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standhaft zu machen. Ich möchte nichts in meinem persönlichen Interesse mit dieser Bande zu tun haben und wäre ich rein wie ein Seraph, sie würde mir ein dichteres Schwarz auf Seel' und d Leib schwören, als das von des Teufels Staatslivrée. Es ist eine Gesellschaft, die meist aus italienischen Bedienten besteht, zu 9 denen auch eine früher bei der Prinzessin, der nunmehrigen Königin, in Diensten gewesene französisch sprechende Kammerfrau Louise Dumont und ein farlsruher Stubenmädchen, Barbara Krause, zählt, das sich in Frechheit besonders auszeichnet, wie man mir erzählte."
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Mein Himmel, das ist schrecklich! Dann ist die Königin ja im Voraus verloren!" äußerte Mistreß Stanhope.
Fast unmittelbar nach diesem Ausruf des Mitleids wurde ein ziemlich lebhafter Atemzug in der anstoßenden Schlafkammer, wo sich Lucie befand, hörbar.
" Was ist das? Jemand hier nebenan?"
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Ja, meine neue Abmieterin, die sich zu sehr ermüdet fühlte und sich, ehe Sie kamen, schlafen legte."
" Sie hätten mich aufmerksam machen sollen, daß..." " Haben Sie keine Angst, sie schläft fest, sie hat nichts gehört... ich werde gleich sehen, ob sie munter geworden."
Sie zog vorsichtig die beiden Riegel zurück und trat ge= räuschlos auf die Türschwelle.
Mistreß Lucie schlief sorglos mit dem Gesicht hart an die Wand gedrückt.
" Das war es also, warum sie so aufseufzte... ihre Lage iſt ja eine zum Erſticen... es ist Menschenpflicht, sie zu wecken, sie muß sich anders legen."
Mistreß Stanhope brachte das schnell in Ordnung, die Geweckte wies sich jedoch so sehr verschlafen, daß sie nur ein par unverständliche Worte vor sich hinmurmelte und sogleich wieder einschlummerte. Nach leise wieder zugemachter Türe sagte die würdige Frau:„ Sie sehen, Master, daß ich nicht so unvorsichtig war, als Sie mich glaubten."
" Bitte um Entschuldigung, Mistreß; aber es würde sehr unangenehm gewesen sein, wenn die Dame gehört hätte, was ich Ihnen mitteilte."
" Jedenfalls, indes wird es Sie sicher beruhigen, wenn ich Ihnen sage, daß sie eine Deutsche ist."
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Eine Deutsche? Da ist auch zu glauben, daß sie fest geschlafen hat, denn ich wüßte nicht, welches Interesse sie an unſeren englischen Teufelsgeschichten nehmen sollte," sagte Zecco. Bleibt sie bei Ihnen wohnen, Mistreß?"
" Für die nächste Zeit glaube ich wenigstens. Ich werde ſie der Frau Herzogin Anna Hamilton empfehlen, als eine ganz ausgezeichnete Verfertigerin feinster weiblicher Arbeiten, und ich hoffe, daß sie bei dieser hochgebornen Dame, welche die Eleganz in Person ist, eine feste Stellung gewinnen wird."
" Da blüht mir also die Aussicht, eine Damen- Bekanntschaft zu machen, vorausgesezt, daß Sie mir die Erlaubnis nicht entziehen, wie bisher Sie besuchen zu dürfen," meinte jener und fügte hinzu...„ und meine Landsmännin nichts gegen meine Gesellschaft einzuwenden hat."
" Das fürchte ich nicht. Gute Nacht, Master Zecco." Gleichfalls, Mistreß."
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Der Bossirer ging nach seiner Wohnung, welche er mittels eines Ganges erreichte, da dieselbe zu dem als Hinterhaus bezeichneten Teil des Gebäudes gehörte, dessen Fenster in die Gasse hinabsahen und auch den schluchtartigen Durchblick in die Paſſage„ Strand" gewährten, wie bereits erwähnt ist. Nachdem er eine Lampe angezündet und sich seiner Oberkleider entledigt hatte, trat er an ein Fenster und ließ das in dem sehr engen noch hin und wieder zahlreichen Passanten an seinen Augen vorüber ziehen, und jeder, der ihn so unverrückt am Fenster hätte ſtehen ſehen, würde geglaubt haben, daß das, was er sah, ihn so anziehend beschäftige, und doch war dies nicht der Fall.
