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beschaffenheit als ihrem allgemeinen Fruchtboden beruhten; b) die nur durch Nachahmung, nicht durch zufällig gleiche Phantasiewirkung, erklärliche Uebereinstimmung zahlreicher Einzelheiten; als da sind alle aus der Buddhaliteratur herübergenommenen Myten, die wenigstens noch ungezwungen sich in die hebräische Vorstellungsweise hineinfügen, nämlich: 1) Die Verkündigung" etwas Häufiges an sich man denke nur an Cyrus, Romulus, Confucius, Alexander, Dschingischan u. s. w.; aber in der evangelischen ganz bestimmt von anderen unterschiedenen Fassung unzweifelhaft dem buddhistischen allein entsprechenden Urbilde nachgeformt; 2) der Stern der Magier und ihre Geschenke; 3) die Huldigung durch Asita( Simeon); 4) das Suchen der Eltern, ganz natürlich im Zusammenhang der Buddhabiographie; sehr gezwungen und in einer etwas weithergeholten Umbildung hereingezogen in die Evangeliengeschichte; 5) die zu Buddha kommenden Rischijünger mit ihrem Wiederabfall und spät erneuten endgültigen Anschluß offensichtig nachgebildet in der Erzählung von Johannes des Täufers zu Jesu übertretenden Jüngern; 6) die Taufe; 7) die Versuchung; 8) die Reihenfolge der fünf ersten Jünger; 9) die Seligpreisungen in der Bergpredigt"; 10) die Aussendung der Apostel ; 11) das Pfingstwunder; 12) Ausdrücke wie:„ Wer Ohren hat zu hören 2c." und alle Hymnen oder Hymnenklänge bei Lukas, die der buddhistischen heiligen Liturgik treu nachgearbeitet sind. c) Die nur aus blinder Abschreiberei begreifliche Wiedergabe solcher Gedanken und Erzählungen, deren Fundament allein und rein brahminisch sei, die also ganz und gar jeder religiösen Basis im palästinensischen Gewande entbehrten: nämlich 1) die Darstellung im Tempel, 2) das Fasten( in seiner spezifisch indischen Form), 3) die Anspielungen auf eine Präexistenz Jesu, die ganz und gar unjüdisch genannt werden müssen, 4) die Hereinziehung des, beim Evangelisten durchaus unverständlich erwähnten Feigenbaumes, Joh. 1, 48. 5) die im Mosaismus unbegreiflichen Hindeutungen auf die Jdee der Seelenwanderung z. B. bei der Geschichte vom Blindgebornen, Joh. 9., der vor seiner Geburt gesündigt zu haben" gedacht werden soll ein Gedanke, entschieden undenkbar für jüdische Weltauffasjung, dagegen allgemein angenommene, in zahllosen Wendungen wiederholt ausgesprochene und uralt herkömmliche Anschauung des indischn Bewußtseins. Hierzu kommt endlich die nur aus des Verfasses Hypotese zu erklärende merkwürdige Tatsache, daß alle und jede Uebereinstimmung aufhört, sobald des buddhistischen Evangelienbuchs Schlußpunft im neutestamentlichen Erzählungsgange erreicht ist. So gliedert der Verfasser die oft schon von zahlreichen Forschern berührten Uebereinstimmungspunkte, die er zu ferneren Untersuchungen insgesammt aufgeführt hat und deren Uebersicht wir nachstehend wiederholen, da uns eine solche Wiederholung bei der Neuheit der Sache für das größere Publikum notwendig scheint. Die Aehnlichkeiten nämlich sind in ihrer Reihenfolge nach der synoptischen Biographie Jesu aufgezählt folgende: 1) Genealogie, 2) Englischer Gruß und Verkündigung, 3) Empfängnis vom heiligen Geiste, 4) Wunderzeichen schon vor der Geburt, 5) der Stern der Magier, 6) Bethlehem , die Davidsstadt, wie Kapitavahte, Buddhas Geburtsort, heil. Urahnenwohnsiz war, 7) Hirten und Engel bei der Geburt, 8) Gold, Weihrauch und Myrrhen, 9) Simeon( Asita), 10) Hymnen, 11) Herodes Furcht, Erkundigungen und Anschläge, 12) Namengebung, 13) Tempeldarstellung, 14) Suchen der Eltern nach dem Sohn, 15) Frühreife desselben, 16)„ Damit erfüllt