gegangu

sama duo, indi mit Ludheren in nohheiniu thing ne gleich tue, und mit Luther *) in feinem Ding nicht gehe ich um the minan willon, imo ce scaden werdhen. mit meinem Willen, ihm zu Schaden zu werden.

Als sich die alemannisch- schwäbischen Stämme immer mehr und mehr zu Trägern der geistigen Bildung in Deutschland emporschwangen, mußte das ursprünglich vorwaltende fränkische Hochdeutsch hinter dem alemannischen zurücktreten. Indessen ist keine der althochdeutschen Mundarten zur Trägerin einer selbst­ständigen nationalen Literatur geworden, daher auch keine zur allgemeinen Schriftsprache emporgestiegen ist. Die Zeit, in der das Christentum fremde Reiser auf den Baum des deutschen Geistes und Gemütslebens propfte, konnte nur die Signatur einer Uebergangszeit tragen, und erst als das deutsche Wesen nicht zu seinem Vorteile sich mit dem des Christentums innig vermählt hatte, konnte eine Periode deutsch - nationaler Literatur und allgemein- deutscher Spracheinigung beginnen.

Nachdem vom 7. bis zum 11. Jahrhundert das Althoch­deutsche in seinen verschiedenen Dialektformen geherrscht hatte, wurde es allgemach vom Mittelhoch deutschen abgelöst.

Das Christentum übte auch an der Sprache seinen ent­nervenden Einfluß: es schwächte die volltönenden Vokale der Biegungs- und Bindesilben, wie wir sie im Gotischen und Alt­hochdeutschen finden, allesammt zu jenem unterschieds- und ton­losen e, das heute noch die deutsche Sprache in ihrer Schönheit und Klangfülle am meisten beeinträchtigt. So hieß es im Gotischen hilpan, im Althochdeutschen helphan, im Mittel­hochdeutschen wie im Neuhochdeutschen helfen; im Gotischen vairpan, althochdeutsch werphan, mittelhochdeutsch werfen; gotisch slepan, althochdeutsch slafan, mittelhochdeutsch slafen, für das Neuhochdeutsche schlafen u. s. w.

Und wie bei der Durchdringung mit christlichem Wesen die deutsche Sprache ein Stück ihrer Kraft verlor, so büßte sie auch an Klarheit und Deutlichkeit ein, da viele ursprünglich verschie denen Silben durch die Vokalabschwächung gleichlautend wurden, alte Wortbildungen völlig verloren gingen und dafür schleppende Wortzusammensezungen sich einen Plaz in der Sprache eroberten. Jedoch so wenig das Christentum die germanische Götterwelt, die heut noch in Sagen und Gebräuchen, als gute und böse Geister, Zauberer und Feen, Riesen und Zwerge, Gnomen und Heinzelmännchen fortlebt und wirkt, ganz abzuschaffen vermochte, sowenig konnte es auch die deutsche Sprache um all' ihren Reichtum und Wohlflang, wie um ihre erstaunliche Zeugungs­kraft und Bildungsfähigkeit bringen.

Zunächst bewährte sich die konzentrirende Gewalt des in Deutschland neu erwachenden geistigen Lebens in der Erhebung einer Mundart des Mittelhochdeutschen zur allgemeinen Schrift­sprache.

Diese Mundart war die schwäbische, in der auch alle die zumteil, vorzüglich formell bedeutenden, großartigen Schöpfungen jener freilich wenig über ein Menschenalter, von 1190-1230, währenden Epoche der deutschen Literatur niedergelegt sind, welche man die erste klassische Zeit unserer Nationalliteratur genannt hat.

Ich zitire, um die mittelhochdeutsche Sprache zu farakteri siren, ein Stück aus dem älteren ersten Teile des Gedichts über den berühmten Sängerkrieg auf der Wartburg , dessen Verfasser unbekannt ist und das allerdings auch nicht zu dem besten ge­hört, was jene Zeit hervorgebracht hat, seine Rolle als Sprach­probe jedenfalls aber befriedigend ausfüllt und zur Kennzeich­nung des Zeitgeistes im 12. Jahrhundert vielleicht besser geeignet ist, als die auf einsamer, nur von sehr wenigen Höchstbeanlagten erflommenen Kulturhöhe erblühten besten Dichtungen Walters von der Vogelweide selbst und der ihm Nahestehenden. Das Gedicht über den Wartburgkrieg legt Walter von der Vogelweide die folgenden Strophen in den Mund:

*) Luther ( Lothar) ist Karls des Kahlen Halbbruder, den zu be­friegen er gemeinschaftlich mit seinem andern Bruder Ludwig dem Deutschen unternommen hatte.

