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dringenden Rat, Billard möge die Vorlesung gar nicht besuchen. Man werde das Lustspiel aufführen, daran sei kein Zweifel, aber eben diese Aufführung werde den Verfasser um all seinen Ruhm bringen. Diese leztere Enttäuschung." schrieb Brizard, ,, wird bitterer sein als die erste. Verbrennen Sie Ihr Manuskript, sagen Sie, es sei von Ihnen im Zorne verbrannt worden und Sie hätten keine Abschrift. Wie ich Paris und die Welt kenne, wird aus der Asche Ihres verbrannten„ Verführers" der Phönig eines Dichterruhmes für Sie erstehen, der Ihren Namen auf die Nachwelt bringt, während Sie Sich durch die Aufführung Ihres mißlungenen Lustspiels der Gefahr aussezen, sich bei der Mitwelt lächerlich zu machen. Man wird von dem verbrannten„ Verführer" sagen, es sei ein Meisterstück verloren gegangen; man wird Ihren Heroismus bewundern und Sie um so mehr verherrlichen. Den dargestellten„ Verführer" wird man auszischen und der Fluch der Lächerlichkeit wird das Haupt seines Verfassers treffen. Das sagt Ihnen ein aufrichtiger Freund."
Solche Warnungen kommen gewöhnlich unzeitig und ein eitler junger Mensch ist am allerwenigsten dazu zu bringen, sie zu befolgen, geschweige denn ein solcher in der Situation des jungen Billard. Dieser hatte nicht übel Lust, anzunehmen, sein Freund und Retter Brizard hätte im Irrenhause von Charenton während seiner kurzen Anwesenheit einen Stich bekommen und sei verrückt geworden. In Rücksicht auf den von Brizard ihm geleisteten Dienst zwang er sich, dem Künstler höflich zu antworten und bemerkte, eine Verbrennung des Manusfripts ändere an der ganzen Sache nichts, denn von dem vielen Vorlesen wisse er sein Stück auswendig.
Die Vorlesung vor dem Komité der Künstler des Théâtre français fand statt, und während man früher das Stück nicht angehört hätte, war diesmal die Aufmerksamkeit eine untadelhafte. Die Künstler schliefen nicht und die Damen kicherten nicht. Als die Vorlesung beendet war, waren alle von dem
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Stück entzückt und beschlossen einstimmig, es aufführen zu lasse Billard war begeistert. Aber Brizard murmelte beim Weggehe in sich hinein:" Diesmal wird er zur sicheren Beute des Narren hauses und ich kann ihn nicht retten."
Kurz darauf, am 3. März 1773, las man auf den Zettel des Théatre français die Ankündigung:„ Der Verführer. Lu spiel in fünf Aften und in Versen, von Franz Billard."
Der Andrang war ein folossaler, das Haus war überfül und das ganze öffentliche Interesse von Paris konzentrirte s auf diese Vorstellung. Aber Brizard behielt Recht. Die hod gespannten Erwartungen, die man auf das Stück gesezt hat schrumpften gar rasch zusammen. Der„ Verführer" gefiel eb gar nicht und das Publikum, welches das Stück so sehr Schuz genommen, als es dasselbe noch nicht kannte, stieß jezt auf das heftigste zurück, nachdem es dasselbe kennen g lernt. Ohnehin hatte die Gunst des Hofes und der Aristokra dem jungen Billard eine Menge von Neidern geschaffen u die Volksmasse war gegenüber dem Stück schon sehr mißtraui geworden, als sie dasselbe von oben herab protegirt sah. D erste Urteil der Schauspieler über das Stück wurde vom Publik glänzend bestätigt und der Stern des jungen Billard ging un in dem Sturm von Zischen, Trampeln und Pfeifen, mit d sein Stück auf immer von der Bühne vertrieben wurde.
