Welche Dimensionen die studentischen Tumulte annahmen und durch welche Ursachen sie herbeigeführt wurden, zeigt uns eine am 2. Febr. 1644 in Jena ausgebrochener Aufstand, den wir nach Keil's Geschichte des jenaischen Universitätslebens mitteilen: " Zwei neuangekommene Studenten, Lorenz Niske aus Leipzig , und Christoph Rose aus Rudolstadt , tapfere Fechter, hatten auf ihre Kraft sich stüßend, eine Anzahl andere Pennäle vermocht, Degen und Büchsen zu tragen, überhaupt der Schoristerei sich nicht mehr in bisheriger Weise zu fügen. Infolge dessen erschien am 31. Januar 1644 am sogenannten schwarzen Bret ein gegen die Genannten gerichtetes Pasquill mit der Unterschrift: ,, Studiosi Jenenses". Am folgenden Tage hielten die Schoristen auf dem Burgkeller eine Versammlung, zu welcher sie auch die Pennäle beschieden hatten. Bei dieser Gelegenheit kam es zwischen genannten Niske und zwei andern Studenten, namens Schubart und Nagel zu heftigem Streite, an welchem sich die Schoristen zu Gunsten der letzteren betheiligten. Niske flüchtete in das fürstliche Schloß zu dem dort wohnenden Amtmann. Die übrigen Studenten, welche sofort Straßen und Pläße mit Geschrei und Lärmen bewaffnet besetzt hatten, verfolgten den Entflohenen, rückten in den Schloßhof, begehrten die Herausgabe des Niske, und warfen, als derselbe nicht erschien, dem Amt
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mann die Fenster ein, auch fielen einige Schüsse in das Schloß. Herzog Wilhelm IV. von Weimar sandte zur Dämpfung dieses Tumults schon am 2. Febr. seinen Land- Rittmeister Christian Engel mit Reiterei und zwei Stück Geschüzen nach Jena , wohin auch einige hundert Mann Landvolk aufgeboten wurden. Er selbst begab sich am folgenden Tage in eigener Person nach Jena , besetzte den Markt und die Straßen, ließ die Studenten durch Trommelschlag ins Collegium fordern, und redete sie daselbst mit harten Worten an, ließ auch sofort eine Untersuchung einleiten, infolge derer fünf der Gravirtesten gefangen nach Weimar geführt wurden, während zwei andere Studenten am 5. Febr. durch die Reiter Spießruthen laufen mußten.
Im Jahre 1650 wird von einem Tumulte in Jena erzählt, bei welchem von den Studenten der Burgkeller gestürmt und ein Spielmann erstochen ward. Bedeutender aber war ein Aufstand im Jahre 1660, dessen die aufgebotene Bürgerwehr, an 400 Mann stark, nicht Herr werden konnte, so daß endlich, nachdem bei einem Zusammenstoße 4 Studenten erschossen worden waren, von Weimar aus eine Militärmacht von 2000 Mann Reiter und Fußvolk entsendet werden mußte.
( Schluß folgt.)
Von Dr. A. Jsrael.
Doch daran mag nun wahr sein was wolle, gegenwärtiger Almanach ist immerhin nicht der schlechteste in Deutschland . Mir sind schon Kameraden von ihm zu Gesicht gekommen, die nur die Namen großer Dichter bei sich führten, unfruchtbar und arm, wie sie etwa auf ihren Grabmälern stehen dürften. Wenn also ein Musenalmanach der Maßstab der Provinzialfultur ist, so mag Schwaben sich immerhin getrost an die Sachsen und Rheinländer anreihen aber der Heerführer der schwäbi schen Musen, Herr Stäudlin, gürtet sein Schwert um, dem ganzen unschwäbischen Deutschland ein Generaltreffen zu liefern, und dieses soll kein Haar weniger als das Genie der Provinz entscheiden. Audaces fortuna juvat!( frei übersezt: den Tapferen lächelt das Glück.) Mag sich der Ausländer verschanzen, so gut er fann heißtöpfige Nordländer sind gefährliche Leute.