364

Ich gihe der tac hât prises

dan sunne, mâne, sterneglast als ichz bescheiden wil. des müezen hôhe pfaffen mir gesté mit weiser leigen vil.

Mag ich geziuge niht entwesen,

so suoche ich werde meister wise hie und anderswâ, ich meine, die die biblien hânt gelesen, der lande crônica.

Ir edelen Dürenge, Hessen , Franken, Swâbe, lânt iu sagen, wer mac der fürste sin, der al der werlte ist übergelich? der Dürengen herre kan uns tagen,

gêt im nach ein sunnen schin der edel ûz Osterrich.

Der tac die werlt, wild unde zam erfreut, dast wol bekant.

mit fröide streut

er uns sîn guot, Herman ûz Dürengen lant.

In der Simrockschen Uebersezung lauten diese Verse:

Der Tag muß doch preiswürdger sein

Als Sonne, Mond und Sternenglanz, wie ich vermeinen will: Das gestehen gern mir hohe Pfaffen ein Und weiser Laien viel.

Wenn ich noch Zeugen schuldig bin,

So weiß ich weise Meister aufzufinden fern und nah, Die in der Schrift belesen sind und in Der Lande Chronica.

Edle Türinger, Hessen , Franken, Schwaben , laßt euch fragen, Wer mag der Fürst wohl sein, der all der Welt ist übergleich? Türingens Landgraf mag uns tagen;

So steht ihm nach ein Sonnenschein der Held von Desterreich. Der Tag der Welt mit Wild und Zahm erfreut, Das ist bekannt:

Mit Freuden streut

Uns all sein Gut Hermann von Türingland.

Fassen wir das, worin sich die mittelhochdeutsche Sprache von der neuhochdeutschen hauptsächlich unterscheidet, kurz zu­sammen.

Die mittelhochdeutschen Vokale i und û entsprechen den neu­hochdeutschen Diphtongen ei und au. So heißt der Wein win, das Haus hús. Auch ou finden wir an Stellen, wo jezt au steht, z. B. in boum für Baum; uo ist Vorläufer des einfachen neuhochdeutschen u: buoch Buch; iu steht an Pläzen, wo heute ie, eu, au und äu zu finden sind: für tiufe, viuhte, biuwe, miuse sagen wir Tiefe, Feuchte( Feuchtigkeit), baue, Mäuse; aus üe ist unser ü geworden: küene fühn; aus ai, aei unser ei: gemain, haeiz, gemein, heiß.

Unter den Konsonanten waren zunächst v und f noch nicht voneinander geschieden; wo wir heut f schreiben, stand in den meisten Fällen v, vûst hieß die Faust, vregen fragen. Von den übrigen stand z vielfach wo unser s oder ß; sl, sw wo schl, schw; w auch v häufig wo jezt b, h wo ch, c wo 3, ch wo f, ph wo pf, dw, tw wo heute zw steht. So schreiben wir für das mittelhochdeutsche daz jezt das oder daß, für slac Schlag, für swin Schwein, für verwen färben, für heven heben, für wehsel Wechsel, für cit Zeit, für chlein flein , für phluoc Pflug, für dwingen zwingen, für twanc 3wang.

-

Bei twane sehen wir, daß der neuhochdeutsche Auslauter g im Mittelhochdeutschen als e erschien; das war stets der Fall, im Auslaute gab es kein g und kein d, daher hieß es auch tac, wenn auch im Genitiv tages das g sich zeigte, ebenso lant und landes. Das vertrackte Dehnungszeichen h, an dem unsere Mehr- oder Mindergebildeten mit solcher Innigkeit hängen, daß der Schreiber dieser Zeilen ein paar hundert Briefe erhalten hat, worin ihm die geehrten Verfasser klar zu machen suchten, daß er sich eines unverzeihlichen Fehlers schuldig mache, wenn er in der Schreibung der Neuen Welt" ernstlich diesen höchst überflüssigen Schnörkel ezlichen Worten amputiren wolle besagtes Dehnungszeichen ist eine neuhochdeutsche Erfindung, - der Himmel weiß, welcher schönen Schreiber- oder Schrift­sezerseele wir sie zu verdanken haben. Im Mittelhochdeutschen schrieb man stets nemen, lam, keren u. s. w. für nehmen, lahm, kehren.