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hier ungehindert ihren Kultus üben, denn das muß man dem ungebildetsten Brasilianer lassen: Er ist sehr tolerant gegen jeden, der sich als Mensch beträgt. Auch ist der hiesige Klerus lange nicht so fanatisch wie in manchen katolischen Ländern

Europas  ; allsonntäglich eine Predigt zu halten, fällt feinem ein; wollen die frommen Lämmer durchaus auf solche Weise erbaut sein, so müssen sie blechen, gewöhnlich 50 Milreis= 100 Marf sonst nicht. dann predigt der Diener des Himmels

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A. Schneider.

Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.

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Auch an Ernsts Tür klopfte Franz Stein vergeblich an. Das etwas ältliche Mädchen, welches ihm öffnete, vermochte ihm nur zu sagen, daß der Herr Studiosus Haßler verreist sei, auf wie lange Zeit und wohin, wisse sie selbst nicht und gewundert hätten sie und ihre Mutter sich auch sehr über die ganz un­erwartete Abreise ihres Mieters mitten im Semester.

Können Sie mir sagen, an welchem Tage Herr Haßler verreist ist?" fragte er.

Das Mädchen hielt die gewünschte Mitteilung nicht zurück. Die Abreise Ernst Haßlers war erfolgt am Tage nach der lezten Anwesenheit Franz Steins in B.

Den vorhergehenden Abend war Ernst, wie des Sonnabends immer, sehr spät nachhause gekommen. Er hatte aber nicht solange geschlafen, als sonst des Sonntags, und sei auch nicht gleich, nachdem er sein Bett verlassen und gefrühstückt hatte, wie er das sonst zu tun pflegte, ausgegangen; vielmehr sei er stunden­lang im Zimmer hin und hergelaufen, habe meist unverständ­liche Worte vor sich hingemurmelt und furz vor zehn Uhr sei er fortgegangen, ohne ein Wort zu sagen, daß er zu verreisen beabsichtige. Gegen Abend aber sei ein andrer Student, ein Bundesbruder von ihm, gekommen und habe mitgeteilt, daß Haßler auf unbestimmte Zeit verreist sei und ihn beauftragt habe, auf seiner Bude die nötigen Wäsche und Kleidungsstücke zusammenzupacken, damit sie ihm nachgeschickt werden könnten.

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Haben Sie garnichts von dem verstanden, was Haßler vor sich hinredete, als er an jenem Morgen in seinem Zimmer auf­und abging."

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Nur sehr wenige Worte, die er öfter wiederholte: das arme, unglückliche Mädchen wie wird sie's treffen! und: dieser elende Kerl wer hätte dem Menschen so etwas zu getraut! Aber das war lange nicht alles von dem andern war aber nichts zu verstehen aber ich und meine Mutter ich weiß nicht, ob ich's sagen soll, aber Sie sind doch gewiß ein Freund vom Herrn Haßler

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Sie zauderte, als fürchte sie, schon zu viel verraten zu haben.

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Ernst Haßler steht mir sehr nahe; ich bin gekommen aus Besorgnis, es könnte etwas Schlimmes geschehen sein." Ach ja was Schlimmes das glauben wir auch. Wissen Sie, mein Herr, es hat gewiß ein Duell gegeben und zwar nicht eins von der gewöhnlichen Sorte, bei der sich die Herren blos ein bischen krazen oder, wenn's arg kommt, mit einem halben Duzend Nadeln wieder zusammengeflickt werden müssen, sondern eins auf Säbel oder gar Pistolen, und da wird der Herr Haßler abgeführt worden sein, denken wir. Zuerst glaubten wir sogar, er wär' tot, aber das kann doch nicht sein, denn dann hätt er sich doch nicht drei Oberhemden und ein ganzes Duzend Taschentücher und das andre alles holen lassen, und dann sagte auch der Bundesbruder, daß er fuchsmunter wär, soweit fuchsmunter! sagte er, und wie wir, ich und meine Mutter das soweit hörten da wußten wir genug. Und was meinen Sie, mein Herr, haben wir nicht recht?"

" Hieß der Bundesbruder etwa von Frank?"

