italienischer Gelehrter, Alexander Volta in Pavia , mit einer Er­flärung des sonderbaren Phänomens hervortrat, die nicht allein die allzu überschwänglichen Hoffnungen auf eine Erregung und Stärkung der Lebenskraft vernichtete, sondern auch den Entdecker­ruhm Galvanis sehr in Frage stellte- wenigstens für die da, malige Zeit.

Volta behauptete nämlich, daß die angebliche Entdeckung einer bisher uns unbekanten Naturkraft durch Galvani weiter nichts sci, als eine bloße Selbsttäuschung des lezteren. Die von ihm beobachteten Erscheinungen hätten nämlich ihren Grund in der schon seit den ältesten Zeiten bekanten Elektrizität, nur daß die­selben nicht, wie gewöhnlich, durch Reibung, sondern durch Be­rürung erzeugt sei. Ueberall, wo zwei verschiedene Stoffe sich berüren, behauptete Volta , entsteht Elektrizität. Eine so nüchterne Erklärung, die allen bisher gesponnenen Phantasien den Boden raubte, rief selbstverständlich einen heftigen Kampf in der Ge­lehrtenwelt hervor, und mehr als eine Lanze wurde gebrochen zur Unterstützung der Galvanischen Hypotese. Das ging so fort, bis endlich Volta jeden Zweifel dadurch überwand, daß er seine be­rühmte, nach ihm benannte Säule konstruirte und seine hierauf gegründete Teorie der königlichen Societät zur Beförderung der Wissenschaften in London zur Entscheidung vorlegte. Hiermit war der Sieg Voltas entschieden, und Galvani verfiel leider dem Lose, das noch stets den Entdecker erwartete, dessen Verdienste man nicht anerkante. Politische Wandelungen, denen sich der starre Sinn des Mannes zu fügen verschmähte, zogen ihm den Ver­lust seines Amtes zu; Armut und Trübsinn rieben seinen sonst so spannkräftigen Geist auf, und er starb schon 1798 als menschen­scheuer, fummerbeladener Greis. Den vollständigen Sieg seines wissenschaftlichen Gegners erleben zu müssen, ersparte ihm das Schicksal.

Worin liegt denn nun aber eigentlich das Wesen der Voltaschen Säule? Wir werden dies erkennen, wenn wir dem Physiker bei der Anfertigung einer solchen zusehen. Zu diesem Zwecke bedarf er einer Anzahl mäßig großer Metallplatten, die aber mit einander abwechseln und daher von verschiedenem Metall sein müssen. Ge­wöhnlich wählt man Platten aus Kupfer und Zink. Legt man auf eine Kupferplatte eine dazu passende Zinkplatte, so erhält man ein Plattenpaar. Der Physiker baut nun die Säule in der Art auf, daß er zuerst ein Plattenpaar hinlegt, die Kupferplatte nach unten, und dann über dasselbe noch eine Platte aus Fließpapier oder Tuch bringt, das aber vor dem Gebrauche längere Zeit in ciner starken Salzlösung gelegen haben muß. Dann folgt aber mals ein Plattenpaar in der angenommenen Reihenfolge, hierauf wieder die Papier - oder Tuchplatte, und so sezt sichs fort, bis er die Säule zu der gewünschten Höhe aufgebaut hat. Ein Platten paar macht den Abschluß und endet natürlich mit der Zinkplatte. Hiermit ist aber die Säule noch nicht fertig. Der Physiker, dessen Arbeit wir bisher beobachtet haben, lötet nun noch an die Kupfer­platte, die den Anfang der Säule bildet, einen Drat und ebenso an die Zinkplatte, welche die Säule schließt. Hiermit ist der gewünschte Apparat zur Erregung der Elektrizität her gestellt.

Besehen wir indes die angefertigte Säule so lange und so aufmerksam, als wir wollen, so werden wir doch nirgends eine Spur von Elektrizität warnehmen, wenn sich nicht der Physiker unserer annimmt und uns dieselbe zu fühlen gibt. Nemen Sie diesen Drat in die Hand-so!" Wir gehorchen schweigend, one etwas zu fühlen oder zu sehen, und bereits fängt ein ungläubiges Lächeln an, uns um die Mundwinkeln zu spielen. Jezt fassen sie den zweiten Drat mit der andern Hand!" ermahnt der freund­liche Mann.... Der gewaltige Schlag, der unsern Körper mit Blizesschnelle durchzuckt, verwandelt das Lächeln alsbald in eine Geberde, die eine schnell vorübergehende Erschütterung anzeigt. Wollten wir, erschreckt von der unerwarteten, gewaltigen Wirkung der Säule, die Dräte fahren lassen, so würde uns dies einen Schlag von gleicher Stärke zuziehen. Behalten wir sie jedoch mannhaft in der Hand, so fühlen wir nicht das Geringste mehr von der Einwirkung der Elektrizität. Aber selbst wenn wir die Geduld hätten, stundenlang die Dräte zu halten, so würde uns

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dies doch keineswegs den Biß in den sauren Apfel ersparen. Der Schlag, den wir für das Loslassen in petto haben, ist uns sicher.

