maier! Kann ich auch Ihrem Kinde nicht das glänzende Los bieten, das ihr vermeint war, so gelobe ich dagegen hoch und heilig, sie so glücklich zu machen als ich vermag und meine herzliebste Marie es verdient!"
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Die tiefe Bewegung, womit Georg diese schlichten Worte gesprochen, und besonders die zarte Rücksicht, welche er dadurch bewiesen, daß er dem stolzen Brauer das weitere Entgegenkommen ersparte wandten dem Jüngling das Herz des bei aller Rauheit doch grundrechtlichen Mannes zu. Seine Achtung hatte Hofmaier ja ohnedem Georg im stillen stets unwillkürlich zollen müssen. Bewegt ergriff er jezt Georgs Hand:„ Sie sind ein braver junger Mann, Herr Walter, und ich will Ihnen gerne glauben, daß meine Marie mit Ihnen glücklich wird. So soll sie denn die Ihre werden!"
Mit überströmender Wärme sprach der Jüngling nun dem Brauer seinen innigen Dank aus.
" Ich gestehe ganz offen," nahm dieser wieder das Wort, , mir ist jezt, als ob es recht gut sei, daß sich alles so gefügt. Meine Marianne brauche ich nicht erst zu fragen, ob sie mit dieser Wendung einverstanden ist!" wandte er sich lächelnd zu seiner Gattin. Diese war über die ungewohnte Milde ihres Gemahls und den glücklichen Erfolg ihrer Fürsprache zugunsten dieser Lösung auf das tiefste gerührt und vermochte ihre Freuden tränen nicht zurückzuhalten.
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" Nun, nun zu den Tränenbächen ists später Zeit, liebe Marianne," meinte der Brauer, indem er unter dem Scherz seine eigene Bewegung zu verbergen strebte.„ Wir haben jezt dringenderes zu tun. Hole sogleich Marien herbei und dann richtet Euch beide zusammen. In einer Stunde fahren wir
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alle miteinander zum Fest. Der Boden brennt mir unter den Füßen, ehe ich nicht vor aller Welt gezeigt, daß die Hofmaier den Kopf wieder so hoch tragen dürfen, wie zuvor. Unser ehrlicher Name wird heute nur zu oft in jedermanns Munde gewesen sein, und wenn das Sprichwort Glauben verdiente, hätte uns das linke Ohr wohl garstig geklungen!"
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Noch war feine Stunde seit der Verständigung in Hofmaiers Hause verflossen, da gab sich auf der Festwiese eine plözliche Bewegung kund. Eben kam des Brauers schönste Kutsche angefahren. Auf dem Bock saß ein Postillon in der fröhlichen, in Blau und Silber prangenden Galatracht mit dem weißblauen Federbusch auf dem Hut. Aus dem Wagen stiegen zuerst Herr und Frau Hofmaier, dann Georg und Marie, die beiden lezteren in ihrem Festkostüm. Als ob sich das schon längst von selbst verſtünde, legte die überfelige Marie ihren Arm in den des Bräutigams, und das junge Paar schritt, von den ernst, aber zufrieden blickenden Eltern gefolgt, dem Festplaze zu. Im Nu war die Familie von Glückwünschenden umringt und die überraschende Kunde verbreitete sich blizschnell unter allen Anwesenden. Die jungen Glonheimer gaben in stürmischen Hochrufen ihre Freude über das Glück des beliebten Georg Walter kund. Die schwedischen Konstabler ließen es sich sogar nicht nehmen, zu Ehren der Verlobung eine Salve aus allen vier Feldstücken zugleich abzufeuern, welche die freudige Botschaft weithindonnernd bis zu den blauen Bergen trug.
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So war auf den verhängnisvollen Schwedenkampf erst recht der herzerfreuende Friede gefolgt!
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Die
Ventilation der Wohnräume.
Bon Ingenieur A. v. Fragstein in Berlin . ( Aus dessen Werke:" Was sollen wir brennen?" Leipzig 1882.)
„ Ach was, Ventilation, das bischen Luft, was ich brauche, ist noch immer dagewesen und wird auch wohl, solange ich lebe, noch vorhanden sein, nicht, daß ich dafür womöglich noch extra bezahlen soll."
