Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.
Widerstandsfähigkeit der Trichinen gegen das Einfalzen des Fleisches. Nach einer Mitteilung in der Sizung der pariser Akademie der Wissenschaften vom 24. April d. J. verursachte trichinöses Fleisch, das volle 15 Monate in Salz gelegen hatte, bei Mäusen, die man davon fressen ließ, sehr heftigen Ausbruch der Trichinenkrankheit.
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Literarische Umschau.
XZ.
1848-1871 Geschichte der Neuzeit. Von Corvin. Leipzig , Greffner und Schramm. In Lieferungen zu 30 Pig. Von diesem Werke, welches als ein Volksbuch auftritt, liegen die ersten 9 Lieferungen vor uns. Die Grundsäze, von denen der Verfasser ausgeht, legt er, wie folgt, in der Vorrede dar:„ Der Hauptfehler der Geschichtswerke, die von Gelehrten geschrieben werden, ist der, daß die Verfasser darin mehr als Geschichtsforscher, denn als Geschichtsschreiber auftreten. Der Geschichtsforscher hat die mehr oder minder verborgenen Fäden aufzusuchen, durch welche die Figuren bewegt werden, die auf der Weltbühne handelnd auftreten, er hat die verschiedenen Berichte und Erzählungen von Zeitgenossen aufzufinden und deren Glaubwürdigkeit kritisch zu untersuchen, furz das Material für den Geschichtsschreiber anzusammeln und vorzubereiten, bei welcher höchst mühseligen, verdienstlichen Arbeit gar leicht der Ueberblick über das Ganze verloren geht. Der gelehrte Forscher vertieft sich oft in das Detail, legt unwichtigen Dingen, weil ihre Erforschung viel Mühe machte, größere Wichtigkeit bei, als ihnen zukommt, und kann es sich nicht versagen, mit seinem Scharfsinn und seiner Gelehrsamkeit Parade zu machen. Dadurch werden die Geschichtswerke ge= lehrter Forscher für den gewöhnlichen Leser meistens zu breit, verwirrend und oft langweilig, obgleich sie höchst interessant und wichtig für andere Forscher und namentlich für den Geschichtsschreiber sein mögen. Der Geschichtsschreiber hat das Facit aus den Forschungen der gelehrten Geschichtsforscher zu ziehen und die Ereignisse und Tatsachen einfach so zu erzählen, wie sie ihm nach Prüfung aller ihm vorliegenden verschiedenen Darstellungen wirklich stattgefunden zu haben scheinen.
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Zu den besonderen Eigenschaften, die ich von einem Historiker verlange, zu dessen Werk das Volk Zutrauen fassen kann, gehört auch absolute Unabhängigkeit. Gelehrte von Fach, Professoren, sind selten unabhängig; sie sind meistens von der Regierung angestellt, weil ihre Gesinnungen und ihr Wirken mit den Bestrebungen dieser Regierung harmoniren. Das Volk, welches nicht selten Grund zu haben glaubt, seiner Regierung zu mißtranen, wird das Mißtrauen auch auf Werke ausdehnen, welche von Gelehrten oder anderen von der Regierung angestellten oder abhängigen Männern geschrieben sind, denn„ Wessen Brod ich esse, dessen Lied ich singe." Daß Corvin wegen seiner Teilnahme an der Revolution von 48-49 eine Zuchthausstrafe von sechs Jahren im Bellengefängnis zu Bruchsal abgesessen hat, werden unsere Leser wissen, über seine heutige Lebensstellung schreibt er:„ Ich bin durchaus unabhängig in jeder Beziehung, strebe nach feinem Amt oder Orden und brauche weder die Gunst irgend eines Fürsten noch des Volkes und habe keinen anderen Ehrgeiz als den, mir selbst bis an mein Lebensende treu zu bleiben und für Wahrheit, Freiheit und Recht zu wirken und zu kämpfen."
Allgemeinwissenschaftliche Auskunft.
Berlin . Tischler P. Nach einer Mitteilung im„ Polytechnischen Journal" fann man Holz vor Schaden durch Feuchtigkeit schüzen, indem man es mit einer Mischung aus 5 Teilen erhiztem Terpentin, 10 Teilen Harz und 1 Teil Sägemehl bestreicht.
