Weise in einen Block schwarzen Minerals mit glänzendem Bruch um­geformt, das keine Spur organischer Textur mehr zeigte bei 6000 Atmos­phären. Durch Druck wurde dieser Torf plastisch; durch Verbrennen dieses so komprimirten Torfs erhielt man gewöhnlichen Coaks. Durch solche Versuche ist Spring zur Ueberzeugung gelangt, daß durch Hize, verbunden mit Druck von nur 200-300 Atmosphären, unsere heutigen Kohlenlager sich haben bilden können. Weiche Metalle und sehr viel frystallinische Körper in pulverisirtem Zustande lassen sich auch so in mehr oder wenig feste Blöcke verwandeln, die zuweilen ein höheres spe­zifisches Gewicht haben, als sie vorher in gewöhnlichem Zustande besaßen.

Nebelbildung. In einer Sizung der londoner physikalischen Ge­selschaft wurden kürzlich verschiedene höchst interessante Experimente zur Erläuterung der Nebelbildung vorgeführt. Im Jahre 1875 zeigte schon Mascart, daß bloße Herabsezung der Temperatur oder des Luftdrucks in der Atmosphäre keine Nebel herbeiführen könne, wenn nicht in der Luft feste Rauchteilchen oder gewisse Gase, wie schwefelige Säure, ent­halten seien, die einen Kern bilden, um den sich das Wasser kondensirt. Auch Aitkin hat kürzlich dasselbe durch Versuche bewiesen und die Experi­mente in der londoner physikalischen Gesellschaft hatten ebenfalls den Zweck, die Wichtigkeit der Masrart'schen Behauptung darzutun. Dazu war ein fugelförmiges Glasgefäß, das etwas Wasser enthielt, mit einer Luftpumpe verbunden; das Innere der Flasche konnte durch das Licht einer elektrischen Lampe erleuchtet werden. Zuerst ließ man ein wenig von der stauberfüllten Luft des Auditoriums in die Flasche eintreten; bei der dann vorgenommenen Luftverdünnung trat sofort ein dichter Nebel auf; wurde jedoch das Wasser in der Flasche empor geschüttelt und dadurch der Staub aus der in der Flasche enthaltenen Luft mehr und mehr entfernt, so wurde auch der Nebel immer dünner und dünner. Eine geringe Quantität Rauch führte dichte Nebel herbei; dasselbe er­reichte man dadurch, daß man ein Stückchen brennenden Schwefel in die Flasche brachte; sogar ein durch einen elektrischen Strom in's Glühen versezter Platindraht gab genug feste Teile ab, um die Bildung eines Nebels zu veranlassen.

Die Nervenkonstitution der Insekten. Beim Menschen stehen außer den Nerven des Herzens und der inneren Organe fast alle üb­rigen Nerven unter der Oberaufsicht des Gehirns, alle Bewegungen der Gliedmaßen und Muskeln geschehen in Uebereinstimmung mit An­trieben, welche vom Gehirn ausgehen. Bei den Insekten jedoch ist kein Zentralnervenorgan vorhanden. Allerdings liegt der Hauptknotenpunkt der Nervenmasse gewöhnlich in der Nähe der Sinnesorgane und nimmt direkte Nervenstränge von den Augen, Fühlern, Maul und anderen benachbarten Partien in sich auf, aber Flügel und Beine werden durch besondere Knoten von Nervenzellen bewegt, die zwar durch eine Art Markleitung mit dem Kopfe in Verbindung stehen, aber auch ganz unabhängig von diesem funktioniren können. Wenn wir z. B. einer Wespe den Kopf abschneiden, ihn auf eine Nadel stecken und ihm etwas Zuckerwasser vorhalten, so wird das Maul begierig den süßen Saft einschlürfen, ohne daß es etwas von dem Verluste des Magens weiß und sich bewußt wird, daß die eingenommene Nahrung an der dem Maul entgegengesezten Seite wieder herausläuft. Schlagen wir ferner einem Exemplar der rings um das Mittelmeer   vorkommenden Insekten­art der Gottesanbeterin"( mantis religiosa) den Kopf ab, so haschen die am kopflosen Rumpfe befindlichen Borderfüße ruhig weiter nach Fliegen und suchen die gefangenen in das fehlende Maul zu bringen. Mags mit dem Menschen sein wie es will, die niedriger organisirten Tiere sind mehr oder minder bewußte Automaten, deren Lebensäuße= rungen rein mechanisch durch die Art der Nervenkonstitution und die Eindrücke von außen her bedingt werden.

