erhalten kann, auch wenn die Arbeit augenblicklich total darniederliegt?"
,, 50 000 Mark- das glaube ich freilich!" erwiderte der Schuhmacher langsam." Aber Sie werden sich doch hüten, es so zu verschleudern."
" Ich werde für mich unter keinen Umständen mehr dafür nehmen. Begreifen Sie, daß es angesichts dieses unerschütterlichen Entschlusses für mich persönlich vollständig gleichgültig ist, ob die Arbeit wieder aufgenommen wird oder nicht?" Der Schuhmacher schwieg eine ganze Weile und schüttelte nur mehreremale verwundert und bedenklich den Kopf. Dann begann er endlich und es flang beinahe etwas
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schüchtern: " Ja wenn man Garantien hätte, daß sich alles wirklich so verhält
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"
Wenn Ihnen das, was Sie von mir gehört haben, als Garantie nicht genügt, Herr Schwarz, so können Sie die Sache auf sich beruhen lassen."
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Er wollte sich zum Gehen erheben, aber Schwarz sagte in etwas freundlicherem Tone, als er bisher gesprochen hatte:
"
Bitte nur noch einen Augenblick. Ich will sehen, was sich tun läßt. Mit den unter Ihren Arbeitern, auf die die andern am meisten hören, komm' ich heut Abend zusammen die mögen entscheiden."
Franz Stein erhob sich nun doch.
"
Gut," sagte er. Morgen früh wird zur Wiederaufnahme der Arbeit alles bereit sein. Sie können ein gutes Werk an Ihren Freunden, den Arbeitern, tun, Herr Schwarz, nicht an
mir. Leben Sie wohl."
Der Schuhmacher stand von seinem Schemel auf, geleitete seinen Besuch bis zur Tür und erwiderte den Gruß nicht unfreundlich. Dann, als sich die Tür geschlossen hatte, murmelte er vor sich hin:
"
Ein weißer Rabe- ein richtiger weißer Rabe- wenn's nämlich wahr ist. Na die Arbeiter werden wohl wissen, ob der zu einem solchen Schwindel fähig ist."
-
( Forts. folgt.)
tuen und ausgeführt aus weißem Marmor wie bestechend dies auf den Beschauer wirkt, kann man sich denken. Ist der Grundriß nach den Prinzipien nordischer Gotik ausgeführt, so zeigt dagegen der Aufbau die südlichen, italienischen Grundsäze der Baukunst. Die beiden Seitenschiffe haben nämlich nicht gleiche Höhe, sondern steigen von den Seitenschiffen allmälich aufwärts. Es sind demnach die Größenverhältnisse folgende. Das Mittelschiff ist 52 Fuß weit und 146 Fuß hoch; die beiden Seitenschiffe messen 22 Fuß im Lichten und das dem Mittelschiff sich anschließende hat 96, das äußerste Seitenschiff 74 Fuß Höhe. Die innere Höhe der sich über den Kreuzungspunkt des Längenund Querschiffs erhebenden Kuppel beträgt 201 Fuß 6 Zoll, die äußere mit der über sie aufgebauten Spize 339 Fuß 6 3oll. Die gesammte Grundfläche beträgt mehr als 110 tausend Quadratfuß. Aus der malerischen Pracht, welche die auf unserer Illustration sichtbaren Dekorationen zeigen, ersehen wir schon den heitern, prachtliebenden und durchaus der gotischen Askese abgeneigten Sinn der Italiener . Und erblicken wir in einzelnen Gebilden gar schon die Formen der Renaissance, so sind wir fast geneigt anzunehmen, daß den bauenden Italienern aller Sinn für Konstruktion und Bestimmung der funktionirenden architek
Im Dom zu Mailand . Unser Bild auf Seite 433 zeigt uns einen Teil des Innern vom mailänder Dom, dem berühmtesten Werke gotischer Architektur in Italien und dem kostbarsten und prachtvollsten dieser Bauweise überhaupt. Wir haben schon früher darauf hingewiesen, wie in Italien die Gotik, so viele Versuche man auch machte, sie dort einzuführen, nie zu der Ausbildung gelangte, als in ihrer nordischen Heimat, und wie sich in den Formen gotischer Bauwerke immer der Widerstreit der südlichen italischen Kunstübung mit der nordischen ausprägt. Diesen Antagonismus zeigt nun recht deutlich die Baugeschichte des Doms zu Mailand . Johann Galeazzo Visconti, der 1385 als Gebieter von Mai land anerkannt worden war, hatte beschlossen, seiner Stadt eine schöne und glänzende Katedrale zu bauen, und schon 1386 ging man mit großem Eifer an die Ausführung dieses Plans. Wer den Plan dazu entworfen, ist nicht bestimmt, doch ist es sehr wahrscheinlich, daß Galeazzo, der ja eben ein in Italien eigentümlich dastehendes Prachtwerk schaffen wollte, durch die großen gotischen Bauwerke in Deutschland und Frank reich zur Anfertigung der Entwürfe herbeigezogen habe. Von anderer Seite wird dagegen der Lombarde Marco de Campione als der Schöpfer der Bläne genannt. Feſt ſteht, daß eine aus vielen Personen bestehende Baudeputation den Bau leitete, und daß in dieser schon der Streit zwischen der italienischen und nordischen Bauweise an der Tagesordnung war. 1388 war dann Nikolaus Bonaventura aus Paris leitender Obermeiſter. Der erste am Bau tätige deutsche Meister war Hans von Fernach , der aus Freiburg im Breisgau kam, wo die älteste deutsche Bauhütte schon der Glanz des weißen Marmors, jo noch mehr der kolossale Reichbestand. Er verhandelte 1391 mit der Baudeputation über verschiedene um von dort einen der tüchtigsten Meister zu holen, kehrte aber 1392 von ihm vorgeschlagene Aenderungen am Plane, und reiste nach Köln , unverrichteter Sache zurück. 1391 bot ferner Ulrich von Ensingen der Baudeputation seine Dienste an und wurde auch als Baumeister an
