übrigens nicht getan. Sie trinken auch tüchtig, und zwar ein aus Mais gebrautes ,, Bier", nach Cetewayos Beschreibung ,, wie saure Mehl­suppe, sehr dick". Allem Anschein nach kein besonders appetitliches Getränke, das aber den Zulus   vortrefflich mundet und auch eine stark berauschende Wirkung hat. Als Cetewayo   zum erstenmal englisches Bier, das bekanntlich stark ist, zu trinken bekam, fand er es nicht stärker als sein heimisches Getränk, und konnte sofort eine bedeutende Quan­tität vertragen, was, ohne Uebung mit kräftigem ,, Stoff" nicht möglich gewesen wäre.

Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.

lb.

Ein sprechender Kanarienvogel. Ich erinnere mich, schon vor bei­nahe zwanzig Jahren von einem Kanarienvogel im Besiz einer Dame gehört zu haben, welcher mehrere Worte, sogar einen kurzen Saz sprechen konnte. Es scheint, als ob nur besonders talentvolle Exemplare fähig seien, zu dieser Fertigkeit zu gelangen. Möglich wäre es jedoch, daß bei gründlicher Bemühung von Seiten der Besizer junger Vögel viel­seitiger Erfolg nicht ausbleiben würde. Da bis jezt die weibliche Stimme vorzugsweise, vielleicht auch allein, Erfolge erzielt hat, so führt dieser Umstand auf die Vermutung, daß die tiefere Tonlage der männ lichen Stimme zur Lehre nicht geeignet sei. Papagei und Star kommen in ihren Lauten der männlichen Tonart nahe. Die Kehle des Kana­rienvogels vermag wohl tiefe Töne in Menge hervorzubringen, allein dieselben sind weniger modulationsfähig als die hohen, welche haupt­sächlich die Melodie tragen und dem Gesang die Mannigfaltigkeit der Form geben. Um es also dem kleinen Vogel möglich zu machen, Worte nachzuahmen, ist unbedingt eine Anpassung nicht blos der Stimmlage, sondern auch des Stimmkarakters erforderlich. Dies kann aber nur durch die weibliche oder die Kinderstimme geschehen.

Vor einigen Tagen hatte ich in Kassel   Gelegenheit, einen sprechenden Kanarienvogel zu hören. Die Schauspielerin Fräulein Pauli, der Lieb­ling des Kasseler Publikums, ließ mir durch meinen Schwiegersohn eine Nachmittagsstunde bestimmen, in der ich ihren Kanarienvogel sprechen hören sollte. Um drei Uhr traten wir in das Wohnzimmer der freund­lichen Dame ein. Der Vogel flog, aus seinem Käfig entlassen, frei im Zimmer umher und sang eben sein sehr gewöhnliches, tief unter dem Niveau des Harzer Gesangs stehendes Liedchen. Unfre Anwesenheit störte den an fremde Erscheinungen gewöhnten Vogel nicht im geringsten. Wir waren ihm völlig gleichgiltig. Nur seiner liebenswürdigen Pflegerin galten seine Vorträge, seine Werbungen und kleinen Wanderflüge. Mit innigem Verständnis nahm er die Liebkosungen der Herrin auf, und ihre Zusprache wurde bald belohnt durch den plözlichen Uebergang vom Gesang zum Sprechen. Genau so, wie die Lehrmeisterin tosend sie vorsprach, gab er die Worte wieder: Wo ist er denn, der liebe, fleine, süße Bijou, wo ist er denn? Was willst du denn? So singe doch, du kleiner, süßer Bijou!" Rasch ging jedoch das Sprechen wieder in den gewöhnlichen Gesang über. Dann erfolgte abermals ein kleiner Flug vom Käfig zum Fenster, von da auf den Zeigefinger der Dame. Mehrmals erfreute er unser Ohr durch die erwähnten Worte, aber er schien zur spätern Nachmittagsstunde nicht sonderlich zum Sprechen auf­gelegt zu sein. Nach Angabe der Besizerin spricht er des Morgens und in den ersten Nachmittagsstunden sehr eifrig, oft lange ununterbrochen. Um vier Uhr aber ists mit dem Sprechen täglich völlig zu Ende. Ich glaube jedoch, daß mit der Zeit auch die Vorträge des Bögelchens sich in die späteren Nachmittagsstunden ausdehnen werden.

Vor allem dürfte es interessant sein, Kenntnis von der Art und Weise dieses Sprechens zu erlangen. Es verhält sich damit folgender­maßen: Während der Papagei, der Rabe und Star die ihnen vorge­sprochenen Worte und Säze wirklich in sprechendem Tone wiedergeben und dabei sich wenig oder nicht von dem lehrenden Vorbilde unter­scheiden, so daß man mit aller Bestimmtheit und vollem Recht sagen fann: sie sprechen, tritt die Leistung des Kanarienvogels nur als sprachähnlicher Gesang auf. Trozdem der Vortrag eine Zwischenstellung einnimmt, in welcher Singen und Sprechen in wunderbarer Verschmel­zung erscheinen, hört man deutlich jede Silbe heraus, und man erkennt

-

-

-

368

sofort in der Wiedergabe das Karakteristische des Vorbilds. Betonung, Zärtlichkeitsausdruck und Tempo der vorbildlichen Sprache ist in der Darstellung nicht zu verkennen. Es erscheint das Eigentümliche nur insofern anders, als das feine unzureichende Organ des Vogels gleich­samt alles im kleinsten Maßstabe wiedergibt. Der Eindruck ist ein ur­tomischer und doch wieder ein so bewunderungswürdiger, daß man darüber nicht lachen möchte. Der kleine Redner reckt sich empor, bläht mächtig die Kehle auf, sodaß die Halsfedern als Krause abstehen, und vollbringt nach seiner Art eine Großtat.

