erwarb das romantisch gelegene Gut Abbotsford am Tweed, eine reizende, wie für einen Dichter geschaffene Besizung mit einem altertümlichen Schlosse, schattigen Parkanlagen und Laubgängen, murmelnden Bächen und rauschenden Wasserfällen. Hier kamen seine drei jüngeren Kinder zur Welt, der älteste Sohn ist in Laßwade geboren. W. Scott   war ein höchst liebevoller Gatte und Vater; er trug seine Gattin auf den Händen und erzog seine Kinder mit der größten Sorgfalt und zärtlichsten Liebe.

Der hervorragendste Zug in Walter Scotts Karakter ist sein außerordentlicher Fleiß und die wahrhaft wunderbare Elastizität seines Geistes. Er selbst nannte sich oft eine Schreibmaschine, und wenn man die Anzahl seiner Werke sowie die Schnelligkeit und Sicherheit seines künstlerischen Schaffens in Erwägung zieht, so muß man diesen Vergleich fast als treffend bezeichnen. Einem intimen Freunde schrieb er einst: Wenn ich müßig sein müßte, so verlör ich den Verstand."

Nachdem die vorerwähnten poetischen Werke Walter Scotts erschienen waren, erfreute sich der Dichter einer kurzen Ruhepause. Seine Beliebtheit war schon damals so groß, daß von seinem Ge­dicht: ,, The Lady of the Lake" in vier Monaten eine Auflage von 16 000 Expl. für 7800 Pfd. St.( 156 000 M.) verkauft wurde.

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Walter Scott läßt Varney

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nach einer aufregenden Szene mit seinem Herrn, dem ränkevollen Lord Leicester, in einem Zu­stande geistiger Erschöpfung folgendes Selbstgespräch halten: Welcher Tor bin ich, daß das Geschwäz jenes elenden Menschen mich so außer Fassung bringt? Gewissen, du bist es, was sich in meiner Seele regt! Du bist wie ein Blut­hund, der mit furchtbarem Geheule sowohl bei der leisen Be­wegung einer Maus oder Ratte, als bei dem Tritte des Löwen aus dem Schlummer erwacht!- Kann ich mich nicht durch einen einzigen, kühnen Schritt aus einem so peinigenden, un­würdigen Zustand befreien? Nein, denn ich bin nur ein Sterblicher, und ich suche durch irdische Mittel meine Leiden­schaften zu befriedigen und meine Verhältnisse zu verbessern!"

Der Leser erhält durch viele ähnliche Stimmungsbilder einen tiefen Einblick in die Gedankenwerkstatt des Dichters. Schimmer der Romantik, welchen Walter Scotts Genius über dessen Romanbildern heraufzuzaubern versteht, steht freilich in grellem Gegensaz zu dem Wesen und Treiben der selbstsüchtigen Zeit, in welcher wir leben, aber gerade deshalb haben alle Ge= bilde des Dichters einen eigentümlichen Zauber, und die Jugend aller Zeiten und Völker wird sich stets gerne in diese oft sogar phantastische Traumwelt versenken. Zu Schaden kommt sie dabei nicht, es muß rühmend erwähnt werden, daß Scott   in allen Schilderungen der Leidenschaften stets sittlich rein bleibt, und daß in keinem seiner Werke nur ein Wort zu finden ist, welches ein reines Gemüt verlezen könnte.

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Auf Waverley folgten in rascher Reihenfolge die Romane: Guy Mannering, Ivanhoe  , Kenilworth, Woodstock, Duentin Durward, Redgauntlet, der Altertümler, das Kloster, der Abt, Robin der Rote, die Schwärmer, der Pirat, die Braut von Lammermoor, das Herz von Midlothian, Montrose, der schwarze Zwerg, Peveril vom Gipfel, St. Romans Brunnen 2c. sowie ver schiedene kleinere Aufsäze. Von besonderem Werte sind die histo= rischen Arbeiten: Die Chronik des Canongate zu Edinburg  ", und Erzählungen eines Großvaters aus der schottischen Geschichte".

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Das englische und schottische Volk begrüßte alle diese No­mane mit ungeteiltem Beifall; man wartete stets mit Spannung auf das nächstfolgende Werk des Lieblings der Nation. Die englischen Historiker gehörten zu Walter Scotts eifrigsten Be­wunderern, sie gestanden ihm zu, daß seine historischen Romane alle Anforderungen, welche man an dieses Genre stellt, im höchsten Grade befriedigten und stets einen Ehrenplaz in der britischen Literatur einzunehmen würdig wären.