So denken noch immer recht viele Menschen, und daher kommt es denn auch, daß die Ventilation seit einigen Jahren zwar in den Kreisen der Architekten bedeutend gewonnen hat und in allen besseren, besonders öffentlichen Gebäuden, geeignete Vorkehrungen vorgesehen werden, womit freilich noch lange nicht gesagt ist, daß sie stets in regelrechtem Betrieb erhalten werden. Im Privatpublikum sieht es dagegen hiermit noch recht traurig aus, da denkt selten jemand daran, wie wichtig diese Frage ist. Höchstens, daß des Morgens beim Reinmachen eine Viertelstunde das Fenster geöffnet wird, und von der dabei eintreten den frischen Luft lebt dann eine Familie von drei bis vier Köpfen, womöglich mit kleinen Kindern; wobei wir schon eine besondere Schlafstube voraussezen. Das gibt eine einmalige Lufterneuerung, auf 16 Stunden ausreichend. Bei normalem Bedarf soll in einer Stunde jedoch die Luft eines Raumes zwei- bis dreimal erneuert worden, was das 32-48fache ausmacht.
Um zu zeigen, wie groß das„ bischen Luft", das wir brauchen, in Wirklichkeit ist, seien nachstehend einige Zahlen angeführt, die hoffentlich manchen veranlassen werden, der Sache eine größere Aufmerksamkeit zu schenken, als bisher.- Frische Luft wird gebraucht, um die zu entfernende verdorbene zu er sezen. Verdorben wird dieselbe aber: 1) durch die Respiration ( Atmung) und Transpiration( Ausschwizung) der Einwohner, 2) durch die Beleuchtung, 3) durch allerlei Zufälligkeiten, als: schlechte Gerüche, Krankheitsstoffe, Tabaksrauch, stockige Wände 2c.
Um mit den Ursachen der lezteren Kategorie anzufangen, so entziehen sich dieselben meist jeder Berechnung; es genügt,
ihr Vorhandensein überhaupt zu konstatiren und die für die Gattungen 1) und 2) vorgesehenen Ventilationsvorrichtungen zu erhöhter Tätigkeit zu veranlassen, die für derartige Mehrleistungen allerdings ausreichend groß angelegt sein müssen.
Hauptsächlich haben wir die Wirkung der Respiration zu betrachten, bei der Kohlensäure erzeugt wird, durch welche die Luft allmälich so verdirbt, daß der Mensch schließlich nicht mehr darin leben kann. In tausend Kubikmeter guter, gewöhn licher, reiner Luft ist bereits ein halber Kubikmeter Kohlensäure enthalten; erhöht sich dieses Duantum auf 10 Kubikmeter, so stirbt schon unser Kanarienvogel binnen zwei Minuten; bei 40 Rubikmeter geht gar das Licht aus. Soll die Luft noch eine hinlängliche Reinheit besizen, um ohne nachteilige Folgen längere Zeit hindurch eingeatmet werden zu können, so dürfen nur 1,5, höchstens 2,1 Kubikmeter Kohlensäure darin sein.
Nach Pettenkofer u. a. atmet der Mensch bei 16-17 Atemzügen in der Minute stündlich 320-340 Liter Luft aus, die 4 Prozent, also im Mittel 13,2 Liter Kohlensäure enthält; rechnen wir auch nur halb so viel für die Transpiration, so müssen wir auf eine stündliche Produktion von 20 Liter Kohlensäure zählen, zu deren Aufnahme, um eben noch atembar zu sein, 20, mindestens aber 122 Rubikmeter Luft erforderlich sind. Diese schlechte Luft muß also pro Kopfe und Stunde durch 20 Kubikmeter frische Luft ersezt werden; nur wenn der Raum für eine verhältnismäßig furze Zeit in Anspruch genommen wird, wie bei Schulen, Biblioteken, Geschäftsräumen 2c. fann man auf 12 Rubifmeter heruntergehen. Ueberall aber, wo sich Kranke aufhalten, also schädliche Ausdünstungen rasch entfernt werden müssen, ist dieses Quantum bedeutend zu vers größern.
Im allgemeinen rechnet man daher die pro Kopf und Stunde erforderliche Luftmenge, die also zu- und abgeführt werden muß, auf: