der Herrn Dühring wahrscheinlich um so verdächtiger und verächtlicher erscheint, als er die Verjudung des deutschen Geistes von der gesicherten Position eines herzoglich weimarischen Oberpfarrers, Generalsuperintendenten und Oberkonsistorialpräsidenten aus betrieb.
Herder widmete dem Andenken Lessings ein Gedicht ,,, Der Tod. Ein Gespräch an Lessings Grabe," worin er den ,, zum Kunstreformator gestempelten Teaterliteraten" wie folgt verherrlicht:
Himmlischer Knabe, was stehest du hier? Die verglimmende Fackel Nieder zur Erde gesenkt; aber die andere flammt
Dir auf deiner ambrosischen Schulter an Lichte so herrlich Schöneren Purpurglanz sah ja mein Auge nie!
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Bist du Amor? Ich bins! doch unter dieser Umhüllung Ob ich gleich Amor bin, heiß ich den Sterblichen Tod. Unter allen Genien sah'n die gütigen Götter Keinen, der sanft wie ich löse das menschliche Herz Und sie tauchte die Pfeile, womit ich die Armen erlöse, Ihnen ein bitter Geschoß, selbst in den Becher der Lust. Dann geleit' ich im lieblichen Kuß die scheidende Seele Erst zum wahren Genuß bräutlicher Freuden hinauf." Aber wo ist dein Bogen und Pfeil? Dem tapferen Weisen, Der sich selber den Geist längst von der Hülle getrennt, Brauch' ich keiner Pfeile. Ich lösche die glänzende Fackel Sanft ihm aus; da erglimmt eilig vom purpurnen Licht Diese andre. Des Schlafes Bruder, gieß ich ihm Schlummer Um den ruhigen Blick, bis er dort oben erwacht." Und wer ist der Weise, dem du die Fackel der Erde Hier gelöschet, und dem jezt die schönere flammt? " Der ist's, dem Athene , wie dort dem tapfern Tydiden Selber schärfte den Blick, daß er die Götter ersah. Mich erkannte Lessing an meiner sinkenden Fackel, Und bald zündet' ich ihm glänzend die andere an."
Nachdem ich die drei Hauptschuldigen an der jahrhunderte alten Lessingverehrung hiemit schonungslos ans Tageslicht gezogen, will ich auch noch Herrn Dühring den Gefallen tun, ihm und allem Volke den Juden vorzuführen, der zu allererst gewagt hat, Lessing" hoch über Schiller " zu stellen und ihn als Gott " zu preisen.
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Es ist dies geschehen in folgenden höchst judenhaften Versen, die an„ Achilles ", worunter eben niemand anders als Lessing zu verstehen ist, gerichtet wurden:
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,, Vormals im Leben ehrten wir dich wie einen der Götter, Nun da du tot bist, herrscht über die Geister dein Geiſt." Wer Lessing bei seinen Lebzeiten wie einen der Götter ehren fonnte, mußte notwendig ein Jude sein, es ist anders rein unmöglich, der Dichter des eben zitirten„ Xenions" war denn auch wirklich der mehrerwähnte- Friedrich Schiller . Schiller hat noch zwei andere Xenien Lessing gewidmet, damit flar werde, daß die„ wir", welche Lessing so hoch über das gewöhnlich Menschliche stellten und über deren Geister sein Geist über seines Leibes Tod hinaus die Herrschaft behielt, mit dem gemeinen Haufen der Schriftsteller und Gelehrten jener Zeit nichts zu tun haben wollten, und daß sie sich auch darin mit Lessing eines Sinnes wußten.
Trost.
" Laß Dich den Tod nicht reuen, Achill . Es lebet Dein Name In der Bibliotek schöner Scienten hoch." Darauf:
Seine Antwort.
Lieber möcht ich fürwahr dem Aermiten als Aderknecht dienen, Als des Gänsegeschlechts Führer sein wie Du erzählst."
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Daß der„ Scient" Herr Dühring über solche Schnoddrigfeit" Achills sich recht erzürnen fann, ist erklärlich.
Den Männern, welche die Welt als die größten Schriftsteller und Dichter Deutschlands kennt, schließen sich einige Juden" auf deutschen Fürstentronen als Lessingverehrer an. Der Herzog bon Braunschweig hatte Lessing zu seinem Bibliotekar und Hof rat gemacht und ihn zwar nicht allzuoft, aber doch viel öfter als Lessing lieb war, zu Hofe gezogen. Als Lessing starb, ließ der Herzog das Begräbnis ausrichten und schickte seine Würdenträger mit zu Grabe.
