gewöhnlichen schwarzen Bären mit langem Rüssel und buschigem Schweif. Er stellt den Nestern der Ameisen nach und in furzer Zeit ist ein Heer von hunderttausenden in seinem Magen auf Nimmerwiederkehr verschwunden. Wir brauchen wohl nicht hervorzuheben, daß an der Küste das Ungeziefer bedeutend lästiger ist als hier auf dem Hochplateau, well es hier bei rauher Witterung friert. Besonders widerwärtig für Mensch und Vieh sind die Muskitos( Mücken), die besonders in Flußgegenden sehr ungemütlich sind; zu erwähnen sind noch die Sandflöhe, die jedoch von manchem Berichterstatter weit gefährlicher gemacht werden als sie wirklich sind. Diese braunen Tierchen, von der Größe einer Nadelspize, sezen sich am liebsten in die Nägel der Zehen fest und legen dort ihre Eier, die sich riesenhaft vermehren; allein man hat es nur seiner eigenen groben Nachlässigkeit und Unsauberkeit zu danken, wenn sie überhandnehmen, denn sobald man Jucken in den Zehen verspürt, muß man nach sehen und das ganze etwa erbsengroße Nest mittels einer Nadel
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herausheben, dann ist alle Gefahr wenn es überhaupt eine ist vorbei. Daß Menschen daran sterben, ist einfach unwahr. Ich glaube aber dies berichten zu müssen, um auch neben den Lichtseiten die Schattenseiten zu zeigen. Was das hiesige Ungeziefer anlangt, so ist es im ganzen keineswegs lästiger als das in Europa . Ein Brasilianer z. B. würde Zeter und Mordio schreien, wenn er Nachts von einer Schaar Wanzen heimgesucht würde, die neben dem Schmerz auch noch einen bestialischen Gestank hinterlassen; und die Mücken in Deutsch land zählen auch nicht zu den Annehmlichkeiten.
Wenn aber Brasilien wirklich ein in der Reihe der Weltreiche mitzählender und ein zahlreiches Volt gut nährender Ackerbaustaat werden will, so müssen vor allem anderen drei Dinge unbedingt eintreten resp. durchgeführt werden und zwar: 1) Freie Masseneinwanderung von Ackerbauern und Handwerkern, 2) Einführung aller modernen Kommunikationsmittel, endlich 3) Aufhebung der Sklaverei.
( Schluß folgt.)
Allerlei aus der Geschichte der deutschen Sprache.
Von Bruno Heiser.
In einer meiner früheren Arbeiten in der„ Neuen Welt" habe ich im Anschluß an eine Schrift Dubois- Reymonds auf die Vernachlässigung hingewiesen, unter welcher der Unterricht in unserer Muttersprache auf deutschen Schulen heutigen Tages noch zu leiden hat.
Um verstehen zu lernen, wie wir zu dieser das deutsche Volk in seiner geistigen Entwicklung schwer schädigenden, empfindlichst hemmenden Vernachlässigung gekommen sind, müssen wir uns in die Geschichte der deutschen Sprache, insbesondere in die Geschichte des Unterrichts in ihr auf den Schulen unseres Vaterlandes vertiefen.
Ich halte ein solches Eindringen in die vielverschlungenen Geschichtslabyrinte unsres Sprachlebens für so ersprießlich, daß ich glaube, ein ziemlich weites Ausholen bei der Einleitung zu dem, was ich den Lesern der„ Neuen Welt" in vorliegendem Auffaze zu freundwilligem Durchlesen vorlege, riskiren zu fönnen.
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schon sie rasch und vollständig vom Schauplaz der Geschichte verschwunden ist, doch ganz besonders interessant.