Bochum . A. Br. Ihre Angaben sind viel zu ungenau, als daß sich dadurch mit einiger Sicherheit auf Ihr Leiden schließen ließe. Sie sagen nicht einmal, ob Sie Appetit haben oder nicht, ob Sie nach ge wissen Speisen oder Getränken irgend welche Beschwerden empfinden, ob Sie während der langen Dauer Ihres Uebelbefindens einen Verlust an körperlicher Kraft empfunden haben, ob Sie an Erbrechen leiden, ob Sie vor und während des Stuhlgangs Bauchschmerzen und Auftreibung des Bauches fühlen und dergleichen mehr. Erst wenn Sie uns nach den hier angedeuteten Richtungen hin genaueste Auskunft gegeben haben werden, können wir bei Berücksichtigung dessen, was Sie über Ihre früheren Krankheiten und die gegenwärtigen Beschwerden bereits geschrieben haben, beurteilen, ob Sie an einem chronischen Magenfatarrh, resp. Darmkatarrh leiden. Das von Ihnen angewandte Mittel - ein Teelöffel Flußsand zur Beseitigung der Magenverschleimung" lassen Sie sich nicht zum zweitenmale einreden. Auch die Winterschen Gichtapparate würden Sie nur um Ihr Geld und nicht um Ihre Krankheit bringen. In jedem Falle halten Sie Sich ausschließlich an leichte Speisen, insbesondere an Milch.
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Augsburg . R. F. Von den Bädern, welche Ihnen erfahrene Leute" geraten haben, paßt kein einziges für Hautausschläge, Geschwäre und Knochenfraß. Dagegen ist Stachelberg in der Schweiz ( Kanton Glarus ) zu empfehlen, dessen mildes Klima Ihnen auch zusagen wird. Juni bis Anfang September ist die beste Besuchszeit.
Redaktions Korrespondenz.
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Breslau . Frau Anna B. Da Sie, wie bereits mehrere andere unter unfren Lesern, danach fragen, wie man die Pflege der Blumenzwiebeln am besten einzu richten hat, so geben wir eine von einer berühmten haarlemer Handelsgärtnerei her rührende Vorschrift wieder. Danach soll man die Hyazinten im Monat Oftober oder November, in 41 Zoll hohen Töpfen in alter Lauberde, vermischt mit altem Dünger vom vorigen Jahre, oder in gewöhnliche Gartenerde, vermischt mit ein wenig Sand, die Spize der Zwiebel ungefähr 14 8oll unter der Oberfläche der Erde, die nicht zu sehr zus sammengedrückt werden soll, aufbewahren. Man vergräbt die Töpfe zwei bis drei Zoll unter der Erde an ziemlich trockner Stelle und schüzt sie gegen Frost durch Bedeckung. Etwa nach 8 Wochen, wenn die Wurzeln gut ausgewachsen sind, sest man die Töpfe entweder im Mistbeet oder Treibhaus dem Lichte aus oder bringt sie ins Zimmer und stellt sie an ein Fenster, damit sie täglich einige Stunden von der Sonne beschienen werden. Abends und besonders auch wenn es friert, stelle man den Blumenständer 2. mit den Töpfen mehr in die Mitte des Zimmers, aber nicht zu nahe an den Ofen. Die Töpfe werden wöchentlich 2-3 mal befeuchtet. Den Stengel, wenn er eine gewisse Höhe erreicht hat, binde man an ein Stöckchen. Zieht man vor, die Hyazinten auf Gläsern mit weichem Wasser zu treiben, so achte man darauf, daß der Unterteil der Zwiebel stets mit der Wasseroberfläche in fast gleicher Höhe bleibt. Beim Füllen der Gläser bringe man eine Prise Salz ins Wasser, damit lesteres nicht trübe werde. Es ist am besten, wenn man die mit Zwiebeln besteckten Gläser zuerst während einiger Wochen an einen trocknen, finstern Ort stellt, damit die Zwiebeln schneller Wurzeln bilden können. Dann sest man sie ans Fenster und, um den Stengel aufbinden zu tönnen, befestigt man einen geraden Eisendrat an das Glas. Alle Sorten von Hyas zinten können nicht auf Wasser