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ich mit höherem Rang zurück, und wir wissen beide, was dann geschieht. Darauf füßte er mich. Ich war halb böse, halb erschrocken; und bevor ich mich soweit fassen konnte, ein Wort zu sagen, war er wieder draußen im Garten er war fort! Ich er war fort! Ich hätte reden sollen, ich weiß es. Mein Schweigen war nicht ehrenhaft, nicht freundlich gegen ihn. Du fannst mir über meinen Mangel an Mut und Offenheit keine so bittern Vorwürfe machen als ich selbst!"
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Mein liebes Kind, ich mache dir keine Vorwürfe. Ich denke nur, du hättest ihm schreiben sollen."
" Ich habe ihm geschrieben."
,, Ganz offen und chrlich?"
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die Person, um die schwierige Lage, in der sich Clara Richard Wardour gegenüber befand, ernstlich zu vervollständigen! Es war feine Zeit mehr für weitere Fragen. Die Musik begann socben den Walzer, und Franz Aldersley wartete auf seine Dame. Mit einem Wort der Entschuldigung zog Frau Crayford Clara auf einen Moment zur Seite und flüsterte:
„ Ein Wort, meine Liebe, bevor du wieder in den Tanzsaal gehst. Es mag sonderbar klingen, nach dem wenigen, was du mir mitgeteilt hast, aber ich glaube jezt deine Lage besser zu verstehen als du selbst. Willst du meine Meinung darüber hören?"
" Ich schne mich danach, sie zu hören, Lucie! Ich brauche
" Ja. Ich sagte ihm in herzlichen Worten, daß er sich deine Meinung, deinen Rat." selbst betrüge, und daß ich ihn niemals heiraten fönne."
„ Das ist flar genug! Nachdem du aber so gehandelt, bist du auch in keiner Weise zu tadeln. Weshalb sorgst du dich nun noch immer?"
„ Gesezt nun, mein Brief sei ihm nimmer zu Händen gefommen?"
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„ Warum willst du so etwas annehmen?"
„ Mein Brief verlangte Antwort, Lucie, ja forderte Antwort. Diese Antwort ist nicht erfolgt. Mein Brief hat ihn also gewiß nicht erreicht. Und die„ Atalanta" wird zurück erwartet! Richard Wardour kehrt nach England zurück- Richard Wardour wird mich zum Weibe fordern! Du fragtest socben staunend, ob ich wirklich meinte, was ich sagte; zweifelst du noch immer
daran?"
Frau Crayford saß gedankenvoll in ihren Stuhl zurückgelehnt. Zum erstenmale seit dem Beginn der Unterredung ließ sie eine Frage ohne Antwort vorübergehen.
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„ Du sollst beide in flaren und wenigen Worten haben. Zuerst meine Meinung: Es bleibt dir keine andere Wahl, als dich gegen Herrn Wardour auszusprechen sobald er ankommt. Zweitens, mein Rat: Wenn du euch beiden die Aussprache erleichtern willst, so sorge dafür, daß du ihm als ein freies Mädchen gegenüber treten kannst."
Auf die lezten Worte legte sie besonderen Nachdruck und blickte dabei bedeutungsvoll auf Aldersley.
" Ich will dich deinem Tänzer nicht länger entführen, Clara," schloß sie, und ging dem Paare voran in den Saal.
Nach dem, was Frau Crayford gesagt hatte, lastete die Bürde auf Claras Gemüt schwerer denn je. Sie war zu un glücklich, um den erheiternden Einfluß des Tanzes zu empfinden. Kaum einmal hatte sie in dem Saale herumgetanzt, so flagte sie schon über Ermüdung. Franz Aldersley blickte nach dem Nebenzimmer, welches, noch ebenso fühl und leer wie zuvor, zum Plaudern einlud, und führte sie dahin zurück auf einen Plaz zwischen den Blumen.
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„ Ich möchte Sie nicht vom Tanzen zurückhalten, Herr Aldersley," begann Clara, nur sehr schwach den Versuch machend, ihn zu entlassen.
Er sezte sich neben sie und heftete die Blicke auf das liebliche, gesenkte Gesicht, das nicht wagte, sich ihm zuzukehren, und flüsterte:
,, Nennen Sie mich Franz."
