=

B

D

Sendling stießen sie auf die Desterreicher, die ein großes Blutbad unter ihnen anrichteten und damit den Aufstand niederschlugen. Der Stu­diosus Plinganser brach sein Schwert entzwei" und floh, die antiken Helden schlecht kopirend. Die unglücklichen Baiern wurden, wo sie sich rührten, von den Desterreichern blutig niedergeworfen und das Land wurde mit noch größerer Härte behandelt als zuvor. Ueber den Kur­fürsten ward die Reichsacht verhängt. Im Frieden von Rastatt  ( 1714) wurde der Kurfürst wieder in Baiern eingesezt, allein die Niederlande  erhielt er nicht. Er regierte leidlich liberal, aber finanziell nicht glück­lich und hinterließ eine Schuld von dreißig Millionen. Ludwig I.   hat ihm ein Denkmal sezen lassen, während ein Denkmal zu Sendling   an die Bauern erinnert, die sich für ihn opferten.

Unser Bild, eine Episode aus der Schlacht von Sendling   dar­stellend, ist eines der meisterhaften und interessanten Bilder des be­rühmten Künstlers Defregger  , jenes genialen Tyrolers, der die ker­nigen und kraftvollen Söhne der Gebirge so lebenswahr darzustellen weiß.

Das Land hatte sich erhoben, die Bauern hatten Verbindungen mit den münchener Bürgern angeknüpft und rückten auf die Hauptstadt los. Sie waren schlecht bewaffnet und der Verrat legte ihnen überall Fallen. Die Desterreicher waren benachrichtigt worden, so daß es nicht gelang, München   zu überfallen, wo sich auf Verabredung zugleich die Bürger erheben sollten. Die Bauern nahmen den Jjarbrückenturm und er­oberten sechs Geschüze; allein die festen Tore der Hauptstadt blieben verschlossen; die Glocken läuteten nicht und keine Raketen stiegen auf. Die Oesterreicher hatten die im Einverständnis mit den Bauern be­findlichen Bürger entwaffnet und die Bauern stürmten vergebens gegen die festen Mauern und Tore an. Ein Kugelhagel empfängt sie; sie müssen weichen und werden nach Sendling   zurückgedrängt, wo auf dem Kirchhof das große Blutbad unter ihnen angerichtet ward.

Das Defreggersche Bild stellt die Erstürmung des Jsarbrückenturms dar. Die Baiern   stehen ratlos vor dem festen Turm, aus dessen Schießscharten der Tod ihnen entgegenblizt. Aber da kommt der riesige Schmied von Kochel  *), der Schmied Baltes" genannt, eine volks­tümliche Heldengestalt, die in Liedern gefeiert heute noch im baierischen Bolke lebt. Mit seinen nervigen Armen ergreift er eine schwere Wagen­deichsel und sprengt in wuchtigem Stoß das Tor. Ueber dessen Trim­hinweg wird der feste Turm genommen. Allein auch des Schmied Baltes" herkulische Kraft konnte den Bauern nicht zum Siege ver­helfen; er fiel mit seinen Söhnen auf dem Kirchhof von Sendling unter den Kugeln der Desterreicher. Sage und Dichtung haben den urkräf­tigen Alten verklärt, und der Künstler der Gebirge hat sein Genie ge­liehen zur Verherrlichung des Volksmanns, in dem sich der Volkskarakter jener Zeit wie aus einem Guß darstellt.

