projektirt, weiter ins Innere durch für Kolonisation geeignetes Land gebaut werden! Welche Vorteile da dem Ackerbau und der Viehzucht erwachsen, brauche ich nicht zu schildern. Neben dem Getreide wachsen hier auch alle Kartoffelsorten, deutsche wie brasilianische. Bis vor kurzem bezogen die hiesigen fünf deutschen Brauereien ihr Malz von auswärts. Gegenwärtig wird alles Bier von hier erzeugter Gerste hergestellt, doch wird noch viel Weizenmehl aus Chili und der argentinischen Kon föderation eingeführt. Wird der Landbau einmal rationell be= trieben, so wird das aufhören und ein bedeutendes Stück Geld im Lande bleiben. Dagegen hat das Hochplateau einen sehr bedeuten­den Ausfuhrartikel: die Herva de Matte, eine Teeſorte, die meistens nach den südamerikanischen Republiken geht, in neuester Zeit aber auch bei der französischen Armee eingeführt worden ist. In der Umgegend von Curitiba sind mehr als 20 Matte mühlen fortwährend beschäftigt, die den rohen Tee zerstampfen, worauf er dann in Fässer, mitunter auch in Tierhäuten ver­packt und in den Handel gebracht wird. Will sich der Ein­gewanderte hier mit der Landwirtschaft abgeben, so wird er gut tun, in der Nähe des Waldes sein Grundstück zu wählen, weil dort der Boden besser ist, als auf den ebenen Campos , die blos als Viehweide sehr nüzlich sind. Hier auf der Hoch­ebene ist der Wald nicht so dicht wie an der Küste, es befin­den sich darin ausgezeichnete Hölzer, vor allem das der Arau­carie, die mit den Tannen große Aehnlichkeit hat. Der Kolonist baut sich davon sein Haus, weil es sich sehr gut spalten läßt, auch werden davon Dach- und Faßschindeln gemacht, gleichwie es zu allen Tischler- und Schreinerarbeiten verwendet wird. Hier oben muß der Kolonist den Pflug verwenden, das Land beackern und dann säen und zu Weihnachten, wenn Deutsch land von Eis und Schnee erstarrt ist, seine Ernte einheimsen. Da an Mühlen kein Mangel ist, so kann der Ansiedler bald Brod von seinem eigenen Lande essen.

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Gelder, welche die Regierung in generösester Weise Kolonisations­zwecken widmen wollte, veruntreut. Nebenbei glauben wir aber, daß die Verhältnisse in der Kolonie Donna Franziska das meiste dazu beitragen, Brasilien in den Augen der Auswanderungsluftigen zu diskreditiren. Diese Kolonie liegt in der Provinz St. Caterina und gehört dem berühmten" Hamburger Kolonisationsverein von 1849. Sie ist also eine Privatkolpnie, welche mit der Regierung sonst garnichts zu tun hat, als daß sie von derselben eine Sub­vention von 85 Conto de Reis( à 1000 Milreis= 2000 Mark) einheimst. Kommt ein Kolonist dort an und für genannte Subvention ist der Verein verpflichtet, jährlich eine bestimmte Anzahl Kolonisten einzuführen so wird er in einem Em­pfangshaus", das einem deutschen Schafstall alle Ehre macht, untergebracht, und erhält sammt seiner Familie zwei, schreibe: zwei Tage vollständige Verpflegung, nachher aber ist die gute Zeit vorbei, von Stund an muß sich der Einwanderer selbst ernähren, darf aber solange im Empfangshause" wohnen, bis ihm sein Grundstück zugemessen ist. Hat man etwas zu­zusezen, oder auch nur einen vollen Koffer, da finden sich sofort " Freunde" ein, deren Freundschaft jedoch schnell wieder erlischt, wenn sie merken, daß der Eingewanderte ein armer Teufel iſt. Weil niemand von den Angekommenen auch nur das geringste als Unterstützung von der Koloniedirektion empfängt, so sind die meisten gezwungen, alles entbehrliche oder auch unentbehrliche zu verkaufen und manchen Tag gibt's in dem Empfangsschuppen ein Handeln und Feilschen, daß derjenige, der jemals die prager Judengasse besucht hat, lebhaft daran erinnert wird. Ich selbst weilte 7 Monate in dieser Kolonie und zwar in dem Garten­städtchen Joinville und hörte dort sehr oft von den Bewohnern die Worte: Wenn nur bald wieder ein Einwandererschiff käme ich brauche dies und jenes- da bekommt man's doch recht billig." Fast jeder Tagarbeiter, der hier in Curitiba getroffen wird, ist aus Donna Franziska, und hat die achttägige beschwer­liche Reise hieher nicht gescheut, um nur Geld zu verdienen, während sein Weib mühselig auf ihrem Lande in der Kolonie weiter arbeitet. Ja wir fennen hier Kolonisten aus Donna

