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Das Wasserstoff- Superoryd und dessen Verwendungen. In neuerer Zeit ist es, Dank den Fortschritten der Chemie, gelungen, das Wasserstoff- Superoxyd in größeren Mengen rein und billig zu gewinnen, und jezt ist es in wässeriger Lösung von 3 Gewichts- Prozenten 10 Vo10 Vo lumen- Prozenten in vortrefflicher Qualität käuflich zu erhalten. Dieser billigen Herstellungsweise haben wir es zu verdanken, daß das Wasserstoff- Superoxyd als das Bleichmittel der Zukunft bezeichnet werden kann, gleichwie es auch als Desinfektionsmittel, als Haus- und Toilettenmittel zahlreiche Verwendung findet. Wenden wir uns dem WasserstoffSuperoxyd als Bleichmittel zu, so eignet es sich vorzüglich zum Bleichen für Stoffe tierischer Abstammung, für Haare, Federn, Seide, Knochen und Elfenbein, also für Stoffe, die man früher mit Chlorgas oder Chlorwasser bleichte, ohne in vielen Fällen die gewünschte Bleiche zu erhalten. Will man mit Wasserstoff- Superoxyd bleichen, so ist Haupterfordernis, daß die zu bleichenden Stoffe unbedingt frei von Fett und Verunreinigungen sind. Um dies zu bewirken, benuzt man Bäder von guter Seife oder man reinigt die zu bleichenden Gegenstände mit Aether, Benzin, Schwefeltohlenstoff, auch mit 3-5- prozentigen Lösungen fohlensauren Ammoniaks. Was den Bleichungsprozeß selbst anbelangt, so kann er nur nach zweierlei Richtung hin vorgenommen werden, und wird nach der ersten Richtung hin die schwachsäuerliche Lösung des Wasserstoff- Superoxydes mittelst einiger Tropfen Salmiafgeist( Liquor ammonii caustici) neutralisirt und dann direkt als Bad benuzt, oder man taucht die der Bleichung zu unterwerfenden Stoffe in die Wasserstoff- Superoxydlösung, nimmt dieselben, nachdem sie von der Lösung gehörig durchdrungen, aus dem Bade heraus und unterwirft sie in bewegter, nicht über 200 R. warmer Luft der langsamen Trocknung. Bei Verdunstung des Wassers und damit auftretender Konzentration der Wasserstoff- Superoxydlösung geht die Bleichung energisch und effektvoll vor sich. Will man ersteres Verfahren beim Bleichungsprozesse anwenden, so bedient man sich mehrerer Bäder, die, vom schwächsten anfangend, nach und nach immer stärker angewandt werden. Verfasser dieses, welcher zur Zeit einschlägige Versuche mit WasserstoffSuperoxyd vorgenommen hat, hat unter anderem vergilbte ElfenbeinKlaviertasten blendend weiß erhalten, gleichwie auch Messergriffe, aus Knochen hergestellt, eine herrliche weiße Färbung erhielten. Während früher Dumas das Wasserstoff- Superoxyd zum Reinigen alter wertvoller Delgemälde und zum Reinigen kostbarer Zeichnungen benuzte in jüngerer Zeit hat Pettenkofer effektvolle Reinigungen von Delgemälden mittelst Wasserstoff- Superoxyd zahlreich vorgenommen und besizt namentlich das Leipziger Museum mehrere nach Bettenkofer's Verfahren behandelte Delgemälde- so hat in der Jeztzeit das Wasserstoff- Superoryd sich auch als Desinfektionsmittel sehr bewährt. So berichtet J. Hensel in seiner Schrift„ Neue Makrobiotit" folgendes hierüber: ,, Von welcher erstaunlichen Desinfektionskraft das Wasserstoff- Superoxyd ist, lernt man würdigen, wenn man etwas zweiprozentige Lösung in einen fleinen Zerstäuber Rafraichisseur füllt und mit demselben einigemale brausend durch ein übelriechendes Krankenzimmer hin- und hergeht; die Luft wird darnach geruchlos und wohltuend sein. Oder wenn man ein faules Ei mit einem Löffel voll 10% Superoxyd zusammenrührt, verliert der faule Brei, indem er heftig emporschäumt, den penetranten Schwefelwasserstoffgeruch und riecht wie gebratenes Fleisch. Ferner hat Hensel Milch und Wasserstoff- Superoxyd jahrelang stehen lassen, ohne daß die Milch gerann oder übelriechend wurde. Auch als Haus- und Toilettenmittel findet jezt dieser interessante Stoff nicht geringe Anwendung, indem Wasserstoff- Superoxyd ein gutes Waschund Mundwasser gibt; was dem Salizylsäure- und Tymolmundwasser, dem übermanganjauren Kalimundwasser vortrefflich an die Seite zu stellen ist. Man stellt sich ein derartiges