Gruß der Chinesen: habt Ihr Euren Reis gegessen? wodurch auch dem Nichtkundigen klar wird, welch wichtige Rolle der Reis auf der Insel des Bewohners des Reichs der Mitte spielt. Daß die Chinesen überhaupt Respekt vor der wichtigen Rolle haben, die die Speisen und was damit zusammenhängt im Leben spielen, zeigt ein weiterer Gruß, der bei ihnen im Gebrauch steht und der da lautet: Seid Ihr mit Eurem Magen zufrieden? Unzälig sind die besonderen Begrüßungen unter Körperschaften, Gewerben u dergl. Wir erinnern 1 ur an das: Glück auf! der Bergleute und an das weniger sinnvolle: Gut Heil! der Turner. Jm allgemeinen sinken im gewönlichen Gebrauche alle Grüße zu leerem Gerede hinab, bei welchem sich weder Schl. der Grüßende noch der Begrüßte irgend etwas denkt.
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Freien und Hochzeit bei den Wotjäken. Unter Ländlich- sittlich brachten wir in Nr. 22 über verschiedene seltsame Gebräuche der Wotjäfen einige Mitteilungen. Heute sind wir in der Lage, über diesen Volksstamm noch einige Notizen zum besten zu geben, welchen wiederum eine längere Abhandlung des Dr. M. Buch im Auslande" zugrunde liegt. Die Moral, welche bei diesem von Geburt an schon an eine ganz besondere Abhärtung gewöhnten Völkchen in geschlechtlicher Beziehung herrscht, ist nun von der unsern gerade so verschieden wie die Behandlung der Säuglinge dort von der bei uns. Mädchen und Bursch verkehren durchaus zwanglos, und es ist sogar schimpflich für ein Mädchen, von keinem Burschen aufgesucht zu werden. Liebt der Bauer ein Mädchen nicht, liebt auch Gott es nicht", lautet dort ein Sprüchwort, welches dieses Verhältnis am besten farakterisirt. Ehrenvoll ist es daher auch für ein Mädchen, Kinder zu haben, sie bekomt in diesem Falle eher einen reichen Mann und ihr Vater einen höh ren Kaufichiling. Kinderlosigkeit gilt überhaupt als Schimpf, und es soll vorgekommen sein, daß ein Mann seine Frau verstieß, weil sie ihm keine Kinder geboren. Das verheiratete Weib ist aber dem Manne sehr treu, wie sie auch als fleißige und tüchtige Hausfrau geschildert wird. Da das edlere und höhere Gefül der Liebe den Wotjäkenfrauen fremd ist, so mag für sie auch kein Grund vorhanden sein, die Treue zu brechen. Nach der Logik, die bei diesen Menschen herrscht, widerspricht die Sitte, einem besonders werten East die Fau zu allen möglichen Dienstleistungen zu überlassen, der ehelichen Treue durchaus nicht, ja man soll es segar demjenigen stark übelnemen, der die Hingebung der Frau oder Tochter des gastlichen Hauses zurückweist. Vor dem 20. oder 23. Jare tritt kein Mädchen in die Ehe, wärend die Männer nicht nach dem 20. Jare heiraten, meist aber schon mit dem 18. Es ist sogar schon vorgekommen, daß von so einem Pare der Bräutigam 13, die Braut 26 Jare alt war. Die Eltern des Bräutigams zalen den Eltern der Braut einen Kaufschilling, der meist 30-60 Rubel, unter Umständen auch mehr oder weniger, beträgt. Die Braut, die immer aus einem andern Dorfe geholt wird, bekomt als Entgelt eine Aussteuer von gleichem Werte. Die Einleitung zum Freien ist ebenso originell. Der Bursch, welcher ein ihm passendes Mädchen gefunden, geht abends in ihr Haus und bietet ihr mit den Worten:„ Wir bringen Tabak zum schnupfen" eine Prise Schnupftabak an, der sonst selten gebraucht wird. Nimt sie die Prise an, so reicht er die Dose auch den andern Familiengliedern, plaudert einige Worte und geht fort, um an den nächsten beiden Abenden diese originelle Brautwerbung zu wiederholen. Erst dann komt der Vater oder Brautwerber des Burschen, um wegen des Kaufschillings zu unterhandeln. Die Braut geht, nachdem man sich geeinigt, sojort ins Haus des Bräutigams und bleibt dort eine zeitlang. Ihr Vater nebst Verwanten komt gleichfalls auf eine Woche, doch darf sich der provisorische junge Ehemann vor dem ersteren nicht sehen lassen oder, wenn dies dennoch geschiet, nicht merken lassen, daß er ihn kent. Die Hochzeit dauert eine ganze Woche und das ganze Dorf nimt an den Schmausereien Anteil. Danach kehrt die Braut wieder in Mädchenfleidern ins Elternhaus zurück, von wo sie dann vom Brautwerber und
