Reichsgeldes sich ergebenden Bruttomünzgewinn wurden jedoch 81 728 134 Mr. gedeckt, so daß also ein durch die Münzreform erwachsener wirklicher Verlust von 44 069 430 Mark verbleibt. Der Wert von den sich noch als gefezliches Zahlungsmittel in Umlauf befindlichen Talerſtücken wird auf circa 500 millionen Mark geschäzt. Diese wären, um die Goldwährung strikte durchzuführen, noch einzuzichen. Nun ist nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 die Bevölkerungszahl auf 45 194 172 gestiegen, mithin macht sich, immer 10 Mark dieses Tauschmittels auf den Kopf gerechnet, ein Mehr von auszuprägenden Silbermünzen von circa 25 millionen Mark nötig. Man ist nun aber zu der Ueberzeugung gekommen, daß die 10 Mark pro Kopf nicht ausreichen und daß mindestens 12 Mark nötig wären, mithin würden mit Ginrechnung der circa 75 millionen österreichischer Vereinstaler, die gleichfalls einzuziehen und durch neue Münzen zu ersezen wären, noch 345 millionen Mark zu prägen und zu verausgaben sein, um die Durchführung des Reichsgeldes perfekt zu machen.
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Wie allgemein bekannt, bemängeln nun nicht nur die die Vortrefflichkeit des Reichsgeldes, welche gewönlich keines haben, sondern auch welche reichlich häufig diejenigen- und das ist das sonst seltsame damit gesegnet sind. Da waren erst die bekannten von den 10- PfennigNikeln kaum zu unterscheidenden 50- Pfennig- Stücke, ferner die sich mit großer Vorliebe in den Falten der Taschen und Portemonnaies vertriechenden 20- Pfenniger, schließlich sind die durch den Ueberfluß unzufrieden gemachten Reichsbürger auch noch gegen die 5- Markstücke aus Gold und Papier und Silber, so daß die Kommissarien des deutschen Reiches im Namen dieses auf der pariser Münzkonferenz sogar erklärten, unter gewissen Bedingungen werde man die goldenen Fünfmarkstüde in der Höhe von 273/4 millionen Mark, die Reichskassenscheine à 5 Mark in der Höhe von 40 millionen Mark einziehen und die silbernen Fünfmarkstücke im Betrage von 71 millionen Mark und die silbernen Zweimarkstücke in der Höhe von 101 millionen Mark unter Zugrundelegung eines sicheren Wertverhältnisses umprägen An goldenen Fünfmarkstücken wurden bisher geprägtt 5 593 985 Stüd
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27 969 925
eingezogen für 5 millionen Mark; der zirkulirende Rest von 30 millionen wird wahrscheinlich im Verkehr bleiben bis sich die einzelnen Stücke so abge= schliffen haben, daß diese so schon unterwertig geprägte Münze noch bedeutender an Wert verliert.
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Der in Dresden stattgehabte Münzforscherkongreß hat nun, abgesehen von der Einziehung der goldenen Fünfmark- und der Zwanzigpfennig- Stüde, als wünschenswerte Abänderungen in der Münzprägung bezeichnet: Uebereinstimmendes Gepräge der silbernen Mark- mit den Zwei- und Fünfmartstüden; Ersezung des Reichsadlers von den Fünfsigpfennigſtüden abwärts durch eine Reichskrone und Beseitigung des doppelten Münzzeichens. Für notwendig hielt die genannte Gesellschaft die Erſezung des jezigen Zehnpfnnigstücks durch ein neues in der Größe des heute üblichen Fünfpfennigstüdes und die Herstellung eines Fünfpfennigers aus Bronze in der Größe des früheren Dreipfennigſtücs. Db, diese Forderungen sämmtlich berechtigt sind und ob man ihnen von Reichswegen nachkommen wird mag dahingestellt bleiben.
