Jahresumlauf des Sonnenrades( hiol, jul= Rad, Sonne), Rad, Sonne), deshalb auch der Götterfriede des Festes. Aber Friede kann nicht ohne Recht bestehen, wie denn Recht und Friede in älterer Sprache engverwachsene Begriffe sind. Daher die Uebung der Gerechtigkeit: Lohn dem Guten und nüzlich Tätigen, Bestrafung dem Bösen und Frieden und Recht Gefährdenden, dem Trägen und Faulen, geübt, dem heidnischen Glauben nach, von den höchsten Göttern der Kultur und menschlicher Bildung selbst. Das sind wahrlich eine Reihe von Ideen, von denen uns eine jede einzelne schon betrachtet gehaltreich genug erscheinen will, um auch dem heidnischen Brauch unserer Voreltern Anerkennung und Achtung zu erzwingen.
Diesem einheimischen reichen Gedankeninhalt gegenüber regte sich's bald nach Grimms fröhlichem Vorgang im Aufsuchen solch alteigner Väterhabe, und es schloß sich der Nachweis an, wieviel das Christentum bereits vorfand für sein Weihnachtsfest und in seinem oder in seiner Priester und mächtigen Freunde Nuzen verwendet hat.
Es genügt, statt vieler Tatsachen nur die Weisung des Papstes Gregor des Großen anzuführen, der da ermahnt:„ man muß die Feste der Heiden allmälich in christliche verwandeln und in manchen Stücken nachahmen." Wie in Deutschland
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Wodan zum wilden Jäger, in England zum Volksheiligen Robin Hood ward, so ward er in christlichen Händen zum hei= ligen Nicolaus oder Martin oder sonst welchem andern Heiligen; Perchta ward die Jungfrau Maria.
Nachdem wir nun bald zwei Jahrtausende alles das in christlichem Aufpuz erlebt und erfahren haben, ist der Undanf erklärlich, mit welchem neulich diese alten Dinge zu Gunsten des Christentums herabgedrückt worden sind, nicht ohne scheele Blicke auf Grimm und seine verdienten Mit- und Nacharbeiter. Wir leugnen nicht, daß zuweilen eine Vertiefung, eine glänzendere Aufschmückung des alten Gutes durch das Christentum stattfand, ja, wir gestehen sie bereitwillig zu: aber wir sind, historisch urteilend, nicht imstande, jener grausam unterdrückten Mytologie durch eine neue ebenso oder noch mehr mystische ihr höheres Alter und ihren eigenen Wert abzusprechen.
Da unser Julfest Grenzscheide eines scheidenden und eines neuen Jahres ist, wünschen wir unseren freundlichen Lesern zum Feste der Ruhe fröhliche Rast von schweren Kämpfen des verflossenen Jahres, hoffnungsfreudigen Ausblick auf das kommende; freundlichen und freudigen Festgenuß, Mut, Kraft und Sieg im Kampf für Friede und Recht und Freiheit, welche von den ersten beiden nach deutschen Begriffen untrennbar ist! Fröhliches Julfest!
Die Tierwelt in den Buhnen der ostfriesischen Inseln.
Von W. e.
Wir stehen am Strande der kleinen Nordseeinsel Spiekeroog und ergözen uns an dem herrlichen Schauspiel, das sich uns darbietet. Soeben beginnt die heftig tobende Gewalt des start erregten Meeres allmälich nachzulassen. Die Flut, welche bis dahin das Meer mit furchtbarer Kraft gegen den kahlen Strand der Insel schleuderte, hat schon vor einiger Zeit ihren Höhe punkt erreicht und beginnt nun sich langsam wieder zurückzuziehen. Aber noch können wir wegen der Höhe des Wassers unseren Zweck, die Buhnen zu besichtigen, nicht erreichen. Die Buhnen bestehen aus einer Reihe eingerammter Pfähle, zwischen welchen ungeheuere, durch eiserne Anker verbundene Duadersteine liegen. Diese Bauten ragen ungefähr 20 bis 30 Meter in das Meer hinein. Sie werden gewöhnlich auf der Westseite der Inseln errichtet und haben den Zweck, die Gewalt der Wellen, bevor dieselben die Insel erreichen, zu brechen, und somit die Macht des mächtigen Elementes bedeutend zu ver ringern. Wie nötig aber solche mächtigen Bauten sind, um die Küste gegen den Andrang des Meeres zu schüzen, können wir aus der Geschichte der Nordseeinseln erkennen.