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Franziska, die 12-15 Monate in Curitiba auf Arbeit sind, während ihre Familien im tiefsten Urwald und ebenso tiefen Elende sizen. So traurig das ist, so wahr ist es! Da darf sich niemand wundern, wenn dann Briefe nach Deutschland ge­langen, in welchen über brasilianische Zustände Zeter geschrieen wird. Aber Donna Franziska ist noch lange nicht Brasilien . Nach dieser Privatkolonie zu gehen, widerraten wir jedem. Eine Anzahl Kaufleute, die würdig sind, Merkur zu ihrem Gotte zu haben, beherrschen im Verein mit der Direktion will­fürlich wie Paschas die Kolonie, in der ich übrigens auch die meisten Blutarmen und Fieberkranken getroffen habe, beides auf den Hochebenen von Parana unbekannte Dinge.

Rindvieh hat jeder Kolonist ohne Ausnahme; die Haupt­viehzucht jedoch liegt in den Händen der brasilianischen Groß­grundbesizer, die oft 10 000 bis 12 000 Stück Rindvich und Pferde und Maulesel befizen. Nur beurteile man die brasi lianische Viehzucht ja nicht nach europäischen Begriffen; jeder dieser Fazendeiros hat eine sehr große Strecke Land, größer als manches deutsche Fürstentum, auf welchem das Vieh Jahr aus Jahr ein frei herumläuft, niemand kümmert sich um das­selbe, denn sein Futter findet es im Freien das ganze Jahr, nur muß es alle par Monate einige Sack Salz bekommen. Das Vich wird nach größeren Städten verkauft und ein setter Dchse kostet durchschnittlich 35-40 Milreis( 70-80 Mark). An Butter und Käſe iſt fein Mangel, weil es Kühe in Masse gibt. Dieselbe Pflege wenn von einer solchen die Rede jein kann- wie bei dem Rindvich ist auch bei den Schweinen wie bei dem Rindvich ist auch bei den Schweinen gebräuchlich. Schafe wurden erst in den lezten Jahren einge­führt und versprechen eine gute Zukunft. viele Mineralien ihre scheidenen Existenz zufrieden ist, wird hier sehr wenig von seiner Verwertung, wie Braunkohle, Eisen- und andere Metallerze, Heimat vermissen, höchstens die drückende Not- und die Bevor­mir das viel gehoffte und gesuchte Gold und die Diamanten mundung von allen Seiten. Wir haben hier zwei deutsche wollen sich nicht finden lassen. Vereine mit guten Bibliotheken, Krankenkasse, Gesangs- und

nur

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Neben den Pro­

Hier in der Hauptstadt der Provinz sind alle Geschäfte wie alle Nationen vertreten; der Deutsche, falls er mit einer be­

Was das Klima anlangt, so kann man im allgemeinen mit Teaterabteilungen u. s. w. Die Vereine sowie die Presse sind hier­demselben nur sehr zufrieden sein. Niemand braucht hier den zulande vollständig frei, Vereins- und Preßgeseze fennt man nicht.

Auch die Schulverhältnisse sind nicht schlechte; vor allem ist zu bemerken, daß alle öffentlichen Volksschulen von den Pro­

falten Winter zu fürchten; kein Eis und Schnee, keine gefrorne Fensterscheiben und falten Stuben gibt es wie in Europa . Die strengsten Wintermonate sind: Juni, Juli und August, da vinzialverwaltungen in Gemeinschaft mit der Staatsregierung er­treten mitunter starke Nachtfröste ein, was die Kolonisten sehr halten werden. An Schulgeld braucht niemand auch nur einen gerne sehen, weil danach auf ein gutes Jahr zu schließen ist. Pfennig zu zahlen. Ein arger Uebelstand ist, daß auch in un stunde liegen, von wo an Frau Sonne das ihrige tut. Die Nest gebaut ist, was aber ja überall zu beklagen ist, wo der ist hier ganz bedeutend geringer als an der Küste, und wohl rechte Hoffnungen vorhanden, daß bald in dieser Beziehung be­von manchen für geradezu unerträglich gehaltene Sommerhize Staat nicht konfessionslos ist. Außerdem sind in Brasilien ge= äußerst selten größer als während der Erntezeit in Deutschland . deutende Fortschritte gemacht werden, denn die meisten Provinzen Daß Brasilien vielfach in Verruf gekommen, daran sind ver schiedene Faktoren schuld. Eine Hauptschuld trifft die Regierung,

verwenden mehr als ein Sechstel ihrer sämmtlichen Einnahmen zu Schulzwecken und die Regierung gewährt allen Schulen,

resp. deren Beamten, die in Sachen der Einwanderung arge gleichviel welcher konfessionellen Richtung sie angehören, pekuniäre Mißgriffe gemacht haben. Insbesondere wurden beträchtliche Unterstüzung. Jede Religion, wie sie auch heißen mag, kann