Nach derselben Duelle, der wir diese Zahlen entnehmen, dem " Deutschen Handelsblatt", haben nun in den lezten Jahren eine große meistens hergestellt indem sie in von echten Stücken abgenommenen Formen gegossen und dann oft noch auf galvanischem Wege versilbert resp. vergoldet, oder mit nachgeahmten Stempeln aus unedlen Metallen oder silberarmen Legirungen geprägt werden. Dann bestehen ſie auch in einem Metallkern( Kupfer oder Messing), auf welchen man Kupferplatten, die auf galvanischem Wege von echten Stüden abgenommen wurden und versilbert oder vergoldet sind, auflötet, oder sie bestehen aus einem unechten Metallkern, auf den die mit einer feinen Säge abgeschnittenen Platten echter Münzen aufgelötet wurden. Stüde und geben leicht zu Verwechslungen Veranlassung an Zweimark Hauptsächlich gefälscht werden Silbermünzen und kommen vor falsche stücken, die aus Zinn mit Beimengungen von Antimon bestehen. Sie sind sehr gut und in von echten Exemplaren abgenommenen Formen gegossen, flingen ziemlich hell und sind galvanisch versilbert, oft auch erst verkupfert und dann versilbert. Bedeutendes Mindergewicht zeichnet sie vor den echten Stücken aus. Ferner Einmarkstücke aus Messing und versilbert. Erkenntlich sind diese an den runden Konturen, an kleinen Gußporen und an den messingfarbenen Stellen, die da zutage treten, pfennigstüde, aus Neusilber resp. Messing auf ziemlich gut ausgeführten Stempeln geprägt und dann meist versilbert. Neben kleinen Abweichungen der Gravirung von den echten Stücken sind die Erkennungszeichen wie bei den falschen Einmarkstücken.
Nach den Bestimmungen des Bundesrats sollen aber auch die gewaltsam beschädigten Münzen dem Einlieferer eingeschnitten zurückgegeben werden, so daß der leztere dieselben nur noch als Metall zum Tagesfurs verkaufen kann. Welche Nachteile dem Verkäufer dadurch erwachsen, zeigt, daß z. B. ein jilbernes vollgewichtiges Fünfmarkstüd in diesem Falle nur 3 Mt. 80 Pig. gilt. Zu den gewaltsam beschädigten Münzen rechnet man 1. solche, die überfahren wurden, oder auch durch andere Beschädigungen ein verändertes Aussehen erhielten, selbst wenn sie nichts am Gewicht verloren haben; 2. die mit Quecksilber in Berührung ge
wesenen Münzen.
Die falschen Stücke erkennt man am leichtesten am Gewicht und
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zwar auch die Silbermünzen bis zum Fünfzigpfennigstück herunter. Ferner verschafft man sich am leichtesten über die Echtheit oder Unechtheit Gewißheit durch den Probirstein und Salpetersäure, resp. Salzsäure. Die Säuren müssen jedoch ganz rein sein. Der Probirstein ist ein mattgeschliffener Kieselschiefer, auf den man mit dem Rande der Münze mehreremale und stark nebeneinander hin- und herstreicht, bis eine circa ½ cm. lange Metallfläche entsteht, die man, bei Gold, mit einem in die Salpetersäure( spez. Gew. 1,30) getauchten Glasstab solange betupft bis die fragliche Stelle ganz bedeckt ist. Ist die Goldfläche nach einer Minute unverändert, so ist die Münze echt, verschwindet aber die Metallfläche unter Bildung kleiner Bläschen, so kann man sicher annehmen, daß die Münze nicht aus Gold besteht. Bei der Prüfung von Silbermünzen verfährt man genau so, nur fügt man, nachdem die Salpetersäure die Metallfläche aufgelöst, einen Tropfen verdünnter Salzsäure oder einen Tropfen Kochsalzlösung hinzu. War die betr. Münze echt, so bildet sich sofort ein käsiger Niederschlag von Chlorsilber, während bei unechten Münzen die Lösung auf dem Probirsteine nach dem Zusaz von Salzsäure oder Kochsalz unverändert bleibt.
Wir wünschen jedoch unseren Lesern namentlich denen, die nicht an Reichsmünz- Ueberfluß leiden daß sie nie in die Lage kommen mögen, auf dem Probirstein zu konstatiren, daß sie von irgend einem, welcher der Reichsmünze gewerbsmäßig in's Handwerk pfuscht, angeführt wurden.
verfaßte Gedicht:
Art.
