Schaue wie mit eil'gen Winden Wolken zieh'n dahin,
Wie sich Hirsche zu den Hinden, Falter zu den Blumen finden Tauschend Luftgewinn.
Alles lebt bewegtes Leben, Haftet nicht am Ort,
Alles weist Vondannenstreben Ein Gedeihen, Sicherheben, Ich nur kann nicht fort.
Hirtenbub
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die weite Erde Schaut er o wie gern! Hirtenbuben bannt die Herde, Daß er niemals glücklich werde, Welt und Menschen fern.
Ach, sie sagen, unsrer Ahnen
Jeder war ein Held.
Wohl auf tausend Kriegesbahnen Wehten siegreich ihre Fahnen, Waren Herrn der Welt.
Doch ich schwör's, auch ich verroste Nicht als Schäferknab';
Fürchte, daß ich's Leben koste,
Selbst eh' mir der Bart noch sproẞte, Hölle nicht noch Grab.
Was ich Bess'res werden solle,
Keiner hat's gelehrt.
Ob der Pfaffe mir auch grolle, Ablaß ewig weigern wolle, Nimmermehr mich scheert.
Stehl' die Büchs' aus Jägers Hause,
Pulver auch und Blei,
Schleich ' mich von des Herren Hause Zur versteckten Felsenklause Tapf'rer Räuberkompanei.
Literarische Umschau.
Deutsche Humoristen aus alter und neuer Zeit. In einer Auswahl und mit literarischen Einleitungen herausgegeben von Dr. Julius Riffert. Zweiter Band: Matthias Claudius . Altenburg , Oskar Bonde. Preis: 50 Pfennig.
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Der joeben erschienene zweite Band dieses von uns in seiner Bedeutung bereits gewürdigten, recht volkstümlichen Unternehmens macht uns ebensoviel Freude wie der erste. Er bringt zunächst eine ebenso anziehend wie klar geschriebene, ziemlich umfangreiche Lebensund Karakterschilderung des wackeren wandsbecker Boten, welcher uns den Freund Hain" so vertraulich nahezubringen wußte; die Bedeutung von Claudius als Volksschriftsteller ist darin in das rechte Licht gesetzt. Dann folgten in bunter Reihe Proben aus Claudius' Werken: Gedichte, Betrachtungen, Denksprüche, Fabeln, Briefe u. s. w.; selbst des Dichters Porträt in Holzschnitt ist dem 159 Seiten umfassenden Bändchen beigegeben. So ist der Inhalt erfrischend, belehrend, mannigfaltig. Was will man mehr? Nehmet 50 Pfennig und gehet hin und kaufet! Dr. M. V.
Natgeber für Gesundheitspflege.
Berlin . H. E. Der fragliche Extrakt ist jedenfalls kein Universalmittel, wie es überhaupt keine gibt, und sicherlich viel zu teuer. Leicht verdauliche gute Rost bei mäßiger Arbeit, Vermeidung jeder Gemütsaufregung, fleißige Bewegung in gesunder Luft werden Ihrer Frau mehr nüzen, als jenes Zeug.
Bremen . O. B. Ihre Ernährungs- und Lebensweise ist nur zu billigen. Auch war es ein ganz vernünftiger Gedanke, zur Vermeidung der Rückenlage, die sich für Ihre Nachtruhe gefährlich gezeigt hatte, sich folch' eine Tuchrolle auf den Rücken zu binden. Versuchen Sie es nun noch mit falten Waschungen des ganzen Körpers kurz vor dem Schlafengehen und berichten Sie uns über den Erfolg.
Rapperswil . B. Vor dem Schreien der kleinen Kinder braucht man sich im allgemeinen nicht zu fürchten. In vielen Fällen bleibt sogar garnichts weiter übrig, als sie- wie unsre Großmütter zu sagen pflegten: in Gottes Namen schreien zu lassen. Natürlich darf man das mit gutem Gewissen nur dann, wenn man vorher zur Befriedigung
ihrer Bedürfnisse, zur Linderung oder Beseitigung etwaiger Schmerzen und Unbequemlichkeiten alles mögliche getan hat. Die Besorgnis, daß so ein kleines Würmchen sich leicht einen Bruch schreien könnte, ist zumeist grundlos, da in weitaus den meisten Fällen Brüche nicht auf einmal entstehen, sondern sich allmälich entwickeln, häufig erbliche oder angeborne Anlage voraussezen und heftiges Schreien, sowie Husten, Erbrechen, Drängen bei Stuhl- und Ürinausleerung u. s. w. nur als Gelegenheitsursache bei ohnehin vorhandener Disposition zu Bruch schäden wirksam werden.
Dresden . K. Den Zeitpunkt der Entwöhnung der Kinder von der Mutterbrust wählt man, wenn anders Mutter und Kind gesund sind, am besten jenachdem die ersten Zähne zum Vorschein gekommen sind und das Kind förperlich entwickelt ist; im allgemeinen etwa zwischen dem 9. und 11. Lebensmonat. Man vermeide aber mög lichst Zeiträume, während der Kinderkrankheiten und Durchfälle epide misch vorkommen. Der Eintritt der Menstruation macht das Entwöhnen allerdings ratsam.
Redaktions Korrespondenz.
