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sich Garibaldi und Mazzini nicht einigen konnten, legte der pie montesische Kriegsminister Lamarmora, der als ächter Kamaschengeneral natürlich die Freicorps haßte, dem Volkshelden alle Hindernisse in den Weg, die er auftürmen konnte. Aber Gari baldi mit seiner Energie triumphirte über alle Hindernisse, der Nationalverein Italiens , dem er angehörte, unterstützte ihn und so kam das berühmte Corps der Alpenjäger troz aller Intriguen dennoch zu Stande. Garibaldi wurde zum piemonGaribaldi wurde zum piemontesischen Generalmajor ernannt und leistete dem König auch den Eid der Treue. Die glänzende Generalsuniform wollte ihm jedoch nicht behagen, und er vertauschte sie bei jeder Gelegenheit mit der Bluse und dem runden Hut.
In furzer Zeit war das Garibaldi 'sche Corps, zu dem die glänzendsten Familien Italiens ihre Söhne gesandt hatten, auf etwa 5000 Mann gestiegen. In seiner ersten Proklamation an seine Alpenjäger kam die berühmt gewordene Stelle vor:" Ich fann euch nicht mehr bieten, als Durst und Hize bei Tage, Kälte und Hunger bei Nacht und Gefahren zu jeder Zeit, aber das Ziel aller dieser Leiden ist die Unabhängigkeit Italiens . Diebe lasse ich ohne Erbarmen erschießen, die Insubordination bestrafe ich auf das strengste."
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Als der Kampf in der Lombardei begann, half Garibaldi zunächst mit seinen Alpenjägern Turin gegen die heranrückenden Desterreicher decken; nachdem sich aber die französische Armee mit der sardinischen vereinigt hatte, so daß für Turin keine Gefahr mehr bestand, operirte er selbständig. Mit einem fühnen Flankenmarsch und von der entflammten Bevölkerung überall mit unbeschreiblichem Jubel empfangen überschritt Garibaldi den Ticino ganz in der Nähe des Lago Maggiore , täuschte die österreichischen Streiftorps, brach in die Lombardei ein und marschirte im Rücken des österreichischen Hauptheeres auf Varese . Der österreichische Heerverderber", Graf Giulay, der anfangs gesagt hatte, er wolle Garibaldi „ garnicht beachten", fand ihn denn doch nun beachtenswert genug, um den Feldmarschalllieute nant Urban mit 8000 Mann gegen ihn zu detachiren. Zugleich erließ General „ Heerverderber" eine wütende und bluttriefende Broklamation gegen Garibaldi und alle, die ihn unterſtüzen würden. Urban griff das von Garibaldi besezte und verschanzte Varese an, wurde aber blutig abgewiesen und verlor zwei Kanonen. Hätte man jezt Garibaldi , wie er verlangte, reguläre Truppen zur Verstärkung gesandt, so hätte er wirksam in den Feldzug eingreifen können. Aber Cavour sandte ihm nur eine Depesche, lautend:„ Allgemeine Insurrektion!"
Urban, in noch mehreren Gefechten geschlagen, mußte bis Monza zurückweichen. Bei dieser Gelegenheit ließ Urban den einzigen Alpenjäger, der in seine Hände gefallen war, erschießen; Garibaldi ließ von 21 gefangenen Desterreichern dafür zwei erschießen. Diese Grausamkeiten erregten viel Lärm; die„ Gutgesinnten" tabelten natürlich nur Garibaldi und verschwiegen, daß Urban der Provokateur war. Mit anerkennenswerter Gewissenhaftigkeit wurde die grausame und brutale Kriegführung
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Urbans, der sich 1849 in Ungarn in derselben Weise hervorgetan hatte, von der englischen Presse an's Licht gezogen und verurteilt.
