wieder los zu kommen und zappelt sich zutode. Die Intelligenz der Fliegen ist sehr verschieden. Die kurzrüsseligen sind sehr dumm; die langrüsseligen sind in der Entdeckung von Honig fast eben so geschickt wie die Honigbiene selbst.
Die Blumen locken oft die verschiedensten Insekten an sich burch Farbe und Wohlgeruch, aber nur einige oder nur eine einzige Art hat Zutritt zu der Schazkammer, in der der Honig verwahrt liegt. So gibt es eine Blume( Melampyrum arvense) Die alle möglichen honigsuchenden Insekten anlockt, aber nur der langrüsseligsten Hummel den Honig gewährt, wofür die Hummel die Kreuzbefruchtung vermittelt. Dafür ließen sich noch mehr Belege beibringen.
So sehen wir, daß auch bei den Blumen ein reiches und mannichfaltiges Liebesleben sich abspielt, wie die Dichter es manchmal geahnt haben. Oder ist es nicht eine Ahnung der Wahrheit, wenn Heinrich Heine in seinem reizenden Gedicht von der Lotosblume sagt:
Die Lotosblume ängstigt
Sich vor der Sonne Pracht Und mit gesenktem Haupte
Erwartet sie träumend die Nacht.
Der Mond, der ist ihr Buhle, Er weckt sie mit seinem Licht, Und ihm entschleiert sie freundlich
Ihr frommes Blumengesicht.
Sie blüht und glüht und leuchtet
Und starret stumm in die Höh',
Sie duftet und weinet und zittert Vor Liebe und Liebesweh.
Was der Dichter in seinem tiefen Gemüt nur ahnte und in poetischer Bekleidung aussprach, hat die Wissenschaft Klargestellt.
655
Wir sehen, daß bei dem reichen Liebesleben der Pflanzen, die ihren Standort nicht verlassen können, die Insekten die Vermittler spielen. Insekten wie Blumen passen sich diesem Vermittlungstrieb durch natürliche Zuchtwahl an, und so sehen wir, daß die Insekten die Blumenzüchter sind, denen wir die außer= ordentliche Pracht und Schönheit der Blumenwelt zu verdanken haben. Die kleinen Kunstgärtner haben im Laufe der Jahrhunderte sich ein Reich von wunderbarer Schönheit geschaffen; für sie ist die Erde in der Tat ein Blumengarten; die Blumenkelche sind ihre prächtigen, kunstvoll und phantastisch gestalteten und geschmückten Paläste, in denen für sie eine Menge von Schäzen und Süßigkeiten aufgespeichert sind und wo sie täglich mit Hochgenüssen beglückt werden. So reich ist die Natur, daß diese Insekten im ganzen immer den Gegenstand der Nachfrage und Anlockung bilden; es sind solch ungeheueren Duantitäten von Blütenstaub und Blumenhonig vorhanden, daß eine Menge von Pflanzen gar nicht von Insekten besucht werden, auch wenn sie sich zum Besuch cignen.
Wir schließen mit einem Ausspruche eines unserer bedeutensten Pflanzenforscher, des Oberlehrers Dr. Hermann Müller zu Lippstadt :
"
Den frommen Gemütern, die auch in den Wechselbeziehungen zwischen Blumen und Insekten das Walten einer allweisen, allgütigen Vorsehung zu bewundern lieben, und ebenso Freunden des nie irrenden Unbewußten, denen zufolge das Hellsehen des Instinkts ja gerade immer solche Punkte betrifft, welche die bewußte Wahrnehmung überhaupt nicht zu erreichen vermag, muß jenes in Südbrasilien angepflanzte Hedychium zur Beachtung empfohlen werden, in dessen honigspendenden Blumenröhren gewisse Schwärmer sich mit ihren Rüsseln festklammern und die Blumen zerschlagend auch selbst langsam dahinsterben."
Um Wahrheit.
Novelle von Reinhard Kern.
Der Pastor trat dicht vor die Dame des Hauses hin und berbeugte sich mit eigentümlich düsterem Lächeln.