Wasserstoff- Superoxydmundwasser aus gleichen Teilen Wasserstoff- Superoxyd und Wasser her, in welcher Eigenschaft es auch bei zarter Haut als Waschwasser sich gut bewährt. Zum Buzen der Zähne ziehe ich Wasserstoff- Superoxyd allen Zahnpulvern und Zahnreinigungsmitteln, mögen sie Odontine, Salizylund Tymolzahnpulver heißen, entschieden vor; denn Schlemmkreide auf eine Zahnbürste gestreut und auf die anhaftende Kreide gegossenes Wasserstoff- Superoxyd macht nicht nur die Zähne blendend weiß, sondern entfernt auch schädliche Ansäze an denselben, und genügt pro Woche eine ein- bis zweimalige Anwendung des Puzmittels. Sezt man einer
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Mitteilung der„ Neuesten Erfindungen und Erfahrungen" zufolge dem verdünnten Superoxyd, das man als Waschwasser benuzen will, kurz vor dem Gebrauche 1-2 Tropfen, ja nicht mehr, Salmiakgeist zu, so bemerkt man, wie sich überall, wo das Wasserstoff- Superoxyd mit der Haut in Berührung kommt, fleine Bläschen von Sauerstoff entwickeln, während gleichzeitig die abgestorbene rauhe Oberfläche der Haut in eine weiße, seifenartige Masse verwandelt wird. Da das Superoxyd nur die abgestorbenen Teile zerstört, so kommt die glatte Haut zum Vorschein, welche, da sie in keiner Weise angefressen wird, sich rasch kräftig und widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse zeigt. Als Haarmittel schließlich übertrifft ebenfalls das Wasserstoff- Superorgyd alle bis jezt im Handel vorkommenden, oft sehr schädlichen Mittel, nur möge man hier vor seiner Anwendung die Haare mit Seife und starkem Spiritus entfetten und dann mit Wasserstoff- Superoxyd anfeuchten, das hierauf langsam antrocknen muß.
Proben deutscher Volksporfie der Gegenwart.
Zum Kopfbilde unsrer ,, Neuen Welt". Die Stürme rasen, aufbrüllt das Meer, Turmhohe Wogen brausen daher
Da fährt ein Schiff durch die finstre Nacht, Nun Schiffer haltet getreue Wacht!
Den Steuermann warf die Flut über Bord, Ein andrer heran!
Nun segelt getrost im Sturme fort!
Da zischt und brodelt das Element, Als gings mit dem Erdenball zu End', Die Blize schmettern, betäubend Gedröhn, Als sollte die Welt im Feuer vergehn. Nur Mut, ihr Männer, das Segel hält! Was flagt ihr Weiber?
Wir fahren zur neuen, zur bessern Welt!
. Es neigt sich der Tag, von Osten her Da tröstet die Sonne das zornige Meer; Da hebt es sich purpurn über die Flut, Die Schatten weichen und alles wird gut. Ein Land steigt empor, die Sonne füßts, Die einsamen Segler im Meere grüßts, Und hehres Glockengeläute schwellt Den Aeter
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Glückauf!
Wir schauen die neue, die bessere Welt!
Rebus.
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A
Aug. Enders.
Te
Auflösung des Nebus in Nr. 7:
Einfachheit ist das Siegel der Wahrheit.
Serena.
Inhalt: Vom Baume der Erkenntnis. Roman von J. Zadeck. Schlittenfahrt vom Berge. ( Mit Illustration.) Aus einem deutschen Dichterleben. Von Wilhelm Blos . Häckels Vortrag über„ Die Naturanschauung von Darwin , Goethe und Lamarck ." Gehalten auf der 55. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Eisenach am 18. September 1882.( Schluß.) Affen.( Mit Illustrationen.). Aus dem Leben eines Konventsmannes. Alkohol Todfeind oder Gutfreund? Kulturgeschichtliche Studie von Bruno Geiser. Eine venetianische Novelle von May Vogler.( Fortsezung.) Unter uns gesagt.( Mit Jllustr.) Ein Bazar in Tunis. ( Mit Jllustr.) Nicht aufgepaßt.( Mit Illustr.) Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Schundleftüre. Das Wasserstoff- Superoxyd und dessen Verwendungen. Proben deutscher Volkspoesie der Gegenwart.- Rebus. Allgemeinwissenschaftliche Auskunft. Literarische Umschau. Mannigfaltiges.
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Mit dieser Nummer beginnt das II. Quartal des 8. Jahrganges der„ Neuen Welt". Die geehrten Post- Abonnenten werden ersucht, die Bestellungen ungesäumt aufzugeben, damit keine Unterbrechung in der Zustellung des Blattes eintritt. Die Expedition der ,, Neuen Welt".