Alphornbläser.( Illustration siehe Seite 445.) Es gibt Dinge, die von Sage und Dichtung mit einem poetischen Schleier umwoben in der Nähe betrachtet aber recht prosaisch erscheinen. Aehnlich ist's mit dem Alphorn, dessen melancholische Töne das Heimweh in der Brust jedes echten Schweizers erwecken sollen. Man lese nur das darauf von Kerner Tönt es aus wald'gen Hallen? Tönt es aus blauer Luft? Tönt es von Bergeshöhe, Aus blumenreichem Tal? Wo ich nur geh' und stehe, Hör' ich's in süßer Qual...
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und betrachte nun die Szene auf unserem Bilde. Born der Bub mit dem zum Gaben- Empfang bereiten Hut, der echt prosaische Alpenmusikant mit seinem feineswegs zum Entzücken reizenden Instrument und dann die troz allem Nebel sichtbare im Hintergrund anrückende Gesellschaft, die mehr aus Langeweile und der Mode gemäß, wie zum Zwecke des reinen, schönen Naturgenusses ihre Zeit in den Alpen totschlägt, ganz gemäß dem Prinzipe: Meine Mittel erlauben mir das." Das ist die schalste Alltagsprosa, die um so drastischer hervortritt, weil sie von der großartig erhabenen Natur der Alpenwelt umrahmt ist. Darum hinweg mit uns von diesem Plaze, wer den poetischen Reiz der hier herrschenden herrlichen Berg- und Baumwelt genießen will, suchen wir uns ein lauschiges Pläzchen, fern von den Pfaden, auf denen die langweilige Gesellschaft aus aller Herren Länder" sich breit macht. Hier wollen wir uns laben an dem großen Anblick in der Nähe und in der weiten Ferne, und wenn dann durch die heilige Stille, die hier auf den Wipfeln der Bäume und auf den mächtigen Bergen lagert, die weichen Klänge des Alphorns zu uns dringen, bald leis wie Bienensummen, bald brausend wie Orgelton, dann erst werden wir die Verse des Dichters verstehen und auch die Sehnsucht des von seinen geliebten Bergen fern wohnenden Landsmanns der Alpen .
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Palmenwald auf den Samoainseln.( Illustration siehe Seite 447.) Die Unterhandlungen und Debatten betreffs der Erwerbung der Samoainseln und Umgestaltung derselben zu einer Kolonie des deutschen Reichs sind noch in aller Gedächtnis. Unser Bild führt uns nun einen Palmenwald vor, der einst zu den zur deutschen Reichs- Kolonisation ausersehenen Besizungen des hamburger Kaufhauses Godeffroy gehörte. Dieses hat namentlich dort einen bedeutenden und einträglichen Handel mit den Erträgnissen der Kokuspalme getrieben, die in dem von Korallenkalksand gebildeten Boden der Insel, namentlich am Strande vorzüglich gedeiht. Sie braucht in ihrer Entwicklung bis zur ersten Ernte 7 Jahre und wird dann 60-70 Jahre alt. Anfangs wurde das Del an Ort und Stelle gewonnen, später wurde jedoch, da sich dasselbe in die Poren der Holzfässer einsaugte und viel verloren ging, die ungeöffnete Frucht verschickt. Schließlich trocknete man aber den Kern der Nüsse und versandte ihn in diesem Zustande, um dann das Del in einem Kulturlande, wo die nötigen Hilfsmittel zur Verfügung standen, auszupressen. Hatte man nun anfangs die Kofusfrucht von den Eingebornen bezogen, so zog man sie später selbst und nahm Arbeiter aus den angrenzenden Inselgruppen zur Hilfe, die sich auf eine bestimmte Zeit kontraktlich verpflichten mußten und unter der Aufsicht von mitgebrachten oder bereits längere Zeit im Dienst der Faktorei tätigen Arbeitern standen. Die Oberaufseher sind Europäer. Die unverheirateten Arbeiter bewohnen große Baracken, die Verheirateten Hütten. Die dort herrschende üppige Vegetation und Ertragsfähigkeit zeigt unsere Illustration, und liegt hierin jedenfalls die Schuld nicht, daß sich seinerzeit das deutsche Kolonisationsprojekt zerschlug. Auch wir können heute nicht auf die Gründe eingehen, welche schuld waren, daß Deutschland nicht der Nachfolger von Godeffroy wurde.
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