wohnten die Juden sieben Festtage hindurch in den Hütten, jezt wird nur noch darin gegessen, und nur besonders fromme Leute schlafen auch noch zuweilen darin.

Rubens vermutet, daß Laubhütten einfach den klimatischen Verhältnissen Palästinas ihren Ursprung verdanken und die Be­ziehung zu der Wüstenwanderung Israels pure Mache oder vielleicht irrige Deutung ist.

Was Rubens über die Art, wie unsre Juden das Laub­hüttenfest in ihren Synagogen feiern, sagt, ist zu kostbar, als daß wir es hier nicht wiederholen sollten.

Im dritten Buch Mosis 23, 40 heißt es: Nehmet euch schöne Baumfrüchte, Palmzweige, Zweige dichter Gebüsche und Bachweiden und freuet euch damit vor dem Herrn." Daran knüpft Rubens an: Das heißt mit andern Worten: Schmücket den Tempel mit allerlei Zweigen, stellet Körbe mit allerlei Früchten darin auf, um den Segen des Feldes zu vergegen­wärtigen. Der Talmud hat vier besondere Gattungen heraus­getiftelt, und auch dabei fehlen die minutiösen Vorschriften nicht, wovon der Traktat Suffoth eingehend handelt. Nach ihm heißt ferner: Ihr sollt euch nehmen: jeder Israelite muß einen solchen aus den vier Gattungen bestehenden Feststrauß in die Hand nehmen( einen Palmzweig mit drei Myrtenzweigen und zwei Wei­denzweigen zusammengebunden in der einen Hand und einen soge­nannten Cederapfel- eine Citronengattung in der andern Hand). Damit nicht zufrieden ordnet er ferner an, jeder müßte während des Gebetes damit schütteln( Spektakel muß sein!) und zwar nach aufwärts, nach abwärts und nach allen vier Welt­gegenden, um böse Winde und schädliche Taue damit zu bannen.

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Noch jezt kannst du, lieber Leser, an jedem der ersten 7 Tage des Hüttenfestes die gläubige Schaar der Stammesge nossen Spinoza's, Mendelssohn's und Heine's mit solchen Palm­zweigen( selten sind es frische, sondern meist abgestorbene, Jahr­zehnte alte, häßliche Zweige) und Zubehör gleich gerüsteten Kriegern mit Speeren und Lanzen in die Synagoge ziehen sehen, und wenn du dem Gottesdienste beiwohnst, so erinnert dich vielleicht dieses Stoßen nach allen Seiten an den köstlichen Don Quixote, wie er gegen. Windmühlen ficht im Glauben, es seien furchtbare Riesen.

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Auch ein Parademarsch wird in vielen Synagogen an die­sem Feste aufgeführt. Voraus jemand mit der" Torschwelle" den Büchern des mosaischen Gesezes nach ihm der Direktor und hinter ihm sämmtliche Palmzweige tragenden Frauen, um die mitten in der Synagoge befindliche Tribüne marschirend, am siebenten Tage wird diese Parade siebenmal aufgeführt und zum Schluß klatscht man womöglich mit einem Landweiden­zweige an die Bänke, zum großen Gaudium der Hoffnungsvollen Jugend. Diese Sitte, welche übrigens in vielen Synagogen zum großen Aergernis der Ortodorie abgeschafft ist, ist nach dem Talmud, Brauch der Propheten( eine würdige Vorstellung von den Propheten.)"

Indes das kirchliche Jahr der Juden mit dem Monat Nisan, um den 20. März unserer Zeitrechnung herum, beginnt, fängt das bürgerliche Jahr mit dem Monate Tischri an, eben jenem siebenten Monate, in den das Laubhüttenfest fällt.

Der erste Tag des Tischri, der wie jeder jüdische Tag mit dem Abend des vorhergehenden Tages anhebt, wird als Neu­jahrsfest, als Tag des Gedächtnisses oder Fest des Blasens ge­feiert. Nach dem Talmud sizt an diesem Tage ,, Gott zu Gericht und bestimmt das Schicksal des Menschen für das kommende Jahr."

Von Neujahr bis zum 10. Tage des Monats Tischri, dem Versöhnungsfeste, dauert die Zeit der Buße, durch die der Jude durch Neue und Besserung den Geist Gottes gewinnen und die Strafe für seine Sünden von seinem Haupte abzulenken bemüht sein soll.

Läßt man die Religion überhaupt als kulturhistorisch be­

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Einkehr jedes Juden bei sich selbst und die Zeit des Versuches, sich sittlich zu reinigen und zu erheben, sobald sie in weihe voller, ernster Stimmung begangen wird, gewiß gefallen lassen.

Unsere Leser wissen nun aber vom Talmud schon genug, um zu vermuten, daß er auch dieses Fest nicht mit seinen kniffig­pfiffigen Narrheiten verschont haben wird.