Berlin . H. W. 1. Der jüngst verstorbene Gelehrte und Schriftsteller Bruno Bauer nahm in wissenschaftlicher wie politischer Beziehung eine so eigentümliche Stellung ein, daß er troz seine: großen Begabung und troz des gewaltigen Aufsehens, das mehrere seiner früheren Schriften gemacht haben, schon bei Lebzeiten fast zu den Ber gessenen und Berschollenen zählte, obgleich ec unermüdet bis an sein Ende schriftstellerisch tätig blieb. Aus seinem vorzüglich gegen das Christentum gerichteten schneidigen Radi talismus hatte sich mit der Zeit eine eminent pessimistische Anschauungsweise entwickelt, die allen Idealen feind war und jede Hoffnung auf Besserung der Völkergeschicke aus schloß. Daraus erklärt sich, daß der außerordentlich scharfsinnige und gelehrte Mann gegen den Schluß seines arbeitsreichen Lebens hin mehr und mehr vereinsamte. 2. Bon der Tätigkeit der deutschen Freidenkervereine haben wir bislang rein garnichts gehört, tönnen also auch niemandem empfehlen, einem derselben beizutreten. Arbeit gäbe es freilich für Freidenkervereinigungen in Deutschland sehr viel und sehr dringliche.
Ottensen . Fabrikarbeiter P. Ph. Ihr„ Gebet eines Ateisten" ist garnicht übel, obgleich es noch an Gewandtheit des Ausdrucks und Sicherheit in der Handhabung des Rytmus hie und da mangelt. Vielleicht drucken wir es gelegentlich ab. Rochlik. H. M. schreibt:
DNeue Welt", Freund immerdar, Hilf mir aus meinem Brüten. Wie mach' ich's, daß im Januar Mir duften schöne Blüten?
Ich habe Tulpen, schön zum Strauß,
Auch Hyazinten fein
Im Garten. Wann heb' ich sie aus
Und pflanz' im Topf sie ein?
Dies sage mir, ich bitte sehr,
Und habe Dank voraus.
Blüht spät im Herbst kein Blümchen mehr
Im Garten, dann
im Haus.
Diesen poetisch geäußerten Wunsch hoffen wir durch eine feit geraumer Zeit in Vorbereitung befindliche Abhandlung über Zimmerpflanzenkultur bald erfüllen zu können. Krefeld . J. R. Warten Sie noch mit dem Abonnement auf das fragliche Wert. Wir wollen es erst einer Prüfung unterziehen und dann unsre Meinung der N. W. aussprechen.
Berlin . Joh. Georg M. Ihr Gedicht Tummer und Not" zeugt von Talent, ist zur Veröffentlichung aber doch nicht reif. 2 aß wir ein Manu fript von 20 Beilen Länge im Falle, daß wir es nicht abdrucken lassen, retourniren foden, ist wohl nicht Ihr Ernst. Wir schicken überhaupt Gedichte garnicht an die Einsen der zurück, und and alle andern und größeren Arbeiten, wenn sie unverlangt uns zugehen, nur in fel tenen Ausnahmefällen.
Freiberg i/ Schl. H. G. Die Reise von Hamburg über New- York nach Sa Francisco nimmt ungefähr 25 Tage in Anspruch und beansprucht einen Kostenaufwand von 380 Mart für die Fahrt bis New- York einschließlich der Beköstigung und von da bis San Francisco ohne Kost.
Chemnit. E. T. Sehr hochgradige Kurzsichtigkeit hat in der Tat schon häufig als Grund zur Befreiung vom Militärdienst gewirkt. Indeffen existi unfres Wissens diesem Leiden gegenüber bei den Aushebungen keine feste Praxis; das Gutdünken der Aushebungskommission, insbesondere des die Gestellungspflichtigen unter suchenden Militärarztes, gibt in jedem einzelnen Falle den Ausschlag.
Ottensen . Fabritarbeiter G. Sch. Nur immer mehr von der Sorte! Ravensburg . G. W. Ihr Bekannter hat, wenn er 24 Jahre alt war, als fein zweijähriger Aufenthalt in Augsburg begonnen, dort nach Ablauf dieser Frift seinen Unterstützungswohnsiz gehabt, da er aber seitdem ununterbrochen zwei Jahre lang bo Augsburg fort war, denselben auch bereits wieder verloren und befizt vorläufig ga
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teinen. Wird der Betreffende nun hilfsbedürftig, so tritt der§ 28 des Gesezes über vorläufig von demjenigen Ortsverbande unterstützt werden, in dessen Bezirk er sich beim Eintritte der Hilfsbedürftigkeit befindet. Die vorläufige Unterstützung erfolgt vorbe haltlich des Anspruches auf Erstattung der Kosten beziehungsweise der Hilfsbedürftigen gegen den hierzu verpflichteten Armenve. band.
Sprechjal für jedermanu.
Der Schneidermeister G. Naumann aus Cöthen, welcher im Jahr Friederike Wilhelmine gebeten, seinen Aufenthalt mitzuteilen. Gleich 1852 zunächst nach Liverpool ging, wird von seiner Tochter Marie zeitig werden alle, welche über dessen Verbleib Auskunft erteilen können, freundlichst gebeten, an nachstehende Adresse gefälligst die bezüglichen Mitteilungen gelangen lassen zu wollen.
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Frau Leichsering, geb. Naumann, Hamburg - Uhlenhorst 1. Humboldstraße Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) Eine Charfreitagsfeier am Südabhang der Alpen . Von Carl Stichler. Iphigenie auf Tauris. Von Dr. Richard Ernst. Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.( Forts.) Im Dom zu Mailand. ( Mit Illustration.)- Der römische Hirtenknabe. Gedicht von Hans Ecart.( Mit Illustr.)- Literarische Umschau: Deutsche Humoristen aus alter und neuer Zeit.- Ratgeber für Gesundheitspflege. Redaktions- Korrespondenz. Sprechsal für jedermann. Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart. ( Neue Weinsteige 23.)
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