lehnung an das Vorbild der Franzosen   selbst mit verhältnis mäßig gutem Beispiele vorangingen.

Einerseits vermochten sie die Herrschaft der aus Schlesien   über Deutschland   gekommenen Literaturverderbnis kaum zu erschüttern, viel weniger zu vernichten, andrerseits waren ihre schriftstellerischen Leistungen selbst so voller Mängel, daß die Vorteile sehr un­erhebliche und zweifelhafte gewesen wären, welche für die Geistes­entwicklung des deutschen Volkes aus einer aus ihren Mustern gebildeten Literatur hätten erblühen können.

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| Sprache hielt und schon im Jahre 1688 in deutscher Sprache die erste gelehrte Zeitschrift die Monatsgespräche" erscheinen ließ, welche schon in der Vorrede dem Pedantismus, der Heuchelei und den gelehrten Gesellschaften den Krieg erklärte.

Auch der um dieselbe Zeit zu höchstem Ruhm gelangende Philosoph Leibniz   hatte für die Möglichkeit und Notwendig keit, die deutsche Sprache zu entwickeln und den andern Kultur sprachen als Schriftsprache ebenbürtig zu machen, in der 1697 erscheinenden, ebenfalls deutsch abgefaßten Schrift Unvergreif­

teutschen Sprache" sein gewichtiges Wort eingelegt, und der ihm in seiner Berühmtheit der Philosophie nahe kommende Freund Christian Wolff  ( 1679-1754) begann schon um 1710 eine Reihe von wissenschaftlichen Schriften deutsch   niederzuschreiben.

Ihre Einfachheit ging bis zur Geschmacklosigkeit, ihre Natürliche Gedanken betreffend die Ausübung und Verbessrung der lichkeit artete in eine alle Phantasie in Ketten und Banden legende Nüchternheit aus. Dabei waren sie, Weise ausgenommen, an Gedanken nicht reicher, eher noch ärmer als die Schlesier und nicht Nacheiferer der den deutschen Poeten jener Zeit in der Tat überlegenen Autoren der Franzosen  , sondern aller Dri­ginalität baare Nachäffer derselben.

Für die poesielose Nüchternheit und Geschmacklosigkeit des bedeutendsten unter den Gegnern der Schlesier, des zittauer Schuldirektor Christian Weise   lege folgendes Gedicht Die er­loschene Liebe" Zeugnis ab:

Wir jungen Leute sind wol narren Wann uns die Liebe fressen will, Da hat ein jeder seinen Sparren Zu wenig oder doch zu viel. Ich habs versucht ein halbes jahr: Ich weiß, wie mir zu muthe war. Nun muß ich meiner selbsten lachen, Daß wir uns solchen kummer machen. Ich lege lust und eitelkeit

Zu meines mädchens Füßen nieder, Und suche die gelegenheit

So gar geschwinde wohl nicht wieder. Ich halte mein triumph- geschrey:

Ich war verliebt; nun bin ich frey.

Gleichzeitig mit dieser Opposition gegen die schlesische Verhunzung der schönen Literatur regten sich auf den deutschen   Universitäten Reformbestrebungen.

"

Der in Leipzig   geborene, von dort aber schließlich durch die Unduldsamkeit der ortodoxen Geistlichkeit vertriebene Professor Christian Thomasius  , seit seiner 1690 erfolgten Flucht aus Leipzig  , an der Universität Halle lehrend, dessen ganzes Leben dem Kampf mit der Barbarei der Schulen, der Geseze und Gerichte gewidmet war", hatte im Jahre 1687 seinen Dis­cours, welcher Gestalt man einen Franzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle" veröffentlicht und darin die für die damalige Zeit unerhörte und bei den Gelehrten heftigste Entrüstung hervorrufende Forderung begründet, die deutsche Sprache solle an Stelle oder zunächst zum mindesten neben der lateinischen zur Sprache der Wissenschaft erhoben werden. Thoma­ sius   selbst übertrug die Teorie, daß das überhaupt möglich sei, sofort in die Praxis, indem er akademische Vorlesungen in deutscher  

