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melinpelzwerk. In den ersten Frühlingsmonaten wird die weiße Hautbedeckung mit Braun gefleckt, bis sie im Mai wieder die Sommerfarbe annimmt. Bei einigen Tieren werden die hellern Farben im Winter noch bleicher, wie bei den Renntieren und Rehen; die schwarzbraune wird hellbraun, mit Grau gemischt bei dem Elen, die rötlichbraune wird graubraun bei dem Hirsche. Unter den Vögeln sind solche Veränderungen der Farbe des Gefieders sehr häufig und haben die Naturforscher nicht selten verleitet, Vögel einer Gattung für verschiedene Arten zu halten. Das Schneehuhn( Tetrao lagopus) hat in den nordischen Hoch­gebirgen im Sommer ein aschgraues Gefieder mit kleinen dunkeln Flecken und Streifen. Im Winter verschwindet die dunkle Farbe, und das Gefieder wird ganz weiß. Ist der Winter sehr gelinde, so ist diese Veränderung zuweilen nur unvollkommen, und es bleiben nur einige dunkle Flecken zurück. Im Frühling wird das Wintergewand wieder gefleckt und der Vogel verliert viel von seiner Schönheit. Auch das erste Gefieder der Jungen ist wie bei den Alten und wird bei Annäherung des Winters weiß. Bei den Wasservögeln hat man ähnliche Veränderungen der Farbe des Gefieders bemerkt. So hat das schwarze Taucher­huhn im Sommer eine rußigschwarze Farbe mit einem weißen Fleck auf den Flügeln, im Winter aber verschwindet die schwarze Farbe und das Gefieder erhält aschgraue Flecken auf weißem| Grunde. In nördlichen Gegenden, z. B. in Grönland , wird dieser Vogel im Winter ganz weiß. Bei manchen Vögeln be­merkt man eine solche Veränderung nur in einem kleinen Teil des Gefieders. So hat der Alt( Alca) während des Sommers schwarze Flecke am Kopfe und Halse, im Winter aber wer­den diese Teile grauweiß. Auch gibt es mehrere Vögel, bei welchen eine Verschiedenheit in der Farbe des Gefieders im Sommer und Winter stattfindet, wiewohl sie nicht so auffallend ist, als in den angeführten Beispielen. Die Sommerfarbe ist glänzend und lebhaft, die Winterfarbe dunkel.

Diese Umstände müssen zu der Frage führen, woher diese Veränderungen der Farbe in der Hautbedeckung entstehen. Einige Naturforscher haben geglaubt, daß diejenigen vierfüßigen Tiere, welche wie der Berghase und das Hermelin im Winter weiß werden, ihr Haar zweimal im Jahre abwerfen; im Herbst, um den Sommerpelz, und im Frühling, um den Winterpelz abzu­legen.

Diese Meinung scheint jedoch keineswegs durch wirkliche

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Beobachtungen unterstüzt zu werden, und ebensowenig kann man einen Grund dafür in ähnlichen Erscheinungen im tierischen Leben finden. Beobachten wir, wie das menschliche Haupthaar bei Annäherung des Alters grau wird, so bemerken wir leicht, daß diese Veränderung nicht durch Wachsen eines neuen Haares von weißer Farbe, sondern durch eine Veränderung der Farbe des alten Haares entsteht. Aus diesem Umstande können wir die Folgerung ziehen, daß die Umwandlung der Farbe bei den Haaren der Tiere im Winter aus einer Veränderung der Farbe jener Absonderungen in den Haarzwiebeln, welche das Haar nähren, oder vielleicht dadurch entsteht, daß die Absonderung eines färbenden Stoffes vermindert wird oder ganz aufhört. Entstände die Veränderung der Farbe durch das Wachsen neuer Haare, so müßte bei denjenigen Tieren, welche in ihren Haaren verschiedene Uebergänge von Farben zeigen, wie z. B. das Hermelin, im Frühling von Weiß durch Gelb in Braun, das Haar mehrmals im Jahre abgeworfen werden. Aber wie ent steht die Veränderung bei den Vögeln? Wir haben gehört, daß das junge Schneehuhn anfänglich ein geflecktes Gefieder hat, wie das alte. Es wird weiß im Winter und wieder geflect im Frühling; es müßte daher, wenn die Veränderung der Farbe durch Mausern entstände, dreimal binnen zehn Monaten neue Federn erhalten. Dies wäre ein Aufwand von Lebenskraft, den schwerlich ein Vogel aushalten könnte. Ausgewachsene Vögel müßten unter jener Voraussezung zweimal mausern. Man darf daher annehmen, daß die Veränderung der Farbe in den alten Federn vor sich geht, da sie von dem gewöhnlich jähr lichen Mausern der Vögel unabhängig ist. Ueberdies bemerken wir auch, daß die Farbe anderer Teile der Vögel, z. B. der Füße und des Schnabels, sich nach den Jahreszeiten verändert. Sowie bei diesen Teilen eine Veränderung in den färbenden Absonderungen stattfindet, kann es auch bei den Federn sein. Diese Meinung wird auch durch Beobachtungen unterstützt. Ein britischer Naturforscher untersuchte einen zu Ende des Februar geschossenen Alk, der am unteren Teile des Kopfes noch das weiße Wintergefieder hatte, während die Federn am Halse schon dunkler geworden waren, unten und in der Mitte eine schwärz lichgraue Farbe, an den spizen aber immer noch die weiße hatten und der Uebergang von der schwarzen zur weißen durch die graue Farbe ging.

