"

Wenn Sie meine Bedingungen acceptiren, ist unsre Unter­redung zu Ende, Herr Student, wenn nicht- auch!"

Diesmal stieg dem Teologen die Zornesröte ins Gesicht, er erhob sich und sprang behender, als sonst seine Art war, aus dem Wagen. Acceptirt

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und Leben denn!"

morgen früh 6 Uhr an der Eiche auf Tod

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" Wir müssen einige Worte im Vertrauen miteinander sprechen, mein lieber Haßler." Darauf wandte er sich nach der Tür, hinter welcher Elfriedens Zofe neugierig lauschte und fragte: " Ist Herr Specht zuhause?"

Das Mädchen trat heran, schaute David mit einem sonder bar erstaunten Gesichte an und entgegnete langsam:

Nein Herr Specht nicht," dann hielt sie inne und

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Ganz recht!" nickte David gemütlich und fast freundlich. sah nach Gabriel hinüber, als hinderte sie dessen Anwesenheit ,, Guten Morgen also, mein Herr Student."

Er berührte sein Pferd ganz leise mit der Peitsche, und diese Berührung genügte, um das edle Tier in pfeilgeschwindem Trabe dahinsausen zu lassen.

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Nun die andre Rechnung zum Abschluß fertig gemacht, und dann wäre ich glücklich so weit und soweit glücklich ah, es ist mir, als würde mir schon leicht und frei um Kopf und Herz und doch noch über 17 Stunden, bis es endlich vorbei ist- endlich!"

Nachdem er sieben bis acht Minuten gefahren, hielt er an einem jener eleganten, großen Miethäuser an, wie sie während der lezten Jahrzehnte modern geworden sind.

Es war das Haus, in dessen Beletage Herr Specht wohnte. Fräulein Elfriede hatte sich erst vor einer Stunde von ihrem Lager erhoben und war noch bei der Toilette. Besuche zu em pfangen hielt sie noch nicht für angemessen, selbst ihr Bräu­selbst ihr Bräu­tigam, Herr Gabriel Haßler, war eben zum zweitenmale an diesem Morgen bedeutet worden, daß das Fräulein noch nie­manden, rein gar niemanden empfangen könne, so leid ihr das auch tue.

Der gute Gabriel war völlig in Verzweiflung, als er grade, in dem Augenblicke, da David die Treppe anscheinend in ruhigem Behagen hinaufschritt, aus der Vorsaltür trat.

Die Herren grüßten sich- Gabriel hätte sich am liebsten möglichst unbeachtet vorübergeschlichen, er schämte sich fast und war so von seinem Schmerze ergriffen, daß er sich keine Gedanken darüber machte, was der ihm wegen seiner berüchtigten Spötter zunge sehr fatale David in der Wohnung seiner Herzenskönigin wohl zu suchen haben könnte.

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es war ihm ein Ge­

Aber David blieb plözlich stehen danke gekommen, der sehr heiterer Natur sein mußte, denn er vermochte sich kaum das Lachen zu verbeißen.

Lieber Haßler Sie suchte ich eben!" sagte er.

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Sie suchten mich sehr schmeichelhaft

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Ah, ah ," sein gewöhnliches Hi- Hi brachte er nicht heraus, so war cr alterirt ,,, mit was, kann ich dienen?"

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Er fühlte sich wirklich sehr geschmeichelt, der dicke Gabriel, denn so wenig er auch David leiden konnte, so gut wußte cr doch, daß David überall als das Muster eines Elegants und Lebemanns, als ein Roué reinsten, nobelsten Wassers galt und mindestens eben so sehr zu fürchten, als zu hassen war für alle die, welche ihm unbequem wurden. Vor seinem grausamen, unerbittlichen Spott zitterte der ganze kaufmännische Klub; Gabriel Haßler freilich hatte dieser Spott immer verschont fast immer war David mit stillschweigender Verachtung an dem fleinen, sich für gewöhnlich so ungemein wichtig dünkenden Mann vorübergegangen. Heute suchte ihn dieser vornehme und all­gefürchtete David nun auf, ihn, Gabriel Haßler, und sagte ihm das in einem so ganz merkwürdig freundlichen Tonedas tat wohl, wahrhaftig ganz ungemein wohl Gabriels Herz sehnte sich in diesem Augenblicke mehr als jemals sonst in seinem Leben nach Freundlichkeit.

mehr zu sagen.

" Nundas tut nichts. So kann ich Herrn Specht schrift­lich mitteilen, was mich zu ihm geführt hat. Geleiten Sie uns in sein Bureau. Kommen Sie nur mit, liebster Haßler."