werde, was gesagt ist", 17) die Stimme des Predigers in der Wüste", 18) langes Fasten, 19) Taufe, 20) Versuchung, 21) Vorläufer, 22) Berufsweihe, 23) Alter von etwa 40 Jahren, 24) Feigenbaum, 25) Jünger, 26) Amtsantritt, 27) die Seligpreisungen( Bergpredigt), 28) Heimatlos, ehlos, arm", 29)„ Auf Bergen" 2c., 30) Es jammerte ihn des Volks", 31) Arzt, Heiland, Erlöser, 32) Universal: für Zöllner, Sünder, Magdalenen und Samariterinnen, 33) das Heilsziel, 34) die Heilswege, wechselnd wie im Christentum zwischen bloßer Wertheiligkeit und reiner Glaubensfestigkeit, bald auch nach Art der Christenjekten bald dies bald jenes, Gnadenwohl u. s. w., betonend, jedenfalls im Kirchentum gleich ebenso doktrinär dogmatistisch verdunkelt; 35) Wer sein Leben läſſet, der wird es finden; a) Selig sind die Armen( Verkaufe was du hast"); b) Wer sich erniedrigt, wird erhöht; c) Selig sind die Verfolgten; d) Reiße dein Auge aus 2c.- 36) Speziellere Moral, 37) Gleichnisse, 3. B. Licht und Finsternis, Sonne, Feuer, Regen, Wasser, Bäume, Pflanzen, Wachstum, Gras, Senfforn, Juwel, Perle, Schäze und Spreu, Haushalter, Lampe , Bande, Stricke, Last, Weg, Pforte, Blinde, Blindenleiter, Arzt und Kranke, Reicher und Knecht, Erbe, Vater, Hausherr, Verlorener Sohn u. s. w.; 38) Verhältnis zu Gott, Offenbarungsbewußtsein, 39) Wunder, 40) Erfolge, 41) Kämpfe und Anfeindungen, 42) Jüngerunterweisung, 43) Todesahnungen, Abschiedsreden, 44) der Baraflet, 45) Zukunftsreden, Weltkatastrophen, 46) ,, Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut," 47) die Dreizahl, 48) Einzelne Redeformeln, z. B. ,, Wahrlich ich sage euch" B, trink, sei fröhlich" Wer Ohren hat, zu hören, der höre". Auch bloße Verbindungsphrasen, 3.B. Zu dieser Zeit" u. dgl. m. Manches davon nur leise anklingend besonders der Stil und Ton in Jesu Dialog mit Schriftgelehrten u. s. w. 49) ,, Gehet hin in alle Welt," 50) Tod unter Wunderzeichen, Kleider= verteilung, 51) Der Sündenlohn.
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Höchlichst anziehend ist die Betrachtung des Parallelismus im Weiterfortgang der beiden Weltreligionen. Die buddhistische Patristik und Kirchengeschichte erscheint wie ein Prototyp der christlichen, nur folgerechter und originaler, auch großartiger, wie ja schon das Papst fönigtum des tibetanischen Dalailama oder Oceans der Priester
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unendlich erhabener ist als der schwache Abglanz des jesuitengestüzten römischen Hierachieversuchs, dem troz aller Mühe nie unbedingte Göttlichkeit zuteil ward. Sogar in Kleinigkeiten ähneld das Christentum seinem Prototyp: so weiß man, daß jener Mönch sich für größer denn Gott erklärte, weil er selbst im Abendmahl Gott durch Transsubstantiation schaffe. Die buddhistischen Mönche predigten ähnlich: wer einen Gesezausleger beleidigt, ist ein größerer Sünder, denn der den Allwissenden( Buddha) selber lästert. Dr. A. P.
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Auch ein psychologisches Rätsel.
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Schattenriß aus der Kulissenwelt. Von Eduard Müller- Gauger. Panem et circenses ! Das eine panem, sein täglich Brot findet der, der arbeiten will, wird behauptet; das andere circenses, Lebensgenuß findet das Volk nicht in den überreichlich gebotenen Konzerten, Salonlustspielen und Soldatenkomödien unserer heutigen Theater, behaupte ich. Im Zirkus und in der Seiltänzerbude wird man für seine paar Groschen auf den Olymp verbannt. Wer nicht stoßfeste Weichen, EllbogenTalent und den gehörigen Fernblick hat, sieht sich um den Genuß betrogen.
