ternehmen versprach Gewinn, indem der König Friedrich Wil helm IV. zur Erreichung dieses Zweckes sämmtlichen Mitgliedern der königl. Oper die Genehmigung zur Mitwirkung erteilt hatte. Durch widrige Umstände aller Art verzögerte sich das erste Konzert bis zum Monat Februar. Der ersehnte Tag erschien, doch mit ihm zugleich die ganz Berlin alarmirende Nachricht: daß zu Paris Revolution ausgebrochen sei. Bald darauf folgten in Berlin die bekannten Märztage- -mit den Konzerten war es vorüber.
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Zu diesen Widerwärtigkeiten gesellte sich eine schwere Krankheit, welche den Schöpfer so heiterer Lieder im März des Jahres 1848 überfiel und ihn ein volles Jahr lang an das Bett fesselte. Das nächste Jahr verbrachte er zur Rekonvalescenz bei seinem Jugendfreund Robert Baarth, der ein Rittergut im Posenschen besaß. So war sein Dasein troz aller Anerkennung dennoch ein recht getrübtes. Sein zündendes Lied, zur Polonaise arrangirt, erklang mit Trompeten und Pauken auf fast allen europäischen Hofbällen, erbrauste und enthusias mirte in hellerleuchteten Prunksälen die freudig erregten Tänzer pare, während Herz und Gemüt des Tondichters sich immer mehr verdunkelten.
Erst im Jahr 1850, als er sich in Potsdam als Gesang lehrer niederließ und seine Lieder immer mehr Anerkennung sowie Verbreitung fanden, änderte sich seine kümmerliche Lage. Man zog ihn in die höchsten Familien und namentlich in die Familie der Grafen und Fürsten von Schönburg, ein Umstand, der seinem bisher vielfach verkümmerten Leben eine glückliche Wendung gab. Veranlassung hierzu war sein Schüler, Graf Clemens, der jezt regirende Graf von Schönburg- Glauchau .
Der Großmut dieses Kunstmäcens verdankte er im Jahr 1857 die Mittel, welche ihn in den Stand sezten, sich unab
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hängig von jeder Beschäftigung den Studien unter der Leitung von Moritz Hauptmann in Leipzig zu ergeben. Ihm, dem trefflichen Manne verdankte er später die Mittel zum Reisen und längerem Aufenthalt in Steyermark , in der Schweiz und am Rhein , zu denen sich noch ein zeitweilig glänzender Aufenthalt in den verschiedenen Burgen und Schlössern dieses seines Gönners und dessen Verwandten geſellte.
Im Jahr 1868 wurde er als Gesanglehrer für die Großherzogin Marie von Mecklenburg an den Schweriner Hof berufen und vom Großherzog Friedrich Franz zum Professor ernannt. Nach Beendigung seiner Funktion privatisirte er in den Jahren 1870 bis 1873 in Berlin , wo er sich ganz der Muse und den musikalischen Kunstgenüssen ergab, bis er dann wieder in das ihm liebgewordene Dresden zurückkehrte. Hier genießt er in dem fürstlich Schönburger Palais eine Freistatt und erfreut sich als geschäzter Gesangslehrer eines angenehmen Wirkungskreises.
Unter seinen neueren Werken zeichnet sich besonders seine, bei Fr. Kistner in Leipzig erschienene Gesangsschule" aus. Ebenso die ,, Kinderlieder". Von seinen vielen Liedern, die ein tiefes Gemüt, reiche Empfindung und die seltene Begabung bekunden, die Intentionen des Dichters musikalisch wiederzugeben, haben ,, Der schönste Engel" und: ,, Wir saßen still am Fenster", den meisten Anklang gefunden.
Seine ächte Liebenswürdigkeit als Mensch dürfte am besten aus dem Porträt sprechen, das wir dieser biographischen Skizze beigegeben haben. Die freundlichen, wohlwollenden Züge eines Tondichters, an dem sich in Folge seiner Kämpfe mit den Widerwärtigkeiten des Lebens so recht das Bibelwort bewährt hat, welches lautet:„ Wir müssen niederfahren zur Hölle, um auf zufahren gen Himmel!"