Er ging voran und Haßler folgte gehorsam und sehr neu­gierig, was er da hören werde, nach.

Noch neugieriger als Gabriel war die Zofe. Aber Tavid entledigte sich ihrer mit den jeden Widerspruch ausschließenden Worten:

Melden Sie sogleich Ihrem Fräulein, daß ich Willibald David- um ihre Erlaubnis bitte, mit Herrn Haßler hier in dem Bureau Ihres Vaters zu konferiren- sogleich, mein Kind." Dann drückte er die Tür hinter ihr ins Schloß. " Kommen Sie hier an's Fenster, Haßler, was ich Ihnen zu sagen habe, darf kein Mensch sonst in der Welt wissen, ich muß also auch leise sprechen.

môi, bi,- Gabriel fam allmälich wieder ins seelische Gleichgewicht, die Sache schien wirklich sehr interessant und ganz ungeheuer schmeichelhaft für ihn zu werden, hi hi- auf mich fönnnen Sie sich verlassen, wie auf das Grab, hi hi! so tann ich schweigen."

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"

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" Ich verlasse mich auf Sie und auf das Grab.  - Hören Sie: Ich habe morgen früh sechs Uhr einen kleinen Ehren­handel, dazu brauche ich einen Zeugen, einen Sekun danten, dieser Sekundant muß ein ganzer Mann sein, der dem Tode ohne weibisches Zagen ins Auge zu sehen vermag, sind Sie der Mann zu so etwas, Haßler?"

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Gabriels Mund blieb zunächst angelweit offenstehen. " Ich, Sekundant- Ihr Sefundant Sie belieben Scherz zu treiben hi, hi, auf Taille einen famosen Scherz, bester Herr David, hi, hi!"

David legte ihm seine Hand auf die Schulter mit einem Drucke, daß der kleine Mann beinahe umgefallen wäre und sah ihm mit einem so durchbohrenden und so drohend finsteren Blicke in die kleinen, zusammengekniffnen Aeuglein, daß ihn ernstlich Furcht befiel. Und dabei sagte er:

Die Sache ist blutiger Ernst. Morgen früh wenige Mi­nuten nach sechs Uhr werden Sie vor einer Leiche stehen, Haßler, Sie müssen mein Sekundant sein oder- ich schieße mich um fünf Uhr mit Ihnen."

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Bei dem lezten Wort war der erschreckende Ernst wieder aus Davids Zügen gewichen. Er lächelte sogar lustig. Aber Gabriel Haßler blieb es doch sehr schwül um's Herz und er wurde immer abwechselnd rot und blaß, als er sagte:

" 1

Um Gotteswillen, zweifeln Sie nicht an meiner Freunds schaft, ich weiß die große Ehre zu schäzen, die Sie mir er weisen und Sie können weisen und Sie können,, hi, hi über mich ge bieten, sagen Sie mir nur, was ich tun soll, ich war noch nie an einer solchen Angelegenheit beteiligt

ich

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( Fortsezung folgt.)

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- Di, Bi,

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Reineke Fuchs.

Eine literar- historische Skizze von Fr. Nauert. ( Fortsezung.)

Von Alters her sind als hervorstechendste Eigenschaften der beiden Haupthelden der Tierfabel, Fuchs und Wolf, bezeichnet und wie folgt von Grimm zusammengestellt worden bei ersterem: rot, frisch, jung, junger Gevatter, Neffe, schlant, glatt, schwach, fein, schlau, durchtrieben, listig, räntevoll, Schleicher, Schmeichler, Schalt, Betrüger, Dieb, böse,

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boshaft, treulos, gottlos, teuflisch, leder, Taugenichts, Ehebrecher, ver schlagen, vorsichtig, erfahren, beredt, Ratgeber, Meister, Sieger," fein Widerpart der Wolf ist: alt, grau, Greis, alter Gevatter, Oheim, start, ungeschlacht, dick, plump, beschränkt, gierig, gefräßig, unersättlich, fred, schamlos, stolz, neidisch, grausam, wütig, Räuber, Mörder, ungetren alter, verstodter Bösewicht, Teufel, Hahnrei, angeführt, besiegt." Die Bezeichnungen Gevatter, Oheim und Neffe spielen überhaupt eine große Rolle, und namentlich macht der schlaue Reinecke ausgiebigsten Gebrauch davon, wenn er nach seinen losen Streichen durch solche freundschaftliche