„ Billingsgate", antwortete die Gefragte.
John hatte den Auftrag bekommen, Alles diese Fahrt Betreffende in Richtigkeit zu bringen.
Die rasch eintretende Dämmerung machte den Abend sehr trübe, über der rollenden Themseflut legte sich ein Nebel, der glücklicherweise nicht zu den dichten, undurchsichtigen gehörte, welche der Schifffahrt oft so viel Hindernisse bereiten, daß sie feiern muß. Das Kommandowort erscholl und das gut mit Lampenlicht erleuchtete Fahrzeug glitt mit den abwärts rollen den Wellen wie ein rüſtiger Schwimmer die lange Wasserstraße dahin ins Herz der englischen Kapitole.
6. Eine neue Lebensbahn.
Aus der dichter werdenden Dämmerung gligerten die Lichter der verkehrreichen Häuserkomplere an den Ufern fast unheimlich auf das den Strom deckende Düster herüber. Die im Rufe der sichersten Führung stehenden Omnibus- Schiffe, zu denen dasjenige gehörte, unter dessen kleiner Passagier- Anzahl Frau Lucie sich befand, machten ihre Touren zu allen Tageszeiten und ihre Kapitaine waren auf dem Strome wie eingebürgert, weswegen auch selbst in dunkler Abendzeit der eingeborne Londoner kein 3agen empfand, sich ihnen anzuvertrauen. Der„ Nelson", so hieß das Fahrzeug, war ein flotter Schwimmer, er hatte bereits die Durchfahrten unter der Baurhall-, der Westminster- und der Waterloo Brücke hinter sich, als Lucie an den Kapitain die Frage richtete: Sir, fann man nach Belieben das Schiff verlassen?" " Hm, es fommt darauf an, wo Sie das wünschen, Miß." " Ich wünschte bei einer Freundin in Milford lane zu übernachten... wer weiß, wann wir uns je wiedersehen, und wer weiß auch, ob ich ein Schiff bei Costum- House finde, das zufällig morgen nach Hamburg oder Bremen abgeht!"
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„ Das ist ungewiß, Miß", antwortete der Kapitain.... gewiß aber ist, daß ich drei Personen bei Milford lane abseze. Eine bessere Gelegenheit können Sie nicht finden, sollte ich denken." " Großen Dank, Sir... Sie sind sehr gütig."
Lucie war sehr erfreut, daß der Zufall ihren Wunsch, Mistreß Stanhope besuchen zu können, so unerwartet erfüllte. Daß sie dem Kommissionär mit der Augenbinde seine Frage nach dem von ihr beabsichtigten Ausschiffungsplaze am Costum- House angab, geschah allein deshalb, um jede Nachforschung nach ihr irre zu leiten.
Eine starke Viertelstunde später wurde Luciens Gepäck in der Milford- Gasse vor dem Hause Nummer 6 abgeladen.
Das Duartier" Strand", in dem das frischeste Volksleben pulsirt, ist nicht arm an Lanes( Gassen), welche von den breiten Straßen entweder wie Bänder abzweigen oder diese mit einander verbinden. Das Haus Nummer 6 war ein ziemlich altertümlich und weitläufiges, aber gut erhaltenes Gebäude von zwei Stock Höhe, dessen Vorder- und Hinterseite Aussichten gewährten. Die Fenster der Vorderseite waren dem Strome und dessen immer bewegtem Verkehr zugewendet und von diesen Fenstern aus präsentirt sich auch die Häusermenge auf dem andern Fluß
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user, sowie nach rechts und links hin der Blick auf die Water loo - und die Blackfriars- Brücke angenehm beschäftigt wird. Die Hinterseite hat zwar nur die Aussicht auf die Gasse selbst, besizt aber doch auch eine schmale schluchtartige Durchsicht in die breite Passage, welche überhaupt nur mit dem Namen„ Strand" bezeichnet wird.
Den Ausgang nach dem Flußufer hat die Milford- Gasse mit der Temple lan gemeinsam. Diese Gassen sind keineswegs wenig bewohnt, weil es viele Leute giebt, die teure Logis nicht bezahlen können und doch ihrer Geschäfte wegen sich gedrängt finden, in belebten Stadtteilen zu wohnen.
In Nummer 6 der genannten Milford lane wohnte Mistreß Stanhope.
