am 18. Brumaire( 8. November) 1799 ein Defret in den Käten durchsezten, welches die beiden Räte nach St. Cloud   verlegte und Bonaparte zum Befehlshaber der bewaffneten Macht des Innern ernannte, natürlich zum Schuze" der Volksvertretung. Darauf dankten Sieyes   und Roger Ducos   als Direktoren ab; Barras, der den Staatsstreich fommen sah, dankte aus Furcht ab. Gohier, ein schwaches Gemüt, folgte ihm nach, und das fünfte und lezte Mitglied des Direktoriums, Moulins  , ward zu seinem Schuz" in Haft genommen.

So leicht zerfiel diese elende Regierung. Nun waren noch die Räte zu überwinden, eine leichte Sache, da Bonaparte alle Truppen für sich hatte. Am 9. November traten die Räte in St. Cloud zusammen. Bonaparte erschien zuerst vor dem Rat der Alten und errang, militärisch- brutal auftretend, dessen Zustimmung. Im Rat der Fünfhundert   aber fand er Wider­stand. Man beschwor die Verfassung und beschloß permanent zu bleiben. Als Bonaparte eintrat, erhob sich wildes Geschrei; der General flüchtete aus dem Saal. Sein mitverschworener Bruder Lucian, der Präsident der Fünfhundert, erzählte hierauf den mitgekommenen Soldaten, es scien Dolche auf den General gezückt worden. Diese Lüge erbitterte die Soldaten und Bona­parte ließ durch eine Kompagnie Grenadiere die Versammlung auseinander sprengen.

So fiel die Gewalt, ohne das geringste Blutvergießen, in die Hände dieses glücklichen Soldaten, der Frankreich   mit eiserner Faust festhielt. Dieser Despot, sagt ein Historifer, sollte Frank­ reich   in ein Regiment verwandeln und in der bisher durch eine so große moralische Aufregung bewegten Welt nichts hören lassen, als die Tritte seines Heeres und die Stimme seines Befehls.

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Sieyes und Roger Ducos   wurden um ihren Anteil an der Gewalt geprellt und der ehrgeizige Korse behielt als Konsul den Namen der Republik   noch vier Jahre bei, um sich dann einen erblichen Kaisertron zu errichten.

Aus den angeführten Tatsachen geht unzweifelhaft hervor, daß jene große Umwälzung über das ihren Anlagen und den in ihr steckenden Fähigkeiten entsprechende Ziel hinausschoß, als sie die Verfassung von 1791 überschritt. Die Demokratie des Berges rettete Frankreich   vor der europäischen   Koalition, aber indem sie sich auf die geschilderte Art mit dem Schwerte Bahn brach, ebnete sie den Boden für die Militärdiftatur. Sie empfing die furchtbare Lehre, daß man auf die Dauer einer Nation fein politisches System aufzwingen kann, mit dem die Mehrheit der Nation nicht einverstanden ist. Gegen die Abneigung der Mehrheit einer Nation kann ein politisches System auch nicht mit den furchtbarsten Zwangsmitteln erhalten werden. Das zeigt eben die Geschichte der Schreckenszeit. Der gewissenhafte Ge­schichtsschreiber hat kein Interesse, sie zu beschönigen, und die Art, wie das französische   Bürgertum den Feudalismus nieder­warf, die Wehen  , unter denen die bürgerliche Gesellschaft ins Leben trat, sind um so mehr dem Karakter jener Zeit ent­sprechend, als dem Ausbruch der großen Umwälzung eine jahr­hundertlange Mißregierung seitens der bourbonischen Autokraten vorherging.

Der Geschichtsschreiber, welcher jene Wahrheiten verschweigt oder verschleiert, leistet damit der Demokratie einen schlechten Dienst, indem er ihr die aus einer gewissenhaften Darstellung jener Umwälzung sich ergebenden Lehren und Erfahrungen vor­enthält.

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Im Fegefeuer.

Humoristische Erzählung von 23. Rudolf.

