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als je zuvor wenn eine andere als sie mir entgegengetreten wäre als sein Weib," fuhr sie schneller fort. Nein, und tausend­mal nein und wenn sie und ich und wir alle dabei zugrunde gegangen wären!"

Sie blieb stehen und sah mit bitterem Lächeln auf Hedwig nieder.

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Warum bist du auf einmal so still," fragte sie höhnisch. So sprich doch gib mir gute Ratschläge, weise Lehren, wie ich mich mit philosophischem Gleichmut auch über dieses Lezte hinwegsezen soll. Du bist doch sonst so klug! Soll ich einen Wohltätigkeitsverein gründen oder fremder Leute Kind an Kin desstatt annehmen und mir einbilden, daß ich das Kind fremden Leichtsinns liebe? Oder was für ein gottgefälliges Werk rätst

du mir sonst noch an, um mir über den Ekel und die Lange­weile meines Lebens hinwegzuhelfen?"

Sie war auf das Sopha niedergeglitten und hatte die Hände über dem Kopfe zusammengeschlagen Nun starrte sie mit bren­nenden Augen vor sich hin und ein Zittern flog über ihr Gesicht. Die Glückliche!" sagte sie leise und nickte mechanisch mit dem Kopfe.  - Wie sie einander lieben!- Und das Kind!" Sie schloß die Augen. Und ich" sie lächelte bitter ich habe niemanden."

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Sie stand hastig auf und zog die Glocke.

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" Bereiten Sie alles für unsere Abreise vor," sagte sie zu dem betroffen dreinschauenden Mädchen. Wir fahren mit dem nächsten Zuge nach Hause." ( Schluß folgt.)

Die Jobsiade.

Just ein Jahrhundert mag verflossen sein, seitdem zu Hamm  | Vollkraft seines Schaffens und hatte eben seinen Egmont voll­in Westfalen ein Büchlein erschien von seltsamem Inhalt, des­gleichen man noch niemals gesehen. Das Opus war betitelt:

endet, und Schillers Genius nahm seinen Flug in seinen drei ersten kraftgenialischen Dramen. In dieser Periode. mit

K. A. Kortum  , der Dichter der Jobsiade.

Leben, Meinungen und Taten von Hieronimus Jobs, dem Kandidaten, und wie er sich weiland viel Ruhm erwarb, auch endlich als Nachtwächter zu Schildburg starb."

,, Vorn, hinten und in der Mitten Geziert mit schönen Holzschnitten. Eine Historie lustig und sein

In neumodischen Knittelverselein."

Solch grotesker Titel konnte begreiflicherweise nicht leicht mundgerecht werden und der Autor bezeichnete deshalb sein Wert, in Perfiflage klassischer Werke, als die Jobsiade, nach welchem Namen man das Opus bald im größeren Publiko nannte und heute noch nennt.

Das war eine Schüssel voll derber Hausmannskost, eine Gabe grobkörnigen Humors! Sie dem Publikum zu bieten, dazu gehörte eine gute Portion moralischen Mutes. Denn man befand sich damals, in den Jahren 1783 und 1784, in der klassischen Periode unserer Literatur. Lessing   hatte seinen glänzenden Feldzug für das Schöne und Wahre schon drei Jahre zuvor vollendet; die formschönen Dichtungen Wielands waren zum großen Teil erschienen; Goethe befand sich in der

P. Hasenclever  , der Maler der Jobsiade.

Knittelversen auf dem Plan zu erscheinen, war auch für einen geistreichen Mann ein heroisches Unterfangen. Ohnehin war das Verständnis für humoristische und satirische Dichtungen in der großen Masse wenig angeregt worden. Die interessanten Satirifer und Humoristen der Reformationszeit haben entweder lateinisch geschrieben oder blieben später wegen ihrer Anspielungen auf ihre Zeitverhältnisse für weitere Kreise unverständlich. Es ward auch nicht sobald anders; selbst der brillante Fischart konnte kein eigentlich populärer Schriftsteller werden. Es kam die öde Zeit des dreißigjährigen Kriegs, welche den Opizz'schen Plattheiten zu höchftem literarischen Ruhme verhalf. Auch die folgenden Perioden produzirten wenig bedeutendes im eigent lichen Humor; namentlich das komische Epos ward wenig angebaut und entstand hauptsächlich durch Nachahmung aus ländischer Muster. Der Renommiſt" von Zacharia( um 1774) verdient vielleicht nicht die Berühmtheit, welche ihm verschiedene Literarhistoriker eifrigst zu erhalten bestrebt sind. Rabeners Satiren sind harmlos und flach; Wielands Abde riten waren nicht volkstümlich genug; Liscow drang nicht unter die Menge, und Lichtenberg begann erst seinen Wiz

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