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Ist der abgetriebene Wald gut durchgebrannt, so kann das Pflanzen beginnen, und in schon 3 Monaten kann man von seinem Lande die erste Frucht essen: die Battaten. Von diesen wird ein Stück Kraut in die Erde gesteckt und, wie schon bemerkt, nach drei Monaten hat das Kraut große schöne Früchte gezeitigt. Ist der Kolonist in der Lage, cin par Schweine anschaffen zu fönnen, so ist er den größten Nahrungssorgen überhoben; gebaut wird auf allen Küstenkolonien: Mais, Reis, Battaten, Aipim , Momdioka welches zu Mehl bereitet und unter dem Namen: Farina de Mandioca bekannt ist, allerhand Bohnen, Kartoffeln, Tabak, Zuckerrohr, auch Kaffee, aber nicht überall, weil hier in den Südprovinzen genannte Frucht durch starke Fröste zu leiden hat. Europäisches Getreide und Obst gedeihen hier nicht, dagegen sehr wohlschmeckende Apfelsinen( Orangen) in Menge, die sehr nahrhaften Bananen, von denen jeder ein zelne Stengel eine Traube trägt, wo oft 80-100 Bananen daran sind; Kujaben, ferner die brasilianische Kirsche u. s. w. Das erste Vieh, das sich der Kolonist zieht, sind Hühner, die äußerst billig sind und sich schnell vermehren, fast ebenso die Enten, die sogenannten türkischen*) und die anderen gewöhnlichen. Hat der Kolonist Weide genug, so versäume er nicht, sich eine Kuh anzuschaffen, was auch in der Regel bald geschieht; dann geht es immer, wenn auch langsam, vorwärts. Was aber in jeder Kolonie am meisten mangelt, sind gute fahrbare Wege, ebenso Komunikationswege zu Märkten! Einzelne haben allerdings gute Straßen, andere müssen alle Pro
dukte auf Maultieren oder auf Flüssen in canoes( kleine Boote)
weiter schaffen. Dies gilt durchschnittlich von allen Provinzen, die kolonisirt werden. Eine rühmliche Ausnahme macht die Provinz Parana . Herr Amand Goegg , der vor kurzem hier
*) Hier Patten vom brasilianischen Patos so genannt.
( Schluß.)
Die an
weilte, sagte in einem öffentlichen Vortrage, den er bei uns hielt, daß er in ganz Süd- Brasilien keine so gute macadamijirte Straße getroffen habe, als die von der Hafenstadt Antonia bis nach Curitiba ( 102 Km) und von Joinville bis St. Bento. Auch in dieser Provinz sind die Kolonisten, die sich nicht weit von der Meeresküste niedergelassen haben, nicht viel besser daran als anderswo. Es herrschen dieselben Krankheiten, zumeist das falte oder Wechselfieber, auch die sogenannte„ brasilianische Krankheit", welche nichts anders ist als Blutarmut. Will der Auswanderer nach dieser Provinz, so gehe oder besser fahre er die vier Tagereisen bis nach Curitiba , das ist die Haupt stadt, die gegenwärtig gegen 12 000 Einwohner zählt, darunter 3 000 Deutsche aus allen deutschen Vaterländern. dern nichteingebornen Bewohner Curitibas stammen aus fajt allen europäischen Staaten. Hat der Einwanderer einmal die Sierra( den Gebirgszug) überſtiegen, so wird ihm sofort vieles bedeutend anders erscheinen: die reine frische Luft, das gute Wasser und der gesunde kräftige Menschenschlag, den er hier antrifft. Die Krankheiten, die unter der Sierra wie oben angedeutet vorkommen, tennt man hier nicht. Eine epide mische Krankheit hat die Hochebene von Parana noch nie heim gesucht, und was den Einwanderer besonders freudig berühren wird, zumal was er während seiner Anwesenheit in Brasilien schmerzlich vermißt hat, das findet er hier wieder, nämlich: alle europäischen Getreidesorten, Roggen, Gerste, Weizen, auch Hafer, Mais und Buchweizen, alle Sorten Bohnen, Flachs sorten, selbst Kirschen, sind vorhanden.
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