Um die Teilname an Lessings Tode seitens eines andern " Juden" auf deutschem Trone zu kennzeichnen, mögen unsere
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Leser gestatten, daß ich ihre Blicke auf ein mehr als ein Jahrhundert altes Zeitungsblatt lenke, die„ Hamburger neue Zeitung" vom 16. März 1781, in der aus„ Schwedt a. d. Oder" geschrieben steht:
„ Zur Ehre der deutschen Fürsten und zur Beruhigung der trostlosen deutschen Musen verdient es der Welt bekannt ge= macht zu werden, mit welchem warmen Entusiasmus und patriotischem Geiste Se. kgl. Hoheit der Herr Markgraf von Brandenburg- Schwedt an Lessings Tod Teil nehmen. Dieser erhabene Beschüzer der Wissenschaften und Schauspielkunst hat auf seinem Hofteater, welches sich immer mehr durch Studium, Geschmack, Orchester und Dekoration auszeichnet, der Asche des großen Mannes bei Aufführung von Emilie Galotti ein trauriges Fest feiern, auch Lessings und Shakespeares Büsten dem Vorhang der Bühne einverleiben lassen, auf deren Piedestal man ihre Namen liest mit der Unterschrift: alt 52 Jahr, indem beide Dichter ein gleiches Alter erreicht haben, ein Umstand, der für den empfindsamen Bemerker wohl nicht gleichgiltig ist. Die Bühne, mit einem schwarzen Proscenio bekleidet, stellte einen Eichenhain vor; im Hintergrunde den Tempel der Unsterblichkeit, an dessen Schwellen trauernde Barden lagen; im Innern stand Lessings Büste und Urne auf einem allegorischen Altar; vor dem Tempel auf beiden Seiten mit ihren Attributen: die Natur, Erziehung, Toleranz, Philosophie, Geschichte, Poesie; auch sah man in Medaillons die Namen der sechs großen Schauspiele des Dichters. Unter einer dem Gegenstand angemessenen Duverture, die von der ausdruckbeslissenen Kapelle mit innigem Mitgefühl vorgetragen wurde, erschienen sämmtliche Schauspieler in Trauer mit Lorbeerkränzen und Weihrauch in den Händen; unter ihnen der Herr SchauspielDirektor Müller als Odoardo Galotti, der nach Endigung der Musik folgenden vom Herrn Kabinetssekretär Laur ver fertigten Prolog mit der ihm eigenen Würde und herrlichen Deklamation hielt, alles fühlend, was jeder wahre Schauspieler bei Lessings Verlust fühlen muß:
Tot ist Er, tot? Staunt darum ihr so schüchtern Und unmutsvoll mich an?
Ihr Weib vor Weib und Mann vor Mann Mit nassen, bleichen, bebenden Gesichtern?
Tot ist Er,
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Lessing tot!
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Wohl euch,
Wenn ihr es fühlt! Weh euch, wenn ihr Es nicht fühlt! Schlimmer wärt ihr dann
Als tot
Ich denke, diese Beispiele, welche ich um das hundertfache vermehren könnte, werden genügen, des Herrn Dühring beispiellos dreiste und beispiellos bornirte Behauptung, Lessings Ruhm sei von Juden künstlich gemacht worden, gebührend abzutun.
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In Wahrheit haben die Juden, mit Ausnahme einiger seltenen, über alle Schwächen des Judentums erhabenen Ausnahmen sich zur Zeit von Lessings Leben und Tode garnicht um ihn gekümmert, sie haben z. B. bei den frühesten Aufführungen des Nathan in Berlin durch die Döbbelinsche Truppe, die Annahme Döbbelins, sie würden sich für das herrliche Humanitätsdrama, das einen Weisen ihres Stammes zum Helden hat, interessiren und diesem Interesse durch zahlreichen Teaterbesuch Ausdruck geben, total zuschanden gemacht.
Ich könnte damit vielleicht schließen, doch will ich auf das, was p. p. Dühring über Lessings Karakter zu sagen sich unterfangen hat, mit einigen furzen Bemerkungen antworten.
Auch Lessings Karakter ist einem Dühring„ judenhaft". Und für diese Judenhaftigkeit führt der Mann das Rencontre Voltaires mit Lessing wegen eines dem ersteren gehörigen Manusfripts an.
Nachfolgende, in jedem Worte den Tatsachen getreue Darlegung des Sachverhalts wird über Dührings Wahrheitsliebe und seine Art, das Bild großer Menschen mit den Ausbrüchen seiner Mißgunst zu begeifern, genügende Belehrung bringen.
Im Jahre 1759 empfahl einer der berliner Bekannten des zwanzigjährigen Lessing, Richier de Louvain, jenen dem berühmten Freunde des berühmtesten Preußenkönigs, Voltaire , bei dem Richier Privatsekretär war. Voltaire befand sich