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Herzen zielt, dann- gilt mein Wort von vorhin nicht, dann| schieße ich ihn darauf gebe ich auch mein Ehrenwort den Haufen, wie einen tollen Hund."

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Der Doktor schüttelte den Kopf. " Frank denkt nicht daran, Sie schonen zu wollen, weil er von Ihnen keine Schonung erwartet. Aber es wäre ein ver hängnisvoller Irrtum, wenn Sie glauben sollten, daß Frank nicht träfe, wonach er zielt."

Gut, gehen Sie, Doktor. Ich habe Ihr Ehrenwort, Sie haben das meine. Wir sind fertig miteinander."

Er wandte sich ab und winkte Haßler heran, dem Becker in­dessen seine Vorschläge bezüglich der Formalien des Duells ge­macht hatte, nicht ohne mehrfach nach dem Doktor und David hinüberzuschielen.

Der Arzt ging topfschüttelnd und tief nachdenklich zu der Gruppe der Studenten. Als er an Becker vorüber kam, raunte er diesem zu deſſen freilich nicht unerwartet kommendem Schrecken

die Worte zu:

" 1

Tue deine Pflicht, Schleiermacher . Einmaliger Kugelwechsel ist nicht zu verhindern."

Der Unparteiische- David hatte seinem Gegner dessen Wahl überlassen zählte:

"

Eins

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-

zwei

Beide standen hochaufgerichtet einander gegenüber bei feinem zuckte auch nur eine Wimper, Frank's Augen blizten mutig und stolz, aber seine Gesichtsfarbe war doch um einen Schatten bleicher, als sonst. Er hatte, im ersten Augen­blicke, wie man es beim Schießen zu tun pflegt, eine etwas schräge Stellung eingenommen. Jedoch er sah, daß ihm David die volle Breite seiner Brust zukehrte und so wandte er sich denn auch in ganzer Front nach ihm hin.

Der Unparteiische hatte ungewöhnlich lange gezögert, jezt

sagte er:

-

Drei!"

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-

-

Blizschnell erhoben beide Duellanten die Pistolen, zwei Blize der schossen aus ihren Mündungen, aber nur ein Knall, Pulverdampf umhüllte einen kurzen Moment beide Schützen, als er sich lichtete, sah man Frank wanken, man sah, daß er sich auf das gewaltsamste anstrengte, sich aufrecht zu halten, Becker und der Doktor sprangen ihm bei er fiel ihnen in die Arme. David dagegen lehnte, wie gänzlich unversehrt, an der Daß der Doktor von einmaligem Kugelwechsel sprach, dünkte dem Teologen einen Augenblick lang wie Hoffnungsschimmer. großen Eiche, so schien es von weitem. Seine Lippen lächel­ten, seine Züge hatten die unheimliche Starrheit verloren Aber bald schwand dieser ihm wieder: Die beiden verstehen zu schießen und wollen sich treffen," sagte er sich. aber seine Augen waren geschlossen und als der Schuß gefallen war, hatte er Haßler noch schneidend und scharf zugerufen: " Haßler den Brief sofort." Als Haßler zusprang,

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-

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er sah, daß das die anderen bei

Frank taten, so bemerkte er, daß David nicht an der Eiche lehnte, sondern hing, er hatte den linken Arm über den einen tief zur

David mußte den armen Gabriel zu allem, was er tun sollte, ordentlich stoßen. Nicht daß dieser des guten Willens entbehrt hätte, seine Sekundantenpflichten zu tun, aber er vergaß immer von neuem, was ihm eigentlich oblag, und es wurde ihm einmal über das andere immer ganz schwarz vor den Augen, wenn er daran dachte, daß es nun bald blizen und knallen Erde niederhängenden Eichenzweig geschlagen und auf diesem würde und-hu, hu, hu- die Leiche, die Leiche ruhte die Last seines Körpers. hudie der arme Teufel der Frank, eigentlich eine famose Figur in seiner knappen Sammepeckesche und der hohen, stolzen, schönen Figur!

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Die Distanze war bald ausgemessen, die Pistolen geladen, Becker mußte beide laden, Gabriel bat ihn dringend darum er hätte dieses Geschäft im Leben nicht fertig gebracht, dann stellten sich die Duellanten einander gegenüber auf. David hatte seinen Plaz so wählen lassen, daß er dicht an der Eiche stand.

Dieser war steif und starr.

David antwortete Haßler nicht, atmete nicht mehr.

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Um Gotteswillen, er ist tot," und in demselben Augen­blicke fiel ihm der Brief ein, auf den sich der lezte Wille des Toten bezog. Der Brief, Herr Becker, Herr Becker- er ist der Brief."

tot

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( Fortsezung folgt.)