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Flöten gehen. Der Ausdruck hat wohl schon manchen gewundert ähnlich wie das Maulaffen feil halten" denn mit einer Flöte und Flöten hat er eben so wenig zu tun, wie dieses feil halten mit irgend einer geheimnisvollen Affengattung. Offenbar stammt auch dieser Ausdruck aus dem Plattdeutschen   und zwar muß es eigentlich heißen: fleeten, d. h. fließen, schwimmen. Aus dem ihnen unverständlichen fleeten haben die Süd- und Mitteldeutschen dann flöten" gemacht, wie aus dem Maul apen"( offen) die Maulaffen entstanden sind. Flöten gehen bedeutet also fortfließen, schwimmen gehen was voll­ständig dem Sprachgebrauch entspricht. lb.

Allgemeinwissenschaftliche Auskunft.

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Hamburg  . F. L. Das Archimedische Gesez" hat mit Politik und Rechtspflege nichts zu tun; es ist vielmehr ein physikalisches Gesez und besagt, daß jeder in eine Flüssigkeit versenkte Körper von seinem Ge­wichte soviel verliert, als das Gewicht der von ihm verdrängten Flüſ­

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sigkeit beträgt. Benannt ist dieses hydrostatische" Gesez nach dem Ge­lehrten, der es entdeckt hat, d. i. der größte Matematiker des klassi­schen Altertums, Archimedes von Syrakus  , der im dritten Jahrhundert vor Christi Geburt gelebt hat. Auf die Entdeckung dieses Gesezes be­zieht sich das auch heut noch vielzitirte Heureka! 3. d.: Ich habs ge­funden! das Archimedes ausgerufen haben soll, als er beim Baden auf den jenem Geseze zugrundeliegenden Gedanken gekommen sein soll. Zürich  . Stud. B. S. Sie finden die gewünschte Auskunft, die uns an dieser Stelle zu geben beiweitem der Raum fehlt, im Hand­buch der deutschen Altertumskunde" von Lindenschmitt.

Breslau  . Kaufm. H. B. Die polnische Literatur der neue­sten Zeit ist garnicht so arm, als Sie meinen. Auf dem Gebiete des Dramas und des Romanes ist Bedeutendes geleistet worden. Auch die Leistungen auf dem Felde der wissenschaftlichen Literatur sind nicht zu verachten. Der bedeutendste polnische Schriftsteller der allerneuesten Zeit ist Kraszewski  , der Erzählungen aller Art, von der Volkser­zählung bis zur historischen Erzählung, soziale Romane und Dichtungen in gebundener Rede geschrieben, Denkwürdigkeiten herausgegeben und als Journalist gewirkt hat und überall der Welt höchst Beachtenswertes bietet. Da Sie die polnische Sprache verstehen, so können Sie sich ja davon überzeugen.

Ratgeber für Gesundheitspflege.

Erfurt  . F. G. Fragen, deren Gegenstand nicht von allgemeinem Interesse ist oder sich nicht zur öffentlichen Besprechung eignet, beant­worten wir nicht, wie Sie sonderbarer Weise meinen, brieflich, son­dern in der Regel garnicht. Unsere Tätigkeit als Ratgeber ist aus­schließlich eine öffentliche, und nur weil wir Ihnen einen Rat geben können, den jeder junge, im übrigen gesunde, aber durch auf­regende Träume belästigte Mann zu befolgen wohl tut, erhalten Sie statt des verlangten Briefes überhaupt eine Antwort. Also: kalte Waschungen vor dem Schlafengehen, leichtverdauliche Nahrung beson­ders bei der mehrere Stunden vor dem Niederlegen einzunehmenden Abendmahlzeit, tüchtige Bewegung und offener Leib, lezteres, wenn es nicht anders geht, durch Kaltwasserklystire zu erzwingen.