Mein einziger Wunsch war: wenn die da unten nur bald abzögen, denn man denke sich meine Situation bei der vielleicht ziemlich rasch erfolgenden Rückkehr der Kinder, die wahrschein­lich der alte Franz oder, was mir noch peinlicher werden mußte, die hübsche Berta begleitete! Dann mußte ich doch schließlich wohl oder übel aus meinem Blätterverstecke hinunter, o es war doch eine ganz verzweifelte Geschichte, in die ich da hinein­gekommen war, so ungeheuer fatal für mich und nicht minder lächerlich für andere.

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Und dann das Mädchen da unten mit der bekannten Stimme!? Ich hatte ja eigentlich fast gar keine Mädchenbekanntschaften,- wer mochte diese nur um alles in der Welt sein? Die Stimme flang mir so ungemein sympatisch, so herzig lieb, ich hätte mich in die Stimme allein schon verlieben können

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Knicks, fnacs heiliger Petrus, war das ein Schreck! Der eine von den beiden Aesten, auf denen ich möglichst vor­sichtig hockte, hatte zu brechen begonnen, und wenn ich nicht diesmal wirklich geschickt und flink gewesen wäre, dann hätte ich sicherlich das Gleichgewicht verloren und wäre vom Baume hinuntergestürzt der lustigen Gesellschaft zu Füßen.

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Wer weiß, wie ich mich verlezt hätte, wie ich auf dem Erd­boden angekommen wäre, mit zerschundenen Beinen und Armen, mit blutender Nase und zerkraztem Gesicht, ein Bild zum

Erbarmen

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" Was war denn das?" tönte die liebliche Mädchenstimme. " Hat niemand etwas gehört? Das klang gerade so, als ob jemand hier in den Büschen herumschliche."

" Wahrscheinlich Räuber," antwortete eine lustige Männer­stimme." Bum Kampfe müssen wir uns bereiten."

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Malt nur solchen Schrecken nicht an die Wand," ließ sich darauf ein anderes Mädchen vernehmen, es gibt gewiß hier in dem Walde schlechtes Gesindel genug und ihr beiden jungen Leute mit uns drei Mädchen würdet im Kampfe mit ein paar laßt uns lieber räuberischen Wegelagerern wenig ausrichten

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( Schluß.)

gehen, Rosa hat vollkommen recht, es bewegte sich etwas in ganz unheimlicher Weise hier in unserer Nähe."

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Rosa hieß sie, auch dieser Name war mir bekannt, ohne daß ich finden fonnte woher, zum Nachdenken war meine Situation übrigens wirklich nicht geeignet, indessen atmete ich auf, wenn sie nur gingen! Freilich hätte ich sehr gern jene Rosa ein einzigesmal erblickt-

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Meine Hoffnung auf Aufhebung der Belagerung, von der die Belagerer keine Ahnung hatten, wurde jedoch sofort wieder zertrümmert.

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Oho!" riefen die Herren einstimmig. Das fehlte! Flucht," sezte der eine hinzu, feige Flucht vor jämmerlichem Raubgesindel, wir, die wir den Schläger zu schwingen wissen und den krummen Säbel, die wir uns auf allen Fechtboden der Welt sehen lassen können. Daraus wird nichts, Ihr Damen, wir sind Ihre Kavaliere und stehen mit unserm Leben dafür, - hervor, Banditen, daß Ihnen kein Haar gekrümmt wird, aus düstrem Versteck stellt euch zur Schlacht, diese Ziegen­hainer werden Wunder an euch verrichten."

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,, Bravo  ," lachte der andere, ganz meine Meinung. Uebri­gens braucht sich selbst das ängstlichste Mädchenherz in diesem Walde nicht weiter zu fürchten,- Räuber sind hier seit Jahr­zehnten ausgestorben, höchstens entdeckt man einmal einen so­genannten ziemlich harmlosen Stromer, der unter irgend einem schattigen Busche einen mit Hilfe von Bettelgroschen wohl­erworbenen Rausch ausschläft."

Ich denke, wir durchsuchen zur völligen Beruhigung unsrer Damen das Gehölz rings umher nach etwaigem menschlichen Inhalte," meinte der Patetische.

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Aber wir können doch nicht in alle Gebüsche hineinfriechen! Und auf die Bäume müßten wir auch noch hinauf, denn wer weiß, was da oben steckt erwiderte der andere. Nun, wozu haben wir denn unsere Stöcke? Mit ihnen stechen wir in die Gebüsche und in das Laub der Bäume,

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