Fast zu gleicher Zeit erschien Byrons   Childe Harold  ". Walter Scott   war hingerissen von dem genialen Schwunge der Byronschen Poesie; er fühlte, daß Byrons   poetische Begabung die seinige bedeutend überragte, und es ist ein edler, schöner Bug in Scotts Karakter, daß er für Byron   eine ächt neidlose Bewunderung hegte und dies freimütig bekannte. Dennoch fühlte er, daß durch diesen Dichterheros sein eigener Ruhm in Schatten gedrängt werden würde; deshalb grübelte er darüber nach, welch neues Feld er wohl für sein eigenartiges Talent finden und auch auf diesem eine ebenso vollendete Meisterschaft betätigen könne. Lord Byron   selbst spornte ihn dazu an, auf dem Gebiete des Romans neue Lorbeeren zu suchen. Walter Scott   beendete nun ein Fragment, welches seit Jahren vergessen unter seinen Papieren geruht hatte und veröffentlichte das Buch unter dem Titel: Waverley.- Dieser Roman wurde mit Begeisterung auf­genommen; die Kritiker überboten sich in dessen Lob und Lord Byron   selbst erklärte, dies sei der beste Roman, welchen er jemals gelesen hätte. Walter Scotts Prosa war beinahe noch besser, als seine Poesie; obgleich man ihm häufig den Vorwurf gemacht hat, seine Einleitungen seien zu umständlich ausgesponnen und seine Verherrlichung des Mittelalters eine übertriebene, so fühlt man sich dennoch beim Lesen seiner Romane von all der Romantik jener ritterlichen Zeit bezaubert; der Dichter Neben dieser Anerkennung seines Talents war auch der pe­fesselt uns und reißt uns zur Begeisterung fort. Er gibt uns funiäre Erfolg, welchen Walter Scott   mit seinen Romanen er­stets eine naturwahre Karakteristik von Volk und Land, eine treue rang, ein enormer; die Verleger kämpften um die Ehre, seine Zeichnung der Sitten und Gebräuche, sympatische Schilderungen Werke herauszugeben, und der Dichter hätte sich, weil er so des Gemütslebens, oft durchwürzt von reichem Humor und dies unermüdlich fleißig war, einen fürstlichen Reichtum erwerben alles mit dem Hintergrunde der prachtvollen Naturgemälde des können, aber alles, was er durch seine Feder verdient hatte, An diesem Unglückstage schottischen Hochlandes. Der Leser weiß oft nicht, was er mehr ging am 26. Juni 1826 verloren. bewundern soll: die Originalität des Dichters, dessen umfassende fallirte das Handlungshaus Ballantyne, mit dessen Chef, James Gelehrsamkeit oder den gewissenhaften Fleiß, mit welchem er Ballantyne, Scott seit Jahren befreundet und im stillen associirt war, mit einer Schuldenlast von beinahe drei millionen Mark. jede einzelne Romanfigur zeichnet und ausarbeitet. So sagte ein englischer Kritiker über den Karakter Varneys in Kenilworth": Schon in früheren Zeiten war die Firma nur durch große Opfer von Seiten des Dichters vor dem Bankerott bewahrt wordent " Dieser Varney ist der prachtvollste Schurke und Bösewicht, und nun brach dennoch das Verhängnis über dem schuldlosen Haupr wir bewundern Walter Scott   um der Schöpfung dieser Gestalt willen; der Dichter beweist durch die ganze Entwicklung dieses Walter Scotts zusammen. Der Dichter erklärte- ats ächtei daß er den enormen Betrag seiner Schuld bet Karakters, daß er auch die Untiefen der menschlichen Natur Ehrenmann fennt und bis in ihre seinsten Fibern zu analysiren versteht; Heller und Pfennig bezahlen werde. Weil nun sein schönes Gu, das meisterhafte an dieser Schilderung besteht jedoch darin, daß Abbotsford wegen früherer Verschreibung an seinen Sohn und wir nie das Interesse für die besseren, edleren Regungen des dessen Gattin nicht verkauft werden durfte, so verpflichtete er Schurken verlieren, sondern demselben unwillkürlich unser Mit- sich, alle seine Verbindlichkeiten durch den Ertrag seiner Arbeiten leid widmen, indem wir stets die Sünde von dem Sünder zu erfüllen. Er bezog in Edinburg   eine bescheidene Miet­trennen. Diese eigentümliche Darstellungsgabe-vom reinwohnung, schränkte sich bis aufs äußerste ein und schrieb nun ſittlichen Standpunkt aus die einzig richtige gibt allen Ro­manen Walter Scotts einen besonders bedeutenden Wert; denn das ist ja die gefährliche Seite unserer modernen Sensations­romane, daß sie gerade das Gegenteil erzielen, sie verherr­lichen den Verbrecher, idealisiren die Verbrecherinnen und hängen der Sünde ein glänzendes Gewand um."

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um seine Gläubiger zu befriedigen. Er sagte hierüber einem Freunde:" Wenn sie( die Gläubiger) mich nur gewähren lassen, so will ich mein Leben lang wie ein Stlave für sie arbeiten und den Schacht meines Geistes nach Diamanten durchwühlen oder wenigstens nach solchen Steinen, die sie für Diamanten

verkaufen können!"

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