Dies widerspruchsvolle politische System bedarf keiner weiteren Kritik; man sieht auf den ersten Blick, daß von den persönlichen Eigenschaften des Herrschers alles abhängt, ein System, das einem Lande vielleicht zeitweilig, aber nie auf die Dauer heil­sam sein kam. Im übrigen nahm Friedrich II. die aus anderen Ländern vertriebenen Angehörigen fezerischer" Religionsgemein­schaften in seinen Ländern auf und erfüllte damit bis zu einem gewissen Grade sein Wort:" In meinen Staaten kann jeder nach seiner Façon selig werden"; er war im ganzen der Geistlichkeit nicht hold, da sie sich aber in die Verhältnisse zu schicken wußte, ließ er sie innerhalb ihrer Machtsphäre ungestört. Bald nach seinem Tode gewann der Pietismus in Preußen wieder domi nirenden Einfluß.

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Ungleich weiter ging sein Bewunderer und Nachfolger Joseph II. , dessen Kulturkampf ein um so schwierigeres Unter­nehmen war, als Joseph fast über lauter katolische Länder herrschte. Joseph war schon seit 1763 Mitregent seiner Mutter Maria Theresia und mußte bis zum Tode derselben das pfäf fische Regiment ertragen, welches für die Regierungszeit Maria Theresias karakteristisch ist. Joseph hatte neben unbestreitbaren Tugenden auch große Fehler an sich; er war von leidenschaft­lichem Verlangen nach kriegerischem Ruhm erfüllt und hätte in seiner Sucht, Baiern an Desterreich zu bringen der Ab­rundung halber" lautete das schöne Motiv Deutschland mehrmals nahezu in verheerende Kriege gestürzt. In diesem Punkt war seine fromme Mutter flüger als er. Als er 1780 alleiniger Herrscher seiner Staaten wurde, ging er sofort mit einer Reihe von grundstürzenden Neuerungen vor. Er hob die Leibeigenschaft auf und erließ 1781 das berühmte Toleranz­edikt, welches die Protestanten den Katoliken der Habsburgi­schen Monarchie völlig gleich stellte. Die Klöster, von denen Desterreich wie von einem großen Spinnennez bedeckt war, wurden um die Hälfte verringert, die der Bettelorden sämmt lich aufgehoben. Die Wallfahrten wurden beschränkt; ferner richtete man ein Generalseminar für die Ausbildung katolischer Teologen ein, die Joseph von dem römischen Stuhl ganz unab­hängig zu machen bestrebt war. Auch die Zensur ward abgeschafft.

Man sieht, Joseph ging ziemlich energisch vor. Aber sein Kulturkampf" war nur ein halbes Wert. Denn wenn er die Klöster als überflüssige Institution ansah, warum ließ er die Hälfte derselben bestehen? Er traf mit seinen Maßregeln wohl einige der äußeren Wirkungen, welche die Machtstellung der Kirche mit sich brachte, aber die Quellen der kirchlichen Macht ließ er unberührt. Er erhob sich nicht zu dem Gedanken, daß wahre Religions- und Gewissensfreiheit nur da bestehen kann, wo allen religiösen und sonstigen Ueberzeugungen volle Freiheit der Aeußerung gegeben ist, aber ohne daß eine oder die andere vom Staate bevorzugt wird und dies dann benüzt, um die anderen zu unterdrücken und zu verfolgen. Der Kampf Josephs gegen Rom blieb daher ohne sonderliche Bedeutung. Denn da der Katolizismus nach wie vor die herrschende Staatsreligion war, so wollte es doch wenig bedeuten, wenn in einzelnen amt­lichen Aktenstücken die Parole Los von Rom !" ausgegeben wurde.

Diese Reformen, die, im Lichte ihrer Zeit betrachtet, auch wenn sie von oben kamen, eine Reihe von kühnen Neuerungen enthielten, wurden in vielen Kreisen schon von vorneherein da­durch unsympatisch, daß sie auf Grund der absoluten Fürstengewalt eingeführt wurden. Denn Joseph war ein Vertreter des auf geklärten Despotismus"; er war ein entschiedener Gegner alles konstitutionellen Wesens und auf die möglichste Befestigung der absoluten Regierungsgewalt des Monarchen bedacht. Dadurch empfand man bei der Einführung der Joseph'schen Reformen so recht, wie viele Pflichten und wie wenig Rechte das Volk

in Desterreich hatte.

