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Brennmaterialien konsumiren für die angegebene Menge in Kilo-| grammen die darunter vermerkten Luftmengen in Kubikmeter: Cokes Steinkohle Braunkohle Holz Torf 10 812 492 42 Kub.-M.
712 85
10 108
101/2 6412
Es ist klar, daß durch die Verkürzung oder Verlängerung der Brennzeit die damit geförderte Luftmenge vermindert resp. vergrößert wird. Vorstehende Zahlen sezen eine mittlere Brenndauer mit Luftüberschuß bereits voraus. Die damit erreichte Ventilation wäre nicht unbedeutend, wenn sie nicht nur für die Zeit der Feuerung vorhanden wäre; mit dem Schließen des Ofens hört sie auf, was sie da nicht geschafft hat, muß durch Fenster, Türen und Wände eindringen.
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Bei den Armen wird der Konsum an Brennmaterial natürlich sehr eingeschränkt, das Deffnen von Tür und Fenster ebenfalls vermieden, dagegen herrschen luftverderbende Gewohnheiten und Monopolzigarren vor; alles dies bewirkt in ihren Zimmern den bekannten Geruch nach„ kleinen Leuten".
Uebrigens wirkt der Öfen als Absaugungsmittel, so lange der Schornstein noch nennenswert warm; durch Deffnen der Türe hat man also sofort ein kräftiges Mittel zur Ventilation, natürlich aber auch zur Abkühlung des Ofens, da die Geschwin
digkeit der Luft im geheizten Schornstein anfangs zu 3-4 Meter per Sekunde angenommen werden kann.
Wer nun im glücklichen Besiz einer wirksamen Ventilationsvorrichtung ist( es ist nicht alles Gold, was glänzt), übertreibe die Lüftung auch nicht, wenn er ein warmes Zimmer behalten will. Wir haben gesehen, daß ein gewöhnliches russisches Rohr in einer Stunde den Bedarf an Luft für eine kleine Familie deckt. Wird nun das Zimmer auf viele Stunden nicht ge= braucht, z. B. während des Tages, Wohnzimmer und Bibliotek während der Nacht, so vergesse man beim Verlassen derselben ja nicht, die betreffenden Klappen zu schließen, wenn man nicht beim nächsten Betreten ein kaltes Zimmer vorfinden will. Die inzwischen durchgestrichene gute Luft fam niemand zu statten, die von derselben mitgenommene Wärme bezahlt man beim nächsten Heizen. Man kann hier leicht des Guten zuviel tun.
Endlich darf ein Ventilationskanal niemals für mehrere Räume zugleich dienen; man hat sonst das schönste Sprachrohr, durch welches schlechte Luft, Gardinenpredigten and andere ,, Internissima" sehr leicht dem darüber Wohnenden zugeweht werden und vice versa.
Der bisher mit diesen Verhältnissen unbekannte Leser wird nun die Sache wohl etwas mit andern Augen ansehen und nicht mehr von dem„ bischen Luft" reden.-
II. Originalbericht von Antonio Schneider zu Curitiba in der Provinz Parana . Wenn ich heute abermals mit einem gedrängten Bericht ,, über Brasilien " vor die Leser der„ Neuen Welt" trete, so geschieht es hauptsächlich, um alle Auswanderungslustigen, die ctwa ihr Augenmerk auf Brasilien richten, über die tatsächlichen Verhältnisse unparteiisch aufzuklären. Oft, wenn wir den statistischen Ausweis über die Auswanderung nach Nordamerika lesen, fragen wir uns:„ Warum geht diese ungeheuere Anzahl arbeitslustiger und arbeitstüchtiger Leute nach Nordamerika , und warum nur eine verschwindend kleine Zahl nach den südamerikanischen Staaten? Sind es klimatische, politische oder ökonomische Verhältnisse, die den Auswandrerstrom nach der großen transatlantischen Republik leiten? Wissen diese Leute, die ihrer heimatlichen Scholle den Rücken wenden, daß in Nordamerika alle ihre Wünsche und Hoffnungen sich verwirklichen? Wissen sie von vornherein mit Bestimmtheit, daß dieses in Südamerika bez. Brasilien unmöglich ist? Wir glauben nicht! Wir wollen feineswegs die Vorzüge, welche die Vereinigten Staaten besizen, verkennen, schon deshalb nicht, weil Tatsachen dafür sprechen, daß die Union in sehr vielen Richtungen das alte Europa überflügelt hat.