Werdau  . A. Th. Verbinden Sie die eiternde Wunde mit Zinksalbe auf Charpie. Die Zinksalbe erhalten Sie in jeder Apoteke.

Berlin  . E. K. Gegen Schlangenbiß ist Aussaugen der Wunde, Auflegen von Charpie, das mit Chlorwasser getränkt ist und festes Binden des gebissenen Gliedes oberhalb der Wunde anzuwenden. Das Aussaugen der Wunde ist ungefährlich, weil das Schlangengift nur schädlich wirkt, wenn es in unmittelbare Berührung mit dem Blute

kommt.

Braunschweig  . W. G. Die fettigen Stellen" in Ihrem Ge­sicht sind eine Folge überreichlicher Absonderung der Talgdrüsen. Lösen Sie in 12 Teilen filtrirtem Regenwasser einen Teil zerstoßenen gerei­nigten Borax, wie sie ihn bei jedem Drogisten zu geringem Preis haben können. Gießen Sie, nachdem Sie die Mischung einige Stun­den stehen gelassen haben, die Flüssigkeit ab, sezen Sie eine Kleinigkeit Perubalsam oder Orangenblütenwasser hinzu und füllen Sie das so erhaltene Waschwasser auf Flaschen. Des Morgens, wenn Ihr Gesicht nicht mehr vom Schlafe sonderlich warm oder schweißig ist, waschen Sie dasselbe mit jenem Wasser und lassen es einige Minuten unabge­trocknet, um dann die gewöhnliche Morgenwäsche, aber ohne Seife vorzunehmen.

Redaktions Korrespondenz.

Berlin  . E. K. Herr M. Transil hat vor ungefähr 1 Jahren die Redaktion eines freitonservativen Blattes übernommen. Seit jener Zeit hat er aufgehört, Mit­arbeiter der N. W. zu sein.

Curitiba  ( Brafilien). A. Sch. Wann kommt die Fortsezung Ihres Artikels über Brasilien  ? Frdl. Gr.

Kittlig. R. W. Die Blätter aus dem betreffenden Fremdenbuch, welche Sie uns eingesendet haben, enthalten nichts, was der Beröffentlichung wert wäre. Wir schicken sie daher Ihrem Wunsche gemäß zurück.

Gobelsburg. N. Jederzeit derartiges willkommen.

Charlottenburg  . Referendar und Lieutenant a. D., Schriftsteller und Dichter P. J. Ihre Novellen, Humoresten, Abhandlungen und Gedichte, zusam men in unsern Händen wohlgezählt ein halbes Schock, sind alle gleichgut und eines wie das andre trefflich geeignet zur Aufnahme in unsern Papierkorb. Sollten

Sie dieselben jedoch zurückzuerhalten wünschen, so stehen wie ebenfalls gern zu Diensten. Vielleicht teilen Sie uns noch im Vertrauen mit, wieviel Duzend Redaktionen vor uns das Vergnügen hatten, diese meist schon durch ihr Alter ehrwürdigen Kinder Jhres Geistes bei sich einkehren zu sehen.

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Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) Die pariser Salons und die Encyclopädisten. Von C. Fehleisen.( Forts.) Gibt es Gespenster? Von Dr. Richard Ernst.( Schluß.) Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller. ( Forts.) Gottsched, Göße, Leffing. Ein Stück Kulturgeschichte.  ( Mit Portraits.) Proben deutscher Volkspoesie der Gegenwart: Das Volks lied. Luchs und Auerhahn.( Mit Illustration.) Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Rote Kanarienvögel. Wirkung hohen Drucks. Die Nervenkonstitution der Insekten.- Flöten gehen. Flöten gehen. Allgemeinwissenschaftliche Auskunft.- Ratgeber für Gesundheitspflege. Korrespondenz.

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Redaktions­

Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser   in Stuttgart  . Redaktion: Neue Weinsteige 23.- Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  .

Druck und Verlag von J. H. W. Dies in Stuttgart  .