mer

W. B.

27

Profit einstecken könnten. Die Rolle, welche die kalifornischen Unter­nehmer gespielt haben, indem sie die einheimischen Arbeiter zugunsten der Chinesen brodlos machten, ist eine nicht minder schmähliche als die der chinesischen   Menschenhändler, die ihre Stammesgenossen wie eine tote Waare exportiren". Der Staat hat sich endlich dem Andrängen der Volkswünsche gefügt und die weitere Einfuhr verboten, einstweilen aber hat Kalifornien   eine ganz bedeutende Anzahl von Chinesen auf­genommen, die ja an sich ganz fleißige Leute sind, aber bewirken, daß eine Menge einheimischer Arbeiter in Kalifornien   nicht mehr existiren fann. Es war keine weise Politik von seiten der Leiter des noch so jungen Kalifornischen Staatswesens, die Chinesenfrage" so weit ge­deihen zu lassen. Denn die Chinesen geben eine schlechte Basis für einen jung emporblühenden Staat ab. Indessen haben die Versuche gewiffenloser Menschenhändler und geldgieriger Unternehmer, auch Europa   mit der" Chinesenplage" zu begliden, noch nicht aufgehört. Zunächst sind nach England Schiffe mit chinesischen Arbeitern ab­gegangen; man hat aber weiter nichts vernommen. Wenn die zentral­asiatische Bahn einmal ausgeführt werden sollte, dann wird man wohl auch den Versuch machen, Europa   mit chinesischer Menschenwaare" zu überschwemmen. Die Gesezgebung wird dann dagegen Front machen müssen, da man unmöglich wird ruhig zusehen können, wie unsere Arbeiter von den Chinesen brodlos gemacht werden. Im übrigen wird dies Gebahren der Unternehmer den Staat immer mehr zwingen, auf eine praktische und umfassende Ausbildung seiner wirtschaftspoliti­schen Gesezgebung bedacht zu sein. W. B.

"

Für unsere Hausfrauen.

Plaudereien für die Küche. Von O. Culinarius.

I. Rob oder gekocht?

Der Nuzen des Kochens ist wahrlich kein leerer Wahn! ist man berechtigt auszurufen gegenüber den auch in der neuesten Zeit noch häufig anzuhörenden Empfehlungen des Genusses rohen Fleisches und der Anpreisung der dreiviertelsrohen Erzeugnisse der desgleichen drei­viertelsbarbarisch gebliebenen englischen Küche.

-

Ihr Kind ist skrofulös und von schlechter Gesichtsfarbe, weil es schlecht genährt ist, werte Frau; nähren Sie es mit geschabtem rohen Ochsenfleisch", so kann man heute noch manchen Arzt reden hören. Merkwürdig! Einunddreißig Jahre sind es her, seit der zittauer Arzt Küchenmeister nachwies, daß die sogenannte Schweinefinne nichts weiter ist, als ein Bandwurmjüngling, der durch den Genuß rohen Fleisches( gleichviel ob gehackt oder ungehackt), rohen Schinkens und ungekochter Würste, in den menschlichen Körper übergeführt, sich beeilt, ein Bandwurmmann zu werden oder, richtiger, sich zu einer mächtigen Heersäule von Würmern zu entwickeln, da ja der Bandwurm nicht ein Tier ist, sondern eine Kette von Schmarozern darstellt.

Nebenbei gesagt in einer Plauderei für die Küche ist solch'. eine Abschweifung sicherlich gestattet!- ist es eigentlich undankbar von den Menschen, daß sie den Bandwurm so arg hassen und verfolgen, denn er hat schon manchen Feinschmeckern einen für sie köstlichsten Genuß bereitet, Gaumengenuß, erschrecken Sie nicht, verehrteste Damen, der Bandwurm ist wirklich eßbar und eine der feinsten Delikatessen, die es gibt.