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C

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Bild zeigt eine Straße der malerisch gelegenen Hauptstadt des trans­kaukasischen Gouvernements Tiflis und zwar den meist von Asiaten be­wohnten Stadtteil. Zweirädrige mit Büffel bespannte Karren, mit den Schäzen des Drients bepackte Kameele, Esel und Maultiere füllen die engen Straßen, dazwischen die mit langen Kaftans und den bekannten hohen Belzmüzen bekleideten Berser und Armenier, dann russische Sol­daten und Grenzkosaken und allerhand sonstige interessante Figuren aus dem europäisch- orientalischen Völfergemisch, das hier wie sonst nirgends vorhanden ist. Dazu die auf der offenen Straße ihre Waaren feilbieten­den Händler, die in den offenen Buden arbeitenden Färber, Bäcker, Schuster, Sattler, Goldarbeiter, Schmiede, Kupfer- und Waffenschmiede, der und man hat ein Bild für Auge und Ohr von dem Treiben der fruchtreichen Kyrosstadt."- Tiflis ist in einer schönen, höchst fruchtbaren Gegend gelegen und amphiteatralisch auf mehreren Hügeln in einem engen Kesseltale zu beiden Seiten des durchströmenden Kur gebaut. Sie liegt 360 Meter über dem Meeresspiegel und besteht aus sechs Teilen, der Citadelle, der eigentlichen Stadt, dem Stadtteil Kala und drei Vorstädten, die von Syriern und Kurden bewohnt sind. Der schönste Stadtteil ist der neuere, Garath- Uban genannt, er hat breite

Gine Straße in Tiflis. ( Illustration s. S. 468 u. 469.) uſer| Bazar. Es hat eine lebhafte Industrie, welche namentlich Tapeten,

mischend

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baumwollene und wollene Zeuge, Waffen und Silberarbeiten erzeugt. Bedeutend ist der Handel mit Persien und sind deshalb auch stets viele persische Kaufleute zur Stelle, Außerdem aber auch Handelsleute aus Rußland , Europa , vor allem aus Frankreich . Bedeutend wurde der Handel gehoben durch die Kunststraße über den Kaukasus und durch die Eisenbahn, welche von Tiflis nach Poti am Schwarzen Meere führt und somit, wenn auch noch ungenügend, die Verbindung mit Europa her­stellt. Nahe bei Tiflis liegen die deutschen Kolonistendörfer Neutiflis das 1819 von Württembergern begründet wurde und dessen Be­wohner sich die echte Schwabensitte bewahrt haben- Katharinenfeld,

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Alexandersdorf und Elisabettal. Auf den Ruinen des 1795 zerstörten

Residenzschlosses der georgischen Könige ist der prachtvolle Palast des kaukasischen Stadthalters erbaut worden Besonders wichtig sind die schönen Bäder in Tiflis , worunter 10 heiße, die einen eigenen Stadtteil bilden, denen von Tepliz gleichen, nur stärker in ihrer Wirkung sind, und in neuerer Zeit viel benuzt werden. 1877 hatte Tiflis 91 610 Ein­wohner ohne die 13 140 Mann starke Garnison. Es soll um 450 vom König Wachtang Gury Aslan gegründet worden sein und wurde 1395 von den Mongolen erobert. Im 16. Jahrhundert bereits von den Türken belagert, war es anfangs des 17. Jahrhunderts unter der Herr­

schöne Straßen, große Pläze und schöne Gebäude. Tiflis ist der Siz schaft der Türkei , wurde von einem georgischen Könige wieder erobert,

des Gouverneurs, des Bischofs von Grusien, eines armenischen Bischofs

russische, 2 römisch- katolische und 2 tartarische. Außerdem besizt es ein tatolisches Franziskanerkloster und eine Missionsanstalt, wie auch ein armenisches Kloster, verschiedene rujjische Schulen: Gymnasium nebst 2 Progymnasien, Militärgymnasium, Lehrerseminar 2c. und viele christliche und mohamedanische Lehranstalten; eine wertvolle öffentliche Bibliotek und wissenschaftliche Vereine, ein Naturalienkabinet, Münze, Theater und physikalisches Observatorium, mehrere Karavansereis und einen großen

fam aber anfangs des 18. Jahrhunderts von neuem unter türkische

Botmäßigkeit. 1735 wurden dann wieder die Türken von Schah Medir

vertrieben, und 1795 vertrieb der Perser Aga Mohammed Khan den um die Verschönerung der Stadt verdienten König von Georgien , Irakli, und schleppte 30 000 Menschen in die Sklaverei. Seit 1802 ist es nun unter russischer Herrschaft.

nrt.