Nach einer langen Weile verließ er das Fenster und ging mit über die Brust verschränkten Armen, den Kopf niedergesenkt, im Zimmer hin und her. Endlich nahm er auf einem Sopha
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Plaz und murmelte zornig in sich hinein:„ Daß ich auch den verfluchten Gedanken nicht aus den Kopf bringen kann! Reich werden... reich werden... warum sollte ich es nicht? Ist es etwas Unerhörtes, wenn ein armer fleißiger Arbeiter darnach trachtet? Nein, nein, es ist nichts Unvernünftiges in diesem Wunsche... durchaus nicht!" In Hinbrüten sich vertiefend, bewegte er zuweilen seine sich ballende Faust wie drohend, dann lachte er spöttisch vor sich hin.
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Plözlich von seinem Size ausspringend, rief er halblaut: Wer als ich hat sein Geschäft so in die Höhe gebracht und wie lohnt er mich dafür? Wie? Aber ich durchschaue die geheimen Gespinnste, die ihn umgarnen. Wäre ich nicht Protestant, würden die hochwürdigen Herren der katolischen Kirche nicht daran gedacht haben, ihm die Marcella anzukuppeln... wozu auch? Man hätte es dann jedenfalls für praktischer gefunden, mich mit ihr zu verheiraten, obwohl ich sie wie die Sünde hasse. Es ist sehr lächerlich, der Onkel ein hoher Sechziger und sie in den zwanziger Jahren! ha ha ha! Es ist aber von ihr sehr flug kalkulirt, er muß cher aus dieser Zeitlichkeit scheiden, und sie ist dann... seine Erbin... die Erbin von dem, was ich verdient habe und ich gehe mit einem kleinen Legate oder auch ganz leer aus."
Dieser Gedanke erschütterte ihn außerordentlich. Die Hände auf die beiden Ecken der Tischplatte stüzend, starrte er in das Lampenlicht hinein, als glaube er in der ruhig brennenden kleinen Flamme eine Tröftung zu finden und fast schien es so zu sein, denn er flüsterte vor sich hin:„ Es könnte ja möglich sein, daß sie eher stürbe und dann...
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Wie ein Schreck durchfröstelte ihn dies Denken, er stöhnte
tief auf, dann warf er seine Unterkleider ab und die Lampe verlöschend, schlüpfte er in der Kammer in sein Bett. Noch eine lange Weile brachte er wachend zu, dann erst verschwammen seine Gedanken und ein gleichmäßiges Atmen bezeugte, daß er eingeschlafen war. Am nächsten Morgen war er wieder so frisch und munter, als ob er keine Anwandlungen von derartigen sich tief in seine Seele versenkenden Wünschen gehabt hätte.
Der Morgen war hell, die Luft durchwebt von blendenden Sonnenstrahlen, die scheinbar die talwärts rasch dahin eilenden Wellen zu durchleuchten schienen, daß sie wie fließendes Gold funkelten und dem lebensvollen Bilde der mit der zeitigsten Morgenfrühe wieder rührig werdenden Schiffahrt einen leuchtenden Grund verliehen.
Obwohl Mistreß Lucie diesem schönen Anblick, den sie von einem der beiden geöffneten Fenster ihres Wohnzimmers aus
genoß, sich ausschließlich hinzugeben schien, so beschäftigte ihr Sinnen sich doch mit einem ganz anderen Gegenstande, welcher auch nicht in der geringsten Beziehung zu dem herrlichen Strom
lichtbilde stand.
Da sie sich nicht zur Unterhaltung mit einem Fremden gestimmt fühlte, war sie am gestrigen Abend zeitig zur Ruhe gegangen und würde jedenfalls bald eingeschlafen sein, denn was sie am Tage sie so tief Erschütterndes erlebt, hatte sie abge=
müdet, sie bedurfte der Ruhe; aber die Stimme des Mistreß Stanhope Besuchenden klang ihr so bekannt in's Ohr, und sie erinnerte sich bald ihrer Bekanntschaft mit ihm auf dem Schiffe, das sie nach London gebracht hatte. Es war keine unangenehme Erinnerung für sie, er war ihr freundlich und gefällig gewesen. Im Bette sich aufrichtend, lauschte sie dessen, wovon er sprach und sie erfuhr dadurch, was ihn so tief empörte... die ihm
durch seines alten Onkels Verheiratung mit Marcella entzogene Erbschaft und was ihn besonders erregte, die Zurückweisung seines dem Onkel gemachten Pachtantrags, als deren Urheberin er ebenfalls diese junge Frau bezeichnete.
Und von dem, was Master Zecco der Mistreß Stanhope
noch erzählte, von dem bittern Hasse König Georg des Bierten gegen seine Gemahlin, die braunschweiger Prinzeß, hatte sie wohl
alles gehört, aber es nur teilweise verstanden. Wegen welches Verbrechens man sie vor Gericht stellen wollte und eine Schaar Belastungszeugen gegen sie geworben, davon hatte er nicht gesprochen und sie also auch kein Verständnis davon. Ein solches