Berücksichtigen wir jedoch in erster Linie das, was die nordamerikanischen Südstaaten: Florida , Mississippi , Texas, Louisiana, Tennessee , Maryland , Virginien , Nordkarolina den deutschen Auswanderern bieten, so glauben wir die feste Ueberzeugung aussprechen zu dürfen, daß die vier Südprovinzen von Brasilien , Sao Paul, St. Caterina, Parana und Rio Grande do Sul mit gutem Gewissen zur Einwandrung empfohlen werden können. Wir glauben sogar, daß das Klima, besonders aber das der Hochebene dieser Provinzen, den Deutschen zuträglicher ist als das der Nordamerikanischen Südstaaten, und was die Produkte dieser Provinzen betrifft, so würden sie, bei einer solchen Masseneinwanderung, wie es die nordamerikanische ist, für den Kolonisten ganz besonders lohnend sein, denn es wird bei manchen nicht geringe Verwunderung erregen, daß Kolonialprodukte, die hier in Brasilien ohne besondere Mühe gedeihen, noch von auswärts hierher eingeführt werden! Das ist doch der deutlichste Beweis, daß hier Menschenhände fehlen und jeder auswandernde Arbeitskräftige lohnende Beschäftigung finden würde. Mit allen europäischen Nationen wurden hier Versuche in der Kolonisation gemacht: mit Engländern, Franzosen, Italienern, Deutschrussen, Polen und Deutschen . Die Angehörigen der drei ersten Nationen warfen alsbald die Flinte ins Korn, während die Polen neben oder
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mit den Deutschen entschieden vorwärts kommen. Hier um Curitiba herum sind die Polen , welche entschieden die besten Kolonisten sind, vor fünf bis sechs Jahren in größter Armut angelangt und haben heute ohne Ausnahme Pferde und Wagen, einen Viehstand, der ihnen alle animalische Nahrung gewährt, deren man bedarf, und einen Ackerboden, der alle europäischen Getreidesorten erzeugt. Vorzugsweise sind zu nennen folgende Bolenkolonien: Thomas Caelha, Venansia, Orleans , St. Candida, Lemanha- Lins, Belazina, welche den Ackerbau annähernd nach europäischer Art betreiben. Produkte, wie Roggen, Weizen, Gerste und Hafer, besonders aber Kartoffeln, werden bis jezt erst soviel gebaut, als die Provinz Parana konsumirt, trozdem wurden noch vor kurzem Kartoffeln aus Rio Grande do Sul hierher eingeführt, infolge der vorjährigen Kartoffelmisernte, die durch anhaltenden Regen entstand. Mit der Weizenproduk tion will es noch immer nicht recht nach Wunsch ausfallen, an manchen Stellen wird die Ernte durch den sogenannten„ Rostbrand" stark geschädigt; eine Krankheitserscheinung, die, wenn der Weizen zu reifen beginnt, sich einstellt und alle Erntehoffnungen vernichtet. Nicht einmal das Stroh ist brauchbar. Ein anderer Uebelstand ist, daß auf einigen Stellen der Weizen von einer Gattung Vögel vernichtet wird. Dadurch lassen sich jedoch die Deutschen und Polen keineswegs abschrecken und machen immer wieder neue Versuche. Dieses Jahr hat die Regierung die Kolonisten in der Weise unterstützt, daß sie eine neue Weizen sorte aus der Argentinischen Republik kommen ließ und an alle unentgeltlich verteilte, welche Weizen pflanzen wollen; da wir heuer cinen nach hiesigen Begriffen strengen Winter hatten, hofft man dieses Jahr im allgemeinen auf eine gute Ernte, ein Wunsch, den auch wir aufrichtig teilen, und zwar im Interesse der Kolonisten einerseits und der Ausfuhr andererseits, da alljährlich Roggen nach Rio de Janeiro verlangt wird, denn überall, wo der Deutsche sich niederläßt, sehnt er sein„ Schwarzbrot" herbei. Auch die meisten Brasilianerfamilien finden es sehr gut.
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Was den meisten Ansiedlern hier behagt, ist, daß sie vollständig frei und Herr ihres Grund und Bodens sind; jeder tut und treibt, was er will, und bis heute braucht noch niemand auch nur einen Pfennig Steuer zu zahlen. Indes glauben wir, daß mit der Zeit eine Grundsteuer eingeführt werden wird, und wir wünschen, daß es eine progressive werden möge, weil