Wer in der Gletscher Pracht geschaut, Wem Edelweiß und Alpenrose Den Tisch gedeckt, das Zelt gebaut, Der flage nicht ob seinem Lose.-

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Die abgerundeten Flügel dieses glücklich gepriesenen Tierchens sind gelblichweiß, durchsichtig und geadert wie das Gletschereis; die oberen find einfach mit tiefschwarzen Flecken geschmückt, die unteren haben zwei rote schwarz eingefaßte Augenflecken( deswegen wird er wohl auch roter Augenspiegel genannt). Der mit seinen ausgebreiteten Flügeln 91-10 Ctm. breite Schmetterling ist in Deutschland zuhause, kommt jedoch selten vor und liebt die sonnigen Bergeshöhen als Aufenthalts­ort, von da an, wo sie in einer Höhe von drei bis viertausend Fuß über das Meer aufragen. Wie so manchen Alpenblumen, die in unmittel­barer Nähe des rauhen Eises ihr liebliches Dasein durchträumen, hat die Natur auch diesem Gesellschafter der Blume eine dichtere Beharung des Körpers wie seinen Flügeln eine größere Festigkeit als andern seinesgleichen verliehen, damit er Sturm und Wetter während seines furzen Lebens zu trozen vermöge.

Doch diese mächtige Gönnerin liebt nun einmal die Extreme, die grellen Kontraste. Und wie sie oft den heitern Himmel mit düstern Regenwolken überzieht, die durch mühsame Arbeit erzeugten Gebilde von Menschenhand durch ihre Elemente im Nu zerstört, allüberall neben dem grellsten Licht den tiefsten Schatten erzeugt, so hat sie auch hier oben in den lichten Regionen der Alpen neben den zierlichen und be­liebten Apollofalter den schmuzigen und widerlichen Burschen, den schwarzen Salamander angesiedelt, der, während der Falter behend im Sonnenschein dahingaukelt, sein Dasein in irgend einem Sumpfe fristet. Ganz den Traditionen seiner Gattung, der Reptilien gemäß, scheut er das offene Tageslicht und lebt am liebsten in seinem Versteck. Die Art, welcher der unsere angehört, hat eine schwarze, warzige Haut, ohne jede farbige Auszeichnung und lebt meist in den Alpen, hie und da auch in Norddeutschland. Seine Gestalt wie seine Gewohnheiten haben jedenfalls das meiste dazu beigetragen, daß er wie die verschiedensten Arten seiner Gattung in dem Aberglauben der Menschen eine große Rolle spielte, und daß man ihnen die ungeheuerlichsten Dinge und Fähigkeiten andichtete. Heutzutage mag wohl manches zartbesaitete Wesen, das in den Bergeshöhen der Alpen schmachtend die herrliche Natur bewundert, über den trägen Gesellen erschreden, wenn er plöz lich durch seine Erscheinung die Harmonie der schönen Seele stört- Furcht hat aber schwerlich noch jemand vor ihm. Die boshaften Gegner der vorausbestimmten Zwedmäßigkeit in der Schöpfung mögen sich wohl sogar darüber lustig machen, daß ein so plumpes Tier gerade an der Stelle seine Heimat genommen, wo sich die Erhabenheit der Natur mit ihren zierlichsten und schönsten Bildungen in Tier- und Pflanzen­welt paart, um den glücklich gestimmten Beschauer aus all seinen Seligkeiten zu reißen. Dem ruhigen und nüchternen Freunde und Beobachter zeigt dieser Kontrast jedoch nur die unverwüstliche Kraft und die schöpferische Phantasie der Allmutter Natur, die in der Er­zeugung ihrer Einzelwerke sich durchaus nicht um die von den Menschen aufgestellten ästetischen Prinzipien fümmert, deren Gesammtschöpfung aber immer erhaben und großartig schön ist.-

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Element auf die unschuldigen Häupter der Söhne und Töchter Albions oder wo sie sonst her sind. Parapluies, Plaids und dergleichen Schutz­mittel werden bald durchweicht sein und so ziehen sie denn wieder unbe­friedigt zurück zu dem gastlichen Herde des nächsten Alpenwirths­hauses, um dort ihrem betrogenen Herzen durch allerhand Kurzweil wenigstens etwas zu bieten und sich zu vertrösten auf einen schönen sonnigen Tag, der dann allerdings allein genügt, um für die erlittene Trübsal voll und ganz zu entschädigen.