Ensinger ist, so hat er seine Stellung wahrscheinlich nicht angetreten, diese Zeit an den Münstern zu Ulm und Straßburg ,
denn er baute um
wie auch an der Liebfrauenkirche zu Eßlingen . Wirklich angestellt wurde als leitender Ingenieur Heinrich von Gmünd; dieser prüfte die Pläne wie das begonnene Bauwerk gründlich auf ihren Kunstwert und die Dauerhaftigkeit ihrer Konstruktionen und verlangte, man solle das schon Fertige ruhig wieder einreißen. Die Deputation wollte jedoch davon nichts wissen und lehnte dieses Ansinnen ab, womit denn auch die Stellung Heinrich's ihr Ende erreicht hatte. Troz dieser Niederlage des
und deutsche Meister am mailänder Dom beschäftigt. 1481 und 1482 wendete sich sogar der Herzog an die straßburger Bauhütte, um von dort einen neuen tüchtigen Meister zu erhalten, dem die Ausführung der Kuppel übertragen werden sollte. 1483 wurde Johann von Graz nebst mehreren Deutschen eigens durch einen Abgesandten geholt und als Obermeister angestellt. Aber trozdem erlosch der Streit wegen der verschiedenen Stilprinzipien nicht. Die fremden Baumeister reichten immer wieder neue veränderte Zeichnungen ein, die dann gewöhnlich abgelehnt wurden. Wenn vielleicht auch manche ihrer Ideen trozdem zur Ausführung sehen, wie zwei durch verschiedene Sitten und Gebräuche, durch Klima gelangt sein mögen, von stilhistorischem Interesse ist es jedenfalls, zu u. s. w. bedingte Kunstempfindungen miteinander im Streite liegen. Alle die, welche auch heute noch meinen, sie könnten einen neuen Stil beliebig erfinden, könnten sich an diesem Vorkommnis ein Beispiel nehmen.
Die Anlage des Domes selbst nun ist eine sehr regelmäßige, und ganz denen ihresgleichen im Norden angepaßt. Das fünfschiffige Langhaus mit seinen quadratischen Seitengewölben von halber Mittelschiffs= breite, das breite dreischiffige Kreuzschiff und der aus drei Seiten des Achteck gebildete Chor machen einen imposanten Eindruck. Dazu die riesigen Dimensionen nach den Seiten und oben, der Säulenwald, die risiegen Gewölbe, alles reich geschmückt mit Ornamentenwerk und Sta
tonischen Glieder bei der Ausführung dieses gotischen Werkes abhanden
gekommen sei, wenn wir den Kranz von Tabernakeln mit seinen Figuren statt der tragenden Kapitäle an den großen Mittelsäulen erblicken. Denkund Grabmäler und viele andere Werke der Kunst schmücken den Innenraum. Noch großartiger und reicher ist das Aeußere. Imponirt hier
fehlende Turm
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tum von Fialen, Strebepfeilern und Statuen. Die Zahl der lezteren schäzt man auf zweitausend und ihre Entstehung verteilt sich auf zwei Jahrhunderte; darunter sind auch drei Statuen von Canova, die der Rebekka, des St. Dasius und Napoleon I. Aber die breite fünfschiffige Anlage mit ihrem allmälichen Aufsteigen der Seitenschiffe, wie der die schwer aufliegende Kuppel endet oben nur in einer schwachen Spize das alles genügt durchaus nicht den Anforderungen gotischer Baukunst und macht deshalb auch keinen künstlerischen Eindruck." Es ist mehr ein riesiger Marmorberg mit seltsamen Spizen und abenteuerlichen Formspielen, als ein Kunstwerk des menschlichen Geistes, das mit seinen Verhältnissen und Gegensäzen in unserer Seele eine Fülle verwandter Gedanken und Empfindungen anregt," wie sich der berühmte Kunsthistoriker Schnaase ausdrückt. Die„ beabsichtigte Reproduktion des fremden Stils" hatte eben, wie schon ein Blick in die Baugeschichte dieses mailänder Werkes zeigt, in dem Sinnen und Fühlen der Italiener einen mächtigen Widerstand gefunden, der sich
denn auch in seinem Innern und Aeußern mächtig ausprägt.
Der römische Hirtenknabe.
( Mit Jllustration.) Gedicht von Hans Eckart.
Weiß nicht, wie mir zu Gemüte Seltsam ist und schwer,
Oft, wenn ich die Herde hüte, Unter duft'ger Baumesblüte Streich im Tal umher.
Lausche , wie des Waldbachs Tosen Ferne sich verliert,
Wie der Vöglein frohes Kosen Und den Wonneduft der Rosen Frühling neu gebiert.
nrt.