der brasilianische Fazendeiro( Großgrundbesizer) steuerfrei ist. Die Deutschen   hierzulande sehen eine starke blondköpfige Nach tommenschaft entstehen, welche allerdings schon in der nächsten Generation brasilianisirt sein wird, zum großen Leidwesen unsrer Nationalsimpel! Das eingewanderte Element hält sich den Ein­geborenen gegenüber immer noch ziemlich reservirt, jedoch sind Mischehen zwischen Brasilianern und Deutschen   keine Seltenheit mehr, besonders in den Städten, weniger auf den Campos  . Die Deutschen   halten hier noch sehr viel auf deutsche Schulen, so bestehen hier in Curitiba   2 deutsche Privatschulen und eine deutsch- prote= stantische Gemeinde­schule unter der Oberleitung eines Pastors und zweier Lehrer; unstreitig ist die leztere noch die beste, trozdem wir uns mit den Lehr­mitteln nicht einver­standen erklären fön­nen. Neben der Bibel ist als Lese­buch der ,, Preußische Kinderfreund" ein­geführt, welcher von Länder- und Völker­funde, Naturlehre und dergleichen nuz bringenden und ver standschärfenden Wissenschaften mög­

lichst wenig, von

Gott, König und Va­terland möglichst viel enthält. Wir wis sen nicht, ob das Buch in Deutschland  mehr als Makulatur­wert hat, uns hier erscheint es so, denn Brasilien  , überhaupt Südamerika  , ist blos genannt, während Merito noch als Kaiserreich, Bene­zuela, Guatemala  und Ekuador   nicht einmal nur mit Na­men angeführt sind. Die brasialianischen Schulen, welche alle vom Staat erhalten werden, sind frei,

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Kolonialzentrum, oder wie man sich auch etwas kühn ausdrückt, auf dem Stadtplaz", stehen mehrere Häuser, die Wirtshäuser sind oder Kaufläden, Apoteken, Schulen und Kirchen enthalten oder von Professionisten bewohnt werden. Mancher Leser dieses Blattes, der Oberbaiern, Tirol, Steiermark  , Kärnten 2c. kennt, wird wissen, daß die dortigen Bauern in den Bergen zerstreut wohnen, ganz so ists hier. Manchem Auswandrungsluftigen wird bei dieser Mitteilung vielleicht sein Mut etwas sinken, weiß er doch aus den Schund- und Schauerromanen, daß es in den überseeischen Ländern

Feddersen 7 81.

RBONGKA

Tine Knopmeier. Studie von Feddersen.( S. 367.)

wenigstens ist kein Pfäfflein in den Schulen zu erblicken. Die deutsche Gemeindeschule, von der ich oben sprach, muß von den Mitgliedern erhalten werden und ein dieselbe besuchendes Kind muß 1500 Reis= 3 Mark pr. Monat bezahlen, denn seitdem Brasilien   liberal" regiert wird, wurde vielen Schulen( darunter der hiesigen deutschen  ) die von den Konservativen gewährte Sub­vention entzogen! Auf jeder Kolonie, wenn sie nicht total vernachlässigt ist, bestehen Regierungsschulen, wovon manche ziemlich vorgeschritten, manche aber äußerst mangelhaft sind.

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Vielfach dürfte in der alten Heimat die Ansicht vorherrschen, daß, wenn wir von Kolonien sprechen, diese einem deutschen Dorfe gleichen. Mit nichten! Jeder Kolonist erhält sein Land­los zuerteilt, auf welches er sich sein Haus baut, und eine Viertelstunde weiter wohnt sein nächster Nachbar; nur auf dem

wimmelt von Indianern( siehe preußischer Kinder­freund, Seite 228), wilden Tieren und dergleichen

was

graufige Dinge mehr sind, und mitten darunter soll er mit Familie wohnen? Der Leser kann uns glauben, daß in die­ser Beziehung furcht­bare Uebertreibun­gen stattgefunden haben, weder von Indianern noch von wilden Tieren hat man etwas zu fürch

ten, beide, besonders aber die lezteren, fliehen die Nähe des Menschen und sind lange nicht so zahl reich, als oft be­hauptet wird; wohl ist es schon vorge kommen, daß In­dianer vom Stamme der Bugres wie der Botokuden Ausfälle aus ihren Gebieten in die Ansiedlungen weißer Menschen ge­macht haben, Vieh, wohl auch Menschen töteten, die Pflan­zungen zerstörten 2c. In unserer Provinz sind derartige Fälle nun weit seltener wie in den andern, und überall trägt man Sorge, die Wie­derholung solcher Besuche unmöglich

zu machen. Die Regierung hat mehrere Indianerkolonien mit großen Kosten angelegt, um diese Menschen an Arbeit zu gewöhnen und sie dadurch zu zwingen, ihr Nomadenleben aufzugeben. Bei den Bugres kann diese Idee als gelungen betrachtet werden. Diese haben Kolonien, wo sie Mais, Batatten( verschiedene), Zuckerrohr bauen, auch schon Versuche mit Roggen gemacht haben, den sie jedoch nicht zu benüzen wissen. Wenn die Mais- und Pinhiaouzeit ist( lezteres eine Frucht der Pinheiro, welche, besonders in Fett geschmort, sehr gut schmeckt), so kommen sie schaarenweise zur Stadt, ohne auch nur jemandem ein Haar zu frümmen, im Gegen­teil es sind welche darunter, die schon etwas portugiesisch sprechen, ja auch sogar ein wenig schreiben gelernt haben denn auch sie haben Schulen. Sie sind sehr gesprächig und

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