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Von Frank? Nein, so hieß der, der hier war, nicht, wie er hieß weiß ich überhaupt nicht, aber den Herrn von Frank kenne ich, das ist ein charmanter Studio-

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( 27. Fortsezung.)

alter ist er sogar, mein Herr, ich weiß nicht, ob Sie wissen, was das heißt, Leibalter-" fügte das augenscheinlich auf seine Vertrautheit mit studentischen Ausdrücken und Ge­bräuchen etwas eingebildete Mädchen hinzu.

" Ich weiß und ich danke Ihnen bestens für Ihre Mit­teilungen adieu!"

Er ging höflich, aber doch sehr eilig zur Tür hinaus, die das Mädchen, über das kurzangebundene Wesen des Herrn er­staunt und wenig davon erbaut, nur langsam hinter ihm schloß.

Franz Stein fühlte sich von dem, was er gehört hatte, einigermaßen beruhigt.

Frieda, so dünfte ihm jezt, war nicht nur nicht tot, sondern nicht einmal schwer erkrankt. Sie sowol, als er selbst, waren das Opfer einer Intrigue, deren Urheber Guido von Frank zu er hatte sein schien. Dieser hatte ihn öffentlich beschimpft, sicherlich Ernst Haßler, seinen Leibfuchs, von irgend einer ver meintlichen oder erlogenen Schuld, die ihn, Franz Stein, be­lasten sollte, zu überzeugen gewußt und von Ernst war - der Glaube an jene seine er vielleicht oder wahrscheinlich dichtete Verschuldung auf Frieda übergegangen.

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Ja, ja so rief es in ihm also mußte es sein; wie in aller Welt war das leztere nur möglich?

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aber

Wie konnte Frieda an eine Schuld ihres Verlobten glauben, wie konnte sie ihn so grausam verurteilen, indem sie ihn ohne Abschied floh, ohne ihn gehört, ohne ihn auch nur noch einmal gesehen zu haben? War angesichts der Tatsache dieser Flucht die Annahme noch fernerhin möglich, daß sie ihn so heiß, so unaussprechlich innig und treu geliebt hatte, wie er sie liebte -und, das fühlte er jezt mehr als je zuvor, immer lieben

würde?

Er sagte sich, daß dieser Zweifel sicherlich volle Berech tigung habe, und doch behauptete sich unerschüttert in seinem Jnnersten die Ueberzeugung, daß sie ihn wahr und treu und heiß geliebt habe und noch lieben müsse. Etwas ganz Selt­sames müsse geschehen sein, dem er doch noch nicht auf den Grund sehen konnte etwas überwältigendes, dessen Bann er so schnell, als es die Umstände nur irgend gestatteten, lösen mußte

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Er hatte die Wirtstochter Ernst Haßlers zu fragen ver gessen, wo die Kneipe der Verbindung sich befinde, welcher Ernst Haßler angehörte. Dort mußte er hin, dort sich die Auskunft suchen, wo Ernst sich befände.

Wieder umkehren mochte er nicht. Er konnte erfahren, was ihm zu wissen not tat, bei Willibald David, von dessen Wohnung er nicht weit entfernt war. Dorthin lenfte er die raschen Schritte. David war früh am Morgen heimgekommen und lag noch zu Bette.

Stein ließ sich dennoch melden und wurde in ein mit raffi nirtem Lurus ausgestattetes Rauchzimmer geführt, wo David binnen wenigen Minuten erscheinen wollte.

Die fünf Minuten, welche Stein in dem zu behaglich sorg­losem Nichtstun reizenden Gemache zubrachte, wurden ihm sehr lang. Schon war er im Begriff zu versuchen, ob er nicht in seines Freundes Schlafzimmer eindringen könnte, als dieser er schien.

Hübsch, daß Sie Sich wieder bei mir sehen lassen, Stein," lächelte David, dessen fahles Antliz die Spuren einer in wildem Jst Herr von Frank auch ein Verbindungsgenosse Ernst zügellosen Genusse vergendeten Nacht offen zur Schau trug. Haßlers."

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Sie passen zwar zu mir wie die Jungfrau Marie der christ­

Ein Bundesbruder von ihm ist er freilich

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sein Leib­

lichen Legende zu Don Juan  , oder wie Ormuzd zu Ahriman  ,