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Literarhistorischer Trug hier oder da?

Von Bruno Seiser.

Seit längerer Zeit ergehen aus den Leserkreisen der Neuen| Welt" Aufforderungen an mich, Auskunft zu geben, was es eigentlich mit den Beschuldigungen auf sich hat, die der durch seine wissenschaftlichen Werke und wohl noch mehr durch seinen Konflikt mit dem Senat der berliner Universität und dem preu­ßischen Kultusministerium bekannt gewordene Philosoph und Sozialökonom Herr Eugen Dühring gegen einen der vornehm­sten deutschen Literaturheroen, gegen Gotthold Ephraim Les­ sing gerichtet hat.

Im Hinblick auf meine in der Neuen Welt" erschienenen Abhandlungen über Lessing hätte ich mir gern diese Arbeit er­spart, Lessing ist mir im Geist und Karakter zu groß, um ihn einer Verteidigung bedürftig zu erachten,- Herr Dühring erschien mir besonders was seinen Karakter anlangt- lange nicht bedeutend genug, als daß ich ihn der Ehre einer Konfrontation mit dem gewaltigen Toten hätte würdig halten mögen.

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Indessen mehrten sich die Belehrung heischenden Anfragen, so daß ich es nun für meine Pflicht unseren Lesern gegenüber halte, aus dem fühlen Schatten meiner Reserve herauszu­treten. Herrn Dührings 1881 erschienene Schrift: Die Juden frage als Racen-, Sitten- und Kulturfrage," welche die erwähnten Attaken des rauflustigen Herrn enthielt, ist zwar nicht in weite Volkskreise gedrungen, hat aber allerlei Ge­wässer auf die Mühle der antisemitischen Propaganda geliefert und ist so in einzelnen ihrer Bestandteile in die Volksmassen gedrungen.

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Diese Tatsache möge mich bei den Manen Lessings entschul­digen, daß ich in solcher Angelegenheit für ihn das Wort er­greife, das deutsche Volk hat es nie geduldet, daß die Bilder seiner großen Toten verunreinigt und geschändet werden, und die Leser der Neuen Welt" haben ein Recht, von mir, der ihnen das Porträt des Dichters und Denkers, des Kämpfers und Volkserziehers Lessing mehr als einmal vorgeführt, die Entfernung und Vernichtung all der Unsauberkeiten zu verlangen, mit denen Herr Dühring nach dem ihnen lieb und teuer ge­wordenen Gemälde gezielt hat.

Wir müssen Herrn Dühring hören, um nach Gebühr zu würdigen, was er kontra Lessing geäußert hat.

In seinem oben angeführten Buche S. 66( Kapitel III) die " Frage nach der Fähigkeit( der Juden) zur Wissenschaft, Lite­ratur und Kunst" sagt er:

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Es gibt ein Mittel, die Judenhaftigkeit auch in der augen­blicklichen Literatur mit Händen zu greifen, ohne sich um die einzelnen Namenlosigkeiten im Gewimmel der kleinen Schrift­ſtellerexistenzen zu fümmern. Man braucht nur die Reklame zu betrachten, mit welcher. die Juden ihren Lessing um jeden Preis zu einem Gott emporzuschrauben suchen, nachdem sie ein Jahrhundert lang seinen Ruf auf das Zehnfache dessen, was er wert ist, mit allen Künsten der Lobpreisung herausgesteigert haben. Das Geschäft, welches die Judenpresse und Judenliteratur seit jeher systematisch daraus gemacht hat, im Publikum eine gewaltige Ueberschäzung Lessings in Umlauf zu bringen, ist neuerdings geradezu bis ins ekelhafte getrieben worden. Die jüdi schen Zeitungsschreiber haben den Verfasser senes platten Judenstückes, welches sich Nathan der Weise betitelt, über die größten Schriftsteller und Dichter erhoben und ihn beispielsweise für den größten Deutschen erklärt, gegen den etwas zu sagen ein Majestätsverbrechen ist. Sie haben indirekt ausgesprochen, daß sie( 1) ihn hoch über Schiller stellen; ja sie haben ihn sogar als Uebermenschen gepriesen, der in monumen­taler Verkörperung einen ganz besonderen alles überragenden Plaz in Anspruch zu nehmen habe. Er müsse, wenn andere unten als Menschen gebildet, oben als ein Gott tronen(!). Dahin lauteten ver­schiedene Journalartikel bei der Annäherung des hundertjährigen

Todestags Lessings und bis dahin verstieg sich die jüdische(!) Bescheidenheit. Wie hoch die Juden Lessing für sich und bei sich plaziren wollen, ist ihre eigenste Sache. Mögen sie ihm den Plaz neben Jehova einräumen oder ihn auch ganz allein zu ihrem neuen Gotte machen, das geht uns Deutsche und die Literatur nichts an. Die Juden haben mehr als einen besonderen Grund zu diesem Kultus; denn ihr Lessing ist der Ihre in mehr als einer Beziehung, ja gehört ihnen wahrschein­lich auch dem Blute nach an.

