rusalem, um den Scharfsinn des israelitischen   Königs durch allerlei Rätsel auf die Probe zu stellen. Auch der Koran  ( Sur. 27) weiß von diesem Besuche zu erzählen und die Sage erzählt abenteuerliche Dinge von dem Tron dieses Blaustrumpfs Aeti­opiens"( wie sie Heine einmal nennt) und der Herrlichkeit ihres Hofstaats. Sie soll Balkis oder Maqueda geheißen haben.

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An ein romanhaftes Verhältniß zwischen dem galanten Sa lomo und der fremden Fürstin zu denken, lag nahe genug und da es überdies in den zitirten Stellen heißt: Sie redete mit ihm, wie es ihr um's Herz war" und ferner: ,, Der König Salomo gab ihr alles, was sie begehrte", so behauptet die Sage, die Königin von Saba habe von Salomo   einen Sohn gehabt,

den er Menelet nannte.

( In einer ätiopischen Ge­nealogie hat Menelek das Apellativum Ebena Hakim, d. h. Sohn des Weisen.) Die Mutter schickte den­selben seinem Vater zur Erziehung nach Jerusalem  . Als Menelet erwachsen war, baten die Jfraeliten den König Solomo wieder­holt, er möchte jenen zu seiner Mutter zurückkehren lassen, da sein Verbleiben nach Salomos   Tod poli­tische Unruhen herbeiführen fönnte. Ungern gab Sa­ lomo   nach unter der Be­dingung, daß jeder Jude seinen erstgeborenen Sohn mit Menelek nach Aetiopien schicke. So geschah es, daß Menelet, von Salomo   zum König von Aetiopien ein­gesezt, mit einer großen Anzahl Juden dorthin wan­derte, die sich dann mit eingeborenen Frauen ver­heirateten. Unter den jü­dischen Einwanderern be­fanden sich zwölf Priester aus dem Geschlecht Arons. Auch ließ Salomo   eine Bundeslade verfertigen,

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kamen, von da nilauswärts zogen und sich im westlichen Teil von Abyssinien, in der Provinz Duara, niederließen. Die Tradition sagt, daß Quara früher nur von Falascha bewohnt gewesen sei. Dafür spricht der Umstand, daß die Sprache der Falascha, die von dem Actiopischen und Hebräischen   gleich ab­weicht, die Sprache von Duara ist, und daß die Mehrzahl der Bevölkerung dieser Provinz aus Falascha besteht. Ein weiterer Beleg dieser Behauptung liegt darin, daß die Falascha nirgendswo in ganz Abyssinien Rest, d. h. liegendes Erbgut besizen, außer in Quara.

Nach einer Variante dieser Tradition wären erst bei der Zerstörung Jerusalems   durch die Römer Juden in die abyssi­nischen Gebirge verjagt worden.

Die Benennung Fala­scha hat jedoch vielleicht einen anderen Ursprung. Wie bereits bemerkt, ist Duara als Hauptsiz der Falascha anzusehen. Dieses Quara ist nun seit den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart der Verban­nungsort, wohin von den abyssinischen Königen Re­bellen, Abtrünnige und sonstige Missetäter gesen­det wurden. Es läßt sich nun annehmen, daß, als die christliche Religion in Abyssinien eingeführt wurde, die Juden, welche der neuen Lehre sich wi­dersezten, vom Kaiser in die westliche Provinz, nach Duara, verbannt wurden. Nach einem Manuskript, welches der Falascha- Ge­lehrte Saneb, königlicher Schreiber, auf der Festung Magdala   1859 in der kö­niglichen Bibliotek fand, wurde das Christentum im Jahre 315*) durch Abuna Salama, dessen früherer Name Frumentatos( Fru­mentius) war, nach Abys­sinien gebracht und ausge­breitet. Ehe die christliche Religion nach Abyssinien kam, war die Hälfte der Einwohner Juden, die den Drit**) hielten. Die an dere Hälfte bestand aus Anbetern der Sando ( Drache)." Geschichtliche Aufzeichnungen über die Falascha seit Einführung des Christentums in Abyssinien fehlen ganz und gar und die abyssinische Chronik schweigt über die Falascha. Die Traditionen sagen, daß sie die Provinz Quara, einen Teil der Pro­vinz Alafa und Tankel bewohnt haben und ihre eigenen regieren­den Häuser hatten. Um das Jahr 1000 n. Ch. sollen sie sehr mächtig gewesen sein, das westliche Abyssinien an sich gerissen und die Christen verfolgt haben. Es heißt sogar, sie hätten die königliche Familie verjagt, die sich nach Schoa   flüchtete, woselbst sie verblieb, bis im 13. Jahrhundert Jecuma Amlak wieder den Tron seiner Väter bestieg. Nun hätten die Christen den Falascha mit gleicher

welche die Priester des Me­nelet nach Aetiopien mit­nehmen sollten. Dieser aber ließ dieselbe in Je rusalem zurück und stahl die ächte, von Moses her­stammende Bundeslade, die er dann nach Aksum  brachte, wo sie angeblich noch heute existirt. Bei diesem Diebstahl hat ihn, wie die abys|( Drache). sinische Sage hinzusezt, Gottes Wundermacht vor Salomos   Nach­stellungen geschüzt*.)

Gletschergarten in Luzern.  ( Seite 463.)

Geschichtlich glaubwürdiger klingt die andere Tradition, wo­nach die ersten jüdischen Einwanderer Flüchtlinge waren, welche beim assyrischen   bezw. babylonischen Exil nach Aegypten   ent­

ein Weib von dämonischer Schönheit und es existirt über sie eine Sage, Die spätere jüdische Legende erblickt in der Königin von Saba welche an die Beschwörung der Helena durch Faust erinnert. Ein der Kabbala  ( jüdische Magie) kundiger Rabbi, der rabbinischen Kasuistik überdrüssig und lechzend nach Schönheit und Lust, soll einmal diese farbige Helena aus dem Schattenreich zu sich beschworen haben. Als sie aber erschien, da fehlte dem armen Rabbi der Mut, seinem Werk und in seiner Not rief er einen Schüler herbei, der ihm beistehen mußte, die Zaubererscheinung in das Reich der Nacht zurückzubannen.

*) Eine andere Quelle gibt das Jahr 257 nach dem Tode Christi an. **) Orit nennen die Falascha die 5 Bücher Mose   sammt den Büchern Josua  , Richter, Samuel und Ruth.