( Schluß folgt.)

Kulturkampf sonst und jezt.

Von Wilhelm Blos .

Die Stärke der großen kirchlichen Gemeinschaften besteht darin, daß sie es verstanden haben, ihre Interessen mit denen der jeweiligen Regierungen in Einklang zu bringen. Die eigen­tümliche Beschaffenheit der meisten Staaten hat dies leichtge­macht. Denn fast überall ruht die Regierungs- und Staats­gewalt in den Händen einiger wenigen Personen, die nur dadurch in ihren politischen Handlungen beschränkt sind, daß sie bei gewissen Angelegenheiten die Zustimmung der Parlamente einzuholen haben; in sehr wenigen Staaten nur nimmt die Masse der Staatsbürger selbst an der Regierung, Verwaltung und Gesezgebung Teil. Wo dies leztere der Fall ist, da ist die Macht der Kirche gewöhnlich nur eine geringe, denn die Masse der Staatsbürger ist nicht geneigt, die Staatsgewalt den Interessen der Kirche dienstbar zu machen. Umgekehrt fühlt sich eine Regierung, die aus wenigen bevorzugten Personen besteht und die gesammte Staatsgewalt in sich konzentrirt, immer versucht, für ihre Stellung gegenüber der Masse überall Stüzen zu suchen und die Kirche ist stets gern bereit, eine solche Stüze, für die entsprechenden Gegendienste, abzugeben.

lichen Gemeinschaften. Die Kirchen der zivilisirten Völker traten in ihren Anfängen auf als einfache Parteiungen, als religiõe Sekten, deren Programm ihre religiösen Dogmen und Tradi tionen waren. Je nach den Zeitumständen und nach der ihne innewohnenden historischen Berechtigung gingen diese Parteiunge im Strudel der Zeitkämpfe wieder unter, oder sie erstarkten und gewannen an Boden. Gewöhnlich trat ihnen die beſtehende Staatsgewalt erst entgegen, da sie eben mit dem alten Reli gionssystem verbündet war, das durch die neue Parteiung gestürzt werden sollte. War diese mächtig genug, den Ver folgungen seitens der ursprünglich herrschenden Gewalten widerstehen, und gewann sie Anhang in den Massen, so war die Regierungen stets flug genug, dem neuen Religionssyste dieselben Rechte einzuräumen, wie dem alten, oder gar das alt zu Gunsten des neuen aufzugeben. Indem der Staat Offenbarungen anerkannte und unter staatlichen Schuz stellt erhob er die kirchlichen Gemeinschaften über die anderen tischen Parteien, indem er ihnen ein Machtfülle verlieh, jene nicht besaßen. Der Staat lich seinen mächtigen Arm, Dieses Verhältnis mußte ein sehr wechselvolles sein, je nach die religiösen Dogmen gegen die Angriffe der Freigeisteru den Gesinnungen und Interessen der Regierungen und der kirch- der kezerischen Kritik, wenn nötig, mit materiellen Mittel

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