Ein Beweis von Klugheit und guter Unterscheidungsgabe ist der Umstand, daß, wenn seine Lehrerin ihm den Anfang der erlernten Säze vorspricht, er da fortfährt, wo sie aufgehört hat. Und ebenso wie er weiß, daß Leckerbissen ihm gewiß sind, wenn er sich folgsam gezeigt, versteht er es auch, wenn die Herrin ihn tadelt. Memorirt Fräulein Pauli ihre Rolle und bricht dann plözlich ab oder ist dieselbe zu Ende, so fliegt der Vogel zu ihr hin und gibt ihr durch Picken an die Lippen zu verstehen, daß er die Fortsezung wünscht. Für gewisse Personen äußert er Zuneigung, gegen andere Abneigung.

Auf welche Weise Bijou" sprechen gelernt hat, vernahm ich aus dem Munde seiner Lehrerin. Der Vogel war etwa ein Jahr alt, als überraschte er in Wiesbaden  , wohin er seine Gebieterin begleitet hatte, er täglich in obiger Weise angeredet wurde. Im vorigen Sommer eines Tages deren Gefährtin durch treue Wiedergabe der schmeichel­haften Anrede, und diese verkündigte Fräulein Pauli das Wunder voller Freude. ( Didaskalia.)

Ueber eine achtzig Pfund schwere Hagelschloße berichtet das ,, Salvia Journal" vom 19. August 1882. Sechs Meilen westlich von Salvia  ( Kansas  ) fiel am 15. August 1882 eine 80 Pfund schwere Hagelschloße nahe bei der Eisenbahn nieder. Ein Trupp Eisenbahnarbeiter, der dort beschäftigt war, wurde nachmittags 3 Uhr von einem fürchterlichen Hagelwetter überrascht. Der Oberaufseher dieser Leute, Ellwood, erzählt, daß vier bis fünf Pfund schwere Schloßen fielen, welche nach Salvia  zu noch weit stärker waren. An der Stelle, wo man den achtzig Pfund schweren Eisblock vorfand, war der Erdboden mit Schloßen bedeckt. Ellwood sammelte mehrere derselben, unter welchen einige, bei einem Durchmesser von vier Zoll, einen Fuß lang waren. Man lud die Riesenschloßen auf einen Wagen und fuhr sie nach Salvia  . W. J. Hugler, ein Kaufmann aus Santa, erwarb die achtzig Pfund schwere Schloße und stellte sie, von Sägemehl umgeben, wodurch sie vor dem Zerschmelzen beschüzt wurde, in seinem Magazine auf.

Nebus.

Sanct Benedictus Sanct Bonifacius SanctMartinus Sanct Stephanus SanctAugustinus Sant Antonius Sanet Franciscus Sanet Eustachiug

X

Auflösung des Nebus in Nr. 13: Geheimnisse sind noch keine Wunder.

-

ха.

Inhalt: Vom Baume der Erkenntnis. Roman von J. Zaded.( Fortſezung.) Londoner   Bilder. III. Bon Heinrich Nonne. Richard Wagner.  ( Mit Porträt.) Milizen und stehende Heere. Der Schwedeneinfail. Erzählung von Otto Sigl.( Schluß.)- Die Ben­tilation der Wohnräume. Aus einem Werke des Ingenieur A. v. Fragstein in Berlin.  - Aus Brasilien  . II. Originalbericht von Antonio Schneider zu Curitiba   in der Provinz Parana  . Allerlei aus der Geschichte der deutschen Sprache. Von Bruno Geiser. Julia und Lorenzo.( Mit Illustration.) Siegmunds Tod.( Mit Illustration.) Beim Advokaten.( Mit Jllustration.)- Tine Knopmeier.( Mit Illustration.)- Die Aussäzigen im Mittelalter. Gastfreundschaft bei den Zulukaffern. Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Ein sprechender Kanarienvogel. Ueber eine achtzig Pfund schwere Hagelschloße. Rebus. Aerztlicher Ratgebet.- Gemeinnüziges.- Mannichfaltiges. Literarisches.

-

-

-

-

-

-

Mit dieser Nummer schließt das II. Quartal des 8. Jahrganges der Neuen Welt". Die geehrten Post- Abonnenten werden ersucht, die Bestellungen auf das III. Duartal ungesäumt aufzugeben, damit keine Unterbrechung in der Zustellung des Blattes eintritt. Die Erpedition der Neuen Welt".

-

Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart  . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  . Drud und Berlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart  .