den Verwanten des Bräutigams abgeholt wird, die dann auch den Kaufschilling bezalen. Auf festlich geschmücktem Gespann mit Schellen get.ingel rückt der Hochzeitszug ein und dann beginnen die nunmehr drei Tage dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten von neuem. Die Feierlichteiten selbst bestehen in langweiligen sich wiederholenden Zeremonien, Schnapstrinken, Tabakrauchen, Schwizen, programmäßigem Heulen seitens der ganzen Hochzeitsgesellschaft u. s. f., und daß am Schluß die ganze Gesellschaft start bezecht ist, ist klar. Die Trauung der getauften Wotjäfen seitens des Popen findet erst später, unter Umständen auch sogar erst nach Monaten statt.
Für Haus und Sof.
nrt.
Eine sehr nüzliche Küchengartenvflanze ist die viel zu wenig beachtete Pastinate. Ihre Brauchbarkeit ist eine sehr mannigfaltige. Die Wurzel ist. süß und verleiht der Suppe einen angenem gewürzhaften Geschmack. So wie die gelben Rüben als Gemüse bereitet, ist sie ebenfalls gesund und wolschmeckend. Außerdem kann die Bastinake zur Bereitung eines guten Brantweins und mit etwas Hopfen versezt selbst zur Herstellung eines vortrefflichen weinartigen Getränkes verwendet werden. Auch wenn man die Wurzeln fein zerschneidet und zerquetscht, dann mit Wasser übergießt und Zucker sowie eine Kleinigzeit Weinsäure zusezt, erhält man ein dem Traubenweine ähnliches, mundendes Getränk. Der Landwirt kann Blätter und Wurzeln der Bastinate sowol als vorzügliches Mastfutter, wie als gutes Milchfutter nüzen.
Echuhwerk kann man wasserdicht machen und konserviren, wenn man 5 Gewichtsteile Harz , 125 gelbes Wachs, 125 Hammelfett und 500 Gewichtsteile Mohnöl über einem Kolenfeuer schmilzt( um das Anbrennen zu vermeiden), sie dann gut untereinanderrürt und mit einer Bürste noch warm auf Oberleder und Sole aufträgt.
Stärke wird vorzüglich glänzend und steif gemacht, wenn man beim Bügeln ein wenig Borax und Stea.in zusezt.
Ratgeber für Gesundheitspflege.
Hannover . N. N. Daß Ihr vier Jare alter Kehlkopf- und Rachenkatarrh nicht leicht zu heben ist, läßt sich begreifen. Aber warum haben Sie ihn io alt werden lassen und befinden Sich erst seit 84 Jaren in der Behandlung eines Epezialarztee? Die Aezungen und Inhalationen, vermutlich warme Wasserdämpie mit Tannin oder Ovium, mit denen der Arzt gegen Ihr Leiden zu Felde siebt, entsprechen dem gegenwärtigen Etande der Heilkunde, bieten aber nur dann möglichst fiare Aussicht auf Erfo g, wenn Sie beständig Tag und Nacht in gesunder und zwar reiner und warm r, besondere feuchtwarmer Luft atmen, auf der Straße sich gewönen nur durch die Nase zu atmen und bei rauter Luft ein Tuch vor den Mund zu halten die früher und von mauchen Aerzten auch heute noch viel empfolenn,.Respiratoren" find lieker zu vermeiden, wenn Sie ferner Ihr St mmorgan durch Singen und lautes Sprechen nicht annrengen, endlich nur reizlose, am benen weiche und schleim ge Speisen genießen und Gewürze, sowie Epirituosen urb talte Getränke völlig beiseite lassen. Erlauben Ihnen Ihre Wittel durchaus nicht, in ärstlicher Behandlung zu bleiben, so verzichten Sie auf die Aezungen ganz und beschränken Sich auf Juhaltionen reiner Wasserdämpfe mit Kochsalz, die man kostenlos in jeber Häuslichkeit haben fann; im übrigen beachten Sie genau alle die oben angegebenen Vorsichts- und Echonungsmaßregeln,
Speyer . A. Bre. Das Höllenstein aenante salpetersaure Silberoxyd, gewonnen aus in Calp tersäure gelöstem fupferhaltigen Silber wird nur zu oberflächlichen Arzungen bei Gesd würen, Bißwunden, War en 2c. verwendet. Die durch Berürung der ingers haut mit Höllenstein entstehenden schwarzen Flecen entfernt man am schnellsten mit Jod Lösung.