Die Bibel nennt das Neujahrsfest: den Tag des Blasens", und an andrer Stelle spricht sie von der Erinnerung des Blasens." Geben wir wieder Rubens das Wort:

Worauf soll geblasen werden? Vermittelst wunderbarer Spizfindigkeiten und Versverdrehens findet der Talmud her aus: auf einem Widderhorn, Schofar. Wiederum eine Menge minutiöser Vorschriften über die Beschaffenheit des Hornes, die Zahl, Art, Ordnung und Länge der Töne, die geblasen werden müssen, wie das heute noch in fast allen Synagogen geschieht. Der Talmud macht das Gehöre des Schofarblasens männiglich zur Pflicht und Wöchnerinnen und Kranke lassen sich daher einen Blaser in's Haus kommen und die 30 Töne vortuten.

" Nun hat aber der Talmud dieses Blasen mit dem Worte begründet: Es soll dadurch der Satan( der am Gerichtstage als Oberstaatsanwalt des Universums die Menschen vor Gott anflagt) verwirrt werden' und hat damit einem sinnlosen Aber glauben Tor und Tür geöffnet, wie sich jedermann überzeugen kann, der sich die Mühe geben will, die Gebete durchzulesen, welche in den Gebetbüchern für Neujahr für den Blaser und die Hörer abgedruckt sind.

" Die oben angeführten Bibelstellen erklärt der Talmud so: Fällt das Neujahrsfest auf einen Werktag, so ist es ein Tag des Blasens; wenn aber auf einen Sabbath, so darf nicht ge blasen werden, es sollen nur Bibelstellen über das Blasen rezi tirt werden, es ist dann nur Erinnerung des Blasens.

Erklären wir nun die Stelle vernünftig: Im 4ten Buch Mosis 10 ist die Rede von silbernen Trompeten, welche zu nächst zu Signalen für das Lager Israels in der Wüste be stimmt sind; auch soll auf ihnen im Kriege, bei den Opfern und besonders an Festtagen geblasen werden, auf daß sie euch in Erinnerung bringen, Jehovah, eurem Gotte.

"

Es ist nur Scherz, daß wenn die Bibel sagt, der erste des 7. Monats sei ein Tag des Blasens, diese Trompeten da mit gemeint sind, und wenn es heißt: Erinnerung des Bla sens" eben jenes In- Erinnerung- Bringen bei Gott durch das Blasen zu verstehen ist.

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das

Will man sich also strikte an das Bibelwort halten ja allerdings einer sehr kindlichen, unreifen Anschauungsweise Ausdruck gibt, aber vom Standpunkte der in jedem Falle geistige Unreife dokumentirenden Religionsvorstellungen der christlichen wie der jüdischen Vorfahren immerhin weder ganz unsinnig noch lächerlich ist, so sei es wenigstens eine feierliche Blech musik mit anständigen Trompeten und Hörnern, nicht aber jenes Getute auf einem primitiven Widderhorn, das sich anhört, wenn der Kuhhirt oder der Nachtwächter bläst."

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wie

,, Uebrigens meinen wir, täte es die Orgel auch." Auch für den Abend des Neujahrsfestes hat der Talmud noch einen seiner unfreiwilligen Scherze bereit. Er nötigt näm lich die Juden, einen Süßapfel in Honig getaucht zu essen und dabei zu sprechen: Möge es dein Wille sein, Ewiger u. s. 1 daß du mir ein gutes und süßes Jahr vergönnst." rät der Talmud an, an diesem Tage von Fischen und andern Tieren den Kopf zu essen und dabei den Wunsch auszusprechen ,, Mögen wir zum Kopf und nicht zum Schweif werden."

Ferner

Und nach dem Vespergottesdienste ziehen die Schäflein J raels gemeinsam an ein fließendes Gewässer und sagen etliche Lustgebete her und werfen in die Wellen alle ihre Sünden. Diese ohnehin etwas gar zu naive symbolische Handlung, welche schon hart an die Grenze des Lächerlichen streift, entbehrt nu rechtigt und in der geistigen Schwäche und Hülfsbedürftigkeit noch bei vielen frommen Juden auch des symbolischen Kerne des Menschengeschlechts begründet zu, wogegen kein ver und diese meinen denn ganz ernsthaft, die Sünden werden auf nünftiger und gebildeter Mensch etwas einzuwenden haben wird diese höchst ruhige Weise wirklich ins Wasser geworfen und ver so wird man sich eine solche Bedeutung und eine solche mutlich auch zu Nuz und Frommen des auserwählten Volfe

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Feier des Neujahrsfestes und der Bußezeit, als der Zeit der

ersäuft.

( Schluß folgt.)