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und geruchlose Verbrennung von Tierleichen mit ansehen kann. Groß-| artig ist die Menge von einzelnen Maschinen, die man in den ver­schiedenen Gebäuden in Funktion sehen kann. Die Gesellschaft Carne pura   hat sich einen glänzenden Pavillon errichtet; desgleichen kann man eine vollständige berliner   Volksküche in voller Tätigkeit sehen. Wir sehen einen meteorologischen Pavillon, ein Volksbad, verschiedene zur Krankenpflege eingerichtete Belte, sodann den Pavillon des Reichs­gesundheitsamts, der zwei vollständig ausgerüstete Laboratorien zur Untersuchung von Nahrungsmitteln enthält. Eine Abteilung für Feuer­wehr mit Steigerhaus ist vorhanden, und einen der interessantesten Teile bildet ein vollständig eingerichtetes Steinkohlenbergwerk, in welchem die Bergarbeiter durch Wachsfiguren dargestellt sind, und das ganz regelmäßig befahren werden kann.

So sehen wir in dieser Ausstellung wiederum einen Triumph der modernen Vervollkommnung der Produktionsinstrumente, und wir möchten jedem, der Gelegenheit hat, empfehlen, diese Ausstellung an­zusehen. Man wird staunen, wie weit die hygienische Kunst und Forschung schon vorgeschritten ist, und es macht einen beruhigenden Eindruck, zu wissen, daß dieselbe immer weiter vorschreiten und gegen Bl. Gefahren aller Art Schuz bieten wird.

Die Karschin, die bekannte deutsche Dichterin, hat dem alten Friz" sehr gut geantwortet, als er auf ihre Bitte um Unterstüzung in ihrer Not ihr zwei Taler schickte. Sie sandte die zwei Taler zurück mit den bittern Versen:

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Zwei Tafer gibt fein großer König,

Nein, dies Geschenk vergrößert nicht mein Glück, Nein, es erniedrigt mich ein wenig, Drum send' ich es zurück!"

Mit den medizinischen Kenntnissen der Karschin war es dagegen sehr schlecht bestellt. Sie schrieb einst an Gleim über ein Mittel gegen die Lungenschwindsucht und gab in ihrem Briefe wörtlich folgendes an: Ein 13jähriges Mädchen hatte die Lungensucht in einem so hohen Grade, daß Professor Friz ihr das Todesurteil sprach. Das Mädchen war ein Skelett, die Sprache wie das Zischen einer Gans, wenn jemand ihre Jungen gefährdet. Man ließ sie einen halben Monat im Garten wohnen; man brachte sie aufs Land zur frischen freien Frühlingsluft. Alles umsonst. Der Arzt reiste ihr nach und rief: Sie muß sterben. Ein altes Landmütterchen lachte fromm über des Arztes Todes­urteil. Es nahm drei Quart Braunbier, tat es in einen neuen Topf nebst den abgestreiften Blättern von Lungenkraut, für einen Groschen; für ebensoviel weißen Honig und eine Hand voll Weizenkleie, deckte den Topf zu und ließ die Masse bis zur Hälfte einkochen. Als es verkühlt war, läuterte sie es ab durch ein feines leinenes Tüchlein und füllte es in eine Flasche. Die Kranke trank davon, so oft sie Lust hatte, und ward gesund. Ihre Mutter rettete seitdem viele Lungensüchtige durch dieses einfache Tränkchen; ich selbst habe mir es kochen lassen und fühle herrliche Erleichterung. Ich bitte Sie, dies Mittel allen armen Lungensüchtigen zu empfehlen; es ist leicht, wohlfeil und hilft gewiß."

Also die Karschin. Wenn sie schon es mit der Handlung der Lungensucht so leicht nahm, welche Unsumme von Quadsalberei mag dann in der breiten Masse des Volkes sich abgelagert haben. Wie unendlich weit sind wir doch gegen jene gute alte Zeit" vorgeschritten!

Bl.

Als Napoleon   nach der Schlacht von Waterloo   in den Tuilerien anlangte und schaudernd in den Abgrund hineinblickte, der sich vor ihm auftat, schickte ihm ein Kammerdiener seinen Kaffee durch einen Knaben. Der besiegte Kaiser hatte den Kopf auf die Hände gestüzt und blieb unbeweglich. Das Kind sah ihn an.

" Trinken Sie," sagte der Knabe zu dem Kaiser, es wird Ihnen

gut tun!"

" Ah," sagte der Kaiser, du bist von Gonesse  , wo deine Eltern ein Häuschen haben und einige Morgen Feld!"

" Ja!"

" Das," seufzte Napoleon  , ist das wahre Glück auf Erden."

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So sind die Ehrgeizigen. Nachdem ihnen die Welt zu klein ge wesen, scheint ihnen schon eine Hütte zu groß. Und sie belügen damit sich und andere, denn ein Häuschen und ein Acker ist noch lange nicht das Glück. Es scheint, als ob der Ehrgeiz den Menschen des Ver­ständnisses für gewisse Dinge beraube.

Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.

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Die Wirkung der kleinsten Kräfte in der Natur. Mehrere eng­lische Zeitungen berichten über folgendes Beispiel von ungeheurer Wir fung der Molekularkräfte. Das mit Reis beladene italienische Schiff " Franciska" hatte unlängst unweit London   auf der Themse   Wasser ge= faßt. Eine große Zahl Arbeiter wer sofort bereit, das Wasser aus­zupumpen, um die Ladung zu retten, allein die Säcke saugten, troz aller Raschheit, mit welcher man Hilfe brachte, nach und nach das Wasser ein, quollen auf, und zwar so stark, daß das Schiff wenige Tage später, durch das Aufquellen der Ladung, in Stücke gesprengt wurde. Dieser Vorgang, so unwahrscheinlich er auch scheinen mag, bietet für den, der die Natur kennt, nichts Ueberraschendes. Man weiß, wie Hannibal   durch heißes Wasser die Felsen der Alpen  sprengte. Gefrierendes Wasser und auftauendes Eis wirken als Sreng­mittel. Füllt man Glaskügelchen mit Wasser und taucht sie in eine Kältemischung, so springen sie. Auch der Löschungsprozeß des Kalkes fann zum Sprengen benuzt werden, und richtig angewandt gibt Alez­kalf dem Dynamit nichts nach. Arnould, ein belgischer Ingenieur, fam vor etwa 10 Jahren auf den Gedanken, den Aezkalt zu diesem Zwede zu verwenden. Gerade wie man die Patronen mit Schießpulver füllt, so läßt er sie mit Aezkalt füllen. Die gefüllten Patronen werden in eine Reihe neben einander befindlicher Bohrlöcher geschoben und mittels einer gemeinsamen Röhre gleichzeitig mit Wasser befeuchtet. Die Wir­fung ist so zu sagen blizartig und sofort fällt die zu sprengende Wand in Trümmer. Die Grubenbesizer Smith und Moore bringen dieses Verfahren in den Shipley- Werfen bei Darby in Anwendung. Die Sprengung geht so leicht von statten, daß man 15-20 Tonnen in 25 Minuten loszusprengen vermag und noch eine Ersparnis macht, welche sich in deutschem Gelde auf 40 Pfennige pro Tonne berechnet. Wir möchten das Arnould'sche Verfahren, mit Rüdficht auf die durch Sprengen mit Schießpulver oder Dynamit so häufig hervorgerujene achtung der Bergleute empfehlen. Entzündung der schlagenden Wetter, ganz besonders der Be

Rebus.

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Auflösung des Rebus in Nr. 19:

Wo sich Adler. raufen, haben die Krähen Festtag.

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Inhalt: Vom Baume der Erkenntnis. Roman von J. Zaded.( Forts.) Die Jobfiade.( Mit Illustrationen.)- Das Problem des Lebens. Londoner   Bilder. IV. Die City. Von Heinrich Nonne. Ich bleibe ledig Novellette von Enrico Castelnuovo. Deutsch von Konrad Telmann  . Welthandel und nationale Produktion. Von Bruno Geiser.( Fortsezung.) Illustrirte Schnadahüpfeln. Original zeichnung von Max Flashar  . Siamesische Musikanteu.( Mit Illustration.)- Die allgemeine deutsche Ausstellung für Hygiene und Rettungs wesen zu Berlin   1882/83.( Mit Illustration.) Die Karschiu. Napoleon  . Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Die Wirkung der Kleinsten Kräfte in der Natur. Rebus. Aerztlicher Ratgeber. Redaktionskorrespondenz. Gemeinnütziges. Mannichfaltiges. Humoristisches.

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Mit dieser Nummer schließt das III. Quartal des 8. Jahrganges der Neuen Welt". Die geehrten Post- Abonnenten werden ersucht, die Bestellungen auf das IV. Quartal ungefäumt aufzugeben, damit keine Unterbrechung in der Zustellung des Die Expedition der ,, Neuen Welt."

Blattes eintritt.

Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart  . Redaktion: Fangelsbachstraße 32.- Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  . Drud und Berlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart  .