Gelenan. Strumpfwirker 2. M. Da Sie Ursache haben, mit dem Gelde sparsam umzugehen, so taufen Sie feines von den beiden büchern, deretwegen Sie anfragen, sondern ,, tas Buch für Gesunde und Kranke", von Dr. J. Bürli, welches zu Bern im Berlage von Heuberger erschienen ist. Es tostet nur vier Mark und wird für The 8wide gen gen. Daß übrigens gar kein Buch in schnere Krankheitsfällen einen gewissenhaften und vorurteilelosen, auf der Höhe der Wissenschaft stehenden Arzt cr= fezen kann, werden Eie wol auch meinen.
Redaktionskorrespondenz.
Grimma . H. S. Derartige physikalische Apparate können Sie bequem und verh Itnismäßig billig aus Leipzig von Ernst Heitmanns Lebrmittelhandlung be ziehen. Ein Arparat zur Erklärung der Hebel kostet 6 bis 8 Mark, dagegen freilich ein Apparat zur Demonstration der Hebelgejeze 27 Mart, ein Apparat zur Lehre vom Keil 12 Mart, ein Flaschenzug mit 4 Rollen 5 Mart 50 Pf., ein Apparat zum Wegen der Luft 9 Mart u. 1. w. Sie urteilen sehr riatig, wenn Sie meinen, daß soiche Apparate als Spielzeug und Beschäftigungsmittel für die heranwachsende Jugend vors trefflich zu gebrauchen sind. Nur wäre zu wünschen, daß dieselben doch noch ganz er beblich wolfeiler zum Verkauf gebraucht würden, damit sie für recht weite Volksireise zugänglich würden und so einen großen Teil unsrer jungen Welt spielend mit ben Grundlagen unsrer Naturwissenschaften vertraut machen fönten.
Netschtau. St. Eie baben recht. Indes ist solch ein Druckfebler nicht gefärlich, da jeder verständige und halbwegs unterrichtete Leser keinen Augenblid zweifeln fann, daß an der betreffenden Stille auf S. 161 der. W. v. d. J. nur die Franzosen von 1789 gemeint sein tönnen und nicht die von 1879
Mit dieser Nummer schließt das II. Quartal des 7. Jargangs der ,, Neuen Welt". Die geehrten Abonnenten werden ersucht, die Bestellungen auf das III. Quartal ungesäumt aufzugeben, damit keine Unterbrechung in der Zustellung des Blattes eintritt. Die Expedition der Neuen Welt".
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Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Fortsezung statt Schluß.) Die Urkunden des Menschengeschlechtes. Von Paul Schäfer.( Schluß.) Die Fliederzweige. Eine einfache Geschichte von C. Dreßler.( Schluß.)- Aus dem Bereiche der Wolfen. Naturwissenschaftliche Betrachtung. Von D. Gronen. Frucht und Saat. Zu Goethes fünfzigjärigem Todestage.( Mit Jllustration.) Diner à part. Mit Illustration.) Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Die Anteilname mancher Dichter an den Geschöpfen ihrer Phantasie. Gemälde- Preise. Wallenstein's Prachtliebe und Verschwendung. Chinesische Besonderheiten. Begrüßungen.- Freien und Hochzeit bei den Wotjäken. Für Haus und Hof: Eine sehr nüzliche Küchengartenpflanze. Schuhwerk kann man wasserdicht machen und konserviren. Stärke wird vorzüglich glänzend und steif gemacht. Ratgeber für Gesundheitspflege. Redaktionsforrespondenz.
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