Batermörder. Bourdon hatte bei einer Schlägerei mit den Angeklagten, die er obendrein provozirt hatte, eine Beule am Kopf und einen leichten Bajonnetstich am Arm erhalten. Am 8. Oftober guillotinirte man Charlotte Routan, ein lediges Frauenzimmer von zweiundzwanzig Jahren"; mit ihr die Zwillingsbrüder und Ochsenhändler Bellanger, weil sie die Tat der Charlotte von Corday gepriesen. Beim großen Prozeß der Girondisten   änderte man das Verfahren des Tribunals. Fouquier- Tinville geriet durch die geschickte Verteidigung der Girondisten   in Verlegenheit, und nun beschloß der Konvent, die Geschworenen hätten jederzeit das Recht, sich für genügend informirt zu erklären und dadurch alle weiteren Verhandlungen abzuschneiden. Dieses Gesez wendete man sogleich auf die Girondisten an, ließ sie nicht weiter zu Wort kommen und hörte auch ihre Verteidiger nicht an. In vierzig Minuten fällte am 31. Oktober der Henker die einundzwanzig Köpfe der Gi­ rondisten  .

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Viele Frauen suchten sich zu retten, indem sie nach der Berurteilung angaben, daß sie schwanger seien. Gewöhnlich erlangten sie dadurch einen Aufschub; dann wurden sie der ärzt­lichen Untersuchung unterworfen. Konnte die Schwangerschaft nicht sicher konstatirt werden, so war die Verurteilte dem Beil verfallen. Die Schriftstellerin Olympia de Gouges  , eine An­hängerin der Girondisten  , war wegen Preßvergehens zum Tode verurteilt. Sie erklärte sich für schwanger; allein der Gefängnisarzt sagte, die Gefängnisordnung schlösse jeden Um­gang mit Männern aus und die achtunddreißigjährige Girondistin mußte sterben. Die Beschaffenheit der Gefängnisse schloß übrigens den Verkehr zwischen den beiden Geschlechtern keineswegs aus. Um 6. Oftober 1793 wurde eine arme Seidenarbeiterin, Marie Coutelot hingerichtet, weil man bei ihr einen Brief fand, in dem sie sich unehrerbietig über die Stadt Paris   und deren Gemeinderat ausgedrückt. Mit ihr starb Dr. Adam Lux aus Kostheim   bei Mainz  , Abgeordneter des demokratischen Mainz  , der sich in die Corday verliebt, ihr Andenken gepriesen und durch den Ausspruch:" Sie ist größer als Brutus!" sich eine Anweisung auf das Schaffot erworben hatte. Der Kopf einer Frau Dübot, die schon länger verurteilt war, aber sich für schwanger ausgegeben hatte, fiel gleichfalls in diesen Tagen.

wurden vier Schneidergesellen hingerichtet. Am 12. Januar schlug man einer vierunddreißigjährigen Prostituirten den Kopf ab. Dazwischen fällt eine große Anzahl von Hinrichtungen von Adeligen, Geistlichen, Militärs, Beamten und reichen Leuten. Wir können nicht auf jeden einzelnen Fall eingehen, sondern wir wollen zeigen, wie sich das Schreckenssystem seine meisten Opfer mitten aus der Masse des Volkes herausholte.

Mit den Herrschaften richtete man gewöhnlich auch die Dienerschaft hin. So am 21. Dezember eine sechzigjährige Frau mit ihrer dreißigjährigen Dienstmagd; mit ihnen einen Schuster Namens Hortier, dreiunddreißig Jahre alt. Der Kammerdiener der Dubarry mußte natürlich auch daran glauben. Unter den Hingerichteten sind viele Deutsche. Am 24. Dezember fällt der Kopf einer einundvierzigjährigen Berlinerin Namens Karoline Adam, die in Paris   ansässig und Witwe war; am 25. März schlachtet man drei Arbeiter aus Merzig   bei Trier  , einen Leine­weber Namens Kurt, einen Tagelöhner Namens Kurt und einen Strohdachdecker Namens Kurz.

Alles fällt bunt durcheinander; auf den General   Biron folgen drei Frauen, Frau Jolivet und Frau Narret; als dritte eine lustige Wienerin, Rosalie Albert, die als Freudenmädchen im Palais Royal   ihr Wesen trieb. Auf den Marschall Luckner. folgt ein armer Seifensieder. Am 7. und 8. Januar 1794 fallen wieder zwei Frauen, eine Frau Bettinger aus Brüssel  und Frau Faucher aus Paris  , leztere, weil sie Abonnements für ein royalistisches Blatt angenommen. Am 16. Januar starben zwei junge Frauen und ein Friseur; ein Schreiber mit ihnen, weil er den Konvent beschimpft hat. Im Laufe des Januar wurden noch vier junge Frauen guillotinirt. Im Februar starben neun Frauen auf dem Schaffot; darunter zwei Nonnen, eine Bäuerin und eine Marquise; außer Adeligen und Beamten finden sich unter den Opfern des Februar mehrere Pastetenbäcker, Trödler, Kutscher, Soldaten, Friseure, Tagelöhner und Bauern. Am 2. März starben aus einem Dorfe der Pfarrer, der Bür­germeister, zwei Bauern, ein Hufschmied, ein Holzschuhmacher und ein Müller. Am 6. wird mit den Generalen Chancel und Devaine ein sechszigjähriger Bauer hingerichtet.