Urban drang von Monza aus mit Uebermacht wieder vor, schlug eine Abteilung der Alpenjäger bei Varese und zwang Gari baldi , das schon besezte Como wieder zu verlassen. Ein Angriff Garibaldis auf den am Lago Maggiore liegenden festen Plaz Laveno mißlang, die aufgestandene Bevölkerung verlor bei den schrecklichen Drohungen der Desterreicher den Mut und Gari baldi , von den Desterreichern auf den kleinen Fleck zwischen dem Lago di Como , dem Lago Maggiore und der schweizer Grenze eingezwängt, fam in eine verzweifelte Lage. Aber in diesem Guerillakrieg gegen eine Uebermacht offenbarten sich die unerschöpflichen Hilfsmittel seines Geistes; mehr als einmal ließ er sein ganzes Korps sich zerstreuen, um auf geheimen Wegen an anderen Orten sich wieder zu vereinigen; öfter schlichen sich einzelne in großer Zahl durch die österreichischen Linien und beunruhigten dann den Feind im Rücken. Bei alldem gelang es Garibaldi wiederum, Como zu besezen, und er bekam Luft durch das Vordringen der Verbündeten, infolge dessen Urban zurückweichen mußte.
Viktor Emanuel belobte öffentlich Garibaldi und sein Korps und verteilte viele Dekorationen an das leztere. Die Sendung von Verstärkungen zur rechten Zeit wäre Garibaldi weit lieber gewesen. Indessen sezte er über den Lago di Como nach Lecco und rückte auf Bergamo , wo die österreichische Besazung abzog. Die Stadt, die sofort in Aufstand kam, ward besezt und ein Angriff der Desterreicher, die sie wieder erobern wollten, in einem blutigen Gefechte siegreich abgeschlagen. Hier erschien auch der berühmte„ Engländer Garibaldis", der sich„ auf cigene Faust" gegen Desterreich schlug. Er war ein nie fehlender Schütze und tat mit seiner Doppelbüchse den Desterreichern viel Schaden. Nach jedem Schuß überzeugte er sich mit einem großen Operngucker von dem Erfolg*).
*) Ueber diesen mysteriösen Engländer, der sich ,, Sir John Williams Beard" nannte, stand unlängst in einigen Blättern zu lesen:„ Einem niederträchtigen Sport huldigte ein Engländer, der nach der Schlacht bei Mentana unter den Schaaren Garibaldis gesehen wurde. Mit einem Gewehr von außerordentlicher Tragweite placirte sich dieser Schurke an einem für feindliche Kugeln unzugänglichen Orte und knallte von da die Menschen, die seine Mordwaffe erreichen konnte, bequem nieder; in einem Tagebuch verzeichnete er gewissenhaft seine feigen Morde." Dem gegenüber hat Garibaldi selbst bestätigt, daß der Engländer nicht für feindliche Kugeln unzugänglich war. Im Gegenteil sezte er sich stets dem dichtesten Feuer aus, und man staunte über die unerschütterliche Ruhe, mit welcher er die Geschosse aus Gewehren und Kanonen an sich vorübersausen ließ. Dabei war seine Statur höchst auffallend für den Feind, sowie seine Kleidung, aber er deckte sich nicht im mindesten. Garibaldi sagte ihm: ,, Sie sind ein Tapferer!" Einem feigen Mörder würde er das nicht gesagt haben. Uebrigens kommandirte Herr Peard auf Sizilien unter Garibaldi ein Bataillon aus englischen Freiwilligen.
( Fortsezung folgt.)
Edle Liebe.
Novelle.
War alles tot für uns, weil unser Harry tot war, fuhr sie fort. Der Obrist schrieb und schrieb nach Deutschland Briefe über Briefe an alte gute Freunde, an neue Geschäftsfreunde, an Minister und Potentaten aber feiner wußte von Harry Bluff, keiner hatte von Harry Bluff gehört und so geht es bis heute- bis heute nichts, immer nichts für den Obrist aus Germany !"
" Da ward dem Bruder das Leben verhaßt in New- York und die Menschheit zuwider, wollte nichts vom Leben haben und von der Menschheit nichts wissen, um seines verlorenen
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( 2. Fortsezung.)
Jungen willen. Und nun packten wir ein, und verließen New York , zogen hieher, kauften diese Villa und das Land und hier siehst du's da liegt's, wie es vor zwei Jahren abgeladen ward. Das schöne Land liegt wüst und der Garten verwildert, um seines Jungen willen. Was soll uns Haus und Land und Garten, da wir unsern Harry, unsern prächtigen Jungen nicht haben! Wer gibt uns unsern Jungen zurück!"
Katharine verstummte wieder und weinte still; dann begann sie von neuem:
„ Liegt er im fremden Lande unterm Rasen oder auf dem