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Kupferplatte, ebenso wie in der oberen Zinkplatte, die gesamte| schickt angelegten Mystifikation, die auf ein Bubenstück hinaus­elektrische Kraft sämtlicher Plattenpaare. läuft. Sehen Sie in der Voltaschen Säule das Bild des Lebens!" hatte Napoleon zu seinem Leibarzt Corvisart gesagt, als er von den wunderbaren Wirkungen des neuerfundenen physikalischen Apparates Kentnis erhielt. Es zeigt uns dies Wort eines geistig so bedeutenden Mannes, wie Napoleon , von welcher Art die Hoffnungen waren, die durch Voltas Säule in den Köpfen der Zeitgenossen wach gerufen wurden. Hier hatte man ja die Herrschaft über eine Naturkraft errungen, die es vermochte, die Muskeln des Körpers in derselben energischen Weise zum Zu­sammenziehen und Ausstrecken zu zwingen, als ob dieselben unter der unbeschränkten Herrschaft des Willens ständen. Wer ver­mochte abzusehen, ob es nicht einer Reihe der glänzendsten Ent­deckungen gelingen würde, das Wesen der geheimnisvollen Lebens­

Endlich müssen wir uns noch über den Zweck der beiden Dräte klar zu werden suchen, die der Physiker an die unterste und oberste Platte anlötete. Ihnen ist die Rolle eines Ver­mittlers zugewiesen. Die beiden grundverschiedenen Elektrizitäten find nämlich darin entgegengesezten Naturen ähnlich, daß sie sich mit großer Leidenschaft zu vereinigen streben. Die Dräte sind nun die Brücke, auf der die Vereinigung stattfindet. Man wird darüber klar, wenn man die Enden derselben bis auf ganz kurze Entfernung einander nahe bringt. Die kleinen hellleuchtenden Funken, die mit großer Schnelligkeit von einem Dratende bis zum andern springen, erregen sicher schon die Vermutung, daß hier etwas ganz besonderes im Werke ist. Noch überzeugender aber ist für uns der ge­

waltige Schlag den wir bei Berürung beider Dräte empfangen. In dem Augenblick nämlich, in dem diese Berürung stattfindet, ist für die Elektrizität eine Kette geschlossen, die aus der Säule, den Dräten und unserem Körper be­steht, durch welchen jezt der ununterbrochen krei­sende elektrische Strom sei­nen Weg nimmt. Kommt ein fremder Körper einer geschlossenen Kette zu nahe, so unterbricht er durch seine Berürung dieselbe und empfängt natürlich den elek­trischen Schlag, der da­durch herbeigefürt wird.

Man begreift, daß die in ihren Wirkungen furcht­bare Kraft großer Elek­trisirmaschinen oder Volta­scher Säulen unter Um­ständen in den Händen boshafter Menschen eine Waffe werden kann, deren Verderblichkeit um so grö­Ber ist, als ihre Wirkungen so blizschnell und so un­

Reineke Fuchs.( Seite 351.)

aufhaltsam eintreten. Im Schillerschen Geisterscher" bildet die Elektrisirmaschine bekantlich das Hauptmittel einer sehr ge­

kraft, an die man in da­maliger Zeit noch fest glaubte, zu enthüllen, und diese selbst durch einen physikalischen Prozeß, wenn nicht neu zu erzeu= gen, so doch möglichst lange in Wirksamkeit zu erhal­ten? Ja, es machte sich bereits die Ansicht geltend, daß die Lebenskraft kurze Zeit nach dem erfolgten Tode dem Körper noch innewohne, und daß es nur eines zweckmäßig geleiteten physikalischen Prozesses be­dürfe, um dieselbe wieder in Tätigkeit zu sezen. Diese Voraussezung konte nach den Ansichten vieler der damaligen Gelehrten nur dann eine zutreffende sein, wenn man diese Versuche an Körpern anstellen könte, über die der Tod in der Fülle der Lebenskraft her­eingebrochen sei, also vor­zugsweise an Körpern von Hingerichteten.

In Italien , wo sich ja Volta's Theorie zuerst Boden errungen hatte, kam

man auch zuerst auf den Gedanken, einschlagende Versuche an­zustellen. ( Schluß folgt.)

Wie es in Brasilien aussieht. Brief eines Ausgewanderten.

Curitiba , Brasilien , Provinz Parana , Ende November 1881.

Geehrte Redaktion!

Seit einiger Zeit erhalte ich von mehreren mir unbekanten Personen aus Deutschland brifliche Anfragen über die Verhält­nisse Brasiliens und welche Aussichten sich deutschen Auswanderern hier eröffnen. Ich glaube allen den Fragestellern und vielleicht bielen anderen Auswanderungsluftigen nicht besser dienen zu fön­nen, als wenn ich meine sowie meiner hiesigen Freunde Erfah­rungen in dieser Angelegenheit einem so weit verbreiteten Blatte wie die ,, Neue Welt" darlege und im Interesse der Warheit um Abdruck bitte. Zuerst will ich in allgemeinen Umrissen über Brasilien berichten, dann speziell über die Verhältnisse der Pro­vinz Parana . Wir wollen weder zur Auswanderung raten noch gar dazu verleiten. Allein hat sich jemand zur Auswan­

derung entschlossen, so hat er auch gewiß seine triftigen Gründe dazu; und ist der Entschluß auszuwandern einmal unumstößlich gefaßt, dann gilt das Sprichwort: Frisch gewagt ist halb ge­wonnen! und fort nach Nord- oder Südamerika , nach Australien oder Südafrika , oder was man sich sonst als Reiseziel gewält!

Vielen, die da auswandern, bangt vor der Seereise, vor allem aber vor der Seekrankheit", die jedoch gar nicht schlim, im Ge­genteil nur nüzlich ist. Sie besteht in Erbrechen und dauert drei bis vier Tage, mitunter auch länger, starke Naturen bleiben meist verschont; und jedem ist zu raten, kein Mittel dagegen anzuwen­den. Diejenigen, welche nach Brasilien wollen, mögen keinen andern Dampfer als einen der Hamburg - Südamerikanischen Dampferlinie"*) benüzen, weil damit die kürzeste Fart gemacht

*) Hauptagent: D. R. Lobedanz, Baumwall 10, Hamburg .