Aber wenn schon Leibniz   ein für jene Zeit vortreffliches Deutsch schrieb und auch Wolff dasselbe mit großer Klarheit und Gewandtheit handhabte und sie von fremden, ihrer Natur widerstrebenden Beimengungen rein hielt, so zeigt sich doch selbst bei Thomasius  , daß die Fertigkeit, gut deutsch   zu schreiben, auf nur sehr wenige in der Tat an den Fingern einer Hand her­zuzählenden Autoren beschränkt war, also das Urteil, daß man in jener Zeit ein höchst mangelhaftes, steifes, geschmackloses, unreines Deutsch schrieb, dessen Verunreinigung mit lateinischen Worten noch durch lateinischen Druck der lateinischen Fremd worte hervorgehoben ward, durchaus zu recht bestehen bleibt. Eine Probe aus dem Discours, in welcher Gestalt man den Fran­zosen nachahmen solle, wird das verdeutlichen:

Dieses kan ich unangemerkt nicht lassen, daß sie( die Fran­ zosen  ) aus einem überaus flugen Absehen nicht allein ihre Werke mehrenteils in französischer Sprache herausgeben, sondern auch den Kern von denen Lateinischen, Griechischen, ja auch nach Ge­legenheit deutschen Autoren in ihre Muttersprache übersezen, denn dadurch wird die Gelehrsamkeit unvermerkt mit großem Vorteil fortgepflanzt, wenn ein jeder dasjenige, was zu einer klugen Wissenschaft erfordert wird, in seiner Landessprache lesen kan, und er sich nicht erst um fremde Sprachen zu erlernen sauer werden lassen muß. sauer werden lassen muß. Absonderlich ist an ihren versionen ( Uebersezungen) zu loben, daß hierzu sich Leute gebrauchen lassen, welche von männiglich für gelehrt und flug passiret werden müssen, auch beyder Sprachen, sowohl der Französischen   als der Griechischen und Lateinischen, recht mächtig gewesen; und endlich nicht obenhin, wie die Schüler die argumenta zu machen pflegen, die Autores übersezet, sondern mit gutem Bedacht und scharfsem Nachsinnen so gar, daß mancher, der seine version öfters und fleißig übersehen, auch wohl in die zwanzig Jahr damit zuge bracht, sich nicht verdrießen lassen, alles zu zerreißen und von vorne anzufangen, wenn ihm eine bessere methode gezeiget worden.

( Fortjezung folgt.)

Nächtlicher Rift.

Stockenden Herzschlags hab' ich dein gedacht, Mein heißes, wildes Lieb in dieser Nacht! Schwül war's, die Erde dürstete nach Regen; Kein Laut umher, als meines Hengst's Geschnaub; Bis an die Fesseln schritt das Tier im Staub, Der dicht sich häufte auf den dunklen Wegen.

Kein Stern am Himmel, weit und breit kein Licht! Mir stand der Schweiß in Perlen im Gesicht, Und meine Brust, sie atmete beklommen. So dunkel war's, daß nichts ich unterschied Und erst ein Wanduhrschlagen mir verriet, Daß zwischen Häuser wieder ich gekommen.

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So bange war's es rang die Brust nach Lust. Da schlug es plözlich mir wie Nelkendust, Wie roter Nelfen süßer Duft entgegen. Ich sog ihn ein mir schwindelte das Hirn Und für Momente mußt' ich meine Stirn Geschlossnen Auges auf die Mähne legen.

Und aus der Wolfe, die am Himmel stand, Gar schwer und düster fiel auf meine Hand Ein einzelner, ein großer warmer Tropfen. Als meine Lippe auf die Rechte sank Und diese Träne stummen Schmerzes trank, Fühlt' ich die Schläfe wie im Fieber klopfen.

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