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Schon der Name Lessing ist einer, der auch gegenwärtig seinen jüdischen Karakter überall bekundet. Er kommt, soweit mir bekannt, nur bei Leuten vor, bei denen die Judenabſtam­mung sichtbar genug ist. mung sichtbar genug ist. Was den Stammbaum des Schrift­stellers Lessing selbst betrifft, so ist der Umstand, daß sich darin auch Prediger finden, doch wahrlich kein Gegenbeweis gegen jüdisches Blut. Taufen haben in früheren Zeiten in reichlichem Maße stattgefunden, und Pastoren jüdischer Abstammung gibt es auch heute noch genug. Die jüdische Blutmischung läßt sich aber an der Geistesbeschaffenheit mindestens ebensogut erkennen, wie am Leibe oder an Abstammungsurkunden. Lessing selbst ist hierfür ein vorzügliches Beispiel. Seine schriftstellerischen Manieren und seine geistigen Allüren sind jüdisch. Seine literarischen Erzeugnisse zeigen nach Form und Gehalt überall von der Judenhaftigkeit. Sogar das, was man seine Hauptschriften nennen könnte, ist Bruchstückwerk und zeigt die den Juden eigene Abgebrochenheit auch in Stil und Darstellung. Der Laokoon und die sogenannte Dramaturgie sind ohne eigent­liche Komposition und bloße Fragmente, die wiederum aus der lockeren Aneinandereihung abgerissener Erörterungen bestehen. Ja sogar innerhalb dieser einzelnen Erörterungen herrscht in der Ineinanderfügung der einzelnen Säze das Stoßweise vor und ergibt einen Stil, der nicht natürlich ist und sich oft durch das entschiedenste Gegenteil ebenmäßiger Gedankenverbindung aus­zeichnet. Noch mehr wird man aber an die poetisch unschönen Manieren und an das Gepräge der Judenpolemik da erinnert, wo Lessing nicht als Kunstkritiker, sondern, wie im Antigöze, sich im Gebiete teologischer Zänfereien ausläßt. Dort finden sich die Juden durch ihre Art und Weise am meisten ange­heimelt; denn dort werden sie noch mehr als sonst an das Schnöde und Bissige oder, um gleich den Volksausdruck zu brauchen, an das Echnoddrige ihrer angestammten Auslassungs­art erinnert. In der Form und im Aeußeren der Schriftstellerei ist hiernach Lessing überall judengemäß. Dies deutet schon auf den innersten Kern, und dieser findet sich denn auch der jüdischen Schale ganz entsprechend.--"

Was Herr Dühring über den ,, innersten Kern" von Lessings schriftstellerischen Leistungen sagt, werde ich mir wiederzugeben ersparen. Einesteils vermag ich nur mit größter Mühe des Widerwillens Herr zu werden, der mich gegenüber solcher Kriti­firerei erfaßt; andernteils müßte ich mehr als ein dickleibiges Buch schreiben, um den ungeheuerlichen Verständnismangel dar­zutun, all' die erschreckende Seichtheit des Urteils, mit der eine verblüffende Verschrobenheit und Verzwicktheit der den kritischen Standpunkt des Herrn Dühring bildenden Anschauungen forre­spondirt.

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wenn

Ist es doch so leicht, zu behaupten: die sämmtlichen, in zwanzig Bänden zusammengefaßten Werke des X. enthalten lauter Unsinn! Lumpige zwölf Worte braucht man dazu und man nur von Mutter Natur mit der nötigen Gewissenlosigkeit und Unverschämtheit ausgestattet ist auch nicht eine Sekunde ernsthaften Studiums. Wie schwer, wie zeitraubend- wie riesen­gewaltig ist dagegen die Aufgabe, solche Behauptung zu wider­legen und zu beweisen, daß in feiner einzigen Zeile der zwanzig Bände auch nur eine Unze Unsinns zu finden ist.

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Ich denke, das leuchtet ein. Zudem kann ich mir eine Arbeit ersparen, deren sich lange, ehe ich an die Lösung ähnlicher Auf­