"
„ Gnädige Frau," sagte er, entschuldigen Sie gütigst, daß ich Sie in Ihrer jedenfalls außerordentlich interessanten UnterHaltung mit Herrn von Köstlin störe. Ich komme, um meinem sehr geehrten Herrn Gegner den lebhaften Wunsch meines jingeren Amtsbruders, des Herrn Kandidaten Linke, vorzufragen, Herr von Köstlin möge ihm noch auf einige Fragen im Brivatgespräch Antwort erteilen. Auch ich habe ein Interesse daran, daß es also geschähe, denn erlaubte auch mir meine mir durch die Allgüte des Höchsten anvertraute Stellung nicht, die Disputation fortzufezen, nachdem sie einen sonun sagen wir- Schroffen Karakter angenommen, so möchte ich doch nicht der Vermutung Nahrung geben, als hätte mich ein anderer, ein sachlicher Grund bewogen, die Unterhaltung abzubrechen. Sie, mein Herr von Köstlin, werden mir wohl gestatten, Sie inzwischen bei unserer so überaus liebenswürdigen Wirtin zu vertreten, der ich einige, wie ich mit Sicherheit annehmen zu dürfen glaube, auch für sie recht interessante Mitteilungen zu machen habe."
Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sich der Pastor einen Lehnsessel heran und ließ sich an der andern Seite der Dame nieder. Diese zog die schönen Augenbrauen in heftigem Unwillen zusammen und antwortete:
So
-
ah- ich weiß nicht, ob Herr von Köstlin mit dieser Art der Fortsezung seines gelehrten Streites mit Ihnen
zufrieden ist
-
"
Köstlin war das nun ganz und gar nicht. Aber er konnte sich kaum weigern, und er hätte jezt auch nicht diesem seinen hm immer unsympatischer werdenden Gegner an der Seite der Frau, die er fühlte es jezt nur zu sehr sein Herz sich ecobert hatte, gegenüberfizen mögen. Er erhob sich, ohne dem Bastor auch nur einen Blick zu gönnen.
-
-
"
-
"
( Schluß.)
Wenn Sie mir erlauben, gnädige Frau Sie neigte das schöne Haupt und warf ihm einen raschen, glutvollen Blick zu.
" Ich muß wohl" antwortete sie. Bei Tisch werden Sie mir erzählen, was der Herr Kandidat zu wissen wünschte, ich bin sehr begierig, zu hören, was Sie antworten werden.
" 1
-
Für Köstlin war das einer Erlösung von schwerem Uebel gleich, der Kandidat war ein ganz unleidlicher Fanatiker. Ein Mensch, an dem die unwiderleglichsten Gründe machtlos abprallten und der tausendmal hintereinander mit unglaublichster Bungengewandheit und salbungsvoller Begeisterung denselben Widersinn immer in neuen Phrasen und neuer Gruppirung eines wilden Gewirrs von Scheingründen vortragen konnte. Schließlich hatte er cine volle halbe Stunde lang, ohne sich auch nur ein paar Sekunden unterbrechen zu lassen, auf Köstlin eindieser hörte längst nicht mehr auf ihn, wußte aber geredet, absolut nicht, wie er den ewig um ihn herumzappelnden Menschen hätte los werden können.
-
Jezt endlich stand plözlich wieder Frau Burger vor beiden. Den Kandidaten beachtete sie nicht.
„ Sie versprachen, mich zu Tisch zu führen, Herr von Köstlin," sagte sie lächelnd." Ihr Gespräch mag noch so fesselnd sein dies Versprechen müssen Sie halten."
Köstlin pochte das Herz laut und heftig, als er der schönen Frau den Arm reichte. Und es hörte nicht auf, an die Brustwand vernehmlich zu hämmern, als er sich bei Tisch an ihrer
Seite niederließ.
Mußte es im Rauschen der Tafelunterhaltung nicht zwischen
Er erhob sich, ohne dem ihr und ihm zu einer Erklärung über ihr beider Fühlen und
Wünschen kommen?