Die Insel Wangeroog , welche noch vor 50 Jahren ein mächtiges Eiland bildete, besteht jezt auf der westlichen Seite nur noch aus einem schmalen Damme, der vom Meere sehr häufig überspült wird und so die an sich schon kleine Insel in zwei noch bedeutend kleinere Teile zerlegt. Auch bei Borkum sehen wir dasselbe, nur daß die Insel ein wenig größer als die vor hergehende ist, denn auch diese Insel ist durch eine Sturmflut auseinandergerissen, und nur bei Ebbe ist es möglich, von der einen Seite auf die andere zu gelangen.
Für den Zoologen haben diese Buhnen aber noch ein anderes Interesse. Nämlich in den kleinen Spalten und Lücken, welche sich zwischen den Steinen befinden, werden vom Meere, wenn es einigermaßen erregt ist wie heute, sehr viele Tiere zurückgelassen. Da diese Tierchen aber tief in die Rizen.hinunterfriechen, um sich vor den Blicken ihrer Feinde zu verbergen, so müssen wir uns so lange gedulden, bis diese vollkommen blosgelegt sind, was aber nur bei tiefer Ebbe geschieht.
Nach Verlauf einiger Stunden sehen wir den größten Teil der Buhnen schon vom Wasser frei, aber noch schlagen von Zeit zu Zeit einige Wellen mit weißem Schaum über sie hinüber, und erst nachdem wir nun noch ein wenig gewartet haben,
können wir es wagen, dieselben zu betreten ohne von dem Meere, welches noch an beiden Seiten der Buhnen tobt, besprizt zu werden.
Gleich anfangs fällt uns eine sehr große Menge Muscheln von schwärzlich- blauer Farbe auf, welche an den Buhnen festgewachsen sind. Wir reißen uns eine davon ab und finden, daß es die Weißmuschel( Mytilus edulis) ist. Wir schen auf der Oberfläche der Schalen mehrere Streifen, welche uns das Wachstum des Tieres anzeigen. Um das Tier selbst zu betrachten, müssen wir die beiden Schalen öffnen. Doch dieses ist mit mehr Schwierigkeiten verbunden, als man bei einem so fleinen Tiere vermuten sollte, und erst mit Hülfe eines Messers gelingt es uns, die fest zusammen geklemmten Schalen zu trennen. Inwendig ist die Schale glänzend silberweiß gefärbt und hat beinahe das Aussehen von Perlmutter. Das Tier selbst besteht aus einer weißen schleimigen Masse. An derselben finden wir einen schmalen fleischigen Fuß, welchen wir allerdings erst nach genauer Betrachtung finden können, da er nur klein iſt. In der geschlossenen Muschel liegt er völlig verborgen. Dieser Fuß, welchen fast sämmtliche Muscheltiere haben, wird von der Weißmuschel nicht zum Springen und Bohren, sondern vielmehr zum Spinnen benuzt. Es findet sich. an seinem oberen Teile eine Drüse, welche einen klebrigen Saft enthält, und mit Hülfe dieses gelingt es ihr, indem sich der Spinnsaft zu einem Faden erhärtet, sich an dem Gestein festzusezen. Sie ernährt sich von kleinen Meertieren, welche ihr die Flut in die geöffneten Schalen wirft. Hauptsächlich wird diese Muschel als Köder an Angelhaken gebraucht, wird aber in manchen Gegenden auch gegessen. Auch sind diese Tiere den Buhnen sehr nüzlich, indem sie die in den Boden eingerammten Pfähle vollkommen überziehen und dadurch vor dem Angriffe des Bohrerwurms schützen.
Doch wir gehen weiter. Schon nach wenigen Schritten fällt uns ein Tier auf, welches die Gestalt eines Sternes hat. Es ist der Seestern( Asteracanthion rubens). Er gehört zur Klasse der Stachelhäuter und hat einen zähen, lederartigen Kör per. In der Mitte seiner fünf Strahlen befindet sich eine freisförmige Deffnung, welche den Mund des Tieres bildet. Von dieser Deffnung nun läuft nach jedem Strahle eine Rinne, in welcher sich eine Menge Saugfüße befinden. Diese werden durch das Wasser angeschwellt und dienen nicht nur dazu, das Tier fortzutragen, sondern auch die Nahrung zu ergreifen. Auch sehen