Joseph war in seinen Staaten gar nicht so sehr beliebt, wie höfische Geschichtsschreiber glauben machen wollen. Denn zunächst erbitterte er dadurch, daß er seine nach Sprache, Sitten, Abstammung, Nationalität so verschiedenen Länder alle nach dem gleichem Schema regieren und aus der österreichischen Monarchie einen zentralistischen Einheitsstaat machen wollte. In den nieder­

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ländischen resp. belgischen Provinzen, die damals noch östers reichisch waren, achtete er die alten Rechte der Stände gar nicht, obschon er die ,, Joyeuse entrée"( fröhlicher Einzug) beschworen hatte, welche seine belgischen Provinzen vom Gehorsam gegen ihn entband, sobald er die Zustimmung der Stände bei seinen Neuerungen nicht einholte. Sodann wollte Joseph über die Güter der aufgehobenen Klöster ganz allein bestimmen und er bitterte dadurch die Belgier noch mehr. Gewalttaten, wie die skandalöse Behandlung des Kaufmanns Hondt in Brüssel , fonnten unter Josephs Regierung ganz ungestraft vor sich gehen.

Auch das Toleranzedift blieb zum größten Teil nur ein interessantes Aftenstück. Die Regierung Josephs war nicht frei von religiösen Verfolgungen. Wenn man Leute fand, welche weder dem Katolizismus noch dem Protestantismus angehörten, so wurden sie strenge und grausam verfolgt. In Böhmen und Mähren gab es einige harmlose Sekten, die als Deisten be zeichnet wurden; es waren also keine Ungläubigen". Wenn diese sich nicht bekehren ließen, so bekamen sie Stockprügel man steckte die Männer in die Armee oder man verpflanzte" die Familien nach Siebenbürgen und Galizien . Kinder wurden von ihren Eltern getrennt, das Glück von Tausenden mutwillig zerstört.

Es sei hier nur ein Belegstück angeführt. In einem mäh rischen Dorfe hatte man drei Familien entdeckt, welche weder Katoliken noch Protestanten waren, aber au einen allmächtigen Geist" glaubten, der Gnade spenden und nach dem Tode eine Vergeltung der Handlungen im Leben eintreten lasse. Dieje armen Menschen wurden in langwierige Untersuchungen ver wickelt; zunächst wollte man sie des Landes verweisen; käme sie zurück, so sollten ihnen nach dem Beschlusse des Kreis amtsverwesers zu Brünn Nasen und Ohren abgeschnitten werden. Dann beschloß man sie zu bekehren, und wenn da nicht ginge, sie als Deisten zu behandeln und ihnen ihre Kinde abzunehmen. Da die Behörden sich nicht einigen konnten, riefe sie die Entscheidung des Kaisers an. Diese erfolgte am 19. Augu 1786 und lautete wörtlich:

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Diese sind lediglich wie die Deisten zu behandeln; den ob man einen Gott ohne Religion oder eine Religion ohne Go behauptet, so ist eines so absurd wie das andere. Indes sind die Männer mit vierundzwanzig Stockstreichen, und die Weiber mit vierundzwanzig Rutenstreichen legen, weil sie sich unterstanden haben, sich so nennen und sie sind dann nach Hause zu schicken. Sollte sie dennoch in ihrem Irrtum hartnäckig beharren, und sich 3 feiner Frequentirung eines oder des anderen Gottesdienstes geduldeten Religionen herbeilassen wollen, so sind sie ohne weitere nach dem Beispiel der Deisten an das Militär nach Ungar zur Verteilung abzugeben, ihre Häuser und Grundstüd aber müssen während der Minderjährigkeit ihrer sämmtliche zurückbleibenden Kinder durch eigens bestimmte Vormünde besorgt werden, sowie auch die Herrschaft auf den Unterri und die Verpflegung dieser Kinder zu sehen haben würde. D Kreisverweser Stephan aber, der von Nasen- und Ohrenab schneiden redet, und aus dessen Untersuchung nichts als Unfin und Dummheit hervorleuchtet, ist von seinem Verweseramt entlassen, auch ist dem Gubernio gemässenst zu verweisen, daß diesen Menschen zum Kreisamtsverweser ausgewählt, ihn solchen Untersuchung ausgeschickt und anstatt die ausgefallen Relazion zu Rechte zu weisen und die Berichtigung derselbe aufzutragen, es vielmehr seine Meinung darauf gefaßt habe Nun, man weiß nicht, ob die Trennung der Familien eben so schlimm ist, wie Nasen- und Ohrenabschneiden. Erlaß Joseph II. ist so karakteristisch, daß eine Kritik überflüssig ik

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Und das unter der Herrschaft des Toleranzedikts, welche " Duldung in allen Religionssachen" aussprach!

Diese Dinge und noch manches Aehnliche machten die Voll massen dem Reformkaiser" abgeneigt, und einzelne Anekdote wie vom Bauer, dem Joseph den Pflug abnahm, um selbst pflügen, konnten ihn nicht beliebter machen. Man sah die felt same Erscheinung, daß sich von den Bischöfen und sonstige

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