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geschmückt zu sehen, welche hervorragend schöne landschaftliche Szenerien jener Gegend, und besonders auch die Villa und die Besizung selbst zum Gegenstand haben sollen. Wenn Sie nun geneigt sind, Ihre Zeit und Kunst dieser Aufgabe zu widmen, so würde es zuvörderst nötig sein, daß Sie an Ort und Stelle Zeichnungen der darzustellenden Einzelbilder aufnehmen, und ich würde Sie, da mir viel daran liegt, die Ausschmückung bald in Angriff genommen zu sehen, bitten, sich dann wo möglich vor Eintritt des Herbstes nach dem Comosee und unserem Grundstück zu begeben.... Und nun sagen Sie mir offen heraus, was Sie zu dem eben mitgeteilten Plane meinen, und ob Sie auch jezt noch bereit sind, mir zu seiner Ausführung freundlich die Hand zu bieten."

im Tone leichter Frage, die indes schon selbst die Antwort ent-| Wunsch, den Marmorsaal mit einer Reihe größerer Fresken aus­hielt, fort, während Camillo dankend sich leise verneigte. Ich habe auch kürzlich die vorzüglichen Gemälde gesehen, mit denen sie den großen Saal im Palaste Fontana des Marchese Con­tarini, meines Freundes, dem ich auch die heute morgen er haltene Mitteilung Ihrer Wohnung verdanke, ausgeschmückt haben, und ich bin eben dadurch bewogen worden, mich mit meinem Anliegen an Sie zu wenden.... Zuerst aber wird es Sie interessiren, zu erfahren, wie wir mit Ihrem Schwesterchen, das wir herzlich lieb gewonnen haben, zusammengekommen sind." Und der Marchese erzählte nun die Begegnung Serenas mit Adele am gestrigen Abend, während der junge Mann mit gespanntester Aufmerksamkeit zuhörte und, als jener sich am Schluß wiederholt in der liebenswürdigsten Weise über das ge­winnende Wesen der Kleinen aussprach, nicht umhin konnte, ihm unter abermaligen Versicherungen seines herzlichen Dankes warm die Hand zu drücken.

Nun zu meiner Angelegenheit, mein Herr!"- kam der Marchese dann wieder auf den vorigen Gegenstand des Ge­sprächs zurück. Ich möchte also für unseren großen Saal- ich werde mir erlauben, Sie dann hinunter zu führen einen neuen Bilderschmuck, und zwar landschaftliche Darstellungen, wie Sie solche mit so meisterhafter Kunst im Palazzo Fontana geschaffen haben. Und nun hören Sie, ich komme mit ziem ich komme mit ziem­lich weitgehenden Wünschen, wirklich, im wahren Sinne ,, weitgehenden", mein Herr!-Wir besizen am Lago di Como ein größeres Grundstück mit einer Villa. Sowohl die Besizung selbst als auch und vor allem die Umgebung ist überreich an Schönheiten unvergleichlicher Art.- Sie kennen den Como­see, nicht?" unterbrach er sich plözlich.

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Gewiß, Herr Marchese! Ebensogut wie den Lago di Garda und die herrlichen Landschaften an den oberitalienischen Seen überhaupt!" antwortete Camillo mit leichtem Neigen des Hauptes, zugleich sein unverkennbar warmes Interesse an dem Gegenstand der Unterhaltung dabei ausdrückend.

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Das freut mich, mein Herr! Diese genaue Bekanntschaft mit dem Karakter jener Gegenden würde Ihnen mindestens bei der Lösung der Ihnen in diesem Falle zugedachten Aufgabe doch, was sage ich!" außerordentlich zu statten kommen- fiel sich der Marchese mit leichtem Lächeln schon wieder in die Rede, indem er mit der Hand leise über seine Stirne strich- haben Sie denn Zeit und Neigung auf meinen Plan einzu­gehen? Sie sehen, ich vergesse bei meiner Schwärmerei die allerersten Bedingungen, um-

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-warf Camillo in überaus " O bitte, Herr Marchese!" gewinnender Art ein, indem er mit der Hand eine- leicht ab­wehrende Bewegung machte- Ich versicherte Sie schon, daß Sie mich in jedem Falle ganz zu ihrem Dienste bereit finden, und ich wiederhole Ihnen das, Herr Marchese!"

