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Zweierlei Landstriche, meint Rohlfs, kämen inbetracht, wenn Deutschland   außereuropäisches Gebiet erwerben will.

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Einmal Länder, die von unkultivirten, mißwirtschaftenden Herrschern regiert werden oder deren Existenz eine Kalamität für die übrige Menschheit bedeutet"; zum andern herrenlose Landstriche.

Mißwirtschaftlich oder kulturwidrig beherrschte Länder gibt es außer in Amerika   und Australien   überall, in Asien  , Afrika  , ja selbst in Europa  .

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Wie man sich solcher Länder bemächtigt, dafür haben Eng­länder, Franzosen, Holländer-warum Rohlfs die Russen, die auch Meister in dieser Art des Ländererwerbs sind, weg­gelassen hat, weiß ich nicht Beispiele genug geliefert. Ent­weder geschah die Befizergreifung sans phrase oder avec phrase, mit oder ohne phrasenhafte, inhaltleere Motivirung. Die Phrase lautete: im Interesse der Humanität"," aus menschlichem Pflicht gefühl" u. s. w. Zuweilen wurden auch reellere Gründe eigens präparirt. Man schickte

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Kaufleute hin, welche sich berauben oder bestehlen lassen mußten, man ließ seine diplomatischen Agen­ten beleidigen, man ließ wissenschaftliche Reisende ermorden"( Hört! Hört!) oder in Gefangenschaft geraten, man stürzte durch Spekulanten eine Regie­rung in Schulden und machte sie dann dafür ver­antworlich. Alle diese Mittel sieht man heute noch immer wie der in Anwendung ge­bracht, und kein Mensch wundert sich darüber."

Ich lasse die Mittei­lung dieser saubren Prak tifen hier wörtlich ab­drucken, weil ich der festen Ueberzeugung bin, daß sich unter den Lesern der Neuen Welt" doch noch sehr viele Menschen fin­den werden, die sich dar­über höchlichst wundern

werden.

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Regierungen, führt Rohlfs weiter aus, deren Ersezung durch curopäische wünschenswert wäre, gibt es in Afrika   noch mehrere, z. B. Egypten, mit seinen Besizungen dreimal so groß als Deutsch­ land  , Abessinien, Tripolitanien   und Marokko  .

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Bei Egypten ist England eben diesmal nicht ohne blut­besudelte Phrase an der Arbeit; für Deutschland   käme nach Rohlfs nur das für deutsche   Kolonisten trefflich geeignete Ma­roffo inbetracht, wo hauptsächlich Ackerbau( Weizen, Gerste, Mais, Körner), und aus Faulheit der Eingebornen" auch Viehzucht betrieben werde.

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Indes, daß die deutsche Regierung zur Erwerbung Marokkos  , natürlich, anders ginge es nicht, mit Waffengewalt, augenblicklich große Lust habe, glaubt Rohlfs nicht. Er selbst hat früher schon in maßgebenden Kreisen für dieses Handelsgeschäft, bei dem mit Bajonneten zugeredet und mit Flinten- und Kanonenkugel ge­zahlt werden müßte, zu wirken gesucht, aber damals die Ant­wort erhalten, daß Deutschland   eine Besizergreifung dieses Landes nicht plane. In neuerer Zeit scheint man nun aber in Deutschland   hinsichtlich Marokkos   anders zu den­fen," glaubt Herr Rohlfs. Und an andrer Stelle meint er, es ließe sich inbezug auf Marokko   für Deutsch­ land   schon etwas machen, ,, wenn jezt ein Angriff stattfände, wie vor Jahren auf die Korvette Danzig  unter dem damaligen Ad­miral Prinzen Adalbert. Heute würde die Regie­rung eine solche Insulte, bei der verschiedene preu­ßische Marinesoldaten ge= tötet und verwundet wür den, nicht ungerächt hin­gehen lassen."

Der Regenbogen.( Seite 136.)

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Also heute noch läßt man von den übrigen Mittelchen zu geschweigen wissenschaftliche Reisende ermorden, um auf diese angenehme Weise einen Vorwand zu erhalten, den mörderischen Barbaren ein Stück Land abzunehmen, so erklärt öffentlich vor der gesammten Kulturwelt einer der berühmtesten Und: fein Hofrat   wundert sich darüber!!! der wissenschaftlichen Weltreisenden": der Herr Hofrat Rohlfs.

Noch eine Stelle der Rohlfsschen Abhandlung müssen unsre Leser wörtlich genießen. Herr Rohlfs fährt unmittelbar nach dem obigen fort:

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Als

Aber, du lieber Him­mel, wenn es an weiter nichts liegt! Könnte man denn nicht den Herrn Hof­rat Rohlfs hinschicken und ein ganz klein wenig er­morden lassen? Ist's ja doch: Dulce et decorum. pro patria mori*). In Asien  , sezt Rohlfs seine Betrachtungen fort, wäre das einzige Land, welches von Deutschland   ins Auge gefaßt werden könnte, die Halbinsel Korea, nach Lage, Gestalt und Boden­beschaffenheit das asiatische Italien  ; das bischen Krieg mit China  , eventuell auch mit Japan  , der daraus entstehen und durch die Mißgunst von Frankreich   und England wahrscheinlich recht tüchtig genährt werden würde, braucht nach Rohlfs Deutschland nicht zu fürchten.

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des Herrn Hof­

rat gelesen habe, noch viel weniger als zuvor- noch eine

Bon herrenlosen Ländern erwähnt Rohlfs zuerst die große Insel Neuguinea  , von der ein Teil zwar von den Hollän England auf dem berliner Kongreß Cypern zugesprochen, dern als ihr Eigentum in Anspruch genommen wird, ohne daß was das für ein Tunesien   aber an Frankreich   gegeben wurde, nahm ersteres Besiz diese aber einen rechtsbindenden Besiztitel von der schönen Insel, ohne es der Mühe wert zu erachten, einen andern Grund anzugeben, als den wirklichen: weil dadurch die Machtstellung in Indien  , der Weg dahin, gesicherter würde," d. h. also sans phrase." Frankreich  , höflich wie es ist, in izenirte den Krumirputsch, um die Welt glauben zu machen, drapeau de la grande nation( die Fahne der großen Na­Frankreich also betrieb den Länder unhöflich wie wir sind! nennen so

le

tion) sei beleidigt," erwerb, wir Deutsche  

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etwas Raub- avec phrase und zwar mit einer Phrase, die tausenden von Menschen, darunter erheblich viel Franzosen selbst,

das Leben kostete!!

Niederlassung auf Neuguinea   aufzuweisen hätten. Obwohl Neu­ guinea   zwischen dem Aequator und 10° südlicher Breite liegt, sei die Hize doch keineswegs unerträglich, da der Boden bis 4000 Meter über dem Meere ansteigt und bei einer durch­schnittlichen Höhe von 2500 Meter ein mildes Klima aufzu weisen hat.

Der einzige Kontinent, welcher noch große herrenlose Land­

*) Süß und ehrenvoll fürs Vaterland sterben.