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Es beliebt dem Herausgeber, seine eigene heroische Person einem Gärtner zu vergleichen, der einen Versuch in seinem nordischen Klima wagt, ob die herrliche Pflanze des Genius nicht auch hier gedeihe? Wahr ist's, viel tut hiebei die Milde der Zone- viel, sehr viel Begießen und Sonnen; viel ein wohl angebrachter Schnitt. Aber der Gärtner muß die Ananas von keinem Holzapfelfern erwarten!" Nun folgen einige kurze kritische Bemerkungen über die einzelnen Autoren des Almanachs; sodann fährt die Rezension fort:„ Dem Almanach ist ein Titelfupfer vorgesezt! es stellt den Aufgang der Sonne überm Schwabenland vor. Poz! was wir Zeitgenossen des 178sten Jahrzehntes nicht erleben! Der Stäudlin'sche Almanach die Epoche des Vaterlands! Wenn diese Erscheinung nicht zum Unstern ein Nordlicht ist, das, wie die Wetterverständigen behaupten, Kälte prophezeiht- so sehe doch der Epochemacher zu, daß ihr roter, feuriger Morgenstrahl ihm die Augen nicht verblenden und er in der Finsterniß taumelnd an den Schwertspizen der Kritik sich spieße." Noch schlimmer kommt der Almanach weg in einem " die Rache der Musen" betitelten Gedicht, das mit der bezeichnenden Strophe schließt:
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Die Göttin abortirt hernach;
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Kam' raus ein neuer Almanach. Dasselbe findet sich in der Antologie auf das Jahr 1782. Schiller faßte nämlich den Gedanken, selbst einen poetischen Almanach herauszugeben. Er durchstöberte den Vorrat von Gedichten, welche sich allmälich in seinem Schreibpulte- vor
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( 1. Fortsezung.)
ausgesezt, daß er ein solches besaß aufgehäuft hatte und bot auch die Kontingente seiner dichtenden und reimenden Freunde auf. Scharffenstein, Petersen, Haug, Hoven, vielleicht auch ein Graf Zuccato, ein F. F. Pfeiffer, waren als akademische Genossen seiner Trommel gefolgt. So entstand die„ Antologie auf das Jahr 1782", welche, da der Verfasser der Räuber keinen Verleger fand, wie für die Räuber, auf eigene Rechnung zwar nicht wie das Titelblatt besagte, in der Buchdruckerei zu Tobolsko" aber bei J. B. Mezler in Stuttgart gedruckt wurde, wodurch der Passivstand seiner Finanzen nicht unbedeutend vermehrt wurde. Stäudlin hatte für seinen Musenalmanach einen Louisd'or pro Bogen bekommen. Schiller's Fahne, sagt General Scharffenstein im Morgenblatt 1837, hatte etwas Unheimliches, Energisches, das sentimentale, weichherzige, poetische Rekruten eher abschreckte, als anzog und der junge Dichter sand darum auch wenig Anhang. In der Tat unheimlich genug. Die neue Blumenlese war, allerdings nicht sehr geschmackvoll, vom Herausgeber dem Tod gewidmet. Zueignung an meinen Prinzipal, als einem Jünger Aeskulaps, den Tod" ist sie überschrieben und der Eingang lautet:
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Großmächtigster Herr alles Fleisches, Allezeit Verminderer des Reichs,
Unergründlicher Nimmersatt in der ganzen Natur!
Mit untertänigstem Hautschauern unterfange ich mich, deiner gefräßigen Majestät klappernde Phalanges zu küssen, und dieses Büchlein vor deinem dürren Calcaneus in Demut niederzulegen. Meine Vorgänger haben immer die Weise gehabt, ihre Sächlein und Bäcklein dir gleichsam recht vorsäzlich zum Aerger, hart an deiner Nase vorbei, ins Archiv der Ewigkeit transportiren zu lassen, und nicht gedacht, daß sie dir eben dadurch um so mehr das Maul darnach wässern machten; denn auch an dir wird das Sprüchwort nicht zum Lügner:" Gestohlen Brod schmeckt gut." Nein, dediciren will ich dir's lieber, so bin ich doch gewiß, daß du's weit weglegen werdest. Doch Spaß bei Seite!
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Ich denke, wir zwei fennen uns genauer, denn nur vom Hörensagen. Einverleibt dem Aeskulap 'schen Orden, dem Erstgeborenen aus der Büchse der Pandora, der so alt ist als der Sündenfall, bin ich gestanden an deinem Altare, habe, wie der Sohn Hamilfars den sieben Hügeln, geschworen unsterbliche Fehde deiner Erbfeindin Natur, sie zu belagern mit einer