Jezt sah sie Claras Lage offen vor sich: sie begriff die störende Wirkung derselben auf das Gemüt eines jungen Mädchens, konnte sich Claras schreckliche Aufregung aber doch nicht ganz erklären. Ihr schnell beobachtender Blick verriet ihr sogleich, daß auf ihrer Freundin Gesicht, nun sie sich ihres Geheimnisses entledigt hatte, keine Spur von Erleichterung zu lesen war. Hier befand sich sicherlich noch etwas unter der Oberfläche etwas wichtiges, was noch zu entdecken blieb. Ein listiger Gedanke kreuzte Frau Crayfords Hirn und gab ihr die folgenden Worte, welche sie an ihre junge Freundin richtete, ein: „ Meine Liebe," sagte sie plözlich. Hast du mir alles erzählt?" Clara fuhr zusammen, als ob sie diese Frage erschreckte. Dadurch überzeugt, daß sie nun den Schlüssel in der Hand habe, wiederholte Frau Crayford ihre Frage mit Nachdruck. Annahme zum abermaligen Versuch. statt einer Antwort, blickte Clara plözlich auf. In demselben Augenblick erschien auf ihren Wangen das erste, schwache Rot.
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Als Frau Crayford instinktmäßig zu gleicher Zeit die Augen hob, sah sie dicht vor ihrer Freundin einen jungen Mann, welcher sie zum nächsten Walzer aufforderte. Stand dieser Herr, fragte sie sich innerlich, mit dem unausgesprochenen Ende der Erzählung in irgend welcher Verbindung? War hier das wahre Geheimnis von Clara Burnhams Schrecken über die bevorstehende Rückkehr Richard Wardours? Frau Crayford entschied sich dafür, ihre Zweifel auf die Probe zu stellen. Sie sagte unschuldig:
„ Einer deiner Freunde, meine Liebe? Willst du uns nicht mit einander befannt machen?"
Clara stellte den jungen Mann verlegen vor.„ Herr Franz Aldersley, Lucie. Herr Aldersley gehört zu der Nordpol expedition."
" So? Ich bin auch dabei beteiligt, in meiner Weise natürlich," entgegnete Frau Crayford. Ich muß mich schon selbst vorstellen, Herr Aldersley, da es Clara vergessen zu haben scheint. Mein Name ist Lucie Crayford. Mein Mann ist Lieutenant auf dem„ Wanderer." Gehören Sie auch zu dem Schiffe?" „ Nein, gnädige Frau, ich habe nicht die Ehre. Ich gehöre zur„ Seemöve."
Frau Crayfords schöne Augen wanderten mehrmals forschend von dem jungen Mädchen zu Franz Aldersley und sahen bald die Fortsezung zu Claras unvollendeter Geschichte. Der junge Offizier war ein hübscher, geistreicher, gewandter Mann, so recht
Sie hätte ihn so gern Franz genannt, sie liebte ihn ja von ganzem Herzen; Frau Crayfords warnende Worte tönten aber noch in ihrer Seele wider. Sie schwieg. Aldersley rückte ihr näher und bat um eine andere Gunst. Die Männer sind bei dieser Gelegenheit alle gleich; Schweigen ermutigt sie ohne Aus
„ Clara, haben Sie vergessen, was ich Ihnen gestern im Konzert sagte? Soll ich es wiederholen?"
„ Nein."
Wir fahren morgen ab nach dem Eismeer. Ich kehre möglicherweise erst nach Jahren zurück; schicken Sie mich nicht ohne Hoffnung fort! Denken Sie an die langen, einsamen Stunden im finstern Norden! Machen Sie sie für mich zu glücklichen Stunden!"
Trozdem diese Worte mit der Inbrunst eines liebenden Mannes gesprochen waren, so kamen sie doch nur von den Lippen eines halben Knaben. Er war erst zwanzig Jahre alt und stand im Begriff, sein Leben aufs Spiel zu sezen! Clara empfand inniges Mitleid für ihn. Er faßte sanft nach ihrer Hand; sie versuchte, ihm dieselbe zu entziehen.
Wie! selbst diese fleine Gunst nicht am lezten Abend?" Ihr treues Herz stellte sich selbstverleugnend auf seine Seite. Ihre Hand blieb in der seinen und fühlte deren sanft überzeugenden Druck. Sie war verloren!
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Clara! Liebst du mich?"
Tiefes Schweigen. Sie wagte nicht, ihn anzublicken, sie zitterte vor den sich seltsam widerstreitenden Gefühlen der Freude und der Angst. Sein Arm legte sich um sie; er wiederholte seine Frage im Flüstertone; seine Lippen berührten fast ihr fleines, rosiges Ohr, als er zum zweitenmale sagte:
„ Liebst du mich?"
Sie schloß leise die Augen
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sie hörte nichts als seine