Da hat denn das Bedürfnis eine neue Gattung von Kunstproduktion geschaffen, das sogenannte Theatre variété, dessen Protektion Apoll schon wegen des Nebengeruches von Tabak( das Theatre variété genießt allein das Privileg, daß in ihm geraucht werden darf, weshalb es auch mit„ Rauchteater" furzweg übersezt zu werden pflegt) verschmäht hat. Die Schwingung ist das Grundprinzip so ziemlich aller daselbst geschlürften Genüsse. Am Trapez schwingt sich Miß Wanda; in ihren Zähnen schwingt sie gleichzeitig Zentnerlasten. Der musikalische Neger schwingt zähnefletschend die Ziehharmonika. Aus der Kehle der feschen Chansonettensängerin schwingen sich reine und unreine, richtige und falsche Töne und versezen die Gefühlsnerven von Alt und Jung in Vibrationen. Der Kraftmensch schwingt Eisenstangen, die zwei Mann gewöhnlicher Konstitution mühsam heben, wie Spazier= stöcke um die Ohren.
Kraft ist alles: die Zungenfertigkeit des Couplet- Komikers, die Unverwüstlichkeit der Chansonette, die Kinnbacken der Miß Wanda, der Nacken des Herkules: die Kraft sezt sich um in Wärme und Wärme iſt Wohlbehagen. Der Ruf nach circenses ist gestillt mit Wohlbehagen.
Wir ſizen im Theatre variété. Bierseidel ringsum; Tabakwolken ziehn darüber hin. Die interessanteste Nummer des Programms kommt an die Reihe: die ans Unglaubliche grenzenden Kraftproduktionen des Herrn Ferrand Rodrigo, genannt der Herkules des Jahrhunderts.
Er tritt aus der Kulisse und verneigt sich zweimal vor dem Publikum. Der erste Eindruck ist: Muskulatur; der zweite: eine natürliche Grazie, ein Zug von Gutmütigkeit in dem verhältnismäßig kleinen Kopf.
Er leistet Erstaunliches. Er hebt Zentner wie Federbälle, balancirt Menschen auf den Armen und läßt sie unbeschädigt nieder. Er macht alles mit einer gewissen großmütigen Miene, als wollte er sagen: " Ich habe die Kraft, diese Säulen, die Stüzen des Saales umzureißen und euch unter seinen Trümmern zu begraben; aber lebt, ich schenke euch das Leben; obwohl ich der Mächtigere, bin ich doch friedlich gesinnt; ich bin einmal heute in der Gebelaune."
Jezt mißlingt ihm etwas in Folge der Ungeschicklichkeit seines Dieners. Die Zornadern schwellen ihm auf der Stirn, das Blut schießt ihm zu Kopf, er schleudert ein paar vernichtende Blicke auf seinen Diener, der erbleichend und furchtsam zurücktritt. Die Zornesausbrüche dieses Menschen müssen furchtbar sein, sagen wir uns. Es ist gewiß eine durch und durch rohe Natur; gefühllos, rücksichtslos läßt er sich im Vertraun auf seine körperliche Ueberlegenheit bei dem geringsten Vorkommnis zu den brutalsten Handlungen hinreißen. Diese Betrachtung verleidet uns den ganzen Kunstgenuß, denn wir erblicken in seinen Kunststücken nur noch die Folge einer einseitigen Ausbildung der Mustulatur unter Vernachlässigung der dem Menschen nötigen Pflege des Geistes und des Herzens. Ja, ja, die stumpfen Gesichtszüge, diese niedrige Stirn sagen genug. Seine lezte Produktion ekelt uns geradezu an: er läßt einen schweren Ambos auf seine Brust sezen; vier Männer beginnen große Schmiedehämmer mit aller Wucht auf denselben zu schlagen. Der Herkules, dessen ganzer Körper unter den Schlägen zittert, betrachtet stirnrunzelnd und scheinbar kaltblütig die Schmiedegesellen. Wir blicken weg. Die Produktion ist zu Ende. Bom frenetischen Jubel der Menge begrüßt, die das Rohe, Gewaltsame liebt, verbeugt er sich mit feuchender Brust und verschwindet.
Unser Nachbar kennt zufällig die Lebensgeschichte und den Bildungsgang des Herrn Herkules genau. Er heißt nicht Ferrand Rodrigo und ist auch nicht spanischer Herkunft; seine Wiege stand vielmehr am Ufer der Pleiße zu Leipzig , und er heißt wie sehr viel andere Leute mehr, nämlich Schulze. Rodrigo klingt nur besser. Er war seines Zeichens Mezger und hat wiederholt wegen gewalttätiger Handlungen im Gefängnis sizen müssen.
Während wir auf diese Weise der lezten Illusion bezüglich seiner Künstlernatur beraubt werden, schwärmen am Nebentisch ganz ungenirt junge Damen, denen man die Leichtlebigkeit und Gedankenlosigkeit auf zwanzig Schritt ansieht, von dem herrlichen Körperbau, dem schönen