Sie war eben beschäftigt, ihren Tee einzunehmen, als sehr lebhaft an ihre Zimmertür geklopft wurde.
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„ Wer ist das?" fragte sie.
" Jane, Jane. O bitte, gute Mistreß, machen Sie auf. Sie bekommen eine Abmieterin... eine junge Dame mit zwei schweren Koffern, die mein Mann und unser Lowel herauftragen", antwortete draußen auf dem Gange eine Frauenstimme.
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Das ist aber doch äußerst seltsam", entgegnete die Mistreß, die Türe aufriegelnd.„ Es hängt ja noch kein Vermietungsdie Türe aufriegelnd. zettel an der Türe unten ich als Vermieterin müßte doch
etwas davon wissen; aber ich weiß nichts davon, ganz und gar nichts. Wie soll ich das verstehen?"
„ Mistreß, ich verstehe das auch nicht; aber es ist genau so, wie ich Ihnen gesagt habe," antwortete die Frau.„ Und da fommen auch schon mein Mann und der Lowel mit dem einen Koffer die Treppe herauf und hinter ihnen auch die junge Dame."
Mistreß Stanhope schritt bis zur Treppe vor, um die ihr angemeldete neue Abmieterin zu sehen; diese aber von dem Wunsche erfüllt, ihre von ihr sehr geschäzte Bekannte zu begrüßen, hatte den Blick nach oben zu derselben gerichtet und rief ihr zu:„ Mistreß Stanhope! Meine teure Freundin! Werden Sie mich ausweisen?"
" Was höre ich? Sie sind es, liebste Lucie?" erwiderte die ältliche Dame freudevoll." Wahrhaftig, das ist eine außerordent lich wunderbare Erscheinung für mich! Ausweisen? Was denken Sie von mir?"
" Diese gute Frau sagte mir... Lucie deutete auf die mit dem Namen Jane bezeichnete, welche auf der obersten Stufe neben der Mistreß stand..." Sie hätten ein sehr hübsches Zimmer mit Kammer zu vermieten, das vollständig zur Aufnahme eines Abmieters oder einer Abmieterin hergerichtet sei. Ich brauche cin Logis... wollen Sie es mir..."
,, Auf die Treppe heraus zur Ansicht bringen?" fragte die ältliche Dame lachend." Nein, meine gute Lucie, das können Sie nicht von mir verlangen, dagegen schlage ich Ihnen vor, diesen sehr wichtigen Gegenstand mit mir beim Tee zu verhandeln. Wir werden da sicher zum Verständnis kommen, meine ich." ( Fortsczung folgt.)
Die griechische Sage, die wir im Auge haben, ist die Iphigenie- Sage. Als die griechische Flotte in Aulis lag, um wegen des Raubes der Helena nach Troja zu schiffen, harrte man lange vergebens auf günstige Winde. Agamemnon , der Heerführer, suchte vergebens, durch Opfer die ersehnten Winde zu erflehen. Da erklärte der Seher Kalchas, die Göttin Diana werde so lange die Winde zurückhalten, bis ihr Agamemnon seine Tochter Iphigenie geopfert haben werde. Denn die Göttin zürne dem Agamemnon, weil er einen ihr geweihten Hirsch getötet habe*). *) Nach einer Variante hatte Agamemnon gelobt, die schönste Frucht des Jahres der Diana zu weihen. Als schönste Frucht des Jahres forderte Diana die Iphigenie .
( Schluß.)
| Iphigenie wurde, begleitet von ihrer Mutter, zum Altar geführt, und schon war der Opferstahl gezücht, als Diana in einer Wolfe Iphigenie nach Tauris in ihr Heiligtum entrückte. Statt der verschwundenen Iphigenie aber stand ein Reh oder eine Hirsch kuh am Altar.
Auch dieser Sage ist der Stempel des Tendenziösen aufgeprägt. In greifbarer Form sollte damit die Lehre gegeben werden, daß die Mondgöttin Diana, welche besonders durch Menschenopfer verehrt wurde, sich mit dem guten Willen be gnüge und das Tieropfer dem Menschenopfer vorziehe.
Die ersten Keime der Kultur, also auch ihre ältesten religiösen Vorstellungen, empfingen die Griechen vom Orient, indem