Als Probe diene hier aus der hochberühmten Bibelübersezung von Ulfila , die um die Mitte des 4. Jahrhunderts nach Chrifti Geburt entstand, das gotische Vaterunser mit der wörtlichen Uebersezung in unser Neuhochdeutsch darunter:
Atta unsar thu in himinam, veihnai nahmo thein; qvimai Vater unser du in Himmeln, geweihet werde Name dein; komme thiudinassus theins; vairthai vilja theins, sve in himina jah ana Herrschaft dein; werde Wille dein, sowie im Himmel, auch auf airthai; hlaif unsarana thana sinteinan gif uns himma daga, jah Erden; Brot unseres dies fortwährende gib uns diesen Tag, und aflet uns thatei skulans sijaima svasve jah veis afletam thaim erlasse uns des schuldige wir seien, sowie auch wir erlassen diesen
ak
skulam unsaraim; jah ni briggais uns in fraistubnjai, Schuldigen unseren; und nicht bringest uns in Versuchung, sondern lausei uns af thaina ubilin, unte theina ist thiudangardi jah mahts löse uns ab diesem Uebel; denn dein ist Herrscherhaus und Macht Amen. jah vulthus in aivins. So fangen wir denn getrost nicht gerade bei Adam und und Glanz in Ewigkeit. Amen. Eva so doch bei unsern aus der asiatischen Urheimat auswandernden Vorfahren an, d. h. bei einer Zeit, die vielleicht als voradamitisch bezeichnet werden könnte, da sie schwerlich zu finden sein wird in der kurzen Spanne der lezten 5832 Jahre seit denen die„ Welt" bestehen soll nach den auf die biblischen Erzählungen gegründeten Berechnungen.
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Unsere aftenentstammten Altvordern brachten eine Sprache mit in die Bergwälder und Talsümpfe Mitteleuropas , die mit der heiligen Sprache der Inder und Perser nahe verwandt war, wahrscheinlich in ihr die Mutter zu verehren und in der altgriechischen, altitalischen, keltischen, slavischen und litauischen Sprache sicherlich die Schwestern anzuerkennen gehabt hätte.
Daß es dereinst eine deutsche Grundsprache gegeben hat, fönnen wir nur vermuten, vollgiltige Beweise waren dafür bisher noch nicht zu erbringen.
Am nächsten mag dieser Grundsprache die der Goten gekommen sein, jenes Teils der deutschen Völkerſtämme, die zuerst von den Volksgenossen das Christentum angenommen haben. Außer der gotischen Sprache treten uns in den Voranfängen deutscher Geschichte noch entgegen das Deutsche im engeren Sinne, d. h. beschränkt auf das, was der deutschen Sprache unserer Zeit in allen ihren Dialekten und Abarten als Stammsprache gedient hat, und das Nordische, woraus sich die skandinavischen Sprachen entwickelt haben.
Nicht nur weil sie vermutlich am nächsten verwandt mit der deutschen Grundsprache war, sondern auch weil sie an Schönheit und Reichtum ihresgleichen suchte, in mancher Beziehung selbst die altgriechische Sprache übertraf, ist die gotische Sprache, ob
Das eigentlich Deutsche zerfiel schon früh in zwei Hauptteile: das Niederdeutsche aus dem das Friesische und Sächsische sich entwickelt haben, von denen das leztere sich in das Angelsächsische und das Altsächsische, dieses mit dem Platt deutschen und Niederländischen als Tochterdialekten, teilte, und das Oberdeutsche oder Hochdeutsche.
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Die ältesten Sprachdenkmäler des Hochdeutschen, nebenbei bemerkt nur Uebersezungen lateinischer oder griechischer Schriftwerke oder Umschreibungen solcher zeigen uns dieses Althoch deutsche schon dem keiner Sprache ersparten Schicksale der Berfaserung in mehrere Mundarten verfallen, indem sie in einer
der von einander freilich nicht scharf zu scheidenden Mundarten des Fränkisch-, Alemannisch- schwäbisch- oder Baierisch- österreichisch- Oberdeutschen abgefaßt sind.
Zum Zwecke der Kennzeichnung folge von den Bundesschwüren, die im Jahre 842 die fränkisch- deutschen Könige und die Vertreter ihrer Völker bei Straßburg leisteten, die Formel für den Eid Karl des Kahlen in fränkisch- oberdeutscher Mundart mit neuhochdeutscher Interlinear-( zwischenzeiligen) Uebersezung:
In godes minna und in thes christianas folches ind unser In Gottes Liebe und in des christlichen Volkes und unser bed hero gehaltnissi, fon thesemo dage frammozdes, so fram so mir beider Wohlfahrt, von diesem Tage vorwärts, so weit als mir got gewiczi indi maht furgibit, so haldih thesan minan bruodher,
Gott Weisheit und Macht gibt, so helfe ich diesent meinen Bruder,
soso man mit rehte sinan bruodher scal, in thin, thaz er mig so
sowie man mit Recht seinem Bruder soll, in dem, daß er mir so