So geht es fort. Wir können nur noch hervorragende Bei­spiele aufzählen. Am 17. März fällt der Kopf eines armen Dienstmädchens mit den Köpfen zweier Bauern und zweier Lud­

Am 6. Oktober fiel der Kopf des Prinzen Louis Philipp von Orleans, genannt Egalité. Man wird diesem zwei- wigsritter. deutigen Menschen kaum eine sympatische Seite abgewinnen

Ende März und Anfang April kommen wieder berühmte

fönnen, aber er hat doch die Justiz des Revolutionstribunals Opfer, die Hébertiſten und Dantonisten. Nach Dantons Tod  richtig farafterifirt mit den Worten: Da Ihr entschlossen erreicht das Wüten des Tribunals seinen höchsten Grad. Am wart, mich zu verderben, so hättet Ihr wenigstens 31. März wird Frau Champ- Laurier, weil sie die Hinrichtung bessere Gründe für meine Verurteilung suchen sollen." ihres Gatten als ein Werk der Tyrannei bezeichnet hat, sofort Mit Egalité starben ein General( Coustard), ein Parla- zum Tode verurteilt und enthauptet. Eulogius Schneider  , aus mentsmitglied, ein Wechselagent und ein armer Schlossergeselle. Wipfeld   bei Würzburg  , der im Elsaß   eine Schreckensherrschaft Bon berühmten Häuptern fielen nun rasch nacheinander das eingeführt hatte, fällt am 1. April mit einem Gewürzkrämer­den man pichisch mißhandelte, als man ihn zum Tode führte, zwanzigjährigen Gattin von Camille Desmoulins  ; mit ihr stirbt der Frau Roland, die mit antikem Mute starb, des alten Bailly, gehilfen. Am 13. April fällt das reizende Haupt der dreiund­dann die Köpfe von Barnave  , der zum Scharfrichter sagte: fielen die Köpfe der dreiunddreißig Einwohner von Verdun  , welche rechte niedergeschrieben hat," und Duport- Dutertre. Danu entgegengekommen waren. Es befanden sich außer den Spizen famen die zwei Girondisten   Kersaint und Rabaut Saint Etienne; der Stadt darunter zwölf Frauen, eine siebzigjährige Schusters=

müssen. Es differirt zwischen achtzehn und zweiundzwanzig

Sie schrie entsezlich, als man sie unter das Messer legte, suchte junge Mädchen, deren Alter schon die Henker hätte rühren sich zu wehren und starb feig. seltener. Man schlachtet meistens namenlose Opfer. Ein sterben drei junge Puzmacherinnen; mit ihnen ein Konditor­Nun werden die berühmten oder berüchtigten Opfer immer Jahren. Mit ihnen stirbt ein armer Winzer. Am 5. Mai junger Mann Namens Grondel stirbt, weil er auf eine Assignate bursche und drei Perückenmachergesellen. Am 8. Mai sterben sechsundvierzigjährige Lehrerin einer Armenschule. Zwei Schuh- Lavoisier.*) Am 10. Mai starben zwei sechszigjährige Nonnen macher aus Landau  , Suder und Flamand, werden am 2. De

geschrieben: Es lebe der König!"

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Mit ihm stirbt eine

achtundzwanzig Generalpächter, darunter der berühmte Chemiker

und eine siebenundsiebzigjährige Näterin. Am 28. Mai starben

zember hingerichtet, wegen schlechter Schuhe," die wahrschein- ein Winzer, ein Schneider und seine Frau, ein Tagelöhner,

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lich für die Armee geliefert worden waren.

*) Lavoisier   bat um einen Aufschub von vier Wochen, um eine Entdeckung, an der er arbeitete, zu vollenden. Aber Coffinhal, der feine Gelehrten!"

mit seinen zwei Söhnen hingerichtet; ihnen folgte ein giron- Präsident des Tribunals, schlug es ab mit den Worten: Wir brauchen Vandenyver, ein reicher Banquier aus Amsterdam  , ward distischer Abgeordneter Namens Noël. Am 9. Dezember 1793