-

Das Chinesenviertel in San Franzisko.( Illustration S. 21.) Nach harten Kämpfen hat etwa vor einem Jahre der Senat der Ver­ einigten Staaten   von Nordamerika   das Gesez gegen die Einfuhr" der sogenannten Kulis, d. h. chinesischer Arbeiter, besser gesagt Sklaven angenommen, welches dahin geht, daß dieser Import" auf zehn Jahre unterbleiben soll. Diese Kulis sind bekanntlich von spekulativen chine­fischen Kaufleuten in Masse ausgeführt worden, und sie fanden sich um so eher bereit, als tatsächlich in China   bei seiner zahlreichen Bevölkerung von fünfhundert millionen Köpfen und bei seinen elenden sozialpoliti­schen Zuständen die Hungersnot in Permanenz besteht. Die Lebens­haltung der Chinesen steht unglaublich tief; ein chinesischer Arbeiter lebt von Reis und Wasser und kann deshalb mit einem Lohn auskommen, mit dem ein weißer, an bessere Kost gewöhnter Arbeiter unmöglich zufrieden sein kann. Die chinesische   Konkurrenz mußte daher für die amerikanischen   Arbeiter in Kalifornien   eine geradezu vernichtende sein, da ja die Chinesen in Masse dorthin verschickt" wurden und die Unter­nehmer in Kalifornien   sich natürlich in gewohnter Weise nur um ihren Vorteil kümmerten und den vorzogen, der am billigsten arbeitete. Bald waren die Chinesen in solcher Masse da, daß sie einen ganzen Stadt­teil bevölkern konnten. In diesem Viertel richteten sie sich ganz nach chinesischem Brauch ein und vor allen Dingen behielten sie den lieben Schmuz bei, der in China   zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehört. Sie sonderten sich von der übrigen Bevölkerung ab und bildeten eine Gemeinschaft für sich, innerhalb deren sie nur sehr schwer dazu zu bringen waren, die kalifornischen Landesgeseze anzuerkennen; sie sollen unsere Gourmands so leidenschaftlich gern essen? fogar ihre eigene Justiz gehabt und insgeheim Todesurteile vollstrect haben. Das Chinesenviertel ist von einer großartigen Prostitution be­völkert, und man kann nicht sagen, daß diese Chinesen mit ihrer Be­dürfnislosigkeit, ihrem Schmuz und ihren ansteckenden Krankheiten etwas Nüzliches nach Amerika   gebracht hätten. Ihre steigende Anzahl begann bei den weißen Arbeitern alle möglichen Befürchtungen hervorzurufen, die sich nur zu bald bestätigten. Die Chinesen drangen rasch in die meisten Industriezweige ein und bald waren aus mehreren derselben die einheimischen Arbeiter fast ganz verdrängt; so aus der Tabaks­induſtrie, der Schuhwaaren- und Kleiderfabrikation. Die Aufregung unter den einheimischen Arbeitern war eine allgemeine, und man wen­dete sich an die Gesezgebung. Man sagte sich mit Recht, daß man die armen Kulis selbst, als die Opfer barbarischer Zustände, nicht mit Haß verfolgen könne, daß es sich aber hier um einen Interessenkampf handle, bei dem der Staat nicht dulden könne, daß die einheimischen Arbeiter auf die Straße geworfen würden, nur damit einige Unternehmer mehr

Haben Sie schon einmal etwas von Schnepfendred gehört? Doch gewiß! Bejagter Schnepfendreck Schreiber dieser Zeilen hat die häßliche Bezeichnung nicht erfunden, er würde die fragliche Leckerei richtiger und minder abschreckend Schnepfenfüllsel genannt haben­besagten Schnepfendreck also werden Sie bislang höchst ungerechterweise im Verdacht gehabt haben, daß er aus den Darmentleerungen des hochgeschäzten Sumpfvogels, den man Schnepfe nennt, bestehe. Gott  behüte! Der Schnepfendreck besteht vielmehr aus nestartigen An­häufungen eines kleinen netten Bandwurms in den Eingeweiden der Schnepfe; nicht wahr, nun können Sie Sich erklären, warum ihn

*) Rochel, ein fleines Dorf am Kochelsee bei Tölz  .

-

Doch zurück zu dem unentwickelten Bandwurmkinde, der Finne. Nicht nur vom Schweine kann man sie beziehen. Auch die Rinder, Rehe, Bären, Hunde, Affen und Ratten und noch andere Tiere erfreuen sich zuweilen ihres Besizes, aber bei weitem nicht so häufig als das Schwein.

Kaum war sie in ihrer Gefährlichkeit völlig entlarvt, so kam man einer andern Verbrecherin, welche sich gern durch rohes Schweine­fleisch in unsern Körper einschmuggeln läßt, auf die Spur; 1860 nämlich wurde die Trichine als für den Menschen äußerst gesund­heitsgefährlich, unter Umständen tötlich wirkend erkannt.

Seitdem ist festgestellt worden, daß das Fleisch der warm= blütigen Tiere stets gesundheitsschädlich wirken kann, wenn es der Mensch ungekocht, auch in der Form von Schinken oder Würsten, genießt. Trozdem sind die rohen Schinken, die Würste und das rohe Fleisch von unsern Speisekarten und Speisetischen noch lange nicht ver­drängt, obschon es ein öffentliches Geheimnis ist, daß die in neueſter

Zeit amtlich eingeführte Fleischschau auch noch keine vollkommene Ge­

währ bietet, daß man stets nur finnen- und trichinenfreies Fleisch zu taufen bekommt."