Wegweiser für Lernbegierige.

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In einer der bereits im v. J. erschienenen Nr. der N. W. bittet ein Leser um Auskunft über eine für das Volk brauchbare Literaturgeschichte. Da ich in diesem Fache Privatunterricht erteile, habe ich mir alle die verschiedenen Handbücher vorlegen lassen und kann für jemanden, der nicht gerade literarische Studien machen will, am besten die Literatur­geschichte von Dr. Hermann Menge empfehlen. Dieselbe ist übersicht­lich leicht gefaßt und kostet nur 3 Mark gebunden; enthält allerdings feine Proben. Wer mehr Mittel anwenden kann, für den ist immer das große Werk in 4 Quartbänden von Heinrich Kurz zu empfehlen, das ja zugleich sehr interessante Proben wie Illustrationen enthält, aber 54 Mark kostet. R.

Allgemeinwissenschaftliche Auskunft.

Oberberg . L. Ch. Birkensaft, welchen man im Frühjahr, ehe die Blätter der Birke sich entwickeln, durch ein bis zwei Zoll tiefes An­bohren des Stammes gewinnt, liefert durch Gährung und Zusaz von Mandelmilch( 50 Gramm auf 40 Liter) und Traubenzucker Birken­wein; 4 bis 5 Kilo Zucker, wenn man leichten, 7 bis 11 Kilo auf 40 Liter Saft, wenn man schweren und feurigen Wein erhalten will. Sezt man auf 40 Kilo Saft etwa 11 Kilo Zucker, 50 Gramm Mandel­milch und 220 Gramm Weinsteinsäure zu, so kann man den Birken­champagner herstellen. Beide, der gewöhnliche Birkenwein und der Bir­fenchampagner, sind angenehme, erfrischende und durstlöschende Ge­tränke, welche dem Traubenwein ähnlich schmecken und auch dessen Aroma aufweisen. Auch Birkensyrup und Birkenessig kann aus dem Saft bereitet werden. Dagegen ist es nicht der Birkensaft, der so vielfache Anwendung als Heilmittel bei Krankheiten gefunden hat und noch findet, vielmehr ist es eine Abkochung der, ätherisches Del, Bitter= stoff und Gerbstoff enthaltenden, Birkenblätter, die als wurmwirkendes oder auch harnbeförderndes Mittel gegen Gicht, Rothlauf 2c. gebraucht werden, während frische Blätter heut noch in Rußland und Schweden bei Rheumatismus , Gicht, Wassersucht als schweißerregendes Mittel gebraucht werden. Ferner wurde ein Abguß der Harz, Bitterstoff, Gerb stoff und Gallussäure enthaltenden Rinde gegen Wechselfieber ange­wendet.

Verviers . R. 2. Der König Amadeus von Spanien hat am 12. Februar 1873 die Krone niedergelegt, mit der Motivirung, daß er seine Hoffnung getäuscht sähe, die Sympatieen der Spanier würden ihm bei der Regierung des so tief aufgeregten Landes zu Hülfe kommen. ,, Spanien lebt in beständigem Kampfe," heißt es in der Abdankungs­urkunde, und sieht die Zeit des Friedens und Glückes, welches ich so inbrünstig ersehne, von Tag zu Tag weiter hinausgerüdt. Wenn die Feinde seines Glückes Fremde wären, so würde ich an der Spitze dieser ebenso tapfern als ausdauernden Soldaten der erste sein, sie zu be= tämpfen. So aber sind alle, die mit dem Schwerte , der Feder oder dem Worte die Leiden der Nation verlängern, Spanier und inmitten des tosenden Kampfes, der verworrenen, betäubenden und sich widersprechen den Rufe der Parteien, der zahlreichen und einander entgegengesetzten Aeußerungen der öffentlichen Meinung ist es unmöglich, zu erkennen, wo sich die Wahrheit befindet, und noch unmöglicher ein Heilmittel für so viele große Uebel zu finden. Ich habe eifrig nach demselben gesucht innerhalb des Gesezes und habe es nicht gefunden. Außerhalb des Gesetzes darf es der nicht suchen, der geschworen hat, das Gesez zu beachten".