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Nun gut denn, und nehmen Sie meinen verbindlichsten Dank für diese liebenswürdige Bereitwilligkeit, noch ehe Sie nahm ganz wissen, welche Lasten ich Ihnen aufbürden will," der Marchese, durch Camillo's lezte Worte sichtlich auf das angenehmste berührt, sein Tema wieder auf. Es ist also mein

Camillo von Winter hatte mit sich steigerndem Interesse zuge­hört, und seine aufrichtige Freude über das soeben vernommene drückte sich in allen seinen Zügen aus.

er

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Sie konnten, geehrtester Herr Marchese,"

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antwortete

,, mir in der Tat kaum ein willkommneres Anerbieten machen, als das, mit dem Sie mich soeben zu beehren die Güte hatten. Es war nach dem ermutigenden und mich über­aus beglückenden Erfolge, den ich mit meinem Abend am Gardasee bei der lezten Preiskonkurrenz der Akademie er­rungen, bereits meine ganz unverrückbar feststehende Absicht, demnächst in einem neuem Bilde wieder ein Sujet von einem der oberitalienischen Seen zu behandeln, und ich habe lediglich aus diesem Grunde mehrere mir in jüngster Zeit gewordene höchst ehrenvolle Anträge, die mich aber andere Landschaften zum Vorwurf zu nehmen genötigt hätten, abzulehnen mich ent­schlossen. Sie glauben mir also wohl, daß ich nicht nur gerne, sondern mit ganz besonderem Vergnügen mich der von Ihnen gestellten Aufgabe unterziehen werde, wenn anders Ihre Be­sizung am Lago di Como und ihre näheren Umgebungen nur irgendwie dankbare Motive zu bieten imstande sind. Und daß dies der Fall ist, darüber hege ich nach den mir von Ihnen gemachten Mitteilungen nicht den mindesten Zweifel. Belieben Sie, ganz über mich zu verfügen."

Der Marchese reichte dem jungen Maler in ungezwungener Freundlichkeit die Hand und sagte mit offenbarer Befriedigung:

" Ich hätte kaum geglaubt, inbetreff meiner Wünsche bei irgend jemand und besonders bei einem so ehrenvoll bekannten und so gesuchten Künstler, wie Sie es sind, so rasches Ent­gegenkommen zu finden, und wünsche von Herzen, daß wir uns auch hinsichtlich der anderen, nachher zu erörternden Punkte ebenso schnell einigen möchten. Jezt aber" und der Herr darf ich Marchese erhob sich dabei aus seinem Fauteuil Sie wohl bitten, mein verehrtester Herr, mir gefälligst nach dem Saal hinunter zu folgen."

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entgegnete

" Ganz zu Ihrem Befehl, Herr Marchese!" Camillo, indem er gleichfalls von seinem Size aufstand und, einer freundlichen Handbewegung des ersteren folgend, ihm voran durch die hohe Flügeltür des Zimmers auf den Korridor hinausschritt. ( Fortsezung folgt.)

Walter Scott .

Sein Leben und seine Werke. Von George Winter.

Dem reichbegabten Schotten Walter Scott verdankt England die eigentliche Begründung und Entwicklung des historischen Romans. In Ch. Dickens Werken bewundern wir den Humor, welcher dessen Schilderungen durchweht. Dieselben führen uns meistens in die untersten Volksschichten und umfassen alles, was das Volksleben an erschütternder Tragik und erheiternder Komit auf der Grundlage ge­befizt; W. Scott dagegen führt uns auf der Grundlage ge­diegener historischer Studien in die romantischen Zeiten des

schottisch englischen Mittelalters zurück, er macht uns mit der großartigen Natur des Hochlandes vertraut, er gibt uns nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in seinen Balladen und anderen poetischen Werken ein farbenreiches Bild seines herr­lichen Vaterlandes.

Obgleich sich nun die Werke Walter Scotts nicht nur in seinem Vaterlande, sondern in ganz Europa des ungeteiltesten Beifalls erfreuten und in verschiedene Sprachen übersezt wur