Der Lächerlichkeit verfallen, konnte Billard den jähen St von seiner Höhe nicht ertragen. Er verfiel dem Wahnsinn fam wieder nach Charenton, aber um es nicht mehr zu v lassen. Brizard hatte Recht gehabt: er konnte den unglücklic Dichter des„ Verführten" nicht mehr befreien.
Nach fünfunddreißig Jahren fand Esquirol den Unglücklic noch in seiner Zelle. Die Stürme der französischen Revolut waren über seinem Haupte hinweggerollt; jene Gesellschaft alten Regimes, die ihn einst gehoben und dann gestürzt, h der Republik und dem Kaiserreich plaz gemacht; der arme Wa sinnige las immer noch seinen„ Verführer" vor.
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Da frill er in die Wirkshausube, Wo rings sich drängt der Gäfte Schwarm, Der kleine blondgelockle Bube Mit seinem Körbchen auf dem Arm; Er geht, die kleinen Buckerdüken Und Blumen aus dem Walde frisch Den luft'gen Bechern anzubieten, Mit leisem Schriff von Tisch zu Tisch.
Du armes Kind, daß von den Wangen Die Rosen du so früh verliert, Du kommt an meinen Tisch gegangen Und weißt nicht, wie mein Herz du rührt. Tief liegt in deinen bleichen Bügen, In deinem trüben Blick der Gram; Du mußt dem Drang der Dot genügen, Die früh auf dir zu laffen kam.
Du kommt mit Tränen nicht und Klagen Und haft den Schrei der Bot erstickt; Du kommt, den Kopf so folz getragen, Wenn auch das Auge fraurig blickt; Du geht nicht beffeln bei den Teuten, Für die dein Waarenschaz bereit; Du bringt ja ihnen Süßigkeiten, Dek Teben schon voll Bitferkeit.
Der blonde Knabe.
Von M. Titus.
Du wandelst schon auf dunklem Wege, Wo sich noch keine Blume fand, Doch hat in liebevoller Pflege Gerüstet dich der Muller Hand; Sie hat dich rein und neft gekleidek Und zierlich dir dein Haar gekämmt; Sollst du nicht zeigen, wie sie leidek Und wie die Bot ihr Herz beklemmt?
Ich mag dich um dein Tos nicht fragen Und wer dich hat hierher gesandt, Db dir in deinen jungen Tagen Schon fehlt des Vaters freue Hand; Bb du zu füßer Ruhe legen Dein müdes Haupt magt in der Nacht, Db man dich nicht empfängt mit Schlägen, Wenn du zu wenig heimgebracht!
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Denn was du mir auch könntest künden Und wo auch deine Wiege and Das Eine wird sich immer finden: Die Dot hat dich hinaus gesandt. Staff dich zu freu'n am füßen Spiele Im duff'gen Wald, im grünen Feld, Kämpft du schon tapfer im Gewühle, Du kleiner Mann, du kleiner Held!
Vielleicht bist du das eing'ge Hoffen Perla'ner Tieben, nur noch du, Die grausam das Geschick getroffen; Da greifft du ohne Bögern zu. Du frägt, was Großen off zu schwi Ruf deinen Schulfern weich und zar Du sorgt und hastest schon begierig, Du bist ein Held von selkner Mrt. Wo solche schwere Taft des Lebens Muf tarte Kindernacken fällt, Da ist du profeftirst vergebens, Philister! die verkehrte Welf! Des Mannes Kraft dem Weltgetrie Im Kampf ums Dasein rauh und Dem Kind daheim die Mutferliebe, Die sonnig warm vom Herzen quil Ich reiche meine kleine Gabe Dir gern als meinen schuld'gen Bo Dun geh, mein blondgelockter Knal Geh nur, mein Herz ist übervoll! Ich wünsche Sonnenhelle Tage
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Daß leider ich nur wünschen kan Dir auf die frühe Dual und Plage Fahr wohl, mein fapfrer kleiner
Nr. 1.