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Redaktions Korrespondenz.

Berlin . E. 2. Ihr Gedicht Lezte Wacht" zeugt von poetischem Gefühl, Ge dankenausdruck und Rytmik sind aber noch so unvollkommen, daß an eine Veröffent lichung nicht gedacht werden kann. Gedichte und andere Manuskripte geringeren Umfangs werden von uns grundsäzlich nicht zurückgesant. Wer derlei Geistestinder vor dem ewigen Todesschlafe in unserem Papierkorbe bewahren will, braucht sie nur einer Ab schrift zu würdigen, ehe er sie einsendet.

Bergfahrt im Regen.( Seite 359.) Wer je Gelegenheit hatte, der schönen Schweiz und ihren Bergen einen Besuch abzustatten, der sage von Glück, wenn er die dort sich oft auf Wochen einstellenden dicken Nebel nicht fennen gelernt hat. Die schönsten Partien und kühnsten Projekte, die er betreffs des Bergkletterns gemacht, werden dann zu Wasser. Mit den besten Hoffnungen unternimmt er wohl eine Bergfahrt( durch die Bergbahnen von heute ist dieser Ausdruck glänzend gerechtfertigt) in der Meinung, der Nebel werde wenigstens mittags von der Sonne niedergekämpft werden, aber immer wieder muß er es erleben, daß sich dieser unangenehme Gast kein Nachgeben abtrozen läßt. Noch schlimmer ist aber der dran, welcher das Bech hat, eine schweizer Reise zu machen und dort anstatt die in der Sonne glänzenden Gebirgshöhen bewun­dern zu können, nichts sieht als die öde graue vom Regen erfüllte Atmosphäre, die nur hie und da über einem kleinen Teil der prächtigen Landschaft ihren nassen Schleier lüpft, das gigantisch- imposante Bild der Alpenlandschaft aber unbarmherzig den sehnsüchtigen Augen ver­hüllt. Wochen über Wochen gehen dann oft hin, ohne daß an ein dauernd schönes Wetter zu denken ist. und wenn man je an einem Morgen ermutigt durch ein jeweiliges Aufhören des Regengusses sich aufgemacht und die ersten Anhöhen erklommen hat dann sizt man wieder fest, denn nun stellt er sich ein, der feuchte Gast, und von neuem gilt es, sich bescheiden in Geduld üben. So ging es auch der Gesell­schaft, die auf unserem Bilde ihre Gebirgspartie unternommen und zwar in dem festen Glauben, heute mehr Glück zu haben als bei früheren Versuchen. Wie Figura zeigt, sind die Teilnehmer aber auch heute wieder die Geprellten, denn in Strömen fließt es herab, das nasse Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) Zur Entdedungsgeschichte des Galvanismus. Von D. Gronen.( Schluß.) Wie es in Brasilien aus Gustav Graben- Hoffmann . Eine Künstlerbiographie von Theodor Drobisch.( Schluß.) sieht. Brief eines Ausgewanderten.( Schluß.) Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.( Forts.) Apollofalter und schwarzer Salamander.( Mit Jllustr.) Bergfahrt im Regen.( Mit Illustration.) Allgemeinwissenschaftliche Austunst. Redaktionskorrespondenz. Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart. ( Neue Weinsteige 23.) Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart . Drud und Verlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart .

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Reichenbach i. B. K. S. Derartige Berichte von sogenannten Besuchs fomitees, wie eines den Zustand der Ansiedelungen im Süden von Nebraska " schildert, sind in den meisten Fällen nicht zuverlässig und sollten bei Auswanderungs plänen nicht berücksichtigt werden

Barmstedt . J. S. Um tonfirmirt zu werden sollen die Kinder im allgemeinen das 14. Lebensjahr zurückgelegt haben.

Brandenburg . P. K. Sie wünschen in der Neuen Welt" fortan lauter bunte Bilder zu finden?! Nun, das ist ein frommer Wunsch, zu erfüllen ist er leider nicht, weil das für eine illustrirte Wochenschrift gleich unserem Blatte viel zu umständ lich und kostspielig wäre.

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