getrieben werden, daher ist es gut, wenn man bei Be stellungen der betreffenden Gärtnerei in dieser Beziehung seine Wünsche kundgibt. Zur besseren Bildung der Blüten ist es gut, die Zwiebeln nicht zu früh zu treiben. Die auf Gläsern über Wasser getriebenen Hyazinten sind nach dem Blühen unbrauchbar zu weiterer Verwendung geworden, während Topf- und Gartenhyazinten immer aufs neue zu verwerten sind. Nimmt man statt des bloßen Wassers eine Nährsalzlösung, fo tönnen auch die auf Wasser gezogenen Hyazinten, nach gehörigem Ausruhen, wieder benuzt werden. Ein solches Nährsalz besteht aus: 33 Gewichtsteilen Kaltnitrat, 30 Teilen Chlorkalium, 23 Teilen Kaliumphosphat, 6 Teilen Magnesiumsulfat, 4 Teilen Eisenchlorid. In 1000 Teilen Wasser löst man von dieser Nährsalzmischung, die in jeder Apoteke bereitet werden kann, einen halben Gewichtsteil auf und füllt damit die Hyazintengläser.
Baltimore . P. P. Sie wünschen, daß wir Sie als„ ständigen Korrespondenten" anstellen und Ihnen ein anständiges monatliches Figum bewilligen," dafür versprechen Sie uns entsprechende Arbeiten, Schilderungen von Land und Leuten, Reiseabenteuern, Americana aller Art" einzusenden. Wir haben nicht das Bergnügen Sie zu kennen, Sie berufen Sich auf niemand und eine Probe Ihrer schriftstellerischen Fähigkeiten verschmähen Sie uns zu geben. Nun- entschuldigen Sie freundlichst, vielleicht ist es amerikanisch, die Raze und die Korrespondenten im Sade zu taufen, deutiche Sitte if das nicht. Oder follte es nur amerikanisch sein, die Leute zu verlocken, daß sie die Raze im Sade kaufen?
Heidelberg . M. B. Einsendung erhalten. Urteil bald. Wünsche der Expedi tion mitgeteilt. Fidl. Gruß.
Ratgeber für Gesundheitspflege.
Kanjbeuren. E. Tr. Bei einer derartigen innerlichen Verlegung ist zur Begründung eines nur irgend verläßlichen Urteils die eingehendste Untersuchung, hier am besten seitens eines Spezialarztes für Ohrenleiden, notwendig. Wenn Sie die Mittel dazu haben, zu diesem Zwecke mit ihrem Kinde nach München zu reisen, so wird es Ihnen nicht schwer werden, dort einen geeigneten Arzt zu finden.
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Sprechjaal für jedermann.
Aufruf. Die Herren Wilhelm Giersped, Gärtner aus Zerbst , und jein Sohn Otto Giersped werden hiermit gebeten, der Unterzeichneten durch die Redaktion der„ Neuen Welt" baldigst Nachricht zugehen zu lassen. Auch jedem Dritten, der über den Verbleib der Genannten, welche 1879 nach Amerika auswanderten und sich zuerst nach Philadelphia be geben wollten, der unterzeichneten Pflegetochter des Erſterwähnten Aus kunft geben wollte, würde dieselbe aufrichtig dankbar sein. Berlin , 27. Mai 1882.
Marie Krüger.
Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) Sommer und Winter. Eine Studie aus dem deutschen Volksliede. Von F. Volkmar.( Schluß.) Die Falascha. Eine etnographische Stizze.( Forts.) Im Kampf wider alle. Roman von Fer dinand Stiller.( Forts.) Eine Straße in Tiflis. ( Mit Jllustration.) Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Widerstandsfähigkeit der Tri chinen gegen das Einsatzen des Fleisches. Literarische Umschau: 1848-1871 Geschichte der Neuzeit. Bon Corvin.- Allgemeinwissenschaftliche Austunjt. Ratgeber für Gesundheitspflege. Redaktions- Korrespondenz. Sprechsaal für jedermann.
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Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart . Druck und Verlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart .
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