Angesichts dieser Erscheinung drängt sich uns die Frage auf: Worin liegt der Grund dieser gewaltigen Kraftentwickelung? Die meisten unserer freundlichen Leser kennen den eigentümlichen Apparat, den man Elektrisirmaschine nennt, und mancher von ihnen hat mit Lächeln den warhaft ergözlichen Schwindeleien zugesehen, zu denen sie in den Händen verschlagener Gaukler auf Jarmärkten dienen muß. Bei der Elektrisirmaschine, wie bei der Voltaischen Säule derselbe erschütternde Schlag, und daher ist auch die Ver­mutung berechtigt, daß die Wirksamkeit der beiden Apparate auf gleichem Grunde beruhen muß. Diese Vermutung ist, wie wir schon andeuteten, eine zutreffende. Nur müssen wir auf den eigen­tümlichen Unterschied zwischen den beiden Elektrizitäten aufmerk­sam machen, der inbezug auf Erzeugung derselben zutage tritt. Jeder weiß, daß die elektrische Ladung der Elektrisirmaschine durch vorhergegangene Reibung zweier ungleichartiger Körper( in der Regel einer Glasscheibe und zweier mit Metallmasse zu­bereiteten Kissen) bewirkt wird, ebenso, wie man durch Reibung einer Siegellackstange mit einem wollenen Lappen die elektrische Kraft der ersten weckt. Von einer Reibung ist nun bei der Volta­schen Säule nichts zu bemerken, und schon Volta sprach es be­stimmt aus, daß man die Elektrizität seiner Säule lediglich als durch Berürung entstanden sich zu denken habe. In den Kupfer­und Zinkplatten haben wir nun die gleichartigen Körper, deren innige Berürung als Elektrizitätsquelle angesehen werden muß.

Bis auf diesen Punkt stimmen die Naturforscher in ihren An­sichten überein; sie gehen aber in ihren Meinungen sehr aus­einander, wenn man sie fragt, wie denn nun in den Platten durch Berürung die elektrische Kraft erzeugt werde. Die meisten sind der Ansicht, daß sowol in der Kupfer- als in der Zinkplatte von Natur Elektrizität vorhanden sei, und sogar zwei Arten der­selben solche, die auf kleine Körperchen, welche in den Bereich ihrer Wirkung kommen, abstoßend wirkt und solche, die diese Körper anzieht. Aber gerade das Vorhandensein beider Elektrizitäten sei schuld, daß keine derselben zur Wirkung komme. Man denkt sich die Sache etwa in folgender Weise: Zwei gleichstarke Männer würden, wenn sie ihre Kraftäußerungen auf einen außer ihnen liegenden Gegenstand richteten, einen höchst bedeutenden Effekt hervorbringen. Anders aber, wenn sie ihre Kraft gegen sich selbst in Anwendung brächten wenn sie miteinander rängen. In diesem Falle würde ihre Kraft für alle Gegenstände außer ihnen vollständig wirkungslos sein. Dasselbe ist nach den Vorstellungen der Naturforscher der Fall mit den beiden Elektrizitäten in den Platten. Sie wirken gegeneinander, und da keine ein leber­gewicht über die andere erlangt, so heben sich ihre Wirkungen auf und erscheinen als vollständig gebunden wie man sagt.

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Wie nun die Entbindung dieser bisher gebundenen Elektrizität durch die Berürung der Platten bewirkt wird, das ist, wie wir schon anführten, eine Frage, die man füglich als eine ungelöste betrachten muß und hinsichtlich deren wir die Leser auch mit Aus­führung der aufgestellten Hypotesen nicht langweilen wollen. Doch müssen wir ihre Aufmerksamkeit noch auf die mit Salzwasser ge­tränkten Tuch oder Papierplatten richten, da diese bei der Bildung der Voltaischen Säule einen wesentlichen Anteil haben, und weil one deren Mitwirkung die Kraft derselben eine sehr geringe sein würde. Wollte man nämlich zum Aufbau der Säule ausschließ­lich Kupfer- und Zinkplatten benüzen, so fönte man dieselben berghoch auftürmen, one einen stärkeren Effekt zu erzielen, als wenn man ein einzelnes Plattenpaar herstellt. Diese auffallende Erscheinung findet darin ihre Erklärung, daß jedes neu hinzu­gefügte Plattenpaar die in den vorhergehenden wirksamen Elek­trizitäten wieder bindet und also stets nur die unterste nebst der obersten der Platten in Wirksamkeit ist. Dieser Uebelstand wird durch Einschiebung der mit Salzwasser getränkten Tuchplatten verhindert, die, statt die elektrischen Wirkungen der Plattenpaare aufzuheben, vielmehr die elektrischen Ströme ungeschwächt von dem einen zum andern leiten. Demnach konzentrirt sich in einer aus hundert Plattenpaaren bestehenden Säule in der unteren