fäufe zu besorgen, so wußte ihr bescheidenes Auftreten jede kecke Annäherung fern zu halten. Wenn doch irgend ein Kurgast, durch ihre auffallende Schönheit geblendet, ihr ein Wort zu­flüsterte, so errötete sie wie Gretchen bei Fausts Ansprache, blieb aber nicht wie diese stehen, um mit einem Knig im Adagiotempo vorzutragen, daß sie ungeleitet nach Hause gehen fönne, sondern gab gar keine Antwort und ging eilig ihres Weges.

Darum war aber das jugendliche Gemüt nicht Liebesträumen verschlossen geblieben, und das Herzchen fing zu flattern an wie eine Taube in der Schlinge( in dieser Geschichte, die von so vielen Tauben handelt, liegt der Vergleich ja nahe), als der bewundernde und achtungsvolle Blick des Engländers es in seine Neze zog.

Und so war damals, als Thusnelda auf jener Bank im Gewächshause ruhte, ihr Sinn von dem sie verfolgenden Bilde eingenommen, und das Plätschern der Fontaine schien mit seinem regelmäßigen Tropfengeklingel das Wort zu wiederholen: ich liebe ihn ich liebe ihn", und die Turteltaube lachte freudig und erwiderte: Kuku- ruh

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Plözlich hörte sie Schritte im Sande knarren, hob die Augen auf und erblickte ihn selbst Cobden- Carew Mr. Cobden Carew( den Namen hatte sie längst aus der Kurliste herausgefunden), der sich ihr ehrerbietig grüßend näherte. Das Herz stand ihr still. ,, I beg your pardon, miss Bretter, you speak english , I suppose?"

Thusnelda schwieg.

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Dann ich will sprechen deutsch ," sagte er nun, ihr Schweigen für eine Verneinung seiner Frage auslegend. Ich weiß deutsch hübsch wohl."

Thusnelda lächelte. Sie war sehr fest im Englischen und hatte in Gedanken diesen Saz gleich in die von dem Sprecher gedachte Form übersezt: ,, I know german pretty well." Das Lächeln legte er wieder als eine Aufmunterung aus und fuhr fort:

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Erlauben Sie, zu introduziren mich selbst. Mein Name ist Plantagenet Cobden- Carew, Neffe zu Sir Jasper Carew von Cobden- Abbey, Wales . Ich bin eben von Alter gekommen, und der Gouverneur- ich meine, mein Vater nahm mich auf eine Tour an den Kontinent, zu sehen die Welt... und die Welt scheint mir schön in der Tat, da ich fiel in Liebe..." Thusnelda hatte fortwährend diese Rede ins Englische über­tragen, und es schien ihr, als wäre ein Kapitel der vielen Tauchniß- Edition- Romane, die sie gelesen, zur Wirklichkeit ge­worden, und die lieblichsten Luftschlösser bauten sich vor ihrem Geiste auf. Sie sah die stolze Cobden- Abbey, zu deren Herrin sie des jungen Gentlemans ,, first- sight love" machen würde, sie erblickte in den wohlgepflegten ,, gravel- walks" des Parks die ihrer harrende ,, poney chaise", und beinahe war es ihr ( die Turteltauben lachten eben in ihrem Käfig), als schallten Babystimmen aus der, nursery" herüber. Welches Mädchen hätte nicht in Zeit von einer Sekunde sich einmal ein ganzes solches Heimmärchen vor die Seele gezaubert?

Endlich faßte auch Thusnelda Mut und begann zu reden: Sie leben immer auf dem Lande in England, Mister Cobden?"

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, Bis jezt ich tat, aber mein Vater wird kaufen eine Com­mission für mich."

" Ja so, ich verstehe: eine Offiziersstelle."

"

Eraft. Dann werde ich vielleicht über gehen müssen

nach India."

So weit?"

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" Ja, weit, zu weit ich werde nicht wissen, wie mich zu reißen weg von hier-" Was fesselt Sie denn so mächtig hier?" Oh, Miß Bretter

Liebe

"

Hahahaha

"

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Und so sprachen sie noch lange zusammen. Zum erstenmale im Leben empfand Thusnelda die süßen Regnngen, die sich eines Mädchens bemächtigen, wenn der seit langem Vorgezogene, derjenige, dessen Bild seine Träume füllte, nun in Wirklichkeit Worte der Liebe flüstert und dabei auch von Heirat" spricht, diesem Hort und Hafen, nach welchem alles Wünschen und Hoffen deutet.

"

Die jungen Leute verließen das Glashaus als ,, pledged lovers", das heißt als verlobte Liebende.

Es wurde verabredet, daß Plantagenet am nächsten Tage zu Madame Bretter kommen würde, seine Werbung vorzubringen, und Thusnelda fühlte sich glücklich wie im Fabelland. Als sie nach Hause fam, fiel sie der Mutter um den Hals und erzählte ihr alles.

Frau Bretter schüttelte den Kopf.

"

Es wäre mir schon lieber gewesen," sagte sie, ein schlichter deutscher Bürger hätte dich zu seiner Hausfrau erwählt, mein Kind; ich mißtraue diesem Fremden."

Am folgenden Tage, gegen Mittag, fam Plantagenet. Die beiden Frauen saßen in einer Gartenlaube. Die Mutter hatte ein Spinnrad vor sich, die Tochter zeichnete. Sie hatte eine Gruppe erotischer Pflanzen sfizzirt, welche ein Vogelbauer mit Turteltauben umgab: ein Gedenkblatt an gestern.

Madame Bretter grüßte den nahenden Gast und sagte: " Ich habe Sie erwartet, mein Herr. Meine Tochter hat mir Ihren Besuch angesagt und auch alles erzählt, was zwischen Ihnen verabredet worden ist."

Mister Cobden war sichtlich verwirrt, und ebenso verlegen fühlte sich Thusnelda , welche zitternd ihre Hand zum Gruße reichte, und sich dann wieder über ihre Arbeit neigte.

Nachdem der junge Engländer den ihm von Frau Bretter höflich angewiesenen Plaz eingenommen hatte, hielt er mit ziem­lich stotterndem, ängstlichen Vortrag folgenden Ansprache:

"

Madam', ich komme um zu fragen die Hand Ihrer Toch­ter.... Ich liebe Ihre Tochter.... Aber ich kann nicht hei­raten eben jezt... ich habe zu meinem Vater gesprochen, diesen Morgen und er... refüsirt sein consent. Er sagt, er iſt selbst ohne Aussicht in Besiz zu kommen... denn Sir Jasper, das Haupt der Familie, meines Vaters Cousin, hat einen Sohn und Erben... er sagt, ich habe nichts zu expeftiren als meine Kommission und kann nicht heiraten ein portionloses Mädchen. Ich kann also dem Mädchen, das ich liebe, kein home bieten... aber ich will doch wahr sein zu meinem Wort. Wenn Miß Bretter will warten auf mich bis ich zurückkomme aus India als Major, dann haben wir meine Zahlung zu leben darauf... oder wenn sie konsentirt zu einer privaten das ist geheime

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Heirat

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ich bin von Alter und fann heiraten um mir selbst zu gefallen... und dann, mein governor ist ein guter alter Knabe und in Zeit werde ich gewinnen sein consent obwohl er ist gegen Fremde sehr prejudizirt."

Die Züge der Frau Bretter hatten sich im Laufe dieser Rede immer mehr und mehr verfinstert; nachdem der junge Manu ausgesprochen, erhob sie sich von ihrem Size und sagte mit falter Strenge:

" Ich bin eine deutsche Frau, Sir...

Mr. Cobden verneigte sich

und dieses Kind ist ein deutsches Mädchen... Mr. Cobdens Miene drückte aus, daß ihm dieser Umstand bekannt war.

... und wir sind schlichte aber ehrsame Bürgerinnen" fuhr Madame Bretter mit verdoppelter Strenge fort- die feinerlei Demütigungen hinnehmen. Sagen Sie dem Lord, Ihrem Vater" Er ist kein Lord

ich bin mit all' meinem Herzen in Jasper Cobden- Carew Kukeruh- uh.

Das wird vorübergehen."

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plain mister Cobden, Vetter zu Sir Einerlei- sagen Sie dem Mister Pleen" daß eine ein fache deutsche Frau die Ehre ablehnt, seine Einwilligung zu einer Verbindung erbitten zu sollen und daß sie niemals erlauben

" Nie. Ich habe ein wahres Herz. Oh, wenn Sie wollten wird, daß sich ihre Tochter zu einer geheimen Ehe, ja nicht nur warten für mich..."

einmal zu einer langen, unbestimmten Brautschaft hergebe. Ich