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Dank dir, Schiller , für die Wonne, Die deinem Gesang entquoll! Meines Berges Genius, der Riese, Ein Schäzer hohen Sang's,
Lauscht' dir, daß der Kolbe von Stahl Entsant seiner wolkigen Rechte.
Auch ich schlang deinen Gesang,
Wie der Langdurstende
Mit wollüstig geschlossenem Auge Schlürft aus des Baches Frische. Sah' nicht des eisernen Gitters Schatten,
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Den die Sonne malt
Auf meines Kerkers Boden!
Hörte nicht Fesselgeklirr am wunden Arm, Denn du sangst!
Deiner Lieder Feuerstrom
Stürzte tönend nieder vor mir,
Und ich horchte seinem Wogensturze; Hoch empor stieg meine Seele Mit dem Funkengestäube Seiner Flut.
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J.
Von guter Frauen Trinken.
Vou M. Wittich.
Bei meinen Wanderungen durch die deutsche Sittengeschichte mußte mir, wie jedem, der dieses Gebiet durchläuft, auch die altväterliche Tugend des gewaltigen Trunkes begegnen. Wie manche biedre Hausfrau mag schon das Tema zu ihren freundehelichen Gardinenpredigten aus diesem Kapitel zu entnehmen sich genötigt gesehen haben. Aber:
Eenes Mannes Rede Ist keene Rede:
Man muß sie billig hören beede!
Die deutschen Frauen tranten auch gern etwas Gutes, das dient zum Beweise vor allen Dingen die Vorschrift der Mäßig teit in den verschiedenen Lehrdichtungen, welche Regeln für das schöne Geschlecht enthalten. In ältester Zeit saßen bei Gastereien le zwei, ein Männlein und ein Weiblein an einem Becher. Der skandinavische König Sigmund hatte, wie die Geschichte berichtet, harten Stand mit seiner Frau Stialdrior und seiner erlauchten
Kopf ein Zettel geheftet worden mit der Aufschrift„ Versoffene Krugurschel"( Krug- Ursula, d. h. eine Ursula, die immer den Krug in der Hand hat.)
Heinrich von Neuenstadt, derselbe, der über den gerichtlichen Zweikampf zwischen Mann und Frau berichtet( um 1300), klagt über das Völlerleben in der schon damals sehr genußfreudigen Wienerstadt:
Fraßheit( Fresserei) hat genommen überhand Und allermeist in Osterland( Oestreich), Trunken voll und übersatt
Ist mancher Mann in Wiener - Stadt
Und etlich Frauen auch allda.
Eifert doch auch Berthold, der berühmteste Prediger des Mittelalters, daß die Frauen oft ihren Schleier vom Kopfe verzechten wie die Männer das Schwert!
Trinklust der Frauen bezeugt auch jenes Kneiplied aus dem
Schwester Sigrid als sie zu Drontheim schmausten und zechten. Kloſter Blaubeuren , wo es heißt: Der Wein gibt„ lichte" Gesichtsfarbe, heißt ein unschuldiges Schönheitsmittel des Mittelalters. In Wolfram von Eschenbachs Parcival weiß das schon die Königin Ginevra:
Für die Königin man do trug, Das Trinken, trunken sie genug, Die Ritter und die Frauen gar
Sie wurden desto baß( besser) gefar( gefärbt.)
Ebenso rät ein Lied im Liederbuch der Clara Häßlerin ( Augsburger Nonne um 1470):
Trink gut Kätterlein( Rätchen), Machst rote Wängelein!
Namentlich soll dieses Schönheitsmittel wirksam gewesen sein früh nüchtern genommen, wie es bei den Italienerinnen üblich war. Auch unsere westrheinischen Nachbarinnen kannten es und mögen wohl über die kleinen homöopatischen Dosen hinausgegangen sein, die von dem poetischen Sittenrichter Rupen dahinzielend erteilt werden:
courtoisie, beauté, savoir
ne peut Dame yore en soi avoir. Fi de la Dame qui s'enyore,
elle n'est pas digne de vivre.
Das ist verdollmetscht:
Höfisches Wesen, Schönheit, Wissen
Wird man bei trunknem Weib vermissen
Bfui über das Weib, dem Trunk ergeben,
Sie ist nicht würdig mehr zu leben.
bibit hera, bibit herus bibit ille, bibit illa, bibit servus cum ancilla bibit soror, bibit frater
bibit anus, bibit mater...
Wir wollten den lateinischen Text nicht missen wegen seines fröhlich übermütigen Klanges der Worte. Er lautet deutsch : Es trinkt die Herrin, trinkt der Herr,
Es trinkt jene, trinket jener,
Es trinkt der Knecht mitsammt der Magd Es trinkt die Schwester, trinkt der Bruder Großvater trinkt, es trinkt die Mutter.
"
Das ward durch die Reformation nicht besser. In v. Zimmerns Chronik heißt es, daß die Mägde( d. i. die Kammerfrauen) der Gräfin Barbara von Wertheim feindlich gesoffen" hätten, und der gelehrte Butzbach berichtet in seinem Reisebuche, daß holländische Frauen zu dritt oder viert an einem Tage eine Tonne Bier bewältigt hätten!
In der Schwäbisch- Haller Chronik von Herold findet sich folgendes feuchte Histörchen:„ Anno 1532 sind drei adelige Geschwistrig, die Friderichin genannt, von Eltershofen bürtig, nach Johannestag im Sommer gen Untertürkheim von Hall in des Mühl- Michels Hauß kommen, allda des besten Weins 32 Maas ohn die Kost ausgetrunken, die Zech bezahlt und seien ruhig vor Nachts wieder mit einander gen Hall gangen." Das Märlein ist überschrieben:„ Drei wohlbesoffene Weiber", das Wort: wohlbesoffen, was man der Sprache des derben 16.
eingetrunken, im Trinken geübt; und das müssen sie wahrlich gewesen sein, die wäckren Drei!
Der scharfzüngige Humorist Fischart( † 1590) bemerkt auch, die Frauen sollten nicht über den Wirtshausbesuch ihrer Gatten
Die Todesstrafe zu beantragen, finden wir ein bischen Jahrhunderts auf Rechnung sezen mag, heißt so viel wie: gut hart; ebenso sind wir andrer Meinung, wenn der alte Römer Cato, der Feind der Küsse, diese nur zuläßt, wenn man dadurch prüfen will, ob die Frauen dem ihnen im alten Rom verbotenen Weingenuß obgelegen haben. Das alte Römerrecht ließ das Trinken einfachen Weines der Frau als Grund der Scheidung haben, als sie aus dem Faß getrunken hatte. Streng genug erscheint uns auch die Maßnahme des heilbronner Rats, welcher bestimmte, daß dem Trunk ergebene Weiber von dem Stadt- gutgeschrieben, er wollte keine Deutsche ehelichen, er könne sich
knecht herumgedingelt" werden sollen, nachdem ihnen an den