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in der Tat, denn bei früheren Wahlen erhielt jener Kandidat die meisten Stimmen, der das beste Essen und den meisten Wein zum besten gab. Daß es bei einer Wahl ohne Fandango ( der brasilianische Nationaltanz) nicht gehen kann, war selbst­verständlich. Diesen Tanz mitzumachen, oder doch anzusehen, lohnt der Mühe. Bei irgend einem eingebornen Brasilianer wird der Fandango angesagt. Alle Nachbarn kommen türlich alle zu Pferde der Saal" ist hell beleuchtet, die Musik" in einer Ecke postirt, sie besteht aus einer Art von Guitarre und einer Art Trommel, über ein leeres Faß wird eine Kuhhaut gespannt und diese gewöhnlich von einem Neger auf das grausamste malträtirt; geht es aber nobel zu, ist auch eine Handharmonika dabei; nach dieser schauderhaften Musik tanzt nun die ganze Gesellschaft, ausnahmslos in Holzpantoffeln, was sich von außen anhört, als wenn drinnen gedroschen würde; nichtsdestoweniger amüsirt sich alles nach Herzenslust. Diesen Fandango muß jeder Kandidat geben. Als Wahlfokal ist stets die Kirche bestimmt, und die ergözlichsten Dinge fallen da vor, sah ich doch, wie ein liberaler" Doktor einen konservativen" Pfaffen ohrfeigte. Die Parteiwut geht soweit, daß selbst Schuß waffen dabei eine Rolle spielen.

Sollte noch wirklich eine allgemeine Naturalisation durch gesezt werden, so wird auch dieses elende Machwerk von Wahl­gesez dem gleichen und direktem Wahlrecht weichen müssen, und das fürchten die Herrn Liberalen sehr.

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Also zur Besserung und Entwicklung des Landes sind von der Regierung zu fordern: Einwanderung, Aufhebung der Sklaverei, allgemeine Naturalisation und direktes Wahlrecht. Durch Erfüllung dieser Bedingungen wird mancher Mißstand verschwinden, und sämmtliche Bewohner werden sich als Bra­filianer fühlen und am Wohl und Wehe des Landes teil­nehmen.

Zum Schluß noch etwas von dem Herrn Dr. Zöller(?), Mit­arbeiter der Kölnischen Zeitung ." Dieser Schriftsteller von Ruf" bereiste auf Kosten der Kölnischen Zeitung " Südamerika . Fleißig, sehr fleißig erstattete der Herr Berichte an sein Blatt über Brasilien , zum großen Teile so konfuses Zeug, daß selbst hiesige deutsche Blätter sich darüber aufhielten und die deutsche Zeitung von Porte- Alegre mit Prügel drohte. Auch hier in der Provinz Parana und zwar in den beiden Hafenstädten An­tonio und Paranaqua trieb sich Herr Zöller herum, wo es fast gar keine Deutsche gibt. Er hielt es aber auch garnicht für nötig hierher zu kommen und das Leben und Treiben der Deutschen hier in Curitiba und in den Kolonien kennen zu lernen, nichtsdestoweniger erschienen auch über die Provinz Parana Berichte. Dies erinnert mich recht lebhaft an den Journa­listen Prell aus dem Roman Dem Schicksal abgerungen", in dem Jahrgang 5 der Neuen Welt." Diesem Zöller- Prell sprechen wir jedes Recht ab, über hiesige Verhältnisse mitzu­sprechen und sind seine Berichte vorsichtig aufzunehmen.

Bu Raffaels 400jährigem Geburtstag.

Von Dr. Richard Ernst.

Wie in allen Künsten, waren es auch in der Malerei die Griechen, welche in ihr zuerst Vollendetes geleistet haben. Von den großen Wandgemälden des Polynot, womit dieser geniale Künstler, ein älterer Zeitgenosse des Phidias , die öffentlichen Gebäude Athens schmückte, ist uns zwar nichts erhalten, so wenig als von den Staffeleibildern der späteren großen Maler Griechenlands . Aber wir können uns wenigstens aus den zahl­reichen Wandmalereien der verschütteten und wieder ausgegra­benen Städte am Vesuv , Herkulanum und Pompeji , aus den schönen Darstellungen auf griechischen bemalten Vasen, die man in vielen Städten Italiens , Griechenlands und Kleinasiens ge­funden hat, wohin sie als Handelsartikel von Athen aus ge­kommen waren, und endlich aus den fertigen Mosaiffußböden, besonders dem schönsten Mosaik der Welt, der im Jahre 1831 in Pompeji ausgegrabenen Alexanderschlacht, eine schwache Vor­stellung von der hohen Stufe machen, auf welcher die hellenische Malerei stand. Denn wenn die pompejanischen Wandgemälde und die griechischen Vasenbilder von schlichten Handwerkern herrühren, wie mögen da erst die griechischen Künstler gemalt haben! Auch die Beschreibungen von Gemälden, die wir bei alten Schriftstellern finden, wie auch ein Blick auf die Bild­hauerei der Griechen lassen uns vermuten, daß die Malerei hinter den übrigen bildenden Künsten nicht zurückgestanden haben wird. Die Alten malten wie wir, entweder al fresco( auf den frischen, nassen Stuckbewurf der Wandfläche), oder sie schufen Staffelbilder, die mit Wasserfarben auf eigens hierzu präparirten Holztafeln oder auch mit Wachsfarbe( in enkaustischer Manier) hergestellt wurden. Delmalerei kannten sie nicht; diese wurde erst im Mittelalter erfunden, verdrängte aber bald wegen ihrer großen Vorteile die antike Wachsmalerei.( Die Anwendung von Baum und Nußöl für die Malerei kannte man schon um das Jahr 1000, jedoch erst im 15. Jahrhundert erlangte die Del­malerei durch die Brüder van Eyck ihre große Bedeutung.)

Nachdem in den Umwälzungen der Völkerwanderung die Künste des Altertums zu Grunde gegangen und Barbarei und Geschmacklosigkeit an deren Stelle getreten war, mußte, als die politischen Wogen sich wieder ebneten, auch die Malerei geradezu wieder von vorn anfangen, wozu auch wesentlich der Umstand

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beitrug, daß man überall, wo sich noch Denkmäler antifer Kunst fanden, dieselben als Erinnerungen einer heidnischen Zeit igno­rirte, wo nicht gar mit christlichem Fanatismus und Vandalis­mus zertrüummerte. Dies rächte sich so, daß eine Reihe von Jahrhunderten dazu gehörte, ehe die Malerei aus den starren Formen der byzantinischen Kirchenmalerei sich herausarbeitete und eine selbständigere Gestaltung gewann. Konstantinopel war als Siz des römisch- christlichen Kaisertums auch lange Zeit hindurch der einzige Siz der byzantinischen Kirchenmalerei gewesen. Ihre wahre Heimat und Blüte sollte diese Kunst aber in Italien finden.

Am Horizonte des mönchisch verfinsterten Mittelalters, in dessen Nacht Wissenschaft und Kunst clend verkümmerten, be gann im 15. Jahrhundert die Bildungssonne des Altertums heraufzuleuchten, um das stockende Geistesleben der Völker Europas mit frischen, gesunden Säften zu beleben und eine neue Kulturepoche herbeizuführen. Das verachtete, verstoßene und verfolgte Heidentum, der Geist des römischen und weit mehr noch des griechischen Altertums in Wissenschaft, Poesie und bil­dender Kunst war es, was die in dogmatischem und scholastischem Blödsinn fast erstickte christliche Welt verjüngen mußte. Die edlen Geister der Antike lehrten zuerst die Menschen sich wieder als Menschen fühlen, sie brachten gegenüber der christlichen Ver­tröstung auf das Jenseits wieder die Schönheit und Geltung des Lebens zu Ehren, sie weckten in tausend Herzen den Haß gegen die Tyrannei und das Hochgefühl der Freiheit, sie be­freiten die gefesselte Vernunft und ließen die Wissenschaft einen grandiosen Aufschwung nehmen, der für alle Lebensgebiete die schönsten Früchte trug, und sie zeigte endlich der verirrten Kunst den Weg zum wahrhaft Schönen und bereiteten ihr ein goldenes Zeitalter. Während in Deutschland aus dem Schoße des Humanismus, uns eine religiöse Revolution die Reformation, geboren wurde, blüte unter dem milden Himmel Italiens , dem eigentlichen Wiedergeburtsort der klassischen Bildung, von wo aus das Interesse für klassische Kunst und Literatur sich über die andern Länder Europas ausbreitet, die Renaissance. Die Renaissance, sagt Ludwig Pfau , war die Reformation Italiens , und Raffael unterzeichnete mit seinem Pinsel die Scheidung der Kunst von der Kirche, wie Luther mit seinen